Bernhard -- Teil 2
Autor: "Bernhard" bzw. "Katrin Elisabeth"
Copyright (C) (abgekupfert von Debbie Sanderson):
"Feel free to pass it around, archive it, repost it...
Please don't alter it, or charge for it.
Thanks."
Auf Deutsch (quasi woertlich uebersetzt):
"Nimm dir die Freiheit und reiche die Geschichte herum,
speichere sie, schicke sie weiter ... Bitte aendere sie aber nicht,
und verlange fuer sie auch kein Geld.
Danke."
WARNUNG bzw. VORWORT:
Gestern sah ich mir den neuen Kinofilm 'Forrester gefunden' an. William
Forrester wird in diesem Film als absolute 'Literaturlegende' dargestellt. Er
selbst, so zeigt der Film, habe nur ein Buch veroeffentlicht. Danach ist er
'untergetaucht' und eigentlich nie wieder in die Oeffentlichkeit getreten.
Diesen W. Forrester hat S. kennen- und moegengelernt.
S. sagte mal zu W. F.: "Die Leute lieben Ihr Buch!" Daraufhin W. F.: "Ich
habe es aber nicht fuer die Leute geschrieben ..."
Auch ich schreibe diesen zweiten Teil meiner 'Bernhard'-Geschichte nicht
fuer andere Leute. Ich schreibe ihn, weil mir danach ist -- nicht, weil ich
nach Lob oder Kritiken suche.
W. F. draengte S., der vor der Schreibmaschine sass und nicht wusste, wie
er anfangen sollte: "Tipp! Tipp!" Was fuer mich so viel bedeutet wie: "Lass
Deinen Gefuehlen und Emotionen freien Lauf!"
Forrester machte S. mal klar, dass ein Buch emotional beruehrend und
mitreissend zu sein habe. Daher muesse der erste Entwurf mit dem Herzen
geschrieben werden. Erst zum anschliessenden Bearbeiten duerfe dann der
Verstand verwendet werden.
---
Der Inhalt dieses zweiten Teils meiner 'Bernhard'-Geschichte ist inhaltlich
voellig anders als der Teil 1 mit dem Untertitel 'Beate sollte ich heissen'.
Werden im ersten Teil noch so gut wie gar nicht Reaktionen anderer auf
Bernhards Verhalten erwaehnt, so ist solch eine Zurueckhaltung in diesem
zweiten Teil nicht mehr vorhanden.
Dieser Text hier ist keineswegs als nett oder lustig zu bezeichnen. Er
konfrontiert vielmehr den Leser mit Intoleranz, Verachtung und Gewalt.
Warum ich so etwas ueberhaupt schreibe? Vielleicht aufgrund meiner
eigenen Angst vor unserer Gesellschaft. Vielleicht deshalb, weil ich
begriffen habe, dass die Welt 'in absehbarer Zeit' -- damit meine ich die
naechsten paar tausend Jahre -- nicht 'besser' wird. Vielleicht, weil vor ein
paar Tagen ein Maedchen namens Ulrike bei uns in Deutschland einem
Sexualtaeter zum Opfer fiel. Wobei, eigentlich bin ich froh, dass Ulrike
anscheindend doch relativ schnell in ihren Tod hat fluechten koennen. Denn,
wenn ich mich recht erinnere, so ist in dem Buch 'Kapuzenmann' von
Klaus-Peter Wolf schoen zu lesen, dass es auch Menschen gibt, die ganz
einfach Spass daran haben, Kinder sehr langsam und schmerzhaft zu Tode
zu foltern. Dabei werden diese Kinder gefilmt und diese Filme werden dann
fuer utopische Geldbetraege verkauft.
Gestern lautete die Schlagzeile der ja so beliebten Bildzeitung, 'Wo warst
Du, Gott?', und schrieb mal wieder ueber Ulrike. Seien wir doch mal
ehrlich, solche Berichte faszinieren uns. Sie sind abstossend und anziehend
zugleich. Doch, so ist es! Wenn sie nicht auch anziehend waeren, dann
wuerde die 'Bild' gar nichts darueber berichten. Ja, im Grunde genommen
ist 'Ulrike' ein echt toller Aufreisser. Mit solchen Berichten kann man uns
Buerger koedern und die (Zeitungs-)Auflage erhoehen.
Ist die oben erwaehnte Schlagzeile nicht glatt als Vorwurf zu betrachten?
Wie waere es denn damit? "'Bild' klagt gegen Gott" oder "Gott zu 10 Jahren
Exil verurteilt".
Das mit dem Exil war wohl eher ein Witz. Denn wie sollte man Gott ins
Exil schicken koennen, wenn man ihn sowieso schon laengst nicht mehr in
seinem Herzen hat? Ist damit nicht die Schlagzeile der Bild auch so zu
verstehen wie, "Verlass Dich auf Gott und Du bist verlassen"?
Der Tod, wie ihn die Medizin kennt, ist in meine Augen nicht das Ende. Es
ist vielmehr der Anfang in eine schoene, neue Welt. Problematisch ist
lediglich das Sterben und das kann sehr unangenehm sein.
Der oben erwaehnte 'William Forrester' sagte mal 'Die Ruhe der uns bereits
Vorausgegangenen kann die Unruhe der Nachkommenden nicht
besaenftigen.' Wenn wir Deuschen den Moerder von Ulrike hindern wollen,
weiteren Kindern Schaden zuzufuegt so ist das sicherlich sehr sinnvoll. Ob
es uns zusteht, ihn gefuehlsmaessig zu verurteilen, ich weiss es nicht. Die
Misshandlung von Ulrike schmerzt mich sehr, und das, obwohl ich sie
eigentlich gar nicht kenne und nie Berichte ueber sie gelesen habe. Waere
ich der Vater eines ermordeten Kindes, ich wuerde wohl nicht mehr leben
wollen.
Ich habe mal die sehr nachdenklich machenden Geschichten 'hard-learning'
und 'not-in-vain' gelesen, die meines Wissens nach auch auf diesem Story-
Server zu finden sind. Auch sie zeigen, und zwar sehr deutlich, dass es
unsere Gesellschaft 'Andersdenkenden' und 'Andersfuehlenden' sehr schwer
macht, auf Dauer Freude an diesem Leben hier zu haben.
Vielleicht wird auch dieser zweite Teil meiner 'Bernhard'-Geschichte in
diese Richtung tendieren. Ich weiss es noch nicht. Wie sagte doch William
Forrester? "Tipp! Tipp!" Ja, ich werde tippen. Mal sehen, wo mich meine
Gefuehle und Emotionen hinlenken werden.
---
GESCHICHTE:
--- BERNHARD -- TEIL 2 ---
UNTERTITEL:
---ERSTENS KOMMT'S ANDERS
UND ZWEITENS ALS MAN DENKT ---
Der Grund, warum ich wiedermal schreibe? Weil ich ziemlich fertig bin.
Wenn's mir gut geht, dann denke ich gar nicht so sehr an's Schreiben. Doch
momentan, da kann ich all meine Gefuehle gar nicht so recht in Worte
fassen. Aber ich versuch' es einfach. 'Einfach', dass ich nicht lache. Das war
so dahingeredet. Gar nichts ist einfach. Doch habe ich schon oft bemerkt,
dass das sich Konzentrieren auf's Schreiben bei meinen Gedanken und
Gefuehlen etwas Ordnung schafft. Daher wohl auch dieser Text hier.
---
Am Wochenende war ich bei Papa. Ich haette da nicht hinfahren sollen.
Es war das erste Wochenende bei Papa nach meinem mehrmonatigen
Aufenthalt in (Kinder-)Krankenhaeusern. Man moechte meinen, dass ich
dafuer eigentlich schon zu gross waere, schliesslich bin ich ja fast kein Kind
mehr, aber die anderen dachten da wohl etwas anders. Na ja, es war im
Prinzip anfangs kein normales Kinderkrankenhaus, sondern eine
Kinderpsychiatrie. Und spaeter wohnte ich quasi in einem 'Hotel'.
Aber nein, meine Gedanken, wie bringe ich sie nur vernuenftig auf die
Reihe? Ich drifte ab, vom 100sten ins 1000ste. Ich habe Angst. Ich dachte,
ich haett's ueberwunden. Nichts da!
Ich brauche nur an das Vergangene zu denken, und schon laufen mir kalte
Schauer ueber den Ruecken. Oh Mann, ich hab's wirklich noch nicht ganz
verarbeitet. Und jetzt auch noch dieses zweite Wort in dem vorherigen Satz!
Es ist magisch! Es laesst meine Augen nicht mehr los. Es tut mir weh! Ich
weiss schon, es ist nur ein Wort, aber es kommen Erinnerungen in mir
hoch, die mir die Kontrolle ueber meine Gefuehle und meinen Koerper
wegnehmen. Gerade habe ich es geschrieben, und doch will ich es nicht
sehen. Meine Augen, sie suchen in diesem Text geradezu dieses eine Wort
-- das Wort, das ich nicht mehr hoeren kann, nicht mehr hoeren will, das
mir Schmerzen verursacht. Und all das, obwohl das Ganze schon gut 4
Monate her ist.
Nein, ich haette zu Papa und seiner 'Freundin' nicht fahren sollen. Mama
war eh dagegen, aber im letzten Jahr hatte ich doch oefters Kontakt zu ihm,
und -- na ja, er ist eben mein Vater. Oder er war es zumindest. Ich weiss es
noch nicht so genau. "Leute, die dich lieben, die akzeptieren dich so wie du
bist." Ich glaube, mein Papa haelt nicht viel von mir. Ich glaube fast, er
schaemt sich fuer mich. Aber wen wundert das? Ich verachte mich ja selbst.
Ich verachte mich fuer meine Gefuehle und fuer meine Denkweise, fuer
meinen Fantasien und meine Traeume. Ich bin unfaehig, mich in unserer
Gesellschaft zu integrieren. Ich werde nicht akzeptiert, so wie ich bin, denn
ich bin anders. Anders zu sein, das bedeutet wohl 'schlecht' zu sein. Ich bin
egoistisch, narzistisch, nur an mich selbst denkend. Wie oft habe ich das
schon gehoert? Na ja, vielleicht gar nicht so oft. Aber die paar Male, die
ich's gehoert habe, die waren einpraegsam. Ja, und es stimmt ja auch, meine
ganzen Gedanken, sie drehen sich immer nur um mich selbst. Ich komme
nicht weiter. Gefuehlsmaessig nicht, entwicklungsmaessig nicht. Wobei,
eigentlich ist das total falsch. Aber ich bin wohl nicht gut drauf momentan,
bzw. alles geht mir zu langsam.
"Du kannst nicht mit dem Kopf durch die Wand", "Du bist an Deiner
ganzen Misere selber Schuld!", "Benimm dich halt endlich mal so, dass
man sich nicht fuer dich schaemen muss!", "Du kommst daher wie so ein
Perversling, so eine Tunte".
Das letzte stimmt nicht! Es stimmt wirklich nicht! Das weiss ich -- oder
zumindest glaube ich es zu wissen. Von Fremden habe ich schon so viele
positive Resonanzen bekommen, ich weiss, dass ich nicht wie eine Tunte
aussehe. Und ich benehme mich auch nicht so! -- Nein, ich weiss es nicht.
Vielleicht benehme ich mich manchmal wirklich wie eine. Vielleicht bin ich
ueberzogen, oder wirke zumindest manchmal auf andere so. Wenn ich
mich im Spiegel betrachte, so sehe ich darin entweder einen jungen,
perversen Burschen (in Damenbekleidung) oder eine huebsches, junges
Fraeulein. Wenn ich mal wieder die Phase habe, in der ich 'den Burschen'
sehe, dann bin ich immer ganz fertig und mag mein Zimmer (und Bett) gar
nicht mehr verlassen. Und wenn ich das Maedchen sehe, dann bin ich in
einer Stimmung, die die Psychologen moeglicherweise als manisch
bezeichnen wuerden. Dann strahle ich, huepfe ich rum, bin ausgelassen,
begeistert und gluecklich -- und moeglicherweise ueberzogen und
unangenehm oder zumindest ungewoehnlich auffallend.
Papa war so gemein zu mir. Ich habe geweint, und er, er hat nur gesagt,
dass ich etwas abgehaertet gehoere und hat dabei gelacht. Wie konnte er
nur? Er ist doch mein Vater!
"Wer dich liebt, der akzeptiert dich so wie du bist", wurde mir in der
Psychiatrie eingetrichtert. Das ist wohl richtig. Aber er ist doch mein Papa!
Ich habe nicht unbedingt erwartet, dass er mich versteht. Doch dass er mich
so annehmen wuerde wie ich eben bin, das hoffte ich eigentlich schon. Wie
schon gesagt, Mama war gegen den Besuch, aber ich wollte einfach.
Was wollte ich eigentlich? Wollte ich Mamas boese Vorahnungen
entkraeften? Oder wollte ich einfach selbst die Bestaetigung bekommen,
dass Papa mit mir nichts mehr anfangen kann?
Was erwartet Papa denn von mir? Moechte er einen tollen Vorzeige-
Macho? Einen Sohn, mit dem er gegenueber seinen Arbeitskollegen
angeben kann? Nein, ich bin nicht so, wie er sich seinen Sohn vorstellt. Ich
bin -- wasweissich. Und er ist er, und sein Wunschsohn ist sein
Wunschsohn. Ich bin's jedenfalls nicht. PUNKT.
---
Ich weiss, vor einem Jahr hat alles noch ganz anders ausgesehen. (Daher
auch der Titel dieses zweiten Bernhard-Teils.) Da war ich froehlich, gut
gelaunt, ja, auch traeumend, aber immerhin rosig in die Zukunft blickend.
Und heute? Ich wuerd' so gern mal wieder lachen. Ich kann nicht. Ach was
heisst, 'ich kann nicht'? Ich kann schon. Wenn ich anderswo bin. Wenn ich
mit anderen Menschen beisammen bin. Wenn ich weg bin - und von
meiner Vergangenheit abgelenkt werde. Ja, da kann ich durchaus
glueckliche Momente erleben. Ich wuerd' sie so gern festhalten. Aber es
geht irgendwie nicht. Immer wieder falle ich in meine alte Vergangenheit
zurueck -- zumindest gedanklich. Ach, was rede ich da eigentlich? Habe ich
denn all die letzten Wochen vergessen? Nein, es ist falsch und unfair zu
sagen, ich waere nie gluecklich. Denn die letzten Wochen waren fuer mich
schoener als alles, an was ich mich so in den letzten Jahren erinnern kann.
In den vergangenen Monaten habe ich mich viel mit Suizid beschaeftigt.
Das ist wohl auch der Grund, warum ich in der Psychiatrie gelandet bin.
Man wollte verhindern, dass ich den in meinen Augen noch immer
sinnvollsten Weg gehe. Dann muesste sich mein Vater nicht mehr fuer
mich schaemen, meine Mutter haette dann keine weiteren 'gegenwaertigen
und zukuenftigen' Sorgen mehr, und die, denen ich eigentlich meine ganze
jetzige Situation zu verdanken habe, die 'stoerte' ich nicht mehr.
Nein, ich fuerchte mich nicht vor dem Tod. Selbst ein sich Schneiden tut in
vielen Situationen weit weniger weh, als die Gefuehle und Gedanken, die
immer wieder in jemandem wie mir hochkommen. Und um sich von
diesen Gefuehlen und Gedanken irgendwie abzulenken, dafuer ist ein sich
selbst koerperlich Schmerzen zufuegen geradezu ideal. Es lenkt mal ab. Es
beschaeftigt. Nein, ich bin keine Borderline-Person, und Schnipseln tue ich
auch nicht. Ich moechte ja huebsch sein. Das da oben habe ich nur so ganz
allgemein gemeint. Ich mach's vorwiegend mit Laufen und Gymnastik. Da
habe ich dann naemlich obendrein koerperliche Gesundheit zu verzeichnen.
Ob mir langweilig ist? So ein Schmarrn! Die Beschaeftigungstherapien im
Kinderkrankenhaus konnte ich nicht ausstehen. Das war bloedsinnige
Arbeit, die mir zum Nachdenken noch viel mehr Zeit gab. Aber nein, nach
aussen hin versuche ich natuerlich jetzt nicht mehr 'bloed' aufzufallen --
sonst lande ich gleich wieder da dort. Ich hasse es, eingesperrt zu sein!
---
Ach ja, wieso ich jetzt ueberhaupt in dieser Situation bin? Das habe ich ein
paar meiner ehemaligen Mitschueler zu 'verdanken'.
Es war Mitte letzten November. Morgens war es schon bereits immer recht
kalt, auch wenn es dann tagsueber doch wieder angenehmer wurde. Jener in
mein Leben so sehr einschneidende Tag war ein Freitag. Fuenfte, sechste
Stunde sollten wir an diesem Tag Turnen haben. Das war nicht so ganz
mein Ding. Sport allgemein, der gefaellt mir ja ganz gut, aber Bubensport
zu betreiben, damit hatte ich immer so meine Probleme. In der
Leichtathletik- und spaeter in der Schwimmabteilung des Sportvereins der
Stadt, in der ich bis vor kurzem noch wohnte, da waren Buben und
Maedchen immer gemischt. War ueberhaupt kein Problem. Die Maedchen
haben meiner Ansicht nach die Buben immer etwas 'gebremst'. Was mir
auch zu jener Zeit schon nicht gefiel, das war der notwendige Aufenthalt in
den Umkleideraeumen. Als ob ich's damals schon geahnt haette.
Damals, ich weiss noch, wie teilweise sogar meine Mama mit in der
Umkleide dabei war. Rein, und so schnell wie moeglich wieder raus, das
war immer meine Denkweise. Deshalb wollte ich auch grundsaetzlich
meine Trainingsbekleidung unter meiner normalen Waesche schon
anhaben. Mama aber fand das immer unhygienisch und es gab deshalb oft
Krach. Ich sei doch nur zu bequem, mich umzuziehen, so meinte sie. Dass
mir der Aufenthalt in den Bubenumkleideraeumen Angst machte, das
konnte und wollte sie nie verstehen. Meine Mutter hat sicherlich mit jedem
Turnlehrer, den ich bisher hatte ueber dieses 'Problem' gesprochen.
Manchen war es egal und manche stoerte es nicht einmal, wenn ich zum
Turnen meine Jeans anliess. Mir war es einfach immer unangenehm, mich
in Gegenwart anderer umzuziehen.
Bei Herrn W. in meiner alten 9. Klasse aber stiess sie mit ihrem Anliegen
auf offene Ohren. Auch er 'faende es einfach ekelig', so sagte mir Mama,
wenn sich die Kinder nach dem Turnen nicht vernuenftig umziehen
wuerden. Und ausserdem, so meinte er, wenn einer seiner Schueler es nicht
noetig haben wuerde, sich nach seinem Unterricht umzuziehen, dann habe
er diesen Schueler wohl versehentlich 'uebersehen'.
Freitags wollte ich nie in der Schule lange Unterwaesche tragen. Ausgelacht
wurde man naemlich grundsaetzlich. Egal ob lange Unterhose, Legging
oder Strumpfhose. Wobei, in Strumpfhose habe ich eigentlich schon seit
Jahren keinen meiner Schulkameraden mehr gesehen. Das mit dem
Auslachen, das habe ich Mama gesagt, so dass sie daraufhin auch keinen
Grund mehr hatte, mir extra fuer die Freitage lange (Buben-?)Unterhosen
zu kaufen. Ich haett's nicht sagen sollen.
Ich trug also an diesem Freitag mal wieder eine blickdichte, schwarze
Strumpfhose unter meiner schwarzen Jeans. War an sich bei mir ganz
normal, nur, heute war eben ein Sporttag. Ich ueberlegte mir schon seit dem
Morgen, an dem Mama darauf bestand, dass ich auch heute, so wie letzte
Woche ein Strumpfhose anziehe, wie ich diesen Tag ueberstehen koennte.
Letzten Freitag fand ich den Aufenthalt in der Umkleide naemlich mal
wieder gar nicht lustig. Schliesslich hatte ich eine Loesung. Mama war ja
beim Umziehen in der Schule logischerweise nicht dabei. Also brauchte ich
ja eigentlich bloss meine Strumpfhose auf der Toilette bei uns in der Schule
ausziehen. Gesagt, getan, und danach konnte ich wenigstens in
Franzoesisch in der 4. Stunde aufpassen. Denn gerade in F. hatte ich es
dringend noetig, im Unterricht nicht zu 'schlafen'.
Dann kam die fuenfte Stunde. Wir gingen hinueber zur Turnhalle, dabei
erzaehlte mir Alex, dass er nach dem Turnen zum Zahnarzt muesse, und er
sogar von seiner Mutter eine Sportbefreiung fuer die letzten 30 Minuten
Sport bekommen haette. Das begeisterte mich gar nicht. Normalerweise
haengte ich mich ganz gern an Alex an, wenn's darum ging, den Heimweg
von der Schule anzutreten. Zwar hatten wir nicht viel gemeinsamen
Schulweg, aber ein paar Meter waren es schon -- und ich konnte ja auch
einen kleinen Umweg machen.
Anfangs machten wir Gymnastik. Und obwohl ich mich gar nicht
sonderlich anstrengte, war ich eben wesentlich beweglicher als mein
Mitschueler Klaus. Herr W. konnte es wohl nicht lassen und bruellte Klaus
an, er solle sich etwas mehr plagen, ziehen muesse es in den Beinen, sonst
wuerde das alles nichts bringen. Er solle sich mal mich, Bernhard, ansehen,
wie ich beweglich sei. Alles sei Uebungssache, so meinte Herr W.
Ich wollte Klaus gar nicht ansehen, aber ich sah eben doch zu ihm hinueber.
Erst sah er mich zornig an, und dann laechelte er mir entgegen. Ich verstand
die Welt nicht mehr. Seine drei Kumpel grinsten mich ebenfalls an. Nein,
das von Klaus war kein Laecheln, das war ebenfalls Grinsen.
An die weitere Sportzeit kann ich mich nicht mehr erinnern. Gegen Ende zu
wurde Fussball gespielt, und ich brauchte gar nicht sagen, dass ich da nicht
wuerde mitspielen wollen. Das war selbst fuer meinen Lehrer schon klar.
Ich wurde also gar nicht erst eingeteilt. Alex verabschiedete sich als die
anderen mit dem Fussball begannen. Ich musste da bleiben. Wie gern
waere ich mit ihm mitgegangen. Ich hatte Angst. Am liebsten waere ich
davongelaufen. Aber ich durfte ja nicht. Klaus und seine Kumpel
'laechelten' mich immer wieder mal an. Ich wollte einfach nur heim.
Wochenende, keine Schule, keine Aufgaben, keine Forderungen, die mir
zuwider sein wuerden. Zu Hause, da konnte und durfte ich ich sein.
Dann war Fussball zu Ende. Klaus musste beim Aufraeumen der Tore
helfen, weil er heute so faul bei der Gymnastik mitgemacht hatte. Mir waere
es lieber gewesen, wenn ich doppelt so viel aufzuraemen gehabt haette,
Klaus aber sich dafuer schon haette umziehen koennen. Ich wollte nicht mit
ihm zusammen im Umkleideraum sein. Die Tore liessen sich am besten zu
viert tragen, daher halfen zwei von Klaus Kumpels auch noch mit. Sie
verhielten sich mir gegenueber irgendwie 'aufmerksam', 'nett', und doch lief
es mir den Ruecken kalt hinunter.
Ich wollte ein Voeglein sein, das einfach schnell durch die offene Dachluke
hinausfliegen koennte. Oder ein kleiner Kaefer, der sich ebenfalls haette in
die Luefte erheben koennen. Nichts dergleichen war ich. Ich war hier. Ich
war Bernhard, und der Boden oeffnete sich auch nicht in dem Momenten,
in dem Herr W. sagte, wir koennten uns jetzt umziehen.
Der Versuch, Herrn W. in ein Gespraech zu verwickeln, um den anderen
noch etwas 'Vorsprung' zu geben, der scheiterte nach kuerzester Zeit. Mit
klopfendem Herzen ging ich also zur Tuer des Umkleideraums. Ich ging
hinein, und man sah mich an. Klaus, Karl, Georg und Gerhard. Gerhard
war schon umgezogen, die anderen auch fast. Ich kramte in meiner
Schultasche rum und hoffte, die anderen wuerden endlich fertig werden und
gehen. Als ich dann die Oeffnung meines Turnsaeckchens aufzog stiess ich
meinen offenen Schulranzen von der Bank. Nein, ich bin normalerweise
kein Schussel! Als sich der Schulranzeninhalt auf dem Boden breitmachte,
da war auch meine schwarze Strumpfhose mit dabei. Die aber wuerde ich
jetzt in Gegenwart der anderen niemals anziehen. Ihnen aber fiel sie sofort
auf -- und sie lachten. Ich wurde wohl knallrot. "Ist sie nicht suesse?", sagte
Klaus. Das war keine Frage, das war wohl mehr eine Feststellung von ihm.
"Wie ein Maedchen, so rot wird sie", bestaetigte Gerhard.
Ich wuenschte mir in diesem Moment, einfach tot umzufallen. Ich wollte
nicht mehr.
"Willst Du nicht Klaus zeigen, wie man am besten Gymnastik macht? Herr
W. sagte doch, dass Du es viel besser koenntest als er. Jetzt zieh Dich mal
um. Wir warten so lange. Und dann kannst Du uns Deine Resourcen ja mal
praesentieren -- ha, ha, ha.
Dieses 'ha, ha, ha', das hat mich erstarren lassen. Oder doch nicht? Ja, ich
begann mich anzuziehen. Einfach die Jeans ueber meine lange Turnhose
drueber. Da aber meinte Georg, dass das meiner Mami wohl gar nicht
gefallen wuerde. Ich hielt inne, schon auch deshalb, weil meine lange
Turnhose im Jeans-Hosenbein schoppte.
"Ich glaube, wir sollten ihr beim Anziehen helfen", schlug Gerhard Klaus
schmunzelnd vor. Mir wurde heiss und kalt. Ich ruehrte mich nicht mehr.
Ich schaute nicht mehr hoch und sagte nur noch leise: "Bitte, bitte, lasst
mich doch einfach in Ruhe. Ich habe Euch doch nichts getan!"
Darauf folgte ein boshaftes Lachen. "Schaut Euch diese Sissy, diese Tunte,
dieses Riesenbaby an. Will immer "der" Beste sein -- auf Kosten anderer.
Erst heute hat mich Herr W. wieder zur Schnecke gemacht, und warum?
Wegen unserem Riesenbaby!", spottete Klaus. "Ja Gerhard, vielleicht
sollten wir unserer Sissy sagen, was sie nun zu tun hat. Also kleine Sissy,
erst ziehst Du Dir wieder deine Jeans aus, denn Du weisst wohl gar nicht
wie und wann man so was anzieht, dann wirst Du Dir Deine Turnhose und
deine suessen Soeckchen ausziehen, und um fuer uns huebsch auszusehen
schluepfst Du schliesslich in Deine Strumpfhose hinein.
Ich glaubte keine Luft mehr zu bekommen. Mir drehte sich alles. "Bitte
lasst mich in Ruhe", bat ich.
"Wir wollen Dir doch nicht weh tun! Wir wollen Dir nur helfen, Deinen
Weg zu finden. Natuerlich, wenn Du nicht folgsam bist, dann muss 'Onkel
Gerhard' wohl etwas Nachhilfe geben.
Kurz darauf wurde ich von zweien an den Armen unter den Schultern
packend hochgezogen und bekam auf meinem Po einen Guertel zu spueren.
Man liess mich daraufhin los und ich kauerte mich auf den Boden.
Eingeschuechtert, veraengstigt, meiner Stimme nicht mehr Herr schluchtste
ich nur noch.
"Du ziehst jetzt Deine Jeans, Deine Turnhose und Deine Soeckchen aus,
aber flott. Sonst wirst Du meinen, dass der erste Kontaktaufbau zwischen
Dir und meinem Guertel nur ein freundliches 'Hallo' war.
Daraufhin drueckte ich mich mit einem Arm an einer Sitzbank ab und kam
darauf zu sitzen. Verzweifelt zog ich mir meine Hosen und meine Socken
aus und hoffte nur noch irgendwie heil da herauszukommen. Vielleicht
wollten die ja eh nur ein wenig spotten und mich beschaemen.
Karl reichte mir meine Strumpfhose, die ich dankend annahm. Er
schmunzelte.
"Die beherrscht das Anziehen fast besser als meine Schwester!", aeusserte
Klaus anerkennend. "Wie ich nur so lange glauben konnte, das Bernhard
ein Bub waere? Wie kommst Du eigentlich zu diesem Bubennamen? Und
warum rennst Du teilweise als Bub in der Gegend herum?" Ich sagte darauf
nichts. Das passte ihm aber anscheinend nicht. Ob er das als
Ueberheblichkeit verstand?
Als ich gerade sitzend in die Jeans hineinschluepfen wollte, da wurde ich an
meinen beiden Fuessen von der Bank heruntergezogen. Mit den Haenden
konnte ich gerade noch verhindern, dass ich mir meinen Kopf an der Bank
anstiess und voll auf den Hintern knallte.
"Hey Sissy, Du meinst wohl, Du waerest was Besseres! Brauchst nicht mit
mir reden! Dir werden wir zeigen, was Du fuer uns bist!"
Zwei knieten auf meinen Beinen, einer hockte auf meinen nach oben
gestreckten Armen. Es tat weh. Aber der lachte nur. Ich glaube, es war
Gerhard -- oder war es Georg? Zwischen meinen Beinen thronte stehend
Klaus. Ich lag flach ausgestreckt auf dem kalten Fliesenboden. Meine
Oberarme taten weh, die Fliesenfugen drueckten an unangenehmen Stellen.
"Jetzt ist's aus!", ich glaube, das war damals mein Gedanke. "So, jetzt
machen wir das aus Dir, was Du ja eh eigentlich bist, ein Maedchen." Und
mit dieser Androhnung deutete Klaus an, dass er nun mit einem seiner
Fuesse mir fuerchterliche Schmerzen bereiten wuerde.
"Wart' mal!", wendete Gerhard kurz ein, "Wir wollen doch unseren Spass
haben, oder? So machst Du sie bloss unkooperativ, aber wir wollen ihr
doch auf ihrem Weg zu sich selbst 'helfen', oder nicht? Ich hab' da was in
meinen Manteltaschen. Bitte hol's doch mal raus."
Nun hatte ich wieder einen Hoffnungsschimmer, ich koenne doch noch
relativ ungeschoren davonkommen. Gerhard war ich fuer sein Eingreifen
durchaus dankbar. Ja, ich wollte ja brav und folgsam sein. Ich will nirgends
anecken, und ich will auch keinem weh tun. Ich will niemanden veraergern.
Vielleicht war Gerhard doch nicht so schlimm. Vielleicht war er von Klaus
zu dieser Aktion nur verfuehrt bzw. ueberredet worden.
"Was sollen wir denn mit diesen Kletterseilstuecken machen? Der Guertel
ist doch viel besser dafuer", meinte Klaus.
Daraufhin fragte mich Gerhard, ob ich deren liebes, braves, folgsames
Maedchen sein wolle, oder ob Klaus mit seiner Behandlung weitermachen
solle.
"Bitte Gerhard, ich will brav und folgsam sein, ich mach' doch alles, was
Ihr sagt, aber bitte tut mir nicht weh."
"Ich fragte Dich, ob Du unser 'liebes, braves, folgsames Maedchen sein
willst'! Wenn ja, dann wiederhole, was Du fuer uns gern sein willst!"
"Ich will Euer liebes, braves, folgsames Maedchen sein", sagte ich leise.
"Wie bitte? Ich glaube, Karl hat Dich nicht verstanden, Du hast zu leise
gesprochen."
Nun sagte ich lauter: "Bitte lasst mich Euer liebes, braves, folgsames
Maedchen sein."
"Und jetzt?", fragte Klaus.
"Jetzt uebernimmst Du mal bitte meinen Platz hier. Du kennst Dich ja wohl
mit Seilen nicht so gut aus wie ich. Ausserdem ist das eine Rebschnur und
kein Kletterseil. Wir wollen ja wohl sicherstellen, dass Sissy brav und
folgsam bleibt, auch wenn wir sie dann los- und vom Boden aufstehen
lassen."
Mir sollten also wohl die Arme zusammengebunden werden. Aber warum?
Oder etwa auch die Fuesse, damit ich ihnen nicht davonlaufen koennte.
Was wollten die denn von mir noch? Haben die mich denn nicht schon
genug erniedrigt?
Ich haette heute nicht in die Schule gehen sollen. Schon in der Frueh fuehlte
ich mich nicht wohl. Ach, wenn ich doch daheim geblieben waere.
Migraene oder so, oder zumindest einfach etwas Kopfschmerzen. Mama
haette sicherlich Verstaendnis dafuer gehabt. Aber nein, vermutlich doch
nicht, weil ja heute Freitag ist. Sie weiss recht gut, dass ich mich da ganz
gern druecke.
"Also, einen Achterknoten haette ich auch noch hingekriegt. Hast ihn uns ja
erst gestern bei Deinem Referat vorgefuehrt!", meinte Klaus.
"Na, meinetwegen, dann haettest Du's eben auch gekonnt. Also, jetzt haben
wir ein schoenes langes Seil, das aus drei Teilen besteht. Und jetzt brauchen
wir ihr die Hunde-, ich meine Sissy-Leine eigentlich nur noch anlegen",
erklaerte Gerhard.
Wollten die mich ersticken, erdrosseln? Das konnte doch nicht sein. Ich
habe ihnen doch nichts getan! Warum? Warum?
"Also, am Hals find' ich's nicht so gut", meinte Georg. Ach ja, der war auch
noch da. Wie hatte ich das vergessen koennen, sass er doch auf meinen
Oberarmen, die schon ziemlich schmerzten. Jetzt war ich ueber Georgs
Eingreifen froh. Ich sah mich schon irgendwo haengen. So, wie der Vater
meines Nachbarn. Der erhaengte sich auf seinem Dachboden. Der muss
fuerchterlich ausgesehen haben. Seine Fuesse seien blutig gewesen. Man
sagte, er waere jaemmerlich erstickt und haette aufgehaengt mit den Zehen
noch den Fussboden beruehren koennen. Das muss eine Todesart gewesen
sein!
"Ach Du Depp, doch nicht am Hals. Lass das Denken denen, die ein Hirn
haben", meinte Gerhard, stellte sich ueber mich, beugte sich zu mir herunter
und zog mir meine Strumpfhose ein Stueckchen runter. Was hatte er vor.
Er grinste mich dabei an.
"Oh je, jetzt wird's gleich fischln", klagte Karl, der es sich auf meinem
linken Bein gemuetlich gemacht hatte. Alles lachte. Wie ich in diesem
Moment den Mut aufbringen konnte, da zu widersprechen, das ist mir ein
Raetsel. "Ich fischl nicht! Ich wasche mich sehr ordentlich!", sagte ich ganz
geknickt. Da lachten die erneut. "Das ist recht", meinte Gerhard, "habe ich
von einer Sissy auch nicht anders erwartet." Und damit zog er mir auch
noch meine Unterhose runter.
"Sag' ich's doch, ein Maedchen!", schmunzelte Georg, der nun wieder
wagte, bloed daherzureden. "Na ja, ist wirklich nicht viel da", meinte
Gerhard, "aber es muesste eigentlich dennoch gehen. Dann wickel ich das
Seil eben nicht nur unten drum rum, sondern nehm' auch noch ihren
Riesenkitzler mit dazu.
"Pfui Deifi", meinte Klaus, "danach kannst Du das eine Seilstueck
wegschmeissen".
"Wart's ab, vielleicht brauchen wir's ja noch oefter. Ich glaube nicht, dass
sie nach dem heutigen Mal bereits absolut folgsam, willig und gehorsam
sein wird, ohne, dass wir ihr zeigen, wo es lang geht. Na ja, schaun wir
mal, ich tippe da eher so auf drei, vier Wochen, bis wir kein Seil mehr
benoetigen. Obwohl, wenn wir das naechste Mal dann einen Fotoapparat
mit dabei haben, dann wird ihre Kooperation bei den darauffolgenden
Malen sicherlich gewaehrleistet sein. Und dann ist das Seil vermutlich nur
noch noetig, wenn wir ihr moeglicherweise unsere Unzufriedenheit zum
Ausdruck bringen muessen. Ach, kleine Sissy, haettest Du vielleicht ein
Tempo fuer mich? Ich koennt' jetzt eins gebrauchen -- fuer Dich."
Wie konnte Gerhard nur so sympathisch und auf der anderen Seite auch so
grausam sein? In meinem Schulranzen waere ein Paeckchen, sagte ich ihm.
Er ging, holte eins und schob es mir zwischen die Seilschlaufe oben an
meinem Penis und meiner Haut. "Weisst Du Sissy, wir wollen Dir ja nicht
unnoetig und vor allem nicht unkontrolliert weh tun. Du bist doch unser
liebes, braves, kleines, folgsames Maedchen. Wir wollen doch nur Dein
Bestes -- und unseren Spass." Und dabei lachte er. "Also Klaus und Karl,
Ihr haltet das Seil immer ordentlich straff, so dass es nicht durchhaengt,
Georg kann jetzt die Arme loslassen, und wenn unsere Sissy nicht ganz
folgsam ist, dann zieht ihr beide einfach ein bisschen. OK?"
"Also Sissy, dann mach uns mal die Freude und steh bitte auf", bat mich
Klaus.
Ich war wohl zu langsam, denn ploetzlich gab's einen Ruck, und ein
Schmerz zog sich in meinen Bauch hinein, dass ich noch beim Aufstehen
mich wieder zusammenkruemmte.
"Wenn wir Dich in Zukunft 'bitten', etwas zu tun, dann betrachte unsere
'Bitten' 'bitte' von nun an als Befehl, der sofort und schnell ausgefuehrt zu
werden hat, ja?", schimpfte mich Gerhard mit sanfter Stimme, die wohl fast
ein bisschen besorgt klingen sollte.
Dieses Schwein, dachte ich mir. Wer hat bei denen eigentlich das Sagen?
Klaus oder Gerhard. Klaus ist gewalttaetig, aber Gerhard ist hinterlistig,
gemein und boshaft und wirkt auf viele, besonders auf Erwachsene immer
sehr hoeflich, korrekt und tadellos. Wie konnte ein Mensch nur zwei so
unterschiedliche Gesichter haben? Auf der anderen Seite, 'sage mir, mit
wem Du umgehst, dann sage ich Dir wer Du bist', ist so ein Sprichwort. Ja
ja, Gerhard passt schon ganz gut zu Klaus dazu.
"Liebe Sissy, schau mal her, ich habe Dir da im Durchgang zwischen den
beiden Bankreihen eine schoen weiche Flaeche mit dieser Jeans, die Du
vorher mal anzuziehen versuchtest, da am Boden gebildet. Sei so gut, bitte
knie Dich da mal drauf. -- Loss komm schon, oder muss Dir Klaus
nochmal einen Motivationsschub verpassen?", fragte mich Gerhard.
Sofort kniete ich mich dort hin. Der kalte Fliesenboden war selbst durch
meine Strumpfhose hindurch noch ungemuetlich. Das Hinknien war nicht
schlimm. Klaus und Karl banden daraufhin ihre Schnurenden an den beiden
Baenken fest zwischen denen ich kniete. Ein Aufstehen war mir nun nicht
mehr moeglich. An die Achterknoten haette ich mit meinen freien Haenden
rankommen koennen, aber das wagte ich nicht. Das haetten die sicherlich
als Ungehorsam bestraft.
Nun verkuendete Gerhard, dass jetzt erst das wahr Vergnuegen beginnen
wuerde. "Also, Du Klaus oder ich? Sissy, ich weiss nicht, ob Du das schon
mal gemacht hast, aber ich stelle mir jetzt was Feines, was Franzoesisches
vor. Natuerlich lasse ich Klaus den Vortritt. Aber vielleicht hat er ja auch
etwas Angst vor Deinen Beisserchen -- obwohl ich mir bei Dir absolut
sicher bin, dass da nichts zu befuerchten ist. Also Klaus, magst Du?"
"Na, ich weiss nicht? Mach Du mal", meinte Klaus etwas skeptisch.
"Also dann, vielen Dank", laechelte Gerhard.
"Folgendes, kleine Sissy", klaerte mich Gerhard nun auf, "ich moechte jetzt,
dass Du meinen Dicki schoen umsorgst, lieb und nett zu ihm bist und ihn
mit Deiner Zunge auch etwas streichelst. Dabei darfst Du Dich mit Deinen
huebschen Haendchen an meinen Oberschenkeln festhalten. -- Ach Georg,
gib mir doch bitte mal Sissies Schulranzen. -- Ja, danke. -- Also mein liebes
Maedchen, Deinen Schulranzen werde ich nun etwa einen Meter ueber
Deinem Erziehungsseil halten. Wie Du siehst, einen Deiner Riemen habe
ich statt am Handgriff Deines Ranzens an Deinem Seil befestigt. Wenn ich
nun mit Deiner franzoesischen Leistung nicht ganz zufrieden bin, dann hebe
ich Deinen Schulranzen, so dass sich Dein Seil etwas spannt. -- Ach ja, und
wenn Du beabsichtigst, mir bewusst sehr weh zu tun, dann dann lasse ich
ihn mit seinem ganzen Gewicht auf Dein Kooperationsseil fallen. Und das
wird dann noch lange nicht alles sein! Aber wag's nicht. Du wuerdest es
wohl nicht ueberleben."
Ich hatte gar nicht vor, Gerhard weh zu tun. Sein Penis ekelte mich, aber ich
glaube, Klaus seiner waere dreckiger gewesen.
Ein paar Male spannte sich das Seil um meine Maennlichkeit was mich
immer dazu veranlasste, mich noch mehr zu bemuehen.
Der Schluss war fuerchterlich. Mir standen die Traenen in den Augen und
ich wuergte, aber ich erbrach nicht. Wer weiss, was die dann mit mir
gemacht haetten.
---
Wie ich aus der Umkleide dann rauskam, ich weiss es nicht mehr so recht.
Ich kann mich nur noch an den Satz erinnern: "Hey Sissy, Du lernst es
schon noch. Kein Problem, wir helfen Dir dabei!" Und danach schallendes
Gelaechter.
Ich hatte keinen Hunger mehr. Mama wuerde meines Wissens nach eh
noch ein paar Stunden nicht zu Hause sein. Somit ging ich nicht heim. Ich
wollte auch nicht, dass sie mich so sieht. Niemand sollte mich sehen. Und
ich wollte auch niemanden sehen.
Irgendwo stellte ich meinen Schulranzen ab. An die Schule sollte mich
nichts mehr erinnern. An Schulkameraden schon gleich gar nicht. Ich wollte
weg, weit weg, ganz weg. Ich lief und ich ging. Mir taten wohl schon die
Fuesse weh, aber in dem Moment merkte ich das damals gar nicht. Wenn
ich einfach nicht mehr laufen konnte, dann ging ich -- oder kauerte
irgendwo mich hin und wollte sterben. Nie wieder wuerde ich in diese
Schule zurueckgehen! Das war mir klar.
Es wurde schon finster. Ich war weit ausserhalb unserer Stadt in einem der
oberen Stockwerke eines Neubaugebaeudes. Mama wuerde sich sicherlich
schon Sorgen machen. Aber benachrichtigen konnte ich sie nun auch nicht
mehr. Vielleicht wuerde niemand erfahren, was mir heute passiert war. Ich
konnte auch keinen Brief mehr schreiben, denn meinen Schulranzen hatte
ich ja in der Stadt irgendwo zurueckgelassen.
Seit rund einer Stunde regnete es und mir war kalt. Meine Jacke war feucht
und ich fror. Meine Fuesse taten mir weh. Ich wollte nicht mehr. Da vorn
jetzt runterspringen, und alle meine Sorgen und mein Kummer waeren
weg, so dachte ich mir. Ich ging an den bereits hingebauten Balkon. Beim
Runterschauen wurde mir ganz anders und ich machte ein paar Schritte
zurueck. 'Feigling' war mein Gedanke, fuerchtest Dich vor den Schmerzen,
die Du vielleicht vor dem Bewusstloswerden aushalten muesstest. Aber
vielleicht hatte ich auch Angst, dass ich mich lediglich fuerchterlich
verletzten wuerde. Vielleicht wuerde ich nur querschnittgelaehmt werden.
Und dann waere mir die Moeglichkeit wohl voellig genommen, schmerzlos
und zuverlaessig Suizid zu begehen. Nein, heute war nicht der richtige Tag
dafuer. So etwas muss ich erst mit Hirn vorbereiten, so dachte ich mir.
Mama tat mir Leid. Aber vermutlich wuerde es besser sein, wenn ich
endlich mal ginge. Das sind dann wenigstens nur einmal Sorgen, die sie
haben wuerde. Und dann koennte sie sogar richtig ein neues Leben
anfangen, weil sie sich nicht mehr um mich kuemmern muesste und frei
waere. Ja, das war die Loesung. Damit sind dann ihre UND meine
Probleme geloest. -- Aber nicht jetzt und nicht heute.
---
Erschoepft und erledigt kam ich irgendwann nach Mitternacht zu Hause an.
Im Wohnzimmer brannte noch Licht. Auf den Kontakt mit Mama freute
ich mich nicht. Ich haette doch springen sollen. Vielleicht haett's ja geklappt.
Ich laeutete, Mama oeffnete, sah mich geschockt an, zog mich herein,
nachdem ich mich wohl nicht von der Schwelle ruehrte, umarmte mich und
begann zu weinen. Ich ebenfalls.
Mama wusste natuerlich nicht was los war, aber noch nie in meinem Leben
war ich einfach weggeblieben und schon gar nicht nachts, und vor allem
nicht, ohne Mama darueber vorher zu informieren.
Wir sassen im Wohnzimmer. Mama fragte und fragte, sie kochte Tee, sah
mich an und hoffte auf eine Erklaerung. Doch aus mir kam nichts heraus.
Mir war ein bisschen, als ob das in der Schule heute nur ein Traum
gewesen waere. Ich war muede und erschoepft. Dennoch, ob ich wuerde
schlafen koennen, ich wusste es nicht. Dafuer war ich viel zu viel
durcheinander.
Mama brachte mir eine Decke und trockene Kleidung. Ich wollte mich nicht
umziehen und das, obwohl ich feucht war. Mama schimpfte, aber sie
merkte, dass das heute auch nichts bringen wuerde. Also liess sie es bleiben
und wickelte lediglich eine Menge Decken um mich.
Irgendwann muss ich dann wohl gegen Morgen zu eingeschlafen sein. Am
Wochenende verliess ich nicht unsere Wohnung. Die meiste Zeit blieb ich
in meinem Zimmer. Ich sass auf meinem Bett und starrte an die
gegenueberliegende Wand. Das einzige, was Mama an diesem
Wochenende aus mir herausbekam war, dass ich nie wieder in die Schule
gehen wuerde. Sie verstand das nicht, und ich wollte es nicht erklaeren. Sie
sollte es einfach zur Kenntnis nehmen.
Mama fand keinen Draht zu mir. Am Montag stand ich nicht auf. Mama
wurde zornig. Das aber, so schien ihr, prallte an mir einfach ab. Was sie
nicht wusste, ihr Zorn prallte nicht an mir einfach ab. Ihr Zorn tat mir weh
und ich fuehlte mich unverstanden. Auf der anderen Seite, wie sollte sie es
auch verstehen, ich hatte ihr ja nichts erzaehlt. Aber sie sollte es einfach
akzeptieren. Sie sollte mich akzeptieren einfach so, wie ich eben war. Sie tat
das doch sonst auch. Aber dieses Mal war's wohl anders. Dieses Mal
verstand sie nicht was los war.
Sie wollte mit mir zum Arzt gehen. Aber ich wollte mich nicht anziehen.
Ich wollte nicht aufstehen, ich wollte nichts essen. Sie rief wohl die Schule
an, dass ich heute nicht kommen wuerde und unseren Kinderarzt, der sich
bereits vor Jahren mal bereit erklaerte, mich bis zum Alter von 18 als
Patient zu akzeptieren. Als er dann gegen Mittag vorbeikam, war er von
meinem Zustand doch ziemlich ueberrascht. So hatte er mich noch nie
erlebt.
Er untersuchte mich und sprach dann mit meiner Mutter ausserhalb meines
Zimmers. Daraufhin kamen beide herein und mir wurde erklaert, dass ich
ins Krankenhaus muesse. Er wuerde fuer mich einen Platz dort reservieren.
Er wolle, dass ich bis heute um 14 Uhr dort waere, damit die Aufnahme
noch am Anreisetag vollstaendig erfolgen koenne.
Ich mag aber nicht, so sagte ich. Ich sei nur einfach muede, erschlagen,
erschoepft und wuerde etwas Schlaf benoetigen. Er ging aber nicht darauf
ein. Entweder, so sagte er, wuerde ich meiner Mama folgen, oder aber er
wuerde 'mithelfen', mich dorthin zu fahren. Dieser harte Ton gefiel mir gar
nicht. Unser Kinderarzt bat darum, telefonieren zu duerfen. In der
Zwischenzeit richtete Mama mir frische Kleidung her. Waehrend ich mich
anzog erklaerte er Mama, wie sie zu dem Krankenhaus, das er fuer mich
ausgesucht hatte, kommen wuerde. Schliesslich gab er ihr einen Brief fuer
den dortigen Arzt mit.
Er verabschiedete sich von mir, wuenschte mir noch gute Besserung und
bat meine Mutter, ihn doch bitte am Abend noch anzurufen.
Mama war sehr schweigsam und wollte partout den Koffer tragen, den sie
fuer mich fuer's Krankenhaus gepackt hatte. Bei unserem Auto
angekommen oeffnete sie mir die Beifahrertuer und liess mich einsteigen.
Mir gefiel dieses ganze Getue gar nicht. Ich war doch eigentlich gar nicht
krank. Was sollte denn das alles?
Auf dem Weg zu unserem Ziel versuchte Mama ein Gespraech zu
beginnen, ging aber daneben.
Im Krankenhaus wurde ich recht freundlich aufgenommen. Man
kuemmerte sich ruehrend um mich. Fast so, als waere ich der einzige
Patient hier auf der Station, auf der ich nun mal ein wenig bleiben sollte.
Mir war's egal. Hauptsache, man versuchte mich nicht mehr in die Schule
zu schicken. Ach ja, beim Betreten des Krankenhauses 'durfte' ich
feststellen, dass es sich um ein psychiatrisches Kinderkrankenhaus
handelte. Na super, dachte ich da. Jetzt landest Du bei den Bescheuerten.
Paar Tage, und die haben dich dort 'integriert'. Leute wollten mit mir
Gespraeche fuehren -- aber ich nicht mit ihnen. Und die Drohung, ich
muesse dann eben laenger da bleiben, die fruchtete zu diesem Zeitpunkt
auch nicht.
'Psychiatrisches Krankenhaus', beim Aussteigen aus unserem Auto hatte
ich bereits ein komisches Gefuehl im Magen gehabt, und als ich dann eben
am Eingang erfahren hatte, um was fuer ein Krankenhaus es sich handelte,
da war meine letzte Luft aus mir heraussen gewesen.
Weglaufen, keine Chance. Die suchen und jagen dich, so nach der Devise,
'wir muessen ihm helfen'. Ich moechte wetten, unser Kinderarzt
befuerchtete eine Selbstmordgefahr. Ha, super. Das jedenfalls wuerde mir
in den naechsten Tagen nun nicht moeglich sein.
Wie schon erwaehnt war meine Gespraechsbereitschaft so ungefaehr bei
Null. Nachdem sich alle ihre Zaehne an mir ausgebissen hatten -- was sollte
der Scheiss, ich bin doch nicht krank -- brachte man mir eine Medikation.
Als ich sie nicht nehmen wollte legte mir die Schwester ganz im Vertrauen
nahe, dass ich sie ggf. per Spritze bekommen sollte. Schon wieder Gewalt!
Konnte man mich denn nicht in Ruhe lassen. Einfach nur Ruhe! Schlafen!
An nichts mehr denken muessen. Sie sagte mir, dass dies genau das Ziel
dieser Medikation sei. Haette sie's halt gleich am Anfang gesagt. Aber die
machen da ja alle so viele Geheimnisse um alles moegliche -- trotz des
ganzen Tamtams um mich herum. Ich fragte nach Mama, doch mir wurde
nur gesagt, sie wuerde gerade einen Spaziergang machen und am Abend
nochmal vorbeischauen. Da war's mir dann endgueltig klar, ich war hier
nicht mal kurz ambulant, sondern man gedachte mich hierzubehalten.
Gefangen, mit Gewalt.
Ich wollte schreien, ich wollte an die Waende schlagen, ich wollte heulen,
ich konnte nicht mehr. Und alles wegen diesem Freitag. Haette ich nun die
Medikation nicht genommen, ich waere, so wie mir gesagt wurde, von
Pflegern festgehalten worden, um die Medikation dann eben per Spritze
verabreicht zu bekommen. Bitte, bitte, warum koennt Ihr mich nicht einfach
in Ruhe lassen, gehen lassen -- sterben lassen. Die letzte Taetigkeit habe ich
nicht gesagt. Die ahnte man wohl. Deshalb war ich ja vermutlich hier. Aber
nicht mal das sagte man mir. Immer ausweichende Antworten. Fragen
Hunderte, Antworten keine (zufriedenstellenden). Mir gefiel's hier nicht, ich
wollte raus. Aber die Medikation wirkte wohl schon. Staendig war eine
Schwester um mich herum. Ich liess mich von ihr ausziehen und ins Bett
legen.
---
Bis ich richtig fit wieder war muessen Tage vergangen sein. Zeit hatte fuer
mich hier keine Bedeutung mehr. Mir schien, als waere staendig jemand
um mich herum. Irgendwann merkte ich, dass ich im Bett festgebunden
war. Das verursachte in mir Panik und ich schrie. Gleich darauf waren
mehrere Leute um mich herum. Und schon scheine ich wieder 'weg'
gewesen zu sein. "Mama, was machen die mit mir?", wollte ich schreien,
habe ich geschrien, ach, ich weiss es nicht. Vielleicht war's (damals) auch
nur ein Gedanke von mir gewesen.
An das Gesicht einer Person gewoehnte ich mich mit der Zeit. Sie war oft
bei mir. Mir wurden Fragen gestellt, die ganz eindeutig zeigten, dass mein
Gegenueber wusste, was an jenem Freitag passiert war. Ich war auch nicht
mehr angebunden und ass zum ersten Mal am Tisch in meinem Zimmer an
dem Tag, an dem ich in ein anderes umziehen sollte. So allein in einem
Zimmer zu sein, das sei wohl nicht so toll, meinte man. Und da hatte 'frau'
Recht.
Das neue Zimmer war ein Zweibettzimmer. Und mein Mitbewohner -- das
Wort Patient wurde in diesem Gebaeude irgendwie gemieden -- duerfte
gefuehlsmaessig die Haelfte von mir auf die Waage gebracht haben. Na ja,
er war auch etwas kleiner als ich und erst 15. Wir freundeten uns schnell an.
Er hatte 'ne Menge Donald Duck Buecher da, wovon ich so manche noch
gar nicht gelesen hatte.
Die Tage vergingen, Mama besuchte mich taeglich, was, wie mir gesagt
wurde, hier eine Ausnahme darstellte. Zum einen, weil viele meiner
'Mitbewohner' von weiter weg stammten, und zu anderen, weil die Aerzte
hier in der Regel der Meinung sind, dass ein Kontakt der Kinder zu den
Eltern einige Zeit lang nicht sein sollte und dann auch nur gelegentlich an
Wochenenden.
Tja, wenn man laenger da dort ist, dann lernt man schon die Hausordnung
kennen. Viele Kinder da im Krankenhaus kommen mit psychischen
Problemen hin, deren Ursachen moeglicherweise in einem problematischen
Familienumfeld zu finden sind. Daher diese Besuchsverbote. Bei mir
schien man sich klar zu sein, dass meine Probleme nicht durch meine
Mutter verursacht wurden und sie mir mit ihren Besuchen vielleicht sogar
meine Lebensfreude wieder heben konnte.
Erstaunlich, was die da im Krankenhaus so alles ueber mich durch mich
erfahren haben. Jedenfalls schlug man mir dann irgendwann vor, mich in
ein anderes Krankenhaus zu verlegen. Die Idee fand ich nicht toll, denn es
war nicht in unserer Stadt, und ich wuerde meine Mama nur noch
gelegentlich sehen koennen. Doch die Aussichten, die mir vor Augen
gefuehrt wurden, die waren fuer mich schon sehr verlocken. Und als ich
merkte, dass diesen Krankenhauswechsel Mama ebenfalls befuerwortete,
da freute ich mich schon richtig darauf.
Ja, ich konnt's kaum noch abwarten. Ich war guter Stimmung, gut
aufgelegt, und an Suizid wurde von mir zumindest zu dieser Zeit nicht
mehr gedacht.
Meinem Anorexia-Freund -- ich dachte immer nur Maedchen haetten diese
Erkrankung -- tat der Abschied von mir weh. Mir ging's nicht anders. Wir
hatten uns richtig lieb gewonnen.
Mama holte mich dann so gegen 10:00 Uhr ab, wir verabschiedeten uns
und los ging's. Stundenlang waren wir unterwegs. Ueber meinen schwarzen
Freitag wurde nicht gesprochen. Dafuer aber ueber das neue Krankenhaus,
das mehr einem Hotel gleichen sollte. Und als wir dort ankamen, da fand
ich es auch erst mal gar nicht, bis ich von Mama auf das Gebaeude
aufmerksam gemacht wurde. Und selbst dann war ich mir noch nicht
sicher, ob sie sich da nicht vertan hatte.
Der Pfoertner erwartete uns bereits, telefonierte und kurz darauf wurden wir
abgeholt. Man zeigte mir mein Zimmer, das ebenfalls wieder ein
Zweibettzimmer war. Ich wusste was von einer Ueberraschung, und
dennoch, sie gelang. Ich war als Bub in einem Zweibettzimmer mit einer
jungen Frau! Wie konnten die nur! Ich fand's nicht so schlimm, aber die
junge Frau, die musste von der Ankuendigung eines neuen Mitbewohners
ja wohl geschockt gewesen sein.
Na ja, die Ueberraschung ist jedenfalls voll gelungen. Christine ist eine sehr
huebsche, gepflegte junge Person im Alter von 19 Jahren. Sie ist genauso
maennlich oder nichtmaennlich wie ich es bin. Sie mir als Mann
vorzustellen, es ist mir einfach unmoeglich. Wann ich hier mit dem
Crossdressen wohl wuerde anfangen duerfen? Wobei, langsam fragte ich
mich, ob das Wort Crossdressen bei mir ueberhaupt passte. Ich war
eigentlich hier, weil man dort im anderen Krankenhaus vermutete, dass ich
transsexuell sein koennte. Und damit waere ja wohl mein Crossdressen
eigentlich kein Crossdressen mehr. Vielmehr wuerde ich mich ja durch das
Tragen jugendlicher, weiblicher Bekleidung endlich 'zu Hause' fuehlen
koennen.
Es war ein interessantes Aufnahmegespraech. Na ja, vom letzten hatte ich ja
eh nichts mitbekommen. Hat wohl meine Mama gefuehrt.
Die Tage in dem neuen Krankenhaus verflogen enorm schnell. In diesem
'Hotel' fuehlte ich mich einfach wohl, geborgen, betreut, beachtet, umsorgt,
und vor allem akzeptiert! Nach den ersten paar Tagen in meinem neuen
Zuhause war Weihnachten. Es war ausgemacht, dass Mama kommen und
wir hier Weihnachten feiern wuerden. Es war wunderschoen. Es war das
erste Weihnachten, das ich in einem rot-schwarzen, fast knoechellangen,
huebschen Kleid, mit dezent gefaerbten Lippen und einem eigentlich fast
unauffaelligen Lidschatten feierte. Ja, ich war gluecklich. Mama strahlte.
Wohl nicht deshalb, weil ich huebsch war -- ja, ich glaubte wirklich
huebsch zu sein! -- sondern weil sie mich mal wieder so richtig gluecklich
sah.
Ich hatte quasi taeglich psychologische Betreuung und Gespraeche und
konnte immer wenn ich wollte meine Vertrauensaerztin aufsuchen. Bereits
nach Weihnachten gingen die Ausfluege los mit einer anderen mir sehr
nahe gestellten und mir sehr sympathischen Psychologin. Wir besuchten
Cafes, kauften ein, sahen uns Museen und andere Sehenswuerdigkeiten an
und waren sogar einmal im Theater.
War fuer mich als Bub damals mein langes Haar einer der Gruende fuer
den Spott, den ich auszuhalten hatte, so war es nun mein absoluter Stolz. Na
ja, eigentlich war es erst schulterlang. Aber das wuerde sich noch aendern,
das war mir absolut klar!
---
Als suizidgefaehrdet hatte ich da schon nicht mehr gegolten, als man mich
in das 'Hotel' ueberwiesen hatte. Bereits die anderen Aerzte erkannten wohl
meine Begeisterung fuer alles Feminine, das mir ermoeglicht wurde und
hielten diese Begeisterung fuer ausreichend, mich von einem Selbstmord
abzuhalten.
Anfang Maerz wurde ich entlassen. Ich wohne jetzt bei einer guten
Freundin meiner Mutter. Deren Tochter studiert bereits und ist kaum noch
zu Hause. Eigentlich schade, vor Jahren waren wir gut befreundet und
mochten uns sehr, obwohl wir uns nur gelegentlich sahen. An sich hat sich
daran nichts geaendert, nur, der nahe Kontakt ist halt nicht mehr so da. Ein
bisschen schade. Aber was soll's? So was ich mitgekriegt habe, ist sie sogar
schon verlobt.
Ach ja 'Maenner'. Das ist ein Thema fuer sich, und das ist wohl auch der
Hauptgrund, warum ich momentan in kontinuierlicher, ambulanter,
psychologischer Betreuung bin: Ich hasse Maenner, ich kriege Herzklopfen,
wenn mir einer zu nahe kommt und fange zu schwitzen und zittern an. Ich
hab's schon fertig gebracht, in Gegenwart eines jungen Burschen
bewusstlos zu werden. Das war mal in einem Aufzug. Daher habe ich mir
vorgenommen, nie mehr in Aufzuegen zu fahren. Wenn's keine Treppe
gibt, dann ist das Gebaeude fuer mich eben gesperrt. Punkt.
Ab Ende Maerz werde ich wieder in die Schule gehen. Natuerlich nicht in
die alte. Schliesslich war einer der Gruende fuer mein Umziehen der, dass
ich dadurch in eine andere Schule wuerde gehen koennen. Der Hauptgrund
aber ist der, dass ich nun in der neuen Schule als Maedchen eingeschrieben
bin und mich dort niemand kennt.
Ich wurde gefragt, wie mein Vorname lauten solle. Daraufhin sagte ich
'Katrin'. Ich weiss auch nicht warum. Ich kenne kein Maedchen und keine
Frau, die Katrin heisst. Und dennoch -- oder gerade deshalb -- gefaellt mir
dieser Name enorm gut.
Erst sah es so aus, als muessten ein paar entscheidende Menschen meiner
neuen Schule etwas ueber meine Vergangenheit erfahren. Das hat mir
ziemlich Angst gemacht. Inzwischen sieht es anders aus. Irgendwie wurde
medizinisch, richterlich meiner alten Schule befohlen, mein
Uebertrittszeugnis fuer 'Katrin?.?.?.' auszustellen. Und der andere
Behoerdenkram, der scheint auch zu klappen. Vom Sportunterricht bin ich
befreit. Wegen der Ausrede meinen Mitschuelerinnen gegenueber muss ich
meine Psychologin erst noch fragen. Sonst stehe ich ziemlich bloed da.
Anfangs fuerchtete ich beim Verlassen meines 'Hotels', dass jeder auf mich
zeigen und schreien wuerde, 'eine Tunte', 'eine Schwuchtel', und so weiter.
Das aber liegt wohl daran, dass ich mich selbst zu gut kenne. Mein Gesicht,
das war bisher das Gesicht von 'Bernhard'. Da Bernhard ein Bub ist, war
mein Gesicht in meinen Augen einfach ein Bubengesicht. Bartmaessig ist
bei mir eigentlich noch nicht viel geboten, und das bisschen, das da da ist,
das entferne ich mir mit einer Pinzette. Hoert sich locker an, aber eigentlich
fuehle ich mich gar nicht so locker. Ja, eigentlich kann ich es gar nicht mehr
erwarten, bis ich mit meiner Hormontherapie anfangen darf. Wobei, im
Prinzip habe ich schon damit angefangen. Meine normalerweise
altersbedingte Testosteronbildung, die wird naemlich momentan etwas
gebremst. Ausserdem bekomme ich weibliche Hormone, jedoch in einer
Dosierung, die in meinen Augen noch viel, viel zu niedrig ist. Vertroestet
hat man mich. Siebzehn bin ich bereits. In einem halben Jahr, das hat man
mir versprochen, wuerde man bei mir mit der Hormontherapie anfangen.
EIN HALBES JAHR! Und ich denke mir, lieber heute als morgen.
Taeglich zaehle ich meine Barthaare, die ich mir ausreisse. Manchmal sind's
mehr als 'gewoehnlich', und dann kann mich Andrea, die Freundin meiner
Mutter kaum noch beruhigen.
Ehrlich, Andrea tut mir Leid. Wofuer hat sie so ein Pflegekind wie mich
verdient? Manchmal denke ich mir, ich haette damals doch springen sollen,
aber nur manchmal. Ja, ich habe Angst vor unsere Gesellschaft. Ich wuerde
einfach gern ein ganz normales Leben fuehren. Genau so wie eben all die
anderen auch. Aber genau das, das ist das, was ich niemals haben werde!
Niemals werde ich die Regel haben. Niemals werde ich ein Kind in meinem
Bauch spueren koennen. Und ob ich jemals in der Lage sein werde, eine
Beziehung zu einem Mann einzugehen, nun, ich bezweifel das. Das aber
bedeutet auch schon wieder, dass ich nun quasi als lesbisch dastehe. Als
junge Frau, unfaehig eine Beziehung zu einem Mann einzugehen. Das ist
schon wieder nicht normal.
Informatik wollte ich mal studieren. Momentan sieht es nicht mehr danach
aus. Mein Ziel ist ein sozialer Beruf. An ein Psychologiestudium habe ich
schon gedacht. Doch eigentlich komisch, ausgerechnet ich! Aber mir wurde
kuerzlich gesagt, dass eine Art Helfersyndrom bei Missbrauchten gar nicht
so ungewoehnlich waere. 'Missbrauchte', wie das klingt! Es ist eine
abgeschwaechte Form von 'Vergewaltigte'. Ich weiss nicht, warum mich
dieses Wort so fasziniert -- und abstoesst. Vielleicht weil es feminin klingt.
Vielleicht weil es normalerweise in Zusammenhang mit Kindern bzw.
Maedchen verwendet wird. Vielleicht weil es fuer mich eine Art
'Entschuldigung' schlechthin ist, fuer Situationen, in denen ich nicht so
reagiere, wie es eigentlich von mir erwartet wuerde. Nein, ich verwende
diese 'Entschuldigung' nicht als Freikarte fuer meine 'Boecke'. Wann immer
diese Verhaltensart von mir sichtbar wird sagt Andrea 'Freikarte?'. Ihr
glaubt nicht, wie mich das in meinem Verhalten bremst und einlenken
laesst. Ich will keine Freikarten! Ich will einfach ganz normal sein. Ganz
normal! -- Aber mit Sicherheit kein Mann!!!
Wenn es so weitergeht, dann werde ich wohl mal sowas wie eine 'Tante'
von Tinas (Andrea's Tochter) Kindern sein. Ich glaube, damit waere ich
auch ganz zufrieden. Ja, ich fuehle mich bereits ein wenig wie Tinas kleine
Schwester. Das ist ein schoenes Gefuehl! Nur, die frueheren Jahre, die
gehen mir ab. Die sind nicht mehr nachzuholen.
"Wir wollen Dir doch nur helfen, Deinen Weg zu finden." War das nicht
sogar der Satz, den Klaus damals zu mir sagte? Das was ich Klaus zu
verdanken habe, dafuer kann ich ihn beim besten Willen nicht loben. Er ist
ein Schwein -- und die anderen auch! Und doch, waere er nicht gewesen,
dann waere ich jetzt nicht da, wo ich bin. Dann waere ich auch nicht das,
was ich jetzt bin, ein Maedchen. Na ja, sagen wir mal eher schon ein junges
Fraeulein.
---
Nein, Papa haette ich wirklich nicht besuchen sollen. Mama hatte davon
abgeraten, aber ich wollte einfach. Es waere besser gewesen, ich haette es
nicht getan. Meine Psychologin war auch dagegen. Aber ich musste ja
wiedermal durch die Wand.
Ich bin egoistisch, narzistisch und ruecksichtslos. Ja, ich hab's mir wohl
selbst zu verdanken, dass Klaus und seine Gang mich als ihr Spielzeug
ausgesucht haben. Ich gehoere hier eigentlich nicht her. Was bin ich denn
schon? Eine Tunte, ein Stueck Dreck. Unfaehig, mich der Gesellschaft
normal anzupassen. Ja, ich haette springen sollen! Dann waere ich jetzt
keine Schande fuer meinen Vater, dann wuerde ich Mama keine Sorgen
mehr bereiten und sie finanziell nicht mehr belasten. Andrea wuerde ich
nicht auf der Nase herumtanzen, sie muesste sich nicht um mich
kuemmern, und Tina haette weiterhin ihr Zimmer bei sich zu Hause.
Warum helfen mir nur so viele Menschen? Was bin ich denn schon Wert.
Nichts! Eine perverse Sau, eine Missgeburt, der Abschaum der Menschheit
bin ich. Warum kuemmert man sich eigentlich um mich? Na ja, bei den
Aerzten ist es klar, die werden ja dafuer bezahlt. Andrea haette wohl ein
schlechtes Gewissen Mama gegenueber, wenn sie ihr mit mir nicht helfen
wuerde. Tina zaehlt nicht so recht, fuer sie bin ich eh eine Art Ausrede,
warum sie an den Wochenenden bei ihrem Lover uebernachtet. So gesehen
kuemmert sich also nur meine Mama um mich -- aus Liebe. Oder ist auch
das vielleicht nur die Folge von muetterlichem Verantwortungsgefuehl, von
Mitleid? Ich will kein Mitleid! Vielleicht sollte ich doch noch gehen. Dann
waere Mama endlich wieder frei.
Na ja, jetzt wart' ich's mal ab. Gehen kann ich immer noch. Und es koennt'
ja eigentlich auch ganz schoen werden. Denn nun bin ich ja -- zumindest so
ziemlich -- endlich mal ich selbst. Ein schoenes Gefuehl. Ach was, das ist
ein Gefuehl, das laesst sich eigentlich gar nicht beschreiben. Es ist wie
Sonnenschein und bunte Blumen, eine weite gruene Wiese mit
Voegleingezwitscher. Es vereint Glueck und Freude und Hoffnung und
Begeisterung. Alles ist ploetzlich viel bunter und schoener und farbenfroher
und heller und strahlender! Man wuerde am liebsten nur noch lachen und
strahen und schmunzeln und andere umarmen. Dieses Gefuehl, es ein
wenig gleichzusetzen mit Waerme und Geborgenheit und Schutz und Liebe
und und und. Nein wirklich, es ist einfach nicht beschreibbar! Es ist
naemlich noch viel viel viel schoener!
Hat das Schreiben dieser Geschichte als doch was gebracht. Denn mit dem
abwertenden Verhalten meines Vaters komme ich jetzt irgendwie besser
zurecht. Sehen will ich ihn sicher nicht mehr -- und seine Freundin auch
nicht. 'Vater' nennen soll sich der, der sein Kind erzieht, nicht der, der nur
mit der Mutter des Kindes geschlafen hat! Und ich, ich habe keinen Vater!
Na und?! Scheiss Maenner!
Katrin
ENDE