Vorwort
Dieser Teil hat etwas auf sich warten lassen. Es waren schon ?ber 80kB
geschrieben, da ging es auf einmal nicht mehr weiter. Ich dachte mir,
warte ein wenig, dir wird schon eine Idee kommen.
So verging schnell viel Zeit, und die Geschichte kam durch andere
Ereignisse in den Hintergrund. Aber einige nette Leser lie?en nicht
locker. Nichtsdestotrotz fand ich immer noch keine Fortsetzung. Dann
habe ich alles weggeworfen und von vorne angefangen.
Wegen des schlechten Wetters war ich mir nicht sicher, ob der Kristall
gen?gend geladen war, als ich Andy seinen alten K?rper zur?ckgab. Aber
es waren neun Tage um, was bedeutete, dass heute Sonntag war. Morgen war
wieder Schule. Und sein Vater kam heute zur?ck. Also mussten wir es auf
jeden Fall probieren.
Andrea stand nackt vor mir. Ich fing mit den Br?sten an. Diesmal war es
hell und sie konnte die Ver?nderungen sp?ren. Langsam wurden die Br?ste
kleiner. Bei etwa einem halben A-Cup h?rte ich auf.
"Was meinst du, ist das klein genug?"
"Ich bin so an die Br?ste gew?hnt, dass sie nun wirklich winzig
aussehen. Aber vielleicht liegt das nur daran, dass ich sonst wie ein
M?dchen aussehe, da sieht ein kleiner Busen merkw?rdig aus. Mal abwarten
wie es ist wenn ich wieder wie fr?her aussehe."
Ich machte mich nun an sein Gesicht. Wieder brauchte ich nicht einzelne
Details zu ?ndern, er bekam seine gespeicherte Form zur?ck. Dann kam der
Torso an die Reihe, die dramatischste ?nderung. Die Schultern wurden
breit, der Oberk?rper l?nger. Die schmale Taille verschwand. Und Haare
erschienen auf der Brust. Er hatte keine tolle Behaarung, war wohl zu
jung daf?r. Es sah nicht gerade gut aus, au?erdem mochte ich die glatte
weiche Haut. Eine kurze Konzentration und die Haare verschwanden wieder.
Ich sah Andy fragend an. Er verstand mich und nickte. Dann kamen seine
Arme an die Reihe. Abgesehen von den Beinen sah er nun aus wie fr?her.
"Und, wie ist es mit den Br?sten? Klein genug?"
"Ja, du hast Recht, ich sehe so eigentlich nur etwas muskul?ser aus." Er
betastete sie. "Nur anfassen darf sie keiner, sie sind immer noch sehr
weich. Und es f?hlt sich immer noch toll an."
"Das darf sowieso nur ich"; sagte ich, w?hrend ich dr?ber strich. Gro?
hatten sie mir besser gefallen, aber immerhin besser als nichts.
"Und was ist...?" Er deutete auf seine Beine.
"Hmm, eigentlich gefallen sie mir so viel besser", scherzte ich.
"Du willst mich doch nicht etwa so lassen?" sagte er schockiert.
"Keine Angst. Aber warum regst du dich auf? Unter einer Hose sieht man
sie doch nicht."
"Darauf freue ich mich schon einige Tage, endlich wieder eine Hose
anziehen zu k?nnen. Aber selbst in einer Hose w?rde man sehen das diese
Beine ausgesprochen feminin sind, wenn sie nicht gerade sehr weit
geschnitten ist."
"Ist ja gut, du hast deine Beine ja gleich wieder."
Mit fast der letzten Energie ?nderte ich die Beine zur?ck.
Mir fiel noch etwas ein. "Sag mal, du rasierst dich doch nicht gerade
gerne?"
"Nein. Warum?"
"Dann mache ich deinen Bart weg. Bartstoppeln sind beim K?ssen nicht
gerade angenehm."
"Einverstanden. Morgens f?nf Minuten l?nger schlafen..."
Kurz darauf hatte er nur noch einen leichten Flaum um das Kinn. Es fiel
mir wesentlich leichter die Haare wie bei einer Frau zu machen, statt
sie verschwinden zu lassen.
Nun musste ich nat?rlich erst einmal testen ob es gelungen war. Hmmm.
Besser noch einmal testen.
* - *
Die n?chsten Wochen brachten nicht viel Neues. Ich war mit meinem neuen
Leben ?beraus zufrieden. Das Band zu Evi wurde immer enger, falls das
?berhaupt m?glich war. Ich konnte mir kaum noch vorstellen, wie es
jemals ohne sie gewesen war.
F?r Andy blieb manchmal zu wenig Zeit. Um so mehr genossen wir die
Stunden. Wir fieberten den Weihnachtsferien entgegen, um endlich mehr
Zeit f?r uns zu haben.
Andy hatte unglaublich viel dazu beigetragen, dass ich zu mir selbst
gefunden hatte - obwohl er es nicht wusste. Mittlerweile hatte sich
meine Claudia Pers?nlichkeit gefestigt, ohne dass ich das Gef?hl hatte,
etwas Wichtiges aufzugeben.
Alles lief also eigentlich viel zu gut, das konnte schon rein
statistisch nicht gut gehen...
* - *
Ich war gar nicht das Ziel von Kens neuester Attacke, aber trotzdem war
ich der Meinung, dass nun endlich etwas geschehen musste.
Er hatte sich ?ber einen Sch?ler lustig gemacht, der erst jetzt in der
Pubert?t war. Mit 16 zwar sp?t, aber immer noch im Bereich des Normalen.
Aber das war Ken v?llig egal. Er spielte seine K?rperattribute wieder
voll aus, und das gegen diesen sehr zierlichen Jungen: Unfairer konnte
es kaum sein.
Und dann diese Spr?che! Er nannte ihn Tunte, und das war noch eines der
harmloseren Dinge. Nun ja, er war wirklich noch etwas kindlich, und
h?tte besser etwas andere Kleidung ausw?hlen sollen. Nicht das
irgendetwas feminin war, es war einfach ein wenig zu wenig m?nnlich.
Aus einer momentanen Laune heraus beschloss ich etwas zu machen. Eine
Sch?nwetterperiode hatte den Kristall aufgeladen, er war v?llig klar.
Ein wenig Magie konnte ich an Ken verschwenden.
Unauff?llig hielt ich mich nicht weit von Ken. Er war immer noch mit
seinem Opfer besch?ftigt. Ich beschloss die Ursache des Problems
anzugehen, so ich es sah: Das zu viele Testosteron. Das wurde in den
Hoden produziert, aber wie das ?ndern? Erst einfach etwas schrumpfen
lassen.
Schnell waren sie nur noch so gro? wie bei einem kleinen Kind. Dabei
sp?rte ich was sich ge?ndert hatte. Das mussten die Zellen sein, die
sich in der Pubert?t entwickelten, und dann gro?e Mengen m?nnlicher
Hormone produzierten. Aber die Keimdr?sen produzierten ja auch weibliche
Hormone, nur weniger als bei einer Frau. Ich lie? genau die anderen
Zellen wachsen, in der Hoffung, das gew?nschte Ziel damit zu erreichen.
Ich wollte nichts Permanentes machen, das war mit meinem Ehrgef?hl nicht
zu vereinbaren. Ich wollte ihm nur einen gro?en Schreck einjagen. Wenn
sich Br?ste anfangen w?rden zu entwickeln w?rde ich es wieder r?ckg?ngig
machen. Mal sehen on ein paar Wochen so nicht ein paar positive
Auswirkungen haben w?rden.
Ken merkte nat?rlich nichts davon. Nun wurde auch sein Penis
geschrumpft, bis er zu einem f?nfj?hrigem Kind passte. Zu diesem
Zeitpunkt zog er wieder ?ber die Kleidung des Jungen her. Das
inspirierte mich zu ein paar weiteren kleinen Modifikationen. Sein Po
wurde gr??er. Nicht sehr auff?llig, aber doch deutlich mehr. In seiner
jetzigen Hose sah man kaum etwas davon.
Aber genau das ?nderte ich nun. Er bekam eine wundersch?ne M?dchenjeans.
Mit einer Stickerei ?ber dem Po, wie es gerade Mode war. Und er sah es
nat?rlich nicht. Auch der Schnitt war nun anders, obwohl das nicht
sofort auffiel. Er betonte die Pobacken, die dadurch weiblicher
aussahen.
Die ?nderungen waren nicht sofort auff?llig, ich hatte es dezent
gemacht. Das Blumenmuster der Stickerei hatte fast dieselbe Farbe wir
die Jenas und war deshalb nicht so auff?llig wie die bunten Stickereien
bei den M?dchen. Aber wenn man darauf achtete war es eindeutig ein sehr
feminines Kleidungsst?ck. Und es gab vorne keine Beule, aber daf?r
hinten zwei sehr wohlgeformte Rundungen.
Die Pause war zu Ende, ich musste weiter. Grinsend sah ich wie erste
Sch?ler Ken merkw?rdig ansahen. Ohne seine Spr?che ?ber die Hose seines
Opfers w?re es wohl kaum so schnell aufgefallen. So hatte er nun selbst
die Aufmerksamkeit darauf gelenkt.
* - *
In der n?chsten Pause traf ich Romy. "Hi Claudia. Hast du das von Ken
geh?rt? Macht sich ?ber einen Jungen lustig und hat selber eine Hose an,
die nun wirklich nicht sehr maskulin ist. Er h?tte besser seinen Mund
gehalten."
Ich grinste selbstzufrieden.
"Warum grinst du so?" Dann ging ihr ein Licht auf. "Das warst du!"
Ich nickte.
"Recht geschieht es ihm. Ich hoffe, er lernt etwas daraus."
"So hatte ich es mir gedacht. Aber nun bekomme ich langsam kalte F??e.
Ich wei? nicht, ob es richtig war, den Kristall daf?r zu benutzen."
"Claudia, mache dir keine Sorgen. Das war sehr richtig."
Trotzdem blieb ein ungutes Gef?hl.
* - *
Da die n?chsten Tage nichts weiter passierte, verga? ich bald mein
ungutes Gef?hl. Ich h?tte besser darauf geh?rt.
Ich kam gerade vom Training der Tanz AG - ja, dort war ich leider
wieder, da es Herrn Stein mit seiner Arch?ologie nicht mehr gab - und
freute mich auf eine sch?ne lange Dusche. Ganz so schlimm fand ich das
Cheerleading nicht mehr, ich h?tte aber auch darauf verzichten k?nnen.
Ich trug immer noch meine Uniform. Nicht ganz so sexy wie damals als
?ppige Blondine, aber doch mit einem ausgesprochen kurzen Rock und sehr
sexy. In der Schule wollte ich m?glichst nicht Duschen, ich fand sie
einfach eklig. Da behielt ich die Uniform lieber noch ein bisschen
l?nger an, um dann zuhause gleich etwas Frisches anzuziehen, was ich
nicht die ganze Zeit tragen musste.
Es war nicht gerade warm, Winteranfang war nicht mehr weit weg. Richtig
unangenehmes Schmuddelwetter. Ich hatte zwar eine Strumpfhose an, aber
bei dem k?hlen Wind war das nicht ausreichend. Obwohl meine Beine in der
stark gl?nzenden Tanzstrumpfhose wirklich gut aussahen.
Ein Punkt mehr der zeigte, wie sehr ich zu einem M?dchen geworden war.
Ich hatte eine Trainingshose mit kn?pfbaren Beinen, die man ganz leicht
?berziehen konnte, und daf?r nicht einmal die Schuhe ausziehen musste.
Zudem klein und leicht. Aber was machte ich? Ich musste meine Beine der
Welt zeigen und dabei frieren.
Noch half mir die Restw?rme vom Training ein wenig, aber das w?rde
schnell vorbei sein. Ein Nachteil meiner guten sportlichen Form war die
effektivere Energiegewinnung, beim normalen Gehen entstand weniger
Abw?rme. Und das, wo M?dchen sowieso weniger Muskelw?rme hatten.
Ich war schon in Gedanken bei Andy. Durch meine vielen T?tigkeiten, wie
die Dokumentation meines Lebens in der Antike und dem Sprachunterricht
f?r Evi, blieb sehr wenig Zeit. War ich endlich fertig, war ich
hundem?de.
Aber nach dem Training hatte ich mir angew?hnt nichts mehr zu machen,
mit der k?rperlichen Erm?dung ging sowieso nichts mehr so richtig in
meinen Kopf hinein. Diese Zeit war f?r das Wohlf?hlen, auch eine ganz
wichtige Sache. Ich freute mich riesig auf eine sehr lange Dusche, und
dann auf den Besuch von Andy.
Mit diesen freudigen Gedanken achtete ich nicht sehr auf meine Umgebung.
Wozu auch, alles war mir vertraut. Das Bein, ?ber das ich nun stolperte,
geh?rte allerdings nicht dazu. Ich konnte das Gleichgewicht nicht halten
und st?rzte.
Ein heftiger Schmerz kam von meinem Knie. Das lie? mich zuerst dahin
sehen, bevor ich mich um die Ursache des Sturzes k?mmerte. Am Knie war
etwas Blut, eine kleine Platzwunde, nicht besonders schlimm. Was mich
viel mehr st?rte war die Laufmasche in meiner Strumpfhose. Das war kein
Teil aus dem Supermarkt, so etwas kostete ?ber 30 Euro.
Nun kam die Ursache des Sturzes in mein Blickfeld. Ken. Nimmt das denn
nie ein Ende mit dem Kerl? Ich dachte mit weniger Testosteron w?rde er
etwas normaler werden? Anscheinend falsch gedacht.
"So, habe ich dich endlich! Und wieder einmal in einem superkurzen
R?ckchen. Ganz die Schlampe! Nur zu schade dass ich es dir nicht mehr
besorgen kann. Daf?r hast du ja gesorgt. Und mich total l?cherlich
gemacht in einer M?dchenjeans!"
Er machte eine Pause. Wie kam er darauf? Er konnte doch nichts von dem
Kristall wissen? Er bemerkte meinen Blick auf meine Brust, wo er sich
unter dem Trikot abzeichnete.
Da ich mich mit Beiden Armen auf dem Boden abst?tze konnte ich der
schnellen Bewegung, mit dem er den Kristall mir von Hals riss, nichts
entgegen setzen. Und dann war ich starr vor Schreck.
"Das h?ttest du nicht gedacht, dass ich so schlau bin? Ja, ich wei?
genau Bescheid. Du bist eine Hexe!"
Fast h?tte ich meine Erleichterung merken lassen. So weit schien es mit
seinen Kenntnissen nun doch nicht zu sein.
"Aber ohne deine Zaubermittel bist du hilflos. Und ich habe das Dings
jetzt!" Er sah pl?tzlich hinter mich. "Mist! Aber das macht nichts, ich
kriege dich."
Er griff einen meiner F??e und drehte ihn ruckartig. Ich h?rte ein
lautes Knacken und dann einen wahnsinnigen Schmerz. Ich konnte mich
nicht mehr im Sitzen halten und fiel schreiend zu Boden.
* - *
Ich wurde zwar nicht ohnm?chtig, trotzdem erscheinen mir die
nachfolgenden Ereignisse wie durch einen Nebel. Zwei andere M?dchen
waren ebenfalls auf dem Heimweg und kamen nun durch meine Schreie auf
mich zugeeilt.
Sie stellten schnell fest, dass ich ernsthaft verletzt war und riefen
per Handy einen Krankenwagen. Der Notarzt gab mir ein Schmerzmittel, was
mich noch benommener machte. Dann ging es ins Krankenhaus.
Ich wurde untersucht, aber nicht operiert. Wenn ich nur den Kristall
h?tte! So war ich v?llig hilflos, denn nun war mein komplettes Bein in
Gips. Wenigstens tat es so nicht mehr so schlimm weh, und den Rest
besorgten die Schmerzmittel.
Am n?chsten Tag kam ich in die R?hre, sprich Magnetresonanztomografie.
Das Ergebnis war nicht sehr sch?n. Nichts gebrochen, aber das Kreuzband
gerissen, der Meniskus besch?digt, und was wei? ich noch alles.
Bereits gestern war Mom ganz aufgel?st gekommen. Aber ich war zu
benommen, und der Arzt schmiss sie nach ein paar Minuten raus. Nun hatte
mir der Arzt gerade erz?hlt, was alles in meinem Bein kaputt war, da kam
die mit Evi herein.
"Wie geht es dir Ungl?cksraben denn heute?"
"Hi Mom, dir auch einen sch?nen guten Tag."
"Anscheinend ist nicht viel kaputt, du wirst schon wieder frech."
Ich machte ein ernstes Gesicht. "Leider ist doch einiges kaputt, ich
werde l?ngere Zeit brauchen, bis ich wieder richtig laufen kann. Denn
das Schlimmste ist nicht mein Bein, sondern, dass der Kristall weg ist."
F?r Mom war der Kristall nichts als Schmuck, aber Evi machte ein
erschrecktes Gesicht. "Mach dir keine Sorgen"; sagte Mom, "ich kaufe dir
eine neue Kette. Jetzt erz?hl aber erst einmal, wie ist es dazu
gekommen?"
Ich erz?hlte die Geschichte wie Ken mich ?berfallen hatte. Mom regte
sich f?rchterlich auf. "Das ist ja unglaublich. Einfach meinem M?dchen
das Bein zu brechen! Der wird ?was erleben!"
Ich machte Mom lieber nicht darauf aufmerksam das mein Bein gar nicht
gebrochen war. Sie steigerte sich gerade richtig in Wut.
"Mom, immer mit der Ruhe! Ich bin ja nicht tot, und nichts Wichtiges ist
kaputt. Das Bein wird schon wieder."
Doch Mom wollte nichts davon h?ren. "Ich gehe jetzt zur Polizei. Evi,
pass bitte auf deine Schwester auf." Und damit war sie weg.
Endlich kam auch Evi zu Wort. "Mann, hat die sich aufgeregt! Macht sie
so etwas ?fters?"
Ein Zuh?rer h?tte sich jetzt wahrscheinlich gewundert, wie eine Tochter
so von ihrer Mutter sprechen konnte. Aber es konnte ja niemand wissen,
dass sie erst seit kurzer Zeit meine Schwester war.
"Nein, ich habe sie so noch nie erlebt. Aber es hat mich auch noch nie
jemand absichtlich so verletzt." Mal abgesehen von meinen Pr?geleinen
mit Ken als ich noch Claus war. Aber die endeten nie im Krankenhaus.
"Und dabei hat sie das eigentliche Problem gar nicht erfasst. Der
Kristall ist weg?"
"Ja, Ken hat ihn gestohlen. Er sagte, er w?sste Bescheid. Aber so
richtig glaube ich ihm nicht, denn dann meinte er, ich w?re eine Hexe."
"Hoffentlich bekommen wir ihn bald wieder. Dann ist dein Bein kein
Problem mehr." Sie klopfte auf den Gips.
"Richtig. Deshalb k?mmere dich bitte darum. Das ist im Moment das
Allerwichtigste. Am Besten du gehst sofort. Ich laufe hier nicht weg."
"Scherzbold. Aber du hast Recht. Du bist erst einmal hier gut versorgt.
Ich versuche Ken zu finden, und damit den Kristall."
Ich sagte ihr alles was ich ?ber Ken wusste, und das war au?er der
Adresse nicht viel.
"Sei nur vorsichtig. Ken ist unberechenbar, und ich m?chte dich gesund
wieder sehen."
"Ich verspreche es. Vergiss nicht, ich habe einige Jahrzehnte
Lebenserfahrung."
* - *
Ich sah sie erst am n?chsten Tag wieder. Nach der Schule kam sie direkt
ins Krankenhaus.
"Hi, ich sehe, du bist schon wieder mobil."
Ich hatte kurz zuvor zwei Kr?cken bekommen, und ?bte nun die
Fortbewegung damit. Eigentlich nicht sehr schwierig, aber mein kaputtes
Bein tat bei der kleinsten falschen Bewegung h?llisch weh. Und es war
gar nicht einfach es halbwegs ruhig zu halten. Aber immerhin war ich
nicht mehr ans Bett gefesselt.
"Richtig. Noch etwas langsam, aber es wird. Wenn nur das verflixte Bein
nicht so wehtun w?rde."
"Bekommst du keine Schmerzmittel?"
"Ich habe welche, aber nicht genommen. Ich werde davon immer so
benommen. Und wenn ich mich nicht bewege, habe ich nur geringe
Schmerzen."
"Wie lange musst du denn noch hier bleiben? Wenn du schon wieder laufen
kannst?"
"Du hast es erfasst. Ich warte nur auf den Krankenwagen. W?rst du etwas
sp?ter gekommen, dann w?re ich nicht mehr hier."
"Dann m?ssen wir Mom Bescheid sagen. Die kommt sonst nachher garantiert
hierher."
"Nur keine Panik. Ich habe sie schon auf ihrem Handy angerufen. Dir habe
ich ?brigens auch eine SMS geschickt."
"Uups, habe vergessen das Teil nach der Schule wieder anzumachen. Wohl
ein blonder Moment?"
"Grins. Aber jetzt erz?hle erst einmal, was ist mit Ken und dem
Kristall?"
Sie machte ein trauriges Gesicht. "Weg. Beide, f?rchte ich. Mom machte
bei der Polizei eine Anzeige. Nun, das dauerte erst einmal. Ich war bei
Ken?s Haus bestimmt schon zwei Stunden, bevor eine Streife kam. Sie
klingelten, aber es machte niemand auf. Ich ging zu ihnen und sagte,
dass ich schon seit Stunden das Haus beobachtete. Was h?tte ich auch
sonst machen sollen? Ich kann ja schlecht planlos herumlaufen."
"Nein, schon v?llig OK. Und was war dann?"
"Nicht viel. Er ist zur Fahndung ausgeschrieben. Und zwar schon bevor
wir Anzeige erstattet hatten."
"Schon vorher?"
"Ja. Deshalb verstand ich auch nicht, warum ?berhaupt eine Streife kam.
Vielleicht dachten sie, er w?re mittlerweile nach Hause gekommen. Ich
halte das f?r v?llig bl?dsinnig, denn die andere Anzeige stammt von
seinen Eltern. Er ist mit dem Inhalt des Safes und Papis Wagen weg."
"Oh, das klingt nicht gut. Sonst noch etwas?"
"Nein, nichts. Niemand hat eine Idee wo er sein k?nnte."
Wir redeten noch ein paar Minuten, dann kam jemand und sagte, dass der
Krankenwagen da w?re.
* - *
Nach zwei Wochen kam der Gips ab und ich bekam eine Schiene aus
Kunststoff mit einem Gelenk am Knie. Den Winkel, in dem ich nun mein
Knie bewegen konnte, war einstellbar. F?r den Anfang nur 15?. Klingt
nicht viel, aber nach der langen Zeit ohne Bewegung war es mehr als ich
konnte. Ich kam an den Anschlag ?berhaupt nicht heran.
Aber es war ein Anfang. Ein Anfang, sich wieder Bewegen zu k?nnen. Wenn
ich sehr vorsichtig war, konnte ich nun schon ohne Kr?cken zur Toilette.
Obwohl ich oft doch noch wenigstens eine nahm, denn dann ging es
schneller. Und ich hatte auch Angst ohne eine St?tze, denn so richtig
Halt hatte ich mit dem Bein trotz der Schiene nicht.
Ich vermisste den Kristall. Ich hatte mich daran gew?hnt, ihn praktisch
st?ndig zu sp?ren. Nun fehlte etwas Wichtiges, ich f?hlte mich irgendwie
nackt.
Weihnachten kam, und nichts Neues von Ken. Die Polizei glaubte, dass er
ins Ausland gefl?chtet war, und er wurde nun per internationalem
Haftbefehl gesucht. Ohne Erfolg.
Davon abgesehen war Weihnachten so sch?n wie noch nie. Nicht nur durch
meine Familie, auch durch die vielen Freunde. Vor allem Romy und Andy.
Ohne Andy w?re es mir deutlich schlechter gegangen. Er gab mir den
gr??ten emotionalen R?ckhalt. Obwohl ich nun schon ein paar Wochen
keinen Sex mehr mit ihm hatte, abgesehen von ein wenig Petting, wurde
meine Beziehung zu ihm noch tiefer.
Erst jetzt gestand ich es mir ein, das war keine Freundschaft mehr, das
war Liebe. Unglaublich was sich alles in ein paar Monaten ver?ndert
hatte. Damals h?tte ich nie geglaubt, dass ich einmal einen Jungen
lieben k?nnte. Nun konnte ich mir das Gegenteil nicht mehr vorstellen.
* - *
Mom und Evi waren einkaufen, ich f?hlte mich noch nicht fit genug dazu.
Stattdessen sa? ich wieder einmal vor der Glotze. Gelangweilt sah ich zu
wie Weihnachten in aller Welt gefeiert worden war.
Es war mir zuerst nicht klar was ich gesehen hatte, aber irgendetwas
veranlasste mich dazu, genauer hinzusehen. Und da sah ich ihn: Ken! Wo
war das nur? H?tte ich doch nur besser aufgepasst!
Voller Konzentration saugte ich den Rest des Berichtes in mich hinein.
Es war in den USA, das war klar. Irgendeine Weihnachtsfeier mit ein paar
Filmsternchen. Und dann war der Bericht auch schon zu Ende.
Das konnte doch nicht wahr sein! Eine Spur, und ich hatte die
Entscheidenden Informationen nicht mitbekommen.
Was konnte ich nun nur machen? Nach einigen Augenblicken ging ich zum
meinem Computer und rief die Seite des Senders auf. Zu der Sendung stand
dort weiter nichts, also griff ich zum Telefon und rief an.
Wegen der Feiertage waren viele nicht da und so dauerte es einige Zeit,
bis ich bei einer Sekret?rin landete, die mir dann weitl?ufig erkl?rte,
dass ich einen Mitschnitt haben k?nnte. Sonst g?be es niemanden der mir
zu der Sendung Auskunft geben k?nnte.
Das glaubte ich zwar nicht, aber ein Video w?re ja schon ein
Fortschritt. Nur wollte sie das erst im Januar wegschicken! Wer wei? wo
Ken dann war. Ich bettelte und flehte, und schlie?lich konnte ich sie
?berreden. Aber es w?re teuer.
Ich sagte ihr das w?re mir v?llig egal ich m?chte nur schnellstm?glich
das Video. Da fing sie schon wieder an, dass diese Sendung doch so
wichtig nun auch nicht sein k?nnte. H?tte ich noch meinen Kristall
h?tte ich ihr jetzt eine dicke Warze auf die Nase gemacht, so sauer war
ich.
Als Mom und Evi nach Hause kamen, war ich so aufgeregt, dass sie mich
zuerst ?berhaupt nicht verstanden. Schlie?lich begriffen sie was ich
sagen wollte und best?rmten mich mit Fragen. Ich konnte jedoch kaum etwa
sagen, mit den paar Sekunden, die ich ohne Zusammenhang gesehen hatte.
Trotzdem blieb es DAS Gespr?chsthema.
Aber am n?chsten Tag vergab ich der Frau vom Sender, denn die DVD war
tats?chlich da. Mom war arbeiten, und so sahen Evi und ich uns es an.
Der Zusammenhang zu Weihnachten in dem Beitrag war eher weitl?ufig bis
nicht vorhanden. Es war die Premiere eines Dokumentarfilmes, ?ber den
berichtet wurde. Von irgendwelchen Naturv?lkern wurde die
Wintersonnenwende gefeiert, die ja nur ein paar Tage vor Weihnachten
war. Nah genug, dachte sich wohl der Berichtemacher, und schlie?lich war
die Feier kurz nach Weihnachten, das glich sich wohl aus.
Ken war nur zuf?llig im Bild, er war bei den wenigen Leuten die
neugierig am Rande standen. Er beobachtete interessiert einen
Darsteller, einen anscheinend halbwegs authentischen Indianer. Mehr war
nicht zu sehen, die Szene dauerte nur ein paar Sekunden.
"Unglaublich", sagte Evi, "das ist tats?chlich Ken. Kann es so einen
Zufall geben? Auf einem anderen Kontinent, und eine Kamera f?ngt ihn
zuf?llig ein. Und du siehst zuf?llig diese Sendung? Das ist doch
jenseits jeglicher Wahrscheinlichkeit."
Sie bezog sich wahrscheinlich auf den Mathematikunterricht, in dem
gerade Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung dran war.
"Du hast recht, es ist unglaublich unwahrscheinlich, aber doch ist es
passiert. Aber du wei?t ja, dass hier Magie mit im Spiel ist. Und da
endet jegliche Wahrscheinlichkeit."
"Aber niemand hat Magie ausge?bt? Der Kristall ist weit weg von dir, und
wohl niemand sonst auf der Welt kann damit umgehen."
"Hoffentlich. Es w?re sehr schlimm wenn jemand wie Ken Macht dar?ber
h?tte. Ich schaue es mir noch einmal an."
"Halt, ich habe eine bessere Idee. Lass uns an den Computer gehen, und
zuerst eine Kopie machen. Das Original ist zu wertvoll. Und dann
untersuchen wir sie Szene mit geeigneten Programmen."
"Prima Idee. Ich bin so nerv?s, ich zittere beinahe. Mach? du das, ich
glaube, ich mache am Ende noch etwas kaputt."
Evi kannte sich aus. Sie hatte in ihrem fr?heren Leben viel mit der
Videokamera aufgenommen und selbst geschnitten. Souver?n bediente sie
die Programme. Ich kam mir reichlich blond vor.
?Liegt das jetzt daran, dass ich ein M?dchen bin?? fragte ich mich?
?w?rde ich mich als Claus jetzt anders verhalten??
Ich hatte keine Zeit mehr nachzudenken, denn Evi hatte nun die richtige
Szene auf dem Monitor und ging sie nun Bild f?r Bild durch. Nach einiger
Zeit stoppte sie. "Hast du es auch gesehen?" fragte sie.
"Was?"
"Da, auf seiner Brust:"
"Ich sehe nichts."
"Es ist nicht einfach zu sehen, da er einen grauen Pulli anhat, und ein
wenig im Schatten steht. Warte, das bekomme ich deutlicher hin."
Sie kopierte das Bild und ?ffnete es mit einer Bildbearbeitung. "Da
alles grau ist, sieht man es so schlecht. Ich mache aus den Grausteufen
verschiedene Farben, dann sieht man es deutlicher."
Das Bild wurde extrem bunt. Es sah richtig psychedelisch aus, wie aus
den Siebzigern. Aber nun sah ich was sie meinte. Unter dem Pulli
zeichnete sich eine Beule ab. Der Pulli sa? locker und deshalb war es
kaum sichtbar, aber durch die Farben konnte man es trotzdem deutlich
sehen. Er trug den Kristall um den Hals.
"Wir haben ihn gefunden", sagte sie triumphierend.
"Wie hast du das nur sehen k?nnen? Selbst als du sagtest, dass dort
etwas w?re, konnte ich nichts sehen. Erst mit den Falschfarben."
"Jahrzehntelange Praxis. Was glaubst du wie man bei Ausgrabungen etwas
findet? Alles sieht erst einmal wie Dreck aus. Im Laufe der Zeit schulst
du dein Auge kleinste Unterschiede zu sehen."
"Ich verstehe. Nur gut, dass ich dich habe." Ich umarmte sie.
"Ich muss sagen, dass ich das wirklich mag."
"Was? Das Umarmen?"
"Ja. Als Mann hatte ich fast nie n?heren Kontakt zu anderen, selbst in
der Familie kaum. Aber jetzt gibt es das h?ufiger, und ich genie?e es."
"Spricht da dein m?nnliches Ego?"
"Ein bisschen vielleicht. Ich habe mich sehr daran gew?hnt ein M?dchen
zu sein. Ich genie?e die Umarmung haupts?chlich wie es wohl gemeint war:
Als eine freundliche Geste unter Schwestern. Eine Art k?rperliches
Dankesch?n."
Evi untersuchte das Bild genauer. "Schade, dass die Aufl?sung so gering
ist. Aber warte, wenn ich das unscharf maskiere?"
Ich verstand kein Wort. Wollte sie es unsch?rfer machen? Nein, denn das
Bild wurde nun sch?rfer.
"Schau mal, wo Ken hinsieht."
Ich folgte der Seeachse. Sie zielte auf die Brust des Indianers.
"Hmm, schwer zu sehen", meinte Evi, "aber vielleicht wenn ich ein paar
Bilder ?bereinander lege? Er bewegt sich nicht."
Evi wirbelte mit dem Mauszeiger ?ber den Bildschirm das ich kaum folgen
konnte. Nach ein paar Minuten hatte sie das gew?nschte Resultat. Ich
h?tte das in Stunden nicht geschafft.
Nun war das Bild klarer. Ich sah dass der Indianer diversen Schmuck
umgeh?ngt hatte. Um seinen Hals war eine Kette aus kleinen spitzen
wei?en Teilen. Sollten das Z?hne sein? Und eine Schnur, an der ein
Anh?nger hing. Nicht sehr gro?, etwa wie eine Walnuss. Klar und leicht
gelblich, wie durchsichtiger Bernstein. Und doch dunkel, wie st?rmisches
Meer.
Ich kannte eine sehr ?hnliche Farbe. Nicht gelblich, aber dieser
geheimnisvolle dunkle Ton. Aber mein Kristall hatte ja auch schon andere
Farben angenommen.
"Ich rufe Romy an, die muss dringend kommen."
* - *
Eine Stunde sp?ter hatten wir Romy alles gezeigt.
"Meinst du das ist wirklich genauso ein Kristall wie deiner?" fragte
Romy. Nachdem sie noch einmal sehr genau den Ausdruck betrachtete.
"Soweit es auf dem Bild zu sehen ist, ja. Nur kleiner. Und man muss es
ja im Zusammenhang sehen. Ken schaut dorthin, es ist also von Interesse
f?r ihn. Ich kann mir nicht vorstellen dass er sich f?r Indianer oder
deren Schmuck interessiert."
Ich fuhr fort, "Ken hat ja gesagt, dass er Bescheid wei?. Ich habe
gedacht, dass er irgendetwas hier mitbekommen hat, vielleicht zuf?llig
bei einer Unterhaltung zwischen uns zugeh?rt. Aber das ist wohl falsch,
wie auch seine ?Hexen? ?u?erung zeigt. Ich nehme eher an, dass er
irgendwo etwas gesehen hat, im Fernsehen oder im Internet. Etwas, das
mit solchen Kristallen zu tun hat, und Hexen."
Evi warf ein, "Das mit den Hexen muss man nicht unbedingt w?rtlich
nehmen. Er meinte das vielleicht nur sinngem??. So wie man einen
Computerfehler Bug nennt, also englisch f?r K?fer. Es war tats?chlich
ein Insekt, das den ersten Computerfehler verursachte, und den eine Frau
in einem Relais fand, das dadurch nicht mehr funktionierte. Aber es war
kein K?fer. Sie wusste es aber nicht besser und nannte es Bug, und dabei
ist es bis heute geblieben. Ich vermute bei Ken etwas ?hnliches, er
meinte etwas Mystisches und nannte es dann Hexe, was einem in unserem
Kulturkreis bei M?dchen wohl als erstes einf?llt."
"Und besonders Helle ist er nicht", fuhr Romy fort, "deswegen ist es
umso wahrscheinlicher." Nach einer kurzen Pause fragte sie, "Gut, und
wann fliegen wir?"
Ich sah sie entgeistert an. "Fliegen??"
"Sicher. Wir m?ssen doch den Kristall wiederbekommen? Und der ist nun
einmal in Kalifornien."
"Uuups, das geht mir ein wenig zu schnell. Sicher brauchen wir den
Kristall. Aber wir k?nnen nicht so ohne weiteres in die USA fliegen.
Erst einmal kostet das viel Geld, und dann sind wir Minderj?hrig."
"Ach Claudia, stell dich doch nicht so blond an. Ich habe genug Geld,
das wei?t du. Und vielleicht ist es dir in dem ganzen Trubel entgangen:
Ihr zwei seid zwar erst siebzehn, aber ich bin seit Kurzem achtzehn.
Also vollj?hrig."
"Nun mal nicht so schnell", warf Evi ein. "Mit achtzehn ist man nicht
?berall vollj?hrig. In den USA ist ?fters 21 die Grenze."
"Ich denke, dass l?sst sich kl?ren", antwortete Romy. "Und wir brauchen
ja nicht unbedingt in eine Bar - die Altergrenze f?r Alkohol ist doch
dort 21?"
Nach einem Nicken von Evi fuhr sie fort, "Und darauf kann ich mal ein
paar Tage verzichten. Und selbst das ist nicht unbedingt n?tig. Wie ich
schon ?fter gelesen habe ist es dort weit verbreitet, dass Jungendliche
sich falsche Ausweise holen. Das d?rfte auch aus anderen Gr?nden f?r uns
interessant sein, denn Inkognito d?rften wir es leichter haben."
"OK, dann lass? uns das planen."
Evi warf ein, "Romy hat mit ihrer Eile schon Recht. Wir wissen noch
nicht, wie alt dieser Fernsehbericht genau ist. Wir m?ssen
schnellstm?glich dorthin, bevor die Spur kalt ist und Ken m?glicherweise
in Australien."
"Genau", sagte Romy. "Und jetzt haben wir noch Ferien. Schon aus diesem
Grund m?ssen wir uns beeilen."
"Ok, Ok", gab ich nach. "Aber wer soll denn nun dorthin fliegen? Ich
habe immer noch ein kaputtes Bein."
"Du musst unbedingt mit, niemand sonst kann mit dem Kristall umgehen",
sagte Romy. "Und apropos Umgehen, das ist wohl das, was Ken will. Den
Kristall beherrschen, und lernen, wie das geht. Was ist, wenn ihm das
gelingt? Allein schon deswegen ist h?chste Eile angesagt."
"Du hast Recht", antwortete Evi. "Also Claudia auf jeden Fall. Und noch
jemand, denn sie kann das nicht alleine machen, vor allem weil sie
verletzt ist. Ich denke, ich sollte dabei sein, auch wegen meiner
Erfahrung, die ihr nicht habt."
"Und wenn ich schon bezahle, dann komme ich auch mit", sagte Romy. "Also
fliegen wir alle drei."
"Mensch Rom, das wird doch irre teuer", warf ich ein. "Drei Flugtickets,
plus Hotel und Mietwagen. Und was sonst noch so alles anf?llt,
Restaurants und so weiter."
Romy blieb ganz ruhig. "Ich glaube du wei?t zu wenig ?ber die
finanziellen Verh?ltnisse meiner Familie. Im Gegensatz zu unserer Reise
nach Santorini bin ich nun vollj?hrig und kann ?ber mein Geld verf?gen.
Glaube mir, diese Reise ist wirklich kein Problem."
Ich dachte nach. Ein wenig sp?ter fragte Romy, "Claudia, was ist? Du
siehst so nachdenklich aus?"
"Ja. Wenn Geld wirklich keine Rolle spielt, sollten wir noch jemanden
Mitnehmen: Andy."
Evi r?usperte sich. "Du wirst doch ein paar Tage ohne deinen Geliebten
auskommen?"
Emp?rt sah ich sie an. Oder - war da so etwas wie Neid? "Darum geht es
doch ?berhaupt nicht. Aber wir sind drei M?dchen, und wir k?nnten in
Situationen kommen, wo wir nicht weiterkommen. Wo nur ein Mann hin kann.
Und Andy ist der Einzige, der sonst noch von dem Kristall wei?."
"Stimmt", gab Evi mir Recht. "Wir werden es mit der First Nation zu tun
bekommen, und wer wei?, mit wem noch. Vielleicht Sektierer. Es ist also
nicht unwahrscheinlich, dass wir in manchen Situationen als M?dchen
nicht weiterkommen. Und manchmal mag es f?r M?dchen auch schlicht zu
gef?hrlich sein."
"Gef?hrlich?"
"Sicher. Allein Ken ist schon gef?hrlich, das wei?t du selbst am Besten.
Und die Leute, mit denen er sich dort einl?sst, sind wohl noch
gef?hrlicher."
* - *
Im Flugzeug fiel der Stress der letzten zwei Tage von mir ab.
Unglaublich, was wir in der kurzen Zeit zuwege gebracht hatten. Tickets
besorgt, Eltern ?berzeugt, und Unmengen von Schreibkram. Das Schlimmste
waren die Beh?rden. Reisep?sse in so kurzer Zeit? Jeder winkte ab.
Wochen w?rde das dauern, wenn nicht Monate.
Aber Andys Vater schaffte das. Ich wei? immer noch nicht was f?r einen
Beruf er hat, aber anscheinend einen mit SEHR gro?em Einfluss. Ich nahm
den Pass in die Hand. Dort stand es: Claudia Weber. Weiblich. Nun hatte
ich es amtlich, dass ich ein M?dchen war.
Wie viel von Claus war noch ?brig? Irgendwie f?hlte ich mich nicht
anders als fr?her. Ich war ich. Aber meine Hand war in der von Andy.
Undenkbar vor ein paar Monaten. Und seine N?he verursachte ein Kribbeln
in mir. ?Ich muss an etwas anderes denken?, sagte ich mir. Sonst w?rde
mein Slip bald feucht sein, und das w?re im engen Flugzeug mehr als
peinlich.
Ich h?tte eine Binde tragen sollen, sagte ich mir. Aber ich hatte nur
Tampons, und in der Hektik war das das Letzte, an das ich gedacht hatte.
Wie machten das andere Frauen? Die liefen doch sicherlich auch nicht
immer mit Binden herum.
Mir wurde wieder einmal klar wie wenig ich eigentlich wusste. Das ganze
Wissen, was eine Mutter ihrer Tochter gab, fehlte mir. Gut, ich hatte
einiges gelernt. Wie ich mich zu diversen Anl?ssen passend kleidete, und
auch dezent schminken konnte ich mich. Aber das war bei weitem nicht
genug.
?Slipeinlage?, fuhr es mir durch den Kopf. Die Werbung hatte ich schon
so oft gesehen, ohne sie richtig wahrzunehmen. Anscheinend war doch so
viel Claus in mir ?brig, dass die an mich adressierte Werbung nicht
wirkte.
Das Anschnallzeichen ging aus. Ich klappte die Armlehne zwischen uns
hoch und kuschelte mich an Andy.
* - *
Kaum in LAX angekommen ging der ?rger los. Die Mietwagenfirma wollte von
der Reservierung nichts wissen, obwohl Romy mit der ausgedruckten
Best?tigung vor ihrem Gesicht wedelte. War der ?lteren Afroamerikanerin
v?llig egal. Dennoch lie? sie sich Pass und F?hrerschein zeigen.
"Sorry, minimum age is twenty-one."
Und nun zeigten sich die ersten Fehler, die wir gemacht hatten. Wir
hatten eine Vollmacht, aber die war auf deutsch - und interessierte die
Frau damit nicht mehr. Sonderlich freundlich und hilfsbereit war sie
nicht, der erste Eindruck von Dienstleistungsland USA war denkbar
schlecht.
Endlich kam ein Vorgesetzter, dem unsere Papiere v?llig reichten, und
der auch freundlich war. Romys Platin Kreditkarte war sicherlich
hilfreich. Selbst bei ihm n?rgelte die Frau herum, ein ?u?erst
unangebrachtes Verhalten, wie ich fand.
Und das war nicht das erste frustrierende Erlebnis. Im Flugzeug hatten
wir das Einreiseformular ausgef?llt. Das durften wir dann gleich noch
einmal machen, den die Ziffer eins durfte keinen Anstrich haben, sondern
nur aus einer senkrechten Linie bestehen. Mein Hinweis, dass der
gedruckte Text auf dem Formular doch auch die Ziffer Eins mit Anstrich
h?tte, half nicht weiter. Eher genau im Gegenteil.
Und dann die Immigration. Andy wurde f?rchterlich zusammengeschissen,
und das meine ich w?rtlich, weil er die d?nne rote Linie auf dem Boden
ohne Aufforderung ?berschritten hatte.
Ich war zwei Stunden in USA (schnelle Gep?ckausgabe Fehlanzeige) und
wollte eigentlich nur noch zur?ck nach Hause. Das mochte auch daran
liegen, dass ich nach 12 Stunden Flug sowieso fix und fertig war. Und
dabei waren nach Ortszeit gerade einmal drei Stunden vergangen.
* - *
Endlich im Hotel! Und Ausnahmsweise keine Schwierigkeiten, der Gutschein
aus Deutschland wurde problemlos anerkannt. Nachdem wir unsere Zimmer
bezogen hatten trafen wir uns wieder in der Lobby.
"Also", meinte Romy, "ich habe hier eine Adresse von jemandem, der uns
mit falschen Ausweisen versorgt. Ich denke, das sollten wir als erstes
machen. Einverstanden?"
Alle nickten. Sie griff zu ihrem Handy und tippte von einem Zettel eine
Nummer ein. Nat?rlich hatte sie ein Tri-Band Handy, das auch hier
funktionierte.
Dann sprach sie mit jemandem, anscheinend aber mit Schwierigkeiten. Ihr
Englisch war doch recht holprig. Schulenglisch - und das bedeutete
Britisches Englisch - und mit nicht sehr viel Sprachbegabung.
Evi lie? sich das Telefon geben. Das war etwas v?llig anderes, man
merkte ihr jahrzehntelange Praxis an. Und sie beherrschte auch g?ngige
Slang Ausdr?cke, die in keiner Schule gelehrt werden. Ich war aber nicht
neidisch, denn ich konnte eine Sprache, die sonst niemand beherrschte.
Unser Mietwagen hatte ein Navi, so war es nicht besonders schwer, die
Adresse in einem weniger feinen Teil der Stadt zu finden. ?ber zwei
Stunden Fahrt, und das innerhalb von LA.
Wir blickten misstrauisch zu dem sch?bigen Geb?ude. "Lass mich das
machen", meinte Andy. "Ich glaube es ist nicht gut, wenn jetzt eine
Horde M?dchen dort hinein geht."
Ich gab ihm einen freundlichen Sto? mit dem Ellbogen und er streckte mir
die Zunge heraus. Dann lie? er sich von Romy Geld geben und verschwand
durch die T?r. Zehn Minuten sp?ter kam er wieder heraus. "Alles OK.
Kommt herein f?r die Fotos."
Innen erwartete uns das reinste Chaos. Niemand sollte mir je wieder
sagen ich w?re unordentlich. Selbst als Claus war es nie so gewesen.
Der Mann im mittleren Alter h?tte direkt aus einem Detektivfilm kommen
k?nnen und sah genauso schmierig aus wie seine Behausung. Ich f?hlte
mich extrem unwohl, und auch Romy schaute nicht begeistert. Selbst Evi,
die sich weltgewandt geben wollte, schaute unsicher. Wenn man einen Kopf
kleiner ist als der Mann kommt es in so einer Umgebung leicht dazu.
Doch ging alles schnell und problemlos. Mit einer Digitalkamera machte
er Fotos, fummelte dann an seinem Computer, und dr?ckte uns etwas sp?ter
vier Plastikkarten in die Hand. Wir gingen zur?ck zum Auto wo Andy die
Ausweise verteilte.
"Carol?" las ich verwundert.
"Sicher", sagte Evi. "mit einem deutschen Namen macht ein amerikanischer
Ausweis wenig Sinn:"
"Gibt es nicht hier viele deutsche Einwanderer?"
"Mag sein, aber Carol ist weit verbreitet, das ist ein gro?er Vorteil."
Nun gut, dachte ich mir. Dann stand da noch: Sex: F. Ein
weiterer Beweis f?r meine Weiblichkeit.
"Und wie hei?t ihr?" fragte ich.
"Ich hei?e immer noch Romy."
"Eve", sagte Evi
"Andy", sagte Andy.
"Warum bin ich die Einzige mit einem anderen Namen?"
"Das liegt an deinem kaputten Bein."
Erneut kam mein Ellbogen zum Einsatz.
* - *
Wieder im Hotel meinte ich, "Ich will nur noch ins Bett."
"Nicht erst etwas Essen? Die letzte Mahlzeit ist mindestens acht Stunden
her."
Ich h?rte in meinen Bauch. "Du hast Recht. Ich bin wirklich hungrig.
Aber dann gehe ich sofort schlafen."
* - *
Am n?chsten Morgen war ich erstaunlicherweise Topfit. Keinerlei Jetlag.
"Weisst du was toll an LA ist?" fragte ich Andy, als ich aus dem
Badezimmer kam. "Diese Schiene ist mit Hosen echt nervig, aber hier ist
es selbst im Winter warm genug f?r einen Rock."
"Also wenn ich mir das bisschen Rock ansehe - keine Kritik! Er sieht
toll aus - dann frage ich mich, wieso du doppelt so viel Gep?ck hast wie
ich?"
Das konnte ich nur wieder mit meinem Ellbogen beantworten.
"Hey, ich bekomme ?berall blaue Flecken!"
Beim Fr?hst?ck besprachen wir was wir als n?chstes machen wollten.
"Das ist doch klar", sagte ich, "Wir fahren als erstes zu dem
Restaurant, wo die Aufnahmen gemacht worden sind."
"Nun, wir k?nnten auch zu der Filmfirma fahren, um uns dort schlau zu
machen", sagte Romy
"Das Restaurant macht mehr Sinn, dort war Ken. Das Filmstudio kann uns
nur bei dem Indianer helfen", meinte Evi.
"Obwohl uns das auch zu Ken f?hren k?nnte. Vielleicht sogar schneller",
bestand Romy auf ihrer Meinung.
"Lasst uns den Stadtplan ansehen, wie weit wir fahren m?ssen. Die
Entfernungen sind hier riesig."
Erneut zeigte sich die Erfahrung von Evi. Sie hatte einen Stadtplan
besorgt, an den niemand sonst gedacht hatte. Wenn man den h?bschen
Teenager sah, konnte man es kaum glauben. Sie hatte von Anfang an kein
Problem mit R?cken gehabt, und auch jetzt hatte sie einen sehr sexy
Jeans Minirock an, der in der unteren H?lfte Falten hatte. Sie hatte
sogar Sandalen mit einem kleinen Absatz an. In diesem Aufzug sah sie
mehr sexy als intelligent aus.
Aber trotz des femininen Aussehens von Evi wirkte Romy weiblicher,
obwohl sie war konservativer gekleidet. Es war vor allem die
K?rpersprache. Bei Romy sagte alles M?dchen, bei Evi war das nicht immer
so. Wenn sie sich gehen lie?, dann schon. Aber nicht, wenn sie etwas
bewusst machte.
Als sie nun den Stadtplan aus ihrer ?berdimensionierten Handtasche
holte, rollte ein Spielzeug von dem Ehepaar mit dem kleinen Kind am
Nachbartisch her?ber. Sie hob es vom Boden auf. Sie sah suchend nach dem
Ursprung und fand den Vater, der ihr mit einer Geste bedeutete, das
Spielzeug zuzuwerfen. Unkompliziert amerikanisch halt, in Deutschland
w?re er sicherlich aufgestanden.
Evi warf es ihm treffsicher zu. Und das war das besondere: Sie warf
immer noch wie ein Mann. Nicht so wie ich. Vielleicht weil sie viel
l?nger als ich ein Mann gewesen war. Ich war gespannt ob sich das noch
?ndern w?rde.
"Also, wir sind hier", sagte sie, und deutete auf einem Punkt. Dann
machte sie ein kleines Kreuz an der Stelle. Im Stra?enverzeichnis suchte
sie die Koordinaten der anderen Adressen und machte dann dort jeweils
auch ein Kreuz.
"Beides liegt nahe beieinander im Palmenwald."
"Palmenwald?" fragte Romy.
"Die ?bersetzung von Hollywood", antwortete ich. "Wie lange fahren wir
dorthin? Das viele Sitzen ohne ausreichend Fu?raum tat meinem Bein nicht
gut."
Romy spielte die Emp?rte. "Soso, erste Klasse fliegen ist also nicht gut
genug f?r Madame. Und unser Van ist auch zu klein. Soll es doch eine
Stretch-Limo sein?"
Ich streckte ihr die Zunge heraus. "Nein, ganz im Ernst. Das ist ja
alles so bequem wie es irgend geht, trotzdem ist es nicht angenehm."
"Schon klar", sagte Evi. "Wenn wir in keinen Stau geraten, sollten wir
wohl etwa eine Stunde brauchen."
"Wo ich schon gerade am Motzen bin", meinte ich, "f?r ein besseres Hotel
sind die Sitze unglaublich unbequem. Haben die hier noch nie etwas von
Ergonomie geh?rt? Die St?hle in unserer Cafeteria sind wesentlich
besser."
"Schon richtig", sagte Evi, "da hat sich wohl ein Designer ausgetobt.
Wirst dich dran gew?hnen m?ssen, diese Art von Sitzen gibt?s hier
ziemlich oft."
* - *
An unsrem ersten Ziel angekommen, dem Restaurant, waren wir erst einmal
entt?uscht. Es war geschlossen, ?ffnete erst am Abend.
"Und nun?" fragte ich frustriert. Auch deswegen, weil mein Bein wieder
schmerzte.
"Lass es uns am Hintereingang probieren", sagte Andy.
Dort ?ffnete uns jemand, erstaunt ?ber drei ?berdurchschnittlich h?bsche
M?dchen. "Was wollt ihr?" fragte er (nat?rlich auf Englisch).
Andy hielt ihm den Ausdruck von der Fernsehsendung hin. "Wir suchen
diesen Jungen", sagte er und deutete auf Ken.
"Kenne ich nicht", sagte er m?rrisch.
Romy griff in ihre Handtasche und holte ein paar Geldscheine heraus, um
sie ihm zu geben. Sein Gesichtsausdruck wurde deutlich freundlicher.
"Hat er vielleicht hier gegessen?" fragte sie.
"Hmm, der Typ lungerte l?ngere Zeit hier herum. Wartete anscheinend auf
die Filmleute, und machte sich dann an den Indianer ran. Ich habe ihn
sp?ter mit ihm an der Bar gesehen."
"Sie wissen das erstaunlich gut", sagte ich, mit einem leisen
zweifelnden Unterton.
"Ach, w?hrend des Empfangs hatte ich nichts zu tun. F?r normale G?ste
war geschlossen, und die Filmleute bestellen immer kaltes Buffet. Vor
allem so ein winziger Verein wie die, die haben nie Geld. Was bleibt mir
da anderes als zuzuschauen? Und es war ja nun nicht gerade viel
Publikum. H?tten sie wohl gerne gehabt, aber wer schaut sich schon so
einen Quatsch an?"
Er erz?hlte noch weiter, aber nichts von Interesse. ?ber den Indianer
wusste er auch nichts. Also machten wir uns auf den Weg zur Filmfirma.
Dort blockte uns erst einmal eine Empfangsdame ab. Sie war der festen
?berzeugung dass nur Personen auf ihrer Liste das Recht h?tten,
?berhaupt zu erscheinen.
"Seht ihr", sagte Andy, "es war keine gute Idee dort im Rudel
aufzutreten. Von einer Handvoll Teenager wollen die nichts wissen. Was
machen wir nun?" Er schaute uns fragend an. "Claudia, was ist los? Du
schaust so merkw?rdig."
"Ich? ich sp?re etwas. Ganz schwach."
"Was? Probleme mit deinem Bein?"
"Nein. Es ist? ein Kristall? nicht meiner, aber sehr ?hnlich. Ich muss
mich konzentrieren? kommt mit."
Ich ging auf ein Geb?ude hinter dem Empfang zu. "Es kommt von da."
Auf dem Haus stand Studio 04. Andy wollte die T?r aufmachen, aber ich
hielt ihn zur?ck. "Nein, nicht da. Da", sagte ich und zeigte nach oben.
An der Seite konnte man eine offene schmale Treppe sehen.
Ich ging zu der T?re, aber sie war verschlossen. Ein Mann kam auf uns
zu. "Was wollt ihr den hier?"
"Wir wollen zu dem Indianer", sagte ich auf gut Gl?ck, denn jemand
anderes kam kaum in betracht.
"Ach der! Erst so stolz tun, und dann, sobald er die Gage hat, sich
sinnlos besaufen. Er kann sich nicht einmal ein Hotel leisten und haust
da oben in der Rumpelkammer. Die T?r ist nicht zu, sie klemmt nur."
Damit ging er weg und murmelte dabei, "Unglaublich, Ich h?tte nie
geglaubt dass so ein Typ Fans haben k?nnte. Die Kinder von heute
spinnen!" Weiter vor sich hin grummelnd verschwand er.
Andy machte die T?r auf. "Geht doch ganz einfach. M?dchen sind doch zu
nichts gut. Aua!" Mein Ellbogen hatte erneut sein Ziel getroffen. ?Warte
nur?, dachte ich mir, sollte ich jemals wieder zu meinem Kristall
kommen, wirst du erleben, wie schwierig es sein kann, so eine T?r zu
?ffnen.?
Wir gingen nach oben. Rumpelkammer war noch sch?n umschrieben. Eine
Rumpelkammer war nur der hintere Bereich, vorne war es ein Saustall.
Inmitten von Pizzaschachteln und anderem Unrat lag der Indianer laut
schnarchend auf einer nackten Matratze.
Ich ging langsam n?her. Andy hielt mich zur?ck. "Da, er hat wirklich so
einen Kristall, wenn auch sehr klein. Und er leuchtet ein wenig. Das hat
er doch eben noch nicht?"
"Richtig", meinte ich, "das bin wohl ich. Er reagiert auf mich."
"Ich versuche, ob ich ihn wach bekomme."
"Nein!" hielt ich ihn zur?ck. "Warte. Wer wei?, wie er reagiert. Selbst
wenn es ein netter Typ ist, ist er jetzt betrunken." Ich hielt einen
Finger vor den Mund, um nicht missverstanden zu werden, da ich sehr
leise sprach. "Seid bitte ganz leise. Ich will ihn nicht wecken. Andy,
hilf mir mich neben ihn zu setzen, mit der Schiene schaffe ich das nicht
alleine."
Andy half mir vorsichtig auf den nicht sehr appetitlichen Boden. Ganz
vorsichtig streckte ich meine Hand aus und umfasste den Kristall.
Er war schwach, sehr schwach gegen das was ich gew?hnt war. Ob es
reichen w?rde? Erst als ich schon fast fertig war, fiel mir ein, wie
eigenn?tzig ich war. Ich benutze fremdes Eigentum, das war eine Art
Diebstahl. Aber andererseits richtete ich keinen Schaden an, sagte ich
mir. Ich konnte auch nur nicht an mich und den Indianer denken, zuviel
stand auf dem Spiel. Und dazu brauchte ich gesunde Beine.
Ich lie? den Kristall los. Er war fast schwarz. "Was hast du gemacht?"
fragte Evi fl?sternd. "Stimmt etwas nicht? Ist er kaputt? Ist es
?berhaupt so ein magischer Kristall wie deiner?"
"Moment noch", sagte ich ihr, und konzentrierte mich auf den Kristall.
F?r diesen Zweck brauchte ich ihn nicht zu ber?hren. "Oha", sagte ich
pl?tzlich. Da war etwas ganz und gar nicht in Ordnung. Ich konzentrierte
mich tiefer. Die Umgebung verschwamm um mich. Ich sp?rte, wie mich
jemand st?tze, sonst w?re ich umgefallen.
Dem Indianer ging es gar nicht gut. Es war nicht mehr viel Leben in ihm,
er war am Sterben. Und das lag nur zum kleinen Teil am Alkohol. Ich
bekam ein sehr schlechtes Gewissen, weil ich zuerst an mich gedacht
hatte. Nun war kaum noch genug Energie im Kristall. War es genug?
Ich gab alles, bis zur totalen Ersch?pfung. Ich glaube dass ich damit
einen Teil der fehlenden Energie beitrug. Aber ich schaffte es. Auf den
allerletzten Dr?cker.
Der Kristall war nun noch dunkler, nein, tiefschwarz. Er schien fast
das Licht aufzusaugen.
"Claudia, jetzt sag doch etwas. Das ist ja unheimlich!"
"Bin schon fertig", antwortete ich schwach. "Ich brauche einen Moment,
ich bin total fertig."
"Was ist passiert?" fragten drei Stimmen auf einmal.
"Moment noch. Ich muss mich noch etwas erholen. Nach ein paar Minuten
?ffnete ich die Verschl?sse der Schiene, zum Erstaunen meiner Freunde.
Dann stand ich auf.
Romy begriff es als erste. "Du hast dich geheilt?"
"Nicht nur mich. Er war am Sterben, h?tte kaum l?nger als eine Stunde
gelebt. Er hat nicht nur Alkohol getrunken, da war noch mehr im Spiel.
Irgendwelche Drogen, ich wei? nicht was es war. Aber er wird es kaum
freiwillig zu sich genommen haben."
"Ist er gesund?"
"Gesund? Ich wei? nicht. Zumindest wird er ?berleben. Der Kristall ist
v?llig entladen, ich musste ihn mit meiner Energie unterst?tzen. Deshalb
bin ich total fertig."
"Was machen wir nun?"
"Wir m?ssen mit ihm sprechen, und ich wei? nicht, wann er aufwachen
wird. Aber hier sollten wir besser nicht bleiben. Ich vermute, dass es
ein Mordversuch war, und dann sollte man verschwinden. Er sieht nicht so
schwer aus, wir sollten ihn mitnehmen."
Genauso machten wir es. Wir fuhren das Auto vor die T?r, ohne dass sich
jemand daf?r interessierte. Wir luden den Indianer ins Auto und fuhren
zum Hotel.
Evi erz?hlte an der Rezeption irgendeine r?hrselige Geschichte,
woraufhin uns ein Angestellter mit dem Indianer half. Bald schlief er
ruhig im zweiten Doppelbett des Zimmers.
Ich nahm ihm den Kristall vom Hals und legte ihn am Fenster in die
Sonne.
"Ich habe Hunger. Und Ihr?"
"Wir sollten ihn nicht alleine lassen. Ruf den Zimmerservice."
Eine Stunde sp?ter waren wir ges?ttigt und diskutierten unsere
Erlebnisse. Noch einmal eine Stunde sp?ter r?hrte sich der Indianer.
Zuerst war kurz Panik in seinen Augen, dann beruhigte er sich. Er sah
sich um, deutlich mit dem Gedanken ?Wo bin ich??
Ich beschloss die Initiative zu ergreifen. "Sie sind in unserem Hotel.
Wir haben Sie hierher gebracht, weil es ihnen nicht gut ging."
Er nickte. Dann griff er sich an die Brust und erschrak.
"Keine Sorge. Der Kristall liegt am Fenster in der Sonne."
"Wie? Wie konntest du ihn anfassen? Jeder au?er mir leidet unertr?gliche
Schmerzen."
"Ich besitze selber so einen Kristall und kann damit umgehen. Er ist mir
gestohlen worden:"
"Das war bestimmt Ken. Er hat mir so einen Kristall gezeigt, und wollte
wissen, wie man macht dar?ber bekommt."
"Sie kennen als Ken."
"Nur fl?chtig. Ein unangenehmer Mensch. Er sah meinen Kristall und
wollte alles dar?ber wissen."
"Haben Sie ihm etwas gesagt? Wissen Sie wo er ist?"
"Ich erz?hle niemandem die Geheimnisse meines Volkes, au?er anderen
w?rdigen, wie Heilern. Bist du ein Heiler? Mein letzter Gedanke war, das
ich sterben muss."
"Ja, ich habe das Gift entfernt. Wie ist es dazu gekommen?"
"Du kannst so etwas? Mit einem fremden Kristall? Ich brauchte fast ein
ganzes Leben, um mit ihm umgehen zu k?nnen. Und ich h?tte mich nicht
retten k?nnen. Du musst wahrhaft m?chtig sein."
Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte. Ehe ich etwas Falsches
sagte, blieb ich lieber still.
Nach ein paar Minuten fuhr er fort. "Ich reiste hierher, da sich jemand
in einem Film f?r einen Heiler ausgab. Eine armselige Kreatur, dem
Alkohol verfallen."
"Dann war das nicht ihre Wohnung?"
"Meine? Niemals. Ich trinke keinen Alkohol, au?er zu manchen Zeremonien.
Aber niemals bin ich betrunken. Ich wollte nur sehen ob er Schaden
angerichtet hatte, und ob ich das noch korrigieren k?nnte.
Dann kam dieser Junge und nervte mich. Er hat eine sehr schlechte? wie
hei?t das Wort? - Aura. Es h?tte unn?tig Energie gekostet ihn
loszuwerden, Energie, die ich dringend brauchte. So ging ich mit ihm in
die Bar. Dort zeigte er mir den Kristall. Ich war wirklich beeindruckt,
das musste ein gro?er Heiler sein. Ich habe einen Fehler begangen: Ich
wurde neugierig. Er fragte nach einem ruhigen Ort, um dar?ber zu
sprechen. Ich bin nie in der Stadt, so nannte ich den einzigen Ort, den
ich kannte: Diese armselige Behausung.
Dort bedr?ngte er mich um Informationen ?ber die Kristalle. Ich merkte,
dass er nichts davon wusste, und dass ich einen Fehler gemacht hatte.
Ich wollte gehen, da schlug er mich nieder. Ich hatte eine Wunde am
Kopf, und wohl eine Gehirnersch?tterung. Ich heilte mich mit meinem
Kristall, aber nicht schnell genug. Er stach mich mit einer Spritze, und
hielt dann meine Hand vom Kristall weg. Ich konnte mich gegen das Gift
nicht wehren.
Von da an verlor ich die Kontrolle. Ich wei? nicht, was ich ihm gesagt
habe. Ich bin mir aber sicher, das es nicht allzu viel war."
Er richtete sich kerzengerade auf. "Auch mit Gift kann man meinen Stolz
nicht brechen."
Als er merkte, dass nichts mehr zu holen war, wollte er einen
unliebsamen Zeugen loswerden. Er fl?sste mir Alkohol ein. Dann versuchte
er, mir meinen Kristall zu stehlen, aber er verbrannte ihn. Er wird f?r
immer das Mal an seiner Hand tragen, f?r jeden Kundigen eine Warnung. Er
ging, und ich versuchte mich zu Heilen. Aber ich hatte nicht mehr
gen?gend Kraft?"
Er sah suchend zum Fenster. Ich ging hin und holte seinen Kristall. Er
war nicht mehr tiefschwarz, sondern nur noch schwarz. Klingt bescheuert?
Das Licht-Aufsaugende fehlte.
"So schwarz habe ich ihn noch nie gesehen."
"Er war noch schw?rzer, er ist schon wieder ein wenig aufgeladen."
"Du bist wirklich m?chtig. Das ist mir noch nie gelungen. Und ich sehe,
dass du eine Verbindung zu ihm hast, er leuchtet."
Tats?chlich gl?hte der Kristall trotz seiner Schw?rze ganz schwach.
"Kannst du mir helfen meinen Kristall zur?ck zu bekommen?"
"Du bist eine W?rdige, eine gro?e Heilerin, wie k?nnte ich dir einen
Wunsch verweigern? Und du hast mir das Leben gerettet. Ich werde dir
helfen. Aber die anderen - sie d?rfen es nicht wissen."
"Du meinst meine Freunde hier? Ich habe volles Vertrauen zu ihnen:"
"Lass den Kristall entscheiden, ob sie w?rdig sind. Jeder, der ihn
ber?hren kann, darf bleiben."
Darauf sagte Andy, "Also ich verzichte. Ich brauche keine verbrannte
Hand." Evi und Romy waren derselben Meinung. Sie verlie?en den Raum. Der
Indianer, dessen Namen ich immer noch nicht kannte, und ich waren
allein.
* - *
Ich seufzte. Konnte ich nicht einmal in Ruhe fr?hst?cken?
"Ihr seid meine besten Freunde. Aber trotzdem: Nein, ich sage nicht was
Qwal?sih?yah?maht mir erz?hlt hat. Ich habe es ihm versprochen."
Andy grummelte vor sich hin, "Und verbringt auch noch die Nacht mit
ihm."
"Andy, das ist nicht fair!"
"Ja, du hast Recht. Tut mir leid, ich war nur etwas gefrustet."
"Hmm, wie w?re es mit dieser Ent-frustung: Mein Bein ist Gesund, ich
kann wieder alles machen."
"Was meinst du damit? Was machen? Oh?." Ihm ging endlich ein Licht auf.
M?nner!
* - *
"Und wie geht es jetzt weiter?" fragte Evi.
"Wir fahren in die Berge. Um dort hoffentlich Ken zu finden."
"Und wohin genau?"
"Wir m?ssen suchen. Ich denke, wir fangen?" Ich nahm die Karte. "Hier
an."
Wir packten, und waren bald auf dem Freeway. Auch genannt der gr??te
Parkplatz der Welt.
Los Angeles ist umgeben von hohen Bergen, die f?r den Smog dort sorgen:
Die Luft kann nicht abziehen, deshalb sieht man die Berge im permanenten
Dunst meistens nicht Es gibt sogar ein Skigebiet dort.
"Bist du dir sicher, dass wir noch richtig sind? Hier sieht es aus wie
am Ende der Welt, und wir fahren schon ewig Bergauf."
"Ja, wir sind richtig. Wir d?rften laut Karte etwa 5000 Fu? hoch sein.
Das bedeutet, es ist nicht mehr weit."
"Lass uns doch mal kurz anhalten", meinte Romy, "mir ist schon ganz
schwindlig vor lauter Kurven."
"Ok, ich brauche auch etwas frische Luft", stimmte Evi, die am Steuer
sa?, zu. "Bei der n?chsten Gelegenheit halte ich an."
"Auf andere Autos brauchst du keine R?cksicht zu nehmen. Ich habe schon
seit zwei Stunden niemand mehr gesehen."
Kurz darauf hielt sie an. Es war ein sch?ner Platz mit wahrscheinlich
einer tollen Aussicht, wenn das Wetter besser gewesen w?re. Wir gingen
aus dem Auto um uns zu strecken.
"Uiii, ist das kalt hier", sagte Evi. Sie hatte den k?rzesten Rock an.
"Stimmt, das kann nicht viel mehr als Null Grad sein", stimmte ich zu.
Mein Rock war unwesentlich l?nger.
"Brrr?." meinte Romy. Ihr Rock war bestimmt 5mm l?nger als meiner, warum
fror sie also?
"Ihr stellt euch vielleicht an", sagte Andy, der Jeans trug.
Ich schaute ihn b?se an, dann fl?sterte ich Romy etwas ins Ohr. Dann
ging ich zu Andy und gab ihm einen langen Kuss. Der wunderte sich zwar,
aber hatte keine Einw?nde. Derartig abgelenkt sah er nicht wie Romy aus
dem Erste-Hilfe Kasten eine Schwere holte. Er merkte nicht einmal wie
sie ihm die Jeans zerschnitt, erst als sie nach unten rutschte sp?rte er
die pl?tzliche K?lte.
Aber da war es zu sp?t. Diese Hose w?rde er nie wieder tragen. Romy tat
ein paar letzte schnelle Schnitte, und er stand in der Unterhose da.
"Ihr gemeinen Biester!" schimpfte er. "Warum habt ihr das gemacht?"
"Gleiches Recht f?r alle", meinte Romy, w?hrend sie ihm einen Rock
zuwarf. "Der d?rfte dir passen, er hat einen Gummibund."
"Aber ich kann doch nicht?"
"Entweder der Rock oder nackt, denn deine Unterhose ist auch gleich
weg."
"Aber?"
Schnips, und er war nackt.
"Stell dich nicht so an", sagte ich. "Du hast schlie?lich schon ?fters
einen Rock angehabt."
"Ja, aber da?"
"Aber da hattest du Titten? Kein Problem. Romy, einen BH bitte."
Seine Gegenwehr erlahmte, ihm war kalt. So fiel es uns drei M?dchen
nicht schwer ihn anzuziehen. Sehr schnell war er genauso gekleidet wie
wir, inklusive ein paar Titten aus aufgerollten Str?mpfen.
"Brrr, mir ist kalt", sagte Andy.
"Ach ja?" meinte Romy. "Auf einmal?"
"Schaut mal was ich hier habe", sagte Evi. Sie hatte vier Packungen mit
Feinstrumpfhosen in der Hand. Sofort nahm sich jede eine - inklusive
Andy. Sein Koffer war ganz hinten, ohne viel r?umen kam er da nicht ran.
Es ist manchmal auch nachteilig, wenn man morgens als erster fertig ist.
Jede suchte sich ein Pl?tzchen um das w?rmende Kleidungsst?ck
anzuziehen. Dann fuhren wir wieder los, die Heizung voll aufgedreht.
* - *
"Fahr langsam, wir m?ssen bald da sein."
Ich sah mich um. Nichts zu sehen, au?er nebligen Bergen. "Schei?
Wetter", fluchte ich.
Aber da sp?rte ich wieder etwas. ?hnlich wie ein Kristall, aber doch
anders. Wir waren am Ziel.
"Halt an", sagte ich. Dann stieg ich aus.
"Es muss gleich da dr?ben sein. Ich gehe alleine."
"Warum? Das ist viel zu gef?hrlich."
"Umgekehrt ist es richtig. Da dr?ben sind Kristalle, und das kann f?r
euch sehr gef?hrlich sein. Ich gehe allein. Ich bleibe nicht lange."
Ich folgte meinem Gesp?r. Das Gel?nde war felsig, es war nicht einfach
vorw?rts zu kommen. Ich brauchte etwa eine Viertelstunde bis ich mein
Ziel vor mir sp?rte, aber nicht sah. Der Eingang der kleinen H?hle war
so gut von Pflanzen verdeckt, das wohl jeder daran vorbei gegangen w?re.
Die H?hle war winzig. Nun sah ich auch, was ich gesp?rt hatte, n?mlich
eine durch den Felsen laufende Ader der Kristalle. Ich untersuchte sie.
Die Kristalle waren nicht rein, sie sahen schmutzig aus. Deshalb waren
sie trotz der N?he und ihrer Anzahl wohl immer noch so schwach. Und sie
waren nicht bearbeitet.
Man konnte sie vielleicht mit Eisen vergleichen. Da vor mir war
Eisenerz, sehr hochwertiges, aber kein reines Eisen. Aber selbst wenn es
reines Eisen w?re, w?rde erst Bearbeitung etwas N?tzliches daraus
machen, etwa ein Werkzeug.
Trotzdem hatten diese Kristalle eine Kraft. Aber es war gef?hrlich, denn
es konnte alles M?gliche passieren. Man musste sehr vorsichtig sein. Ich
hatte genug gesehen. Hier war niemand seit langer Zeit gewesen, wir
waren am falschen Ort.
Gerade wollte ich gehen, da kam Andy herein. "Andy, was machst du hier?
Das ist saugef?hrlich!"
"Du bliebst so lange weg, ich habe mir Sorgen gemacht."
"Du siehst, es ist nichts passiert. Jetzt aber schnell weg."
Irgendetwas stimmte nicht. Die Kristalle reagierten auf ihn - und
entluden sich pl?tzlich. Ein wei?er Blitz traf Andy. Der war sowieso am
Gehen, und wurde dadurch regelrecht aus der H?hle geschleudert.
Ein riesiger Schreck durchzuckte mich. "Andy, ist dir was passiert? Sag
doch etwas!"
"Ja, schon gut, ist nichts passiert. Nur die Strumpfhose hat eine
Laufmasche."
"Gott sei Dank. Ich hatte riesige Angst. Das war unverantwortlich!"
"Ok, ich mache es nicht wieder. Die Kristalle m?gen mich nicht was?"
Er rappelte sich auf.
"Es hat nichts mit ?nicht m?gen? zu tun. Die Kristalle reagieren wie
Spiegel auf das was du aus?Andy?"
"Ja, was ist?"
"Deine Haare!"
Er hatte lange Haare bis ?ber die Taille, in einem nur fantastisch zu
nennenden Kastanienbraun. Ich hatte selten so tolle Haare gesehen.
"Was ist mit meinen Haaren - Oh!!"
"Was ist sonst noch passiert?"
"Keine Ahnung, ich habe nicht einmal die Haare bemerkt."
"Komm schnell zum Auto, m?glichst schnell von hier weg."
Er lief so schnell es auf dem Untergrund ging voraus - mit wehenden
Haaren und wippenden Rock ein ?beraus femininer Anblick.
Jetzt brauchten wir kaum halb so lang wie ich auf dem Hinweg. Und
trotzdem war es endlos lang. Hoffentlich war nicht mehr passiert.
Evi und Romy staunten nicht schlecht, als sie die M?hne von Andy sahen.
"Was ist passiert?"
"Wissen wir noch nicht. Andy, ausziehen!"
"Aber es ist saukalt!"
"Dann h?ttest du im Auto bleiben sollen, und nicht dorthin gehen, wo du
besser nicht gewesen w?rst."
W?hrend Andy sich auszog erz?hlte ich den beiden von dem Blitz. "Und was
ist sonst noch passiert, au?er den Haaren?" fragte Romy.
"Das werden wir gleich sehen. Zumindest ist noch eine Beule im Slip."
Nun stand Andy bibbernd vor uns. "Und? Was ist? Sagt schon!"
"Hmm?" meinte ich. Ich war mir nicht sicher. "Erst einmal sieht au?er
den Haaren ? Aber irgendwie siehst du anders aus, aber ich komme nicht
drauf."
"Ich wei? was es ist", meinte Evi, "die ganze K?rperbehaarung ist weg.
Und sein Schamhaar sieht aus wie bei einem M?dchen."
"Stimmt, das wird es wohl sein." Ich war nicht so richtig ?berzeugt.
Aber ich fand die Ursache meines Unwohlseins nicht. Zumindest eines war
deutlich: Die femininen Nippel, die ich ihm gegeben hatte. Sie waren in
der K?lte hart geworden und standen steif ab. Ich h?tte das nicht machen
sollen. Wenn er im Sommer ein T-Shirt anhat, und dann diese Nippel!
"Kann ich mich wieder anziehen? Ich friere mich zu Tode."
"Ja. Anscheinend ist nicht viel passiert, du hast sehr viel Gl?ck
gehabt. Die fehlenden Haare finde ich eher gut, und deine M?hne
eigentlich auch. Romy, gib ihm bitte eine neue Strumpfhose, er hat seine
zerrissen."
"Was, wieder eine Strumpfhose?" maulte Andy.
"Sicher, oder willst du nur im Rock in der K?lte sein? Er ist nicht
gerade lang."
"Wie w?re es mit einer Hose?"
"Und wie willst du da ran kommen? Wir m?ssten das ganze Auto ausladen.
Kommt bei dieser K?lte nicht in Frage. Au?erdem passt ein Rock viel
besser zu deiner neuen Frisur. Und ohne BH gehst du auch nicht, schau
dir mal deine Nippel an."
"Hab ich eben schon bemerkt. War wohl doch keine so tolle Idee mit den
kleinen Br?sten. Aber andererseits?"
Unglaublich, Andy err?tete, w?hrend er sich ?ber seine winzigen Br?ste
strich. Aber ganz so winzig waren die nun auch nicht. Waren die nicht
etwas gr??er? Schwierig zu sagen, wie er da mit eingezogenen Schultern
stand. Ich w?rde es mir heute im Hotel genauer ansehen. Ich musste
Grinsen. Viel genauer, ich hatte es ihm ja versprochen.
"Und wohin nun", fragte Evi.
"In das n?chste gut aussehende Hotel. Wir werden lange genug dahin
brauchen."
* - *
Wir sa?en nach dem Essen noch ein wenig in der Bar. "Was ist los,
Claudia?" fragte Evi. "Du schaust so verdrie?lich. Und das nach unseren
Erfolgen. Du bist gesund und wir sind Ken auf der Spur."
"Ach, ich f?hle mich hi