Drei Freunde
I
Ein magisches Rollenspiel
Schlie?lich sp?rt auch Rob die M?digkeit und den Hunger und folgt Carlos und
Steve, die durch die unverschlossene T?re in die Halle treten, obwohl ihr
Klopfen kein Erscheinen eines eventuellen Butlers oder sonst eines Hausbewohners
bewirkt hat. Irgendwie scheint das Gem?uer bewohnt, denn eine schwach leuchtende
Lampe erhellt den Raum, der von dem Duft einer k?stlichen Mahlzeit erf?llt ist.
Sie folgen nun in Ermangelung eines besseren Planes dem Geruch, der ihnen das
Wasser im Munde zusammenlaufen l?sst. Er f?hrt sie an der gro?en und breiten
Steintreppe vorbei, die des Herniederschreitens eines gro?en K?nigs w?rdig w?re.
Die W?nde sind mit schweren Stoffen behangen. Diese k?nnen aber den Eindruck von
K?lte, die das Geb?ude ausstrahlt, nicht verhindern. Der k?stliche Geruch wird
st?rker und nach zwei Steinstufen unter einem t?rlosen Rundbogen hindurch sto?en
sie nicht ganz unerwartet auf die K?che.
Mit einem Hallorufen vergewissern sie sich, dass sie die einzigen in dem
seltsamen Gem?uer sind, die in Frage k?men, die k?stlichen Speisen im Ofen und
in der Pfanne zu verschlingen. Der Hunger tut das seinige, eine eigentlich
angebrachte Vorsicht beiseite zu lassen. Erst nachdem die M?gen gef?llt sind,
beginnt das Trio, seine Denkorgane zu reaktivieren. Dass einfach so ein Essen
f?r nicht geladene G?ste bereitsteht, ist nicht die einzige Ungereimtheit, die
ihnen Kopfweh verursachen k?nnte. Die bisherige Meinung Robs, das regelm??ig mit
dem Zelt besuchte Gebiet zu kennen, wo nun pl?tzlich ein nie dagewesenes,
schloss?hnliches Geb?ude steht, ist ein zus?tzliches R?tsel und ersch?ttert das
Weltbild entsprechend nachhaltig. Vor allem bei Steve, dem Ultra-Realisten,
passt im Moment gar nichts in sein gewohntes Denkraster.
Nachmittags l?sterten der dicke Carlos, der es zu stattlichen Einmeterneunzig
der unf?rmigen Art bringt, der mickrige Steve, dem man ungerechtfertigterweise
den intellektuellen Streber von weitem anzusehen glaubt, und der einerseits
muskul?se, andererseits mit eher d?mmlich wirkenden Schweinchenaugen
ausgestattete Rob ?ber die M?dchen ihres Jahrgangs. Nat?rlich sieht keiner der
drei dergestalt aus, dass irgendjemand auf die Idee k?me, gerade ihm die
entsprechende Qualifikation zuzugestehen.
Auch jetzt packen sie wieder die Gelegenheit beim Schopf, sich w?hrend wohligen
Verdauens ?ber hormonbedingte Fehlreaktionen gegen?ber dem anderen Geschlecht
auszulassen. Das Geheimnis Frau gilt es jetzt zu entr?tseln! Weniger aus
romantischen ?berlegungen. Frauen verstehen bedeutet Frauen rumkriegen...
Das Gespr?ch wird zusehends fr?hlicher. Jeder beschreibt seine Traumfrau und
wird immer mutiger beim Erfinden von moralisch eher fragw?rdigen Aktivit?ten mit
der zu Ertr?umenden. Als dann die Ideen in Ihrer Schl?pfrigkeit nicht mehr zu
?berbieten zu sein scheinen, zieht die Gegenwart pl?tzlich wieder die ganze
Aufmerksamkeit auf sich.
Sie h?ren ein Ger?usch in der Halle. Jemand n?hert sich der K?che. Eine ?ltere
Dame betritt den Raum und erkundigt sich nach der Qualit?t der eben begangenen
Mahlzeit, als ob die drei schon ?fter zum Essen vorbeigekommen w?ren. Ein
Mischmasch von Begr??ungsgemurmel und anerkennendem Grunzen scheint ihr sodann
als Antwort genug.
Da der dicke Carlos gerade am Mokkapf?nnchen werkelt, hei?t sie ihn, ihr auch
einen zuzubereiten. Sofort beginnt dieser noch nerv?ser zu hantieren.
Als alle ihr T?sschen haben, fragt die Dame: "Habt ihr euch nicht gefragt, wieso
hier auf einmal ein Schloss steht?" Darauf t?nt es in etwa: "Jo, ?h, ja schon, ?
eben doch..das ist es ja gerade..."
Die Frau erkl?rt ihnen, dass das Geb?ude schon lange hier steht. Man m?sse
einfach das Wort "hier" ein bisschen flexibler definieren. Das Gebiet geh?re zu
einer Zone von Zwiewelten, bei denen an gewissen Daten schon mal ein
Normalsterblicher unfreiwillig die Welt wechsle. Und heute sei schlie?lich
Sonnwende... Im Verlauf des Monologs, der mit nur ganz wenigen Fragen aus den
Reihen des Trios unterbrochen wurde, erkl?rt die Frau, dass auch sie aus der
anderen Welt stamme. Sie beschloss aber damals mit zwei Freundinnen zu bleiben,
als sie ein paar F?higkeiten an sich entdeckten, die ihnen nur hier zu eigen
waren. Steve, dessen Realismus merklichen Schaden davongetragen hat, blickt
m?rrisch in seine Tasse, vage hoffend, dass das ganze wissenschaftlich oder doch
wenigstens bet?ubungsmittelbedingt erkl?rbar sei.
Carlos und Rob hingegen sind begeistert von der Aussicht auf mysteri?se
Erlebnisse, nachdem sie vielleicht ein bisschen zu schnell Vertrauen zu der
alten Dame gefasst haben.
Die best?tigt ihnen, dass unter ihrer F?hrung das Wechseln zwischen den Welten
problemlos sei. K?rzlich sei gerade wieder der Arzt aus Giesenweiler, Konstantin
Wessel, hier gewesen. Auf ihre Frage hin best?tigte nur Steve, den Mann zu
kennen, da sie drei aus Kaltbrunnwiesen k?men. Er hatte als Knabe das Vergn?gen,
den Doktor kennen zulernen, als er bei seiner Tante in Giesenweiler Ferien
machte und einen gebrochenen Arm kurieren lassen musste, weil er vom Baum
gest?rzt war.
Nach einer l?ngeren Unterhaltung ?ber dieses und jenes l?dt die Frau dann die
drei ein, f?r eine Nacht im Schloss zu bleiben, was, durch den fortgeschrittenen
Abend beg?nstigt, dankbar angenommen wird.
Sie begeben sich ?ber die breite Steintreppe, die von der kalten ungastlichen
Eingangshalle ins erste Stockwerk hinauff?hrt, in ein gro?es aber gem?tliches
Zimmer mit mehreren Betten.
An der einen schmaleren Wand des rechteckigen des Raumes stehen vor einem gro?en
Spiegel auf einem altar?hnlichen Tisch ein paar seltsame Gegenst?nde, die von
einer Kerze geheimnisvoll beleuchtet werden. An der rechten L?ngswand stehen
Betten und gegen?ber davon ein Kamin, der aber kalt ist.
Als die Frau bemerkt, wie Carlos den Spiegel mustert, erkl?rt sie: "Wenn du etwa
denken solltest, dass dies kein normaler Spiegel sei, dann hast du v?llig recht,
hi hi..." Nat?rlich wird sie jetzt gemustert, und zwar von allen dreien. "Ja,
ja, bei uns geh?rt Magie zum Alltag wie Luft und Wasser. Der Spiegel erf?llt
W?nsche. Aber Vorsicht: Er liebt kleine Sp??e, wenn ihm die Gelegenheit gegeben
wird, einen Wunsch zu interpretieren. Ihr k?nnt sicher sein, dass er im Zweifel
die Variante w?hlt, die ihr sicher nicht gemeint habt. Dann gibt's noch ein paar
andere Dinge, die man beachten muss."
Sie sieht, wie es in den dreien arbeitet. "Wartet bis morgen, dann geben ich und
meine zwei Freundinnen euch ein paar Beispiele, wie man es richtig macht." Um
sie vom Thema abzulenken, erw?hnt sie den geheizten Pool im Nebenraum, der vor
dem Zubettgehen zur Entspannung sehr geeignet sei. Das wirkt. Neugierig
durchqueren Sie den gew?lbten Gang zum "Badezimmer". Zwar stehen die drei zuerst
mit h?ngenden Kiefern in dem imposanten Raum, der sich bald vor ihnen auftut,
aber kurze Zeit sp?ter sitzen alle im Riesenbecken und lassen sich von den
Wasserd?sen, die irgendwie kleinen Unterwasservulkanen ?hneln, massieren.
W?hrend die Frau das Licht d?mpft, indem sie alle Lichter l?scht -- au?er dem
Feuer, das von einem Kamin hinter dem kleinen Wasserfall durch das st?rzende
Wasser hindurch scheint -- verabschiedet sie sich mit der Erkl?rung, dass die
drei jetzt alles haben, was sie f?r die Nacht brauchen.
Als Carlos aus seinem Halbschlaf aufschrickt, bemerkt er, dass Rob und Steve das
eigent?mliche Bad schon verlassen haben. Da er die beiden nicht bemerkt hat,
d?rfte es offensichtlich doch ein "Ganzschlaf" gewesen zu sein. Er trocknet
seinen massigen K?rper ab und schlurft in den Schlafraum. Dort sitzen seine
Freunde in T?cher gewickelt vor dem Spiegel und scheinen bereits wieder
hellwach. Auch Carlos M?digkeit schwindet, als er sich zu den beiden gesellt.
"Habt ihr was rausgefunden?" fragt er. Steve meint nicht ganz ?berzeugt, dass
doch alles Humbug sei. Carlos erkl?rt: "Ohne es zu versuchen, werden wir es nie
wissen." Rob: "Wir k?nnten doch auf die Frau warten; die wei? wie's geht." "Ja,
aber zum Beispiel eine sch?ne Frau her zu w?nschen w?rde uns jetzt viel mehr
bringen. Dagegen k?nnte aber unsere Gastgeberin etwas haben", entgegnet darauf
Carlos. Steve sch?ttelt den Kopf und schweigt. Zu Bett geht er allerdings
trotzdem nicht. Er k?nnte ja vielleicht doch was verpassen. Rob fragt Carlos,
wie er nun vorgehen will, angestrengt dar?ber nachdenkend, ob ihm ein anderes
beil?ufiges Beispiel wie dieser Wunsch nach einer sch?nen Frau, einf?llt.
Resigniert gibt er dieses Ansinnen bald auf...
"Lasst uns vor den Spiegel stehen und zusammen w?nschen," schl?gt Rob in einem
Anfall von Entscheidungsfreude vor und schiebt seine Kumpels vor sich an den
Spiegel -- ein Schuft, wer denkt, er verstecke sich hinter ihnen... "Sind alle
mit der sch?nsten Frau der Welt einverstanden? -- Auf drei w?nschen wir! Eins,
zwei, drei!" Nun murmelt sogar der kleine Steve mit: "Ich w?nsche mir die
sch?nste Frau der Welt!"
Nun, es stieben keine Funken, keine Lichtexplosionen passieren. Nein, es ist
einfach stockdunkel. Carlos stolpert ?ber eine Zeltschnur und rei?t die beiden
anderen zu Boden. Sie liegen alle drei in ihrer Wanderkleidung vor ihrem Zelt,
von wo aus sie am Tag zuvor gestartet waren. "So, ich geh schlafen!" sagt Steve
und ohne ein weiteres Wort kriechen sie in ihr Zelt.
Am n?chsten Morgen
Es ist normal, dass Steve l?nger schl?ft als die anderen. Dass Carlos und Rob
ihn aber aus ihren Schlafs?cken heraus beobachten, w?hrend er heute aufwacht,
beunruhigt ihn in dem Masse zunehmend, wie er wacher wird. Vor allem ihre
entgeisterten Gesichter lassen ihn ein bisschen schneller aufwachen als sonst.
"D..du siehst -- ?h -- anders aus", teilt ihm Rob mit. Steve: "Wie anders?" "Na,
eben anders", druckst Rob herum. Steve ?rgerlich, nerv?s und besorgt: "Hat
jemand einen Spiegel da?" Carlos nestelt in seinen Sachen und bringt seinen
Aluminiumteller zum Vorschein. Der ist zwar nicht so klar wie ein Spiegel, aber
er tut's auch. Steve blickt hinein und wird rot ?bers ganze Gesicht. Er sieht
nicht genau, wen er da sieht, aber mit Bestimmtheit nicht sich selber. Ein
bezauberndes M?dchengesicht, das die gleichen Haare hat wie er blickt ihm
entgegen...
Nach dem ersten Schock greift er sich in den Schritt und an die Brust. Aber dort
scheint alles wie eh zu sein. "Was ist das?" kreischt er. "Die gro?e Kacke, ach
du Schei?e", jammert er und starrt wieder in sein Spiegelbild. Er st?rzt aus dem
Zelt und rei?t sich die Kleider vom Leib. Alle hatten n?mlich in ihrer
mehrschichtigen Wanderkluft geschlafen. Der restliche K?rper sieht schm?chtig
aber m?nnlich wie eh und je aus. Nur eben dieses bezaubernde M?dchengesicht
ergibt in dieser Zusammenstellung ein monstr?ses Gesamtbild. Inzwischen sind die
beiden anderen auch rausgekrochen. Rob weist verlegen darauf hin, dass seine
gespannte Hose von seiner ?blichen Morgenlatte herr?hre und nichts mit Steve zu
tun habe. Steve blickt ihn daraufhin an, als ob er ihn in der n?chsten Sekunde
umbringen w?rde.
Carlos verdr?ckt sich hinter einen Baum, von wo kurz darauf ein Schrei
erschallt. Rob und sogar Steve schauen aufmerksam zu dem Baum, hinter dem sie
ihn vermuten. Nun geschieht vorerst gar nichts mehr. Eine bedrohliche Stille hat
sich ?ber den Platz gelegt. Steve und Rob begeben sich zum Baum, hinter dem
Carlos wie versteinert steht. Seine Hand im Hosenschlitz schaut er die beiden
entsetzt an. "Was ist los?" fragt Rob leise und besorgt und fragt sich
gleichzeitig, wieso er an Carlos nicht mehr hinaufschauen muss. "Mein Schwanz
ist weg!" durchschneidet die hysterische Stimme von Carlos die Stille des
Waldes. Nun beginnt auch Rob sich selbst zu untersuchen. Durch den Umstand, dass
er beim W?nschen seine Freunde zwischen sich und den Spiegel geschoben hatte,
kam er offensichtlich am glimpflichsten weg. Er hat nun allerdings sehr
zartgliedrige H?nde, die ganz und gar nicht zu seiner muskul?sen Statur passen
wollen. W?hrend er nun am hysterischsten von allen herumschreit, zw?ngt sich
w?hrend der Phase der Beruhigung langsam eine Frage zwischen die drei in die
malerische Waldlichtung: Wo ist der Rest der Frau? Steve und Rob starren nun ein
bisschen genauer auf Carlos und stellen fest, dass dieser kaum noch gr??er als
Steve ist. Die unausgesprochene Frage wird durch Carlos ebenso unausgesprochen
beantwortet, als er beginnt, seine Kleidungsschichten auszuziehen. Entsetzlich
wohlgeformte Br?ste zeichnen sich unter seinem Hemd ab. Eine schmale Taille
l?sst seine Hose, die nur wegen der Hosentr?ger ?berhaupt noch ihm dran ist, um
eine sehr weibliche H?fte pludern. Au?er seinen H?nden und seinem Gesicht geh?rt
ihm nun der sch?nste Frauenk?rper der Welt.
II
"So k?nnen wir nicht nach Hause!" entscheidet Steve. Sie setzen sich zur
Beratung vor das Zelt und beginnen zuerst mit einer Dreiviertelstunde des
Schweigens, dass nur von wiederholtem Seufzen unterbrochen wurde. Carlos nestelt
verst?rt an seinem Pullover herum, der die ?u?erste von all den
Kleidungsschichten darstellt, mit denen er sich nach dem Schock bedeckt hat.
Nat?rlich n?tzt alles nichts. Obwohl man jetzt bei ihm nichts weibliches au?er
seiner neuerdings zierlichen Dimensionen von au?en erkennen kann, f?hlt er doch
jedes neue Detail seines K?rpers. Der von Natur aus nicht allzu gro? gewachsene
und inzwischen wieder angezogene Steve sieht nun aus wie ein M?dchen, da der
sehende Geist eines Beobachters automatisch den passenden K?rper zu diesem
Traumgesicht unter die unf?rmige Bekleidung interpretiert.
Rob steht auf und sucht Feuerholz. "Der Doktor!" schreit er pl?tzlich auf. Die
beiden andern blicken in Robs Richtung, der nun schnellen Schritts ihrem Lager
entgegenl?uft. "Der Doktor!" ruft er wieder begeistert, als er sich bei Carlos
und Steve einfindet. "Wie hie? er noch: Konstantin Wessel, ja. Der wird uns
helfen. Auf nach Giesenweiler!"
Wieder mit einem bisschen Hoffnung erf?llt, haben bald alle drei ihr Gep?ck auf
ihre Fahrr?der gepackt und fahren los. Vorerst brauchen sie sich noch keine
Sorgen zu machen, dass sie von Bekannten gesehen werden k?nnten. Trotzdem hat
Steve die Kapuze seiner Windjacke ?ber den Kopf gezogen. Allerdings kann man
gleichwohl unter dem Tuch eine bezaubernde Stupsnase erkennen. An Carlos f?llt
einem in seiner vollen Montur fast nichts auf. Au?er vielleicht, dass ihm die
Kleidung pl?tzlich viel zu gro? ist. Rob hat die ?rmel ?ber die H?nde gezogen,
obwohl das Wetter mild ist...
Nach drei Stunden n?hern sie sich ihrer Wohnregion und ben?tzen nun nicht mehr
die Hauptstrasse. Sobald sie jemanden kommen sehen, verstecken sie sich in den
B?schen. Zum Gl?ck wohnt der Doktor ein bisschen au?erhalb. In Giesenweiler
angekommen wird Rob als Unauff?lligster dazu verknurrt, bei Wessels zu klingeln
und ihren Trupp anzuk?ndigen. Er braucht ziemlich lange, sich beim Arzt
verst?ndlich zu machen. Schlie?lich kennen sie nicht mal den Namen der Frau, von
der sie bewirtet worden sind. Als Rob aber die H?nde mit den dazugeh?rigen
Erkl?rungen zeigt, d?mmert es Doktor Wessel und bald danach sitzen alle drei in
seiner Praxis.
"So, ihr wart also bei Sarah und habt den Spiegel gesehen," stellt er mehr fest,
als dass er fragt. "Hat sie euch nicht gewarnt?" Dann lacht Wessel auf und
beantwortet die Frage gleich selbst: "Ha, wie ich sie kenne, hat sie euch so
gewarnt, dass der Reiz, ihn auszuprobieren, einfach zu gro? werden musste". Er
weist die drei darauf hin, dass ihrem Problem mit der Schulmedizin nicht
beizukommen sei. Er m?sse Kontakt mit Sarah aufnehmen. Dazu holt er einen
vergammelten Notizblock hervor und beginnt, darauf zu schreiben. Dann wartet er.
Pl?tzlich erscheinen unter seiner Schrift Buchstaben einer anderen Handschrift
auf dem vergilbten Papier. Wort an Wort reiht sich aneinander. Aufmerksam liest
Wessel mit. Ab und zu grinst er. "Ja, ja, die Sarah", gibt er einmal von sich.
Dann fragt er die drei, wann sie zu Hause erwartet w?rden. Dann schreibt er ihr
die Antwort auf das Blatt: in drei Tagen. Bei der Antwort scheint die K?rze der
Dauer nicht ganz zu befriedigen. Er teilt den dreien mit, dass Sarah mit Doris
und Helene, ihren Freundinnen r?berkommen wird. Mit "r?ber" meint er ins Hier
und Jetzt. Sie m?sse sich allerdings noch vorbereiten, um hier ?ber die
ben?tigten Kr?fte zu verf?gen, die es braucht, um das Problem zu l?sen. Alles in
allem scheint ihr die Geschichte gr??tes Vergn?gen zu bereiten. Vorerst habe sie
ihm, Wessel, eine Prozedur aufgetragen, die die heilige Geheimhaltung von Magie
solange im Diesseits erm?glichen soll.
Zwei m?nnliche und ein weibliches Gesicht schauen ihn fragend an. "Es geht
darum, dass ihr so nicht gesehen werden d?rft. Allerdings darf der Inhalt des
Wunsches, den ihr ge?u?ert habt, nicht angetastet werden. Die Auswirkungen w?ren
f?rchterlich. Wir produzieren also mit Magie eine diesseits unauff?llige
Situation, in der niemand Magie vermuten muss. Daf?r brauche ich alle drei, aber
vor allem Carlos, der am meisten Verwandlungsenergie abbekommen hat". Er f?hrt
sie in ein anderes Zimmer. Ziemlich beunruhigt erblicken die drei einen
Gyn?kologiestuhl in dem Raum, wo sie nun hineingef?hrt werden. "Carlos, du musst
dich ausziehen! Ich muss nur ins Wohnhaus, ein paar Sachen holen, die ich hier
nicht habe." Entsetzt schaut Carlos in die Runde. Die beiden andern schauen
besch?mt zu Boden. Z?gernd beginnt Carlos mit dem Ausziehen.
Obwohl der Doc ziemlich lange braucht, bis er seine Utensilien beisammen
hat -- wahrscheinlich wei? seine Frau nichts von seinem Hobby, magische Welten
zu bereisen -- steht Carlos bei seiner R?ckkehr immer noch in Socken, Unterhosen
und Hemd da. Als er den Vibrator in Wessels Hand sieht ruft er entsetzt "Nein!"
und verkriecht sich hinter eine vorstehende Kastenwand. Wessel redet beruhigend
auf ihn ein, ohne aber auf Fragen einzugehen, die seine genauen Absichten
betreffen.
"Das beste ist, du denkst ?berhaupt nicht und ich arbeite. Abgesehen davon
befolge ich nur Anweisungen von Sarah, die mir ihre Absicht auch nicht im Detail
erkl?rt hat", erkl?rt er Carlos. Mit der Zeit wird der Doktor ungeduldig und
verlangt von Carlos eine Entscheidung. Entweder sie tun, was er ihnen sagt, oder
er werfe sie hinaus. Rob, der eigentlich noch am glimpflichsten davongekommen
ist, dr?ngt Carlos am innigsten, alles zu tun, was ihr Problem l?sen kann.
Langsam kommt Carlos wieder hinter der Kastenwand hervor, die lebenslange
Entstellung bef?rchtend. Den Rest seiner Kleider rei?t er jetzt ziemlich rasch
von seinem K?rper, vermeidet es allerdings, an sich hinabzublicken. Rob und
Steve verschl?gt es den Atem. Auch Wessel mustert den weiblichen K?rper
bewundernd. Die Wirkung auf die Umstehenden bemerkend, dreht sich Carlos ab, um
nur noch eine gr??ere Wirkung zu erzielen. Denn nun sehen die M?nner sein dickes
m?nnliches Gesicht und seine Wurstfinger nicht mehr und haben die R?ckenansicht
einer vollkommenen Frau vor sich.
Da Carlos eher verklemmt und schon gar nicht breitbeinig dasteht, ergeben seine
Umrisse ein traumhaftes Bild. Seine weichen Pobacken lassen den anwesenden
Herren das Wasser im Munde zusammenlaufen. Und leeres Schlucken erf?llt den
Raum. "Ahem, du musst da rauf," sagt Wessel und deutet auf den Gyn?kologiestuhl.
Z?gernd begibt sich Carlos in die angegebene Richtung unter den entsetzt
mitf?hlenden Blicken seiner Kumpane. Wessel breitet ein sauberes Tuch auf der
Liegefl?che aus und Carlos setzt sich darauf. Er folgt den Handzeichen sowie dem
seltenen Nicken und h?ufigen Kopfsch?tteln von Wessel, bis er sodann mit
gespreizten Beinen die erforderliche Position eingenommen hat.
Wessel hei?t Steve, mit seinen unver?nderten H?nden einen Spiegel vor Carlos
Gesicht zu halten, so dass Carlos das weibliche Gesicht von Steve sieht und
Steve das m?nnliche von Carlos. Und er solle versuchen, dies hartn?ckig zu tun,
egal was passiert. Rob soll auf der andern Seite des Stuhles die Schulter von
Carlos mit seinen zierlichen H?nden halten. Es ginge aber nur um die Ber?hrung.
Wessel wolle von ihm nicht verlangen, in der Situation H?ndchen zu halten,
obwohl dies noch besser w?re...
Zuerst z?gert Rob, dann greift er mit seinen beiden femininen H?nden die
maskulinen von Carlos und meint: "Besser ist besser."
Die drei Opfer ihres eigenen Wunsches fahren erschrocken zusammen, als der
Vibrator zu surren beginnt Alle drei werden von einer steigenden Erregung
gepackt. Carlos reizender K?rper bebt vor Aufregung. Nun ber?hrt die
Vibratorspitze seine Vagina. Carlos h?lt den Atem an und will die Beine zusammen
klemmen. Die sind aber von Wessel in der gespreizten Haltung fixiert worden. Da
n?tzt kein Zerren. Wessel massiert mit dem Vibrator die Schamlippen, was den
K?rper von Carlos zu stimulieren beginnt, obwohl sein Verstand sich wehrt und er
immer noch den Atem anh?lt.
Er sp?rt pl?tzlich die Feuchtigkeit, wie sie hinaus dringt und seine Scham
glitschig macht. Sein Atem setzt nun keuchend ein, w?hrend der Vibrator beginnt
einzudringen. Carlos schreit und st?hnt, st?hnt und st?hnt noch mal -- und hat
nach ein paar Sekunden vermutlich den schnellsten Orgasmus, der ein weibliches
Wesen je hatte. Carlos sieht immer das weibliche Gesicht von Steve im Spiegel,
w?hrend er von Wessel "behandelt" wird. Nach dem Orgasmus schie?t ihm der
Gedanke durch den Kopf, dass das Gesicht so sch?n nun auch nicht sei. Aber den
Gedanken weiterzuverfolgen, gelingt ihm nicht mehr, weil der in ihm weiter
surrende Vibrator schon wieder Wirkung zeigt. Wessel bewegt in sanft vor- und
r?ckw?rts, hin und her.
Carlos St?hnen wird schon wieder lauter, sein K?rper scheint zu schmelzen und
als Pf?tze unter dem Stuhl enden zu wollen. Es bleibt ihm keine Zeit, sich nach
dem zweiten Orgasmus zu entspannen. Der K?rper beginnt sofort wieder, Erregung
aufzubauen. Jetzt beginnt es im Schritt auch noch unanst?ndig zu schmatzen.
Jetzt ist er ganz sicher: Steves Gesicht ist entschieden nicht mehr so h?bsch
wie noch kurz zuvor. Der Geruch von Sex breitet sich im Zimmer aus. Carlos kann
nicht verhindern, dass sich sein K?rper dem Vibrator entgegen windet. Er
empfindet seinen Leib als gro?e feuchte H?hle, in der ein Riesenwurm sich w?lzt
und windet. Sein Becken st??t in schnellem Rhythmus auf und ab. Sein Unterleib
will den Vibrator einsaugen und in alle Ewigkeit liebkosen.
Er wei? nicht mehr, wieso er den K?rper an irgendetwas hindern sollte. Die
Br?ste wogen von oben nach unten, wackeln von links nach rechts, ziehen im
Kreise schwingend an Carlos' Rippen, je nachdem welche Fliehkr?fte die
Bewegungen seines K?rpers verursachen. Nach vielen H?hepunkten beginnt seine
Kraft zu schwinden. So nimmt er im Spiegel das Gesicht wieder wahr, das er nun
wieder als sehr weiblich und sehr sch?n empfindet. Die Frisur scheint anders.
Zwar immer noch knabenhaft, aber irgendwie anders.
Wessel zieht den nassen Vibrator unten raus und Carlos bemerkt, dass das
Spiegelbild den kleinen weichen Schmollmund genauso ?ffnet wie er selbst das
eben getan hat. Wessel schaltet das Surren ab. Im Zimmer ist es still. Als das
Spiegelbild gleichzeitig mit seinem Blinzeln mit den langen schwarzen Wimpern
klimpert, die die gro?en blauen Augen darin umrahmen, bemerkt Carlos, dass es
sich nicht um das Gesicht von Steve handelt. Der Spiegel ist voll auf ihn selbst
gerichtet. Das bezaubernde Gesicht geh?rt nun ihm und mit seinen nun
zartgliedrigen H?nden, von denen er Rob erl?st hat, streicht er seinem glatten,
vollkommenen K?rper entlang.
Nach kurzem Z?gern streichelt er sich zwischen den Beinen, streichelt seine
Br?ste und ist irgendwie erleichtert. "Das war's dann wohl," spricht er mit
einer warmen und nicht zu hohen Frauenstimme und h?lt sich ?berrascht die Hand
auf den Mund: "Ups..."
Die drei ?brig gebliebenen M?nner starren sie bewundernd an. Sie steht auf und
zieht ihre viel zu gro?en M?nnerkleider an. "Ich muss unbedingt duschen." Dann
k?ndigt sich ihr langsam zur?ckkehrender Humor an: "He, dann schlafen wir jetzt
wohl in getrennten Zelten." Ihr Grinsen steckt die Jungs an. Nur klingen deren
gr?lende Lacher viel unnat?rlicher.
III
Doktor Konstantin Wessel fragt Rob und Steve, die w?hrend der Behandlung ihr
urspr?ngliches Aussehen zur?ckerhalten und ihre fremden K?rperteile an Carlos
abgegeben haben, ob einer bei sich zuhause die M?glichkeit habe, einfach mit
einer Frau aufzutauchen. F?r beide ist es unvorstellbar, dass ?ber Nacht eine
Frau von Ihren Eltern in Sohnemanns Zimmer akzeptiert w?rde. Zwar seien alle
drei schon achtzehn. Aber die Eltern h?tten da ihre eigenen Vorstellungen. Robs
Mutter sei zwar ?bers Wochenende bei ihren eigenen Eltern, aber die andern
Bewohner des Wohnblocks pflegen immer alles zu wissen -- und nat?rlich
auszuplaudern -- was darin vorgeht. "So m?ssen wir also zuerst eine L?sung
finden f?r die Zeit, bis Sarah kommt. Begeben wir uns doch ins Sprechzimmer." Zu
Carlos gewandt fragt Wessel: "Und, wie nennen wir dich jetzt?"
Der ehemals riesige Carlos zuckt mit seinen nun zierlichen Schultern. Wessel
f?hrt fort: "Nun, ich denke, wir sollten einen Namen w?hlen, auf den du
reagierst. Er sollte also irgendwie gleich beginnen", schl?gt der Doktor vor.
Rob, der zufrieden auf seine zur?ckgewonnen H?nde schaut, mischt sich ein: "Wie
w?r's mit Carina?" Carina meint emotionslos: "o.k." Im Sprechzimmer angekommen
setzen sie sich, und Wessel beginnt nach den pers?nlichen Umst?nden der
Beteiligten zu fragen.
Rob lebt mit seiner geschiedenen Mutter in einer Dreizimmerwohnung. Ans
Gymnasium geht er in Halsenrhode. Seine Mutter arbeitet in Esseln in der
Stofffabrik.
Dasselbe Gymnasium wie Rob besucht auch Steve, dessen Vater in Kaltbrunnwiesen
die Zweigstelle der Unionsbank betreibt. Steves Eltern sind ?bers Wochenende in
die Zweitwohnung am Begalletersee gefahren. Da die ?ltere Schwester aber in
Kaltbrunnwiesen mit ihrem Mann das Nachbarhaus bewohnt, w?rde sie mitbekommen,
wenn Steve mit jemandem nach Hause kommt.
Carina erz?hlt, dass sie als Carlos k?rzlich in der Garage des Vaters in
Kaltbrunnwiesen die Mechanikerlehre begonnen habe und mit ihren Eltern und zwei
Schwestern da wohne. Sie erw?hnt noch, dass ihre Familie religi?s sei.
Darauf fragt Wessel, ob die denn regelm??ig zur Kirche gehen, was Carina zwar
bejaht aber dies als kaum wesentlich f?r ihre Situation empfindet. Wessel sagt:
"Na ja, ?bermorgen ist Sonntag. Da w?re am Morgen f?r etwa eine Stunde niemand
im Haus. Ich k?nnte mir vorstellen, dass eine deiner Schwestern zur Not etwas
f?r dich zum Anziehen h?tte. Nat?rlich ohne dass sie davon erf?hrt..."
Carina err?tet, aber entgegnet, dass sie sicher nicht bis Sonntag in den alten
Klamotten rumlaufen wird. Dann k?me ja eh schon bald diese Sarah und regle alles
wieder zum Besten. Ohne darauf eine best?tigende Antwort zu geben, beugt sich
Wessel wieder ?ber seine Notizen und erkl?rt: "Sch?n und gut. Wir wissen eh noch
nicht, wo ihr heute bleibt. Hier k?nnt ihr nat?rlich auch nicht bleiben. Gibt es
in der Stofffabrik unverschlossene Geb?udeteile?" Rob ?berlegt und antwortet
dann: "Mutter hatte mal ihre Eink?ufe, die sie in der Mittagspause gemacht
hatte, am Arbeitsplatz vergessen. Damals begleitete ich sie abends zur Fabrik.
Sie brauchte einen Schl?ssel."
Wessel fragt dann noch nach M?glichkeiten im Gymnasium, worauf Steve erwiderte,
dass er sich vorstellen k?nnte, dass die eine oder andere T?r beim Abschlie?en
manchmal vergessen w?rde.
Rob scheint langsam zu begreifen, worauf Wessel hinaus will und erkl?rt
beil?ufig: "Also, Sie m?ssen wissen, Herr Doktor, ich spiele in einer Band--".
Wessel blickt ihn geduldig an. "Nun, ?h, der Proberaum befindet sich im Keller
der Stofffabrik. Ich habe den Schl?ssel dazu..."
Wessels eifriges Beschreiben seines magischen Notizblocks deutet darauf hin, nun
gen?gend informiert worden zu sein. Rob f?llt noch ein, dass sie gewarnt worden
waren, nachdem sie nach einer derben Jamsession gleich im Proberaum geschlafen
h?tten. Das n?chste Mal w?rden sie rausfliegen. Zwar d?rfen sie Musik machen bis
in die Morgenstunden, aber ?bernachten im ?blichen Sinne sei verboten.
Wahrscheinlich weil man bef?rchtet, die Jungs k?men dann mit den Freundinnen,
wenn sie zu Hause nicht d?rfen. Carina und ihre Freunde tauschen err?tend
Blicke.
Wessel wei? auch hier noch was zu schreiben. Bald kommt auch wieder Antwort von
Sarah, worauf Wessel fragt, ob man verschiedene R?ume durchqueren muss, um zum
Probenraum zu gelangen und ob dort etwas gelagert werde. Rob antwortet, dass
sich ein Lagerraum mit Dekorations- und Ausstellungsmaterial -- Messest?nde,
Schaufensterpuppen et cetera -- vor ihrem Lokal bef?nde.
Bald erscheinen Anweisungen auf dem Notizblock. Wessel braucht die Schuhe und
ein Haar von Carina. Zusammen mit dem letzten Notizzettel von Sarah schmei?t er
alles in einen K?bel mit Wasser. Dann dr?ckt er Carina einen Kupferdraht in die
Hand und hei?t sie, diesen in das Wasser zu halten. Die zwei Burschen und das
frischgebackene M?dchen kratzen sich am Kopf, aber Carina tut, wie ihr gehei?en.
Pl?tzlich beginnt das Wasser zu dampfen. Es beginnt so zu dampfen, dass Wessel
aufspringt und alle Fenster aufrei?t. Gleich schnell wie es begonnen hat, h?rt
es wieder auf. Wessel guckt in den Kessel, in dem sich nun kein Wasser mehr
befindet. Er greift hinein und bringt ein S?ckchen zum Vorschein. Mit der
anderen Hand greift er sich hochhackige Damenschuhe aus dem K?bel. "Aha, eine
kleine Mitgift an deine neue Existenz," witzelt er zu Carina und reicht ihr
S?ckchen und Pumps. Carina schluckt und greift sich die Sachen.
Auch Steve und Rob werden wieder nerv?s. Wahrscheinlich stellen sie sich selbst
in Carinas Situation vor. Dann liest der Doktor wieder auf seinem Notizblock und
teilt Carina mit, dass sie sich, wenn sie diese Schuhe trage und eine der Pillen
schlucke, perfekt im Vorraum des Probelokals von Rob verbergen k?nne. Sie solle
zwei oder drei Pillen einzelverpackt belassen und zur Reserve in den Mund
nehmen, bevor sie sodann eine schlucke -- eine unverpackte nat?rlich.
"So, es ist wohl klar, dass Carina im Lagerraum und ihr zwei zu Hause
?bernachtet, bis Sarah hierher kommt. Denkt euch eine Ausrede aus, wieso ihr so
fr?h nach Hause gekommen seid. Ruft mich am Sonntagabend an. Dann besprechen wir
das weitere. Was ihr durch den Tag macht, ist mir gleich. Seid aber vorsichtig".
Ohne sich gro? zu verabschieden, machen sich die drei auf den Weg. Da Carinas
Wanderschuhe in Pumps verwandelt worden sind, muss sie sich dazu durchringen,
erste Gehversuche darin zu unternehmen. Komischerweise bewegt sie sich, als ob
sie sich ein Leben lang in nichts anderem fortbewegt h?tte. Auch ist Carlos zu
einer dieser Frauen geworden, denen unpassende Kleidung nichts anhaben kann.
Carina sieht in allem gut aus. Sie erhebt die zu gro?e Wanderbekleidung f?r
Herren ohne Absicht zu einem frechen Modegag.
Wessel schaut den dreien besorgt nach, wie sie mit ihren Fahrr?dern die
Torausfahrt durchqueren und hinter der n?chsten Biegung verschwinden.
Am Abend
Als sie am sp?ten Nachmittag die Praxis von Doktor Konstantin Wessel verlassen
hatten, machten sie sich schnurstracks in st?dtischere Regionen -- Richtung
Esseln -- auf. Zumindest zwei von ihnen k?nnten n?mlich erkannt und mit
peinlichen Fragen konfrontiert werden. Dort angekommen, stellen sie die
Fahrr?der bald ab und mischen sich unauff?llig unter das Freitagabendvolk, das
ziemlich zahlreich die Stra?en bev?lkert. Im Park setzen sie sich in einer
schlecht beleuchteten Ecke auf eine Bank. Rob und Steve wollen an der Kreuzung
vorne Hamburger besorgen, worauf Carina angstvoll protestiert, dass sie auf
keinen Fall allein gelassen werden will. So geht Rob mit der zusammengelegten
Geldsumme alleine.
Steve fragt Carina, wie sie sich denn f?hle. "Eigentlich ganz normal, wenn meine
Aufmerksamkeit auf meine Umgebung gerichtet ist," erwidert sie. "Aber jetzt, wo
wir hier sitzen und ich meine Stimme h?re, wird es mir schon wieder mulmig." Wie
um diese Aussage zu unterstreichen, beginnt sie fast unmerklich zu zittern. "Ich
f?hle mich zwar nicht schlecht", fl?stert sie, "ich f?rchte mich eher davor,
dass ich erkannt werde..." Steve entgegnet sofort: "Davor musst du echt keine
Angst haben; ich, der deine Verwandlung beobachtete, habe keine Chance, in dir
auch nur noch ein bisschen von Carlos zu entdecken. Du bist irgendwie eine Frau
f?r mich, die meinem Freund Carlos die Kleider geklaut hat."
Beide lachen, als Rob zur?ckkommt. Der best?tigt Steves Aussagen und meint noch
zu Carina: "Du siehst unglaublich aus, wenn du lachst." Sie err?tet und r?uspert
sich unverst?ndlich. Dann fragt Rob so direkt er nur kann: "?h, wie, ?hem, wie
w?re es, also versteht mich nicht falsch, ?h, aber ich meine vor allem du,
Carl-?h-rina, wie w?re es f?r dich, wenn du ein bisschen die Frau auch spieltest
und, ?h, vielleicht darstelltest, deren Aussehen du jetzt hast." Carina
erwidert: "Irgendwie hat sich der alte Carlos heute bei den Vibratorspielchen
sowieso aus dem Staub gemacht. Im Moment wei? ich etwas ganz sicher: Ich bin
nicht mehr der Carlos von gestern Abend! Aber wer oder was ich bin, wei? ich
auch nicht. Wieso also nicht ein bisschen Rollen spielen..."
Steve: "Dann meinst du also auch, dass wir ein ganz spannendes Wochenende mit
einigem Spa? haben k?nnten?" Carina: "Mir wurde von einem Spiegel ein Wunsch
erf?llt. Wenn dabei auch ich selbst kurzfristig abhanden gekommen bin: Wieso
sollte ich in Traurigkeit versinken?" Rob wirft seinen Abfall in den dazu
vorgesehenen Korb neben der Bank und erhebt sich, ein "Jawohl" rufend.
Unternehmungslustig machen sich die drei auf den Weg Richtung Innenstadt.
Allerdings sp?ren sie schon nach wenigen Schritten die M?digkeit, die sich in
ihren Knochen w?hrend des Tages angesammelt hat. Als Carina dann noch zu n?rgeln
beginnt, weil sie nichts Anst?ndiges anzuziehen habe, wird der Tag als gelaufen
eingestuft. Sie begeben sich zu den Fahrr?dern und machen sich auf den Weg zur
Stofffabrik, wo Carina dann bleiben soll, getarnt von der Zauberpille.
Dort angekommen erkl?rt Rob: "Passt auf. Es kommt ?fter vor, dass Freunde
mitkommen, die nicht zur Band geh?ren. Es ist also f?r den Nachtw?chter v?llig
unverd?chtig, wenn einmal drei reingehen und ein andermal zwei raus. Wenn er
dann nachschaut und niemand mehr da ist, wird er denken, dass einer gegangen
ist, w?hrend seine Tour gerade durch einen andern Teil des Gel?ndes f?hrte".
Carina meint darauf: "Apropos Freunde im Keller; w?rdest du vielleicht kurz
nachschauen gehen, ob nicht eine Riesenparty da unten im Gange ist?" Rob: "O.k.
wartet hier!" Nach einer Weile kommt er wieder und sagt: "Alles bestens!" Weit
und breit ist im Moment kein Nachtw?chter zu sehen, was vor allem Carina als
sehr erfreulich empfindet.
Im Proberaum zieht sie dann Jacke und Pullover aus, was eine enorme Wirkung auf
Rob und Steve ausl?st. "Hallo Steve, hallo Rob, noch nie eine Frau in Hemd, Hose
und Schuhen gesehen?" spottet sie. Dann nimmt sie die Hand von Steve und dr?ckt
sie sich auf die eine Brust, holt sich die von Rob auf die andere. "Das habt ihr
schlie?lich gew?nscht, he!" Beide err?ten und ziehen ihre H?nde verunsichert
zur?ck. "Wer will ein Bier?" ?berbr?ckt Rob die darauf folgende Pause. "Hast du
keine Cola?" fragt Carina. Rob und Steve blicken sie entgeistert an. "Cola?"
fragt Rob, "du trinkst doch immer nur Bier". "Sorry," entgegnet darauf Carina,"
aber Bier ist im Moment das Letzte, was ich mir vorstellen k?nnte, ohne gleich
kotzen zu m?ssen". "Es hat keine Cola hier," stellt Rob fest.
Carina meint, dass sie eigentlich m?de sei und sich jetzt wohl so eine
Zauberpille reinschieben werde. "Wessel hat gesagt im Lagerraum," bestimmt
Steve. "Ich kann ja nachher dort hingehen, wenn ihr rausgeht," erwidert Carina
und steckt sich zuerst die drei verpackten Pillen in den Mund. "Baf daf bohl
foll...?" kaut sie undeutlich. Rob meint: "Tu es einfach, ohne zu fragen!" Dann
rei?t sie eine vierte auf und schluckt sie. Sie geht im Raum umher und findet,
dass sie noch nichts sp?re. Pl?tzlich bleibt sie vor dem Schlagzeug mit dem
R?cken zu ihren Freunden stehen. "Carl...Carina, sp?rst du was?"
Sie gibt keine Antwort. "He, Carina!" Sie bewegt sich nicht. Steve und Rob
n?hern sich ihr besorgt. Steve schubst sie an: "He, was soll das?" Dabei f?llt
Carina beinahe um. Sie erschrecken fast zu Tode, als sie ihr Gesicht sehen. Sie
hat sich in eine Schaufensterpuppe verwandelt. Ihr Gesicht und ihre feinen H?nde
reflektieren in edlem Glanz. Rob will sie auffangen, aber dann kippt sie von
selbst wieder in ihre stehende Position von vorhin.
Jetzt entdecken sie, dass sich unter einem ihrer Schuhe einen Teller gebildet
hat, wie das einige Schaufensterpuppen so zu haben pflegen. Sie scheint eine
ganz normale, eben perfekte Schaufensterpuppe zu sein. Aufgeregt ziehen sie ihr
das Hemd aus. Sie k?nnen sich in dem glatten Kunststoff ihres K?rpers beinahe
spiegeln. Sie sehen, dass sich an der Schulter sogar Drehgelenke f?r die
Position der Arme befinden.
Beim Ausziehen l?st sich der eine Arm ab, den Rob bedeppert in den H?nden h?lt.
Als das Hemd weg ist, kann er ihn aber wieder montieren und atmet auf. Sie
ziehen ihr die Hose runter und k?nnen auch da nichts anderes als eine
gew?hnliche Schaufensterpuppe entdecken. Auf Taillenh?he ist der Ober- und
Unterk?rper zusammengesetzt. Dort kann man den Oberk?rper drehen.
Beim Hosenausziehen l?st sich der Schuh mit dem Stehteller von dem bildh?bschen
Plastikfu?. So legen sie Carina ihres Standes beraubt vorerst zu Boden. Das eine
Bein schwebt gestreckt in der Luft. ?berhaupt ber?hrt Carina nur mit drei
Punkten den Boden: Mit der linken Schulter, dem rechten Ellbogen und der linken
Ferse. Aber halt.
Jetzt bemerken sie, dass sich die Augen der Puppe bewegen. "Carlos lebt!" ruft
Steve. "Kannst du uns h?ren? Zweimal zwinkern ja, einmal zwinkern nein, ?h,
h?...beziehungsweise keine Reaktion?"
Carina dreht die Augen zweimal, da sie sie nicht schlie?en kann. Steve umarmt
Carina vor Freude, aber so ungeschickt, dass sich deren beide Arme und der
Unterk?rper vom Oberk?rper l?sen und sogar die Haare, die immer noch den Schnitt
von Carlos Frisur aufweisen, vom kahlen Sch?del rutschen und als
Kunsthaarper?cke am Boden liegen bleiben.
"Oh, sorry!" Steve rappelt sich auf. "Kannst du auch was f?hlen?" Carina dreht
die Augen zweimal. Rob nimmt einen der herumliegenden Arme und kratzt daran.
"F?hlst du das auch?" Carina dreht die Augen zweimal. "Und hier?" Steve kratzt
am Schuh mit dem Teller. Carina starrt an die Decke. "Ich habe schon gekratzt,
also was ist?" Carina dreht die Augen einmal.
IV
Rob stellt trocken fest, dass diese Tarnung wirklich perfekt sei. Dann verl?sst
er den Raum. Kurz darauf erscheint er mit einer bekleideten Schaufensterpuppe
wieder. "Wir k?nnten Carina so anziehen, dass, wenn sie sich morgen wieder
bewegt, schon bereit zum Gehen ist". Carina rollt die Augen, diesmal wirkt es
emp?rt. Steve ruft: "Das sind ja nur Stoffbahnen, die um diese Puppe gewickelt
sind. Gibt es nichts anderes?" Beide gehen auf die Suche in den Lagerraum und
lassen Carina in Einzelteilen zur?ck. Diese h?rt noch, wie Steve ruft: "He, ich
habe was gefunden". Dann schl?ft sie ein.
Bald tauchen Rob und Steve mit einem rollenden Garderobencase vor der T?re des
Proberaums auf. Steve geht zu der zerlegten Carina und schubst den Teil mit
Oberk?rper und Kopf an, um sie darauf aufmerksam zu machen, dass sie Topkleider
f?r sie gefunden h?tten. Ihre Augen bleiben aber starr, w?hrend ihr ebenso
starres Puppengesicht zur Decke l?chelt. Rob vermutet richtig, dass sie jetzt
wohl eingeschlafen sei. "Na, dann wird sie morgen wohl ?berrascht sein, wenn sie
in den Klamotten aufwacht".
Sie ziehen ihr die letzten Reste ihrer Herrenunterw?sche aus. Sie sind tief
beeindruckt von ihrem geschlechtslosen Unterleib. Es ist wirklich alles glatt
und jetzt ist auch die weibliche Scham weggezaubert. Der ganze K?rper schimmert
in glattem Edelglanz. Die beiden beginnen die Kleidungsst?cke zu sortieren und
die gew?hlten Sachen an Carina "anzubringen". Dazu m?ssen sie den Oberk?rper und
den Unterleib einzeln bearbeiten und stellen dabei fest, dass Carina tats?chlich
innen hohl ist. Rob greift ihr von der Taille durch den Bauch hindurch von innen
an die Plastikbrust und sagt "Kille, kille". Tats?chlich rollt Carina wieder mit
den Augen, die aber bald wieder erstarren.
Am Schluss verpassen sie ihr eine Langhaarper?cke, stellen sie auf und
betrachten sie von allen Seiten. Sichtlich zufrieden mit ihrem Werk machen sie
sich daran, sie in den Lagerraum zu bringen. "Was ist hier los?" fragt pl?tzlich
eine Stimme und Steve und Rob fahren f?rchterlich zusammen. In der n?chsten
Viertelstunde versucht Rob dem Nachtw?chter, der aus dem Nichts aufgetaucht ist,
zu erkl?ren, dass sie die Schaufensterpuppen f?r eine B?hnenbild-Idee der Band
ausgeborgt h?tten, um sich das Ganze optisch vorstellen zu k?nnen. Als dem
Nachtw?chter der Kopf beinahe raucht, glaubt er den beiden zwar immer noch
nicht, aber er gibt auf. Er hei?t die beiden, die zwei Schaufensterpuppen, die
im Proberaum stehen, sofort wieder ins Lager an ihren Platz zu stellen und r?t
ihnen, nach Hause zu gehen, wenn sie nicht riskieren wollen, dass er den
Erkl?rungen Robs zusammen mit dem Direktor auf den Grund gehen wird.
Schweigend r?umen sie Kleider und Puppen an den vorgesehenen Ort im Lager und
verlassen mit dem Nachtw?chter das Geb?ude. Nachdem sie mit den Fahrr?dern ein
St?ck gefahren sind, h?lt Rob an und meint: "Wow, das war knapp. Haben wir
wirklich nichts vergessen? Ich habe das Gef?hl, dass irgendeine Schei?e
passieren wird." Steve antwortet: "Ich denke, alles ist in Butter. Ich bin
gespannt auf morgen, wie Carlos, Entschuldigung, ich meine Carina, den Tag
meistern wird". Rob kichert pl?tzlich: "Ich m?chte vor allem dabei sein, wenn
sie aufwacht und bemerkt, wie wir sie angezogen haben". Beide lachen und fahren
weiter. Sie beschlie?en, beide bei Steve zu ?bernachten, damit sie fr?h los
k?nnen.
Am n?chsten Morgen gehen sie wirklich fr?h weg und vermuten, dass Steves
Schwester wohl doch nichts bemerkt h?tte, wenn sie mit einer Frau nach Hause
gekommen w?ren, da sich im Nachbarhaus nichts regt.
V
Auf dem Weg halten sie noch bei einer B?ckerei an. Sie wollen Carina mit
frischem Geb?ck ?berraschen, wenn sie schon alleine in einer Lagerhalle
?bernachten musste. Sie kommen bei der Stofffabrik an. Niemand arbeitet heute,
am Samstag. Sie betreten die Lagerhalle und gehen zur Stelle, wo sie gestern
Carina hingestellt hatten. Sie war weg. "Carina, he, Carina, wo bist du?" Sie
schreien nicht, um ja nicht den Hauswart auf den Plan zu rufen. "Vielleicht ist
sie schon gegangen," mutma?t Rob. Steve sieht sich um und sagt: "Schei?e!"
"Wieso sagst du das," fragt Rob besorgt. Steve herrscht ihn an: "Schau dich um.
Da waren noch andere Schaufensterpuppen und Dekorationscases. Alles weg!" Sie
verlassen den Lagerraum und irren ratlos auf dem Gel?nde herum. Als sie beim
Haupteingang vorbeikommen bemerken sie die Plakate. Steve liest laut:
"Gewerbeschau Halsenrhode, 22. und 23. Juni. Besuchen sie unseren Messestand!"
"Schei?e, das ist heute," kommentiert Rob den Vortrag. "Sollten wir Wessel
Bescheid geben?" Auf die Frage von Rob meint Steve: "Aus diesem Schlamassel
m?ssen wir selbst herauskommen, aber anrufen k?nnten wir ihn ja". Er z?ckt sein
Handy und w?hlt die Nummer vom Doktor. Als Steve ihn unterrichtet hat, fragt ihn
dieser, ob Carina die Reservepillen in den Mund genommen habe vor der
Verwandlung. Wessel ist von der Antwort sehr beruhigt. Seine gr??te Sorge
scheint zu sein, dass ?bernat?rliches entdeckt w?rde. Er wies sie nochmals
darauf hin, dass niemand hier Magie wahrnehmen darf. "Hoffentlich hat sich
Carina richtig verhalten". Er teilt ihnen mit, dass er im Moment nicht weg kann,
aber dass er wohl am Nachmittag an der Gewerbeschau auftauchen w?rde.
Steve und Rob schwingen sich auf die R?der und machen sich auf nach Halsenrhode.
In der Ausstellung brauchen sie nicht lange, bis sie den Messestand der
Stofffabrik gefunden haben. Und dort steht sie in dem Outfit, dass sie ihr
gestern angezogen haben. Carina, eine blonde Puppe, langhaarig, mit einer roten
Schleife in der Per?cke. Ein rotes Jackett mit zwei goldenen Kn?pfen, das zur
Farbe ihrer Lippen passt. Zwischen den Kragenh?lften, die unter den Br?sten vom
oberen der beiden Goldkn?pfe zusammengehalten werden, kann man ein tief
ausgeschnittenes Body aus schwarzer Spitze sehen. Um den Hals ein rotes Band.
Der Mini ist ebenfalls rot, w?hrend die langen Beine von zartem, dunkel
transparentem Strumpf gekleidet sind und in den schwarzen Zauberpumps stehen.
Wobei nur das eine Bein mit der Standplatte wirklich steht, und das andere
leicht ans Standbein gezogen mit der Fu?spitze wenige Millimeter ?ber dem Boden
schwebt. Verf?hrerisch blickt sie in die Messehalle, und nur wenn sie sich
unbeobachtet f?hlte, wagt sie, die Augen zu bewegen. Steif und starr, aber in
eleganter Haltung, h?lt sie ein Tablett mit Prospekten. Rob und Steve schlendern
vor ihr durch und bemerken erleichtert, dass ihre starre Augen ihnen folgen,
sobald sie ihr enges Gesichtsfeld durchqueren.
Steve und Rob begeben sich in das Restaurant, das sich quer gegen?ber in der
Ecke der Halle befindet. Von dort beobachten sie den Messestand der Stofffabrik
und versuchen angestrengt, eine L?sung zu ersinnen, die Carina aus ihrer
misslichen Lage befreien k?nnte. "Wie w?re es, wenn wir mit einem Tablett
Fritten und Ketchup an ihr vorbeigehen w?rden und dann so ungeschickt stolpern,
dass sie total verkleckert w?re und aus der Ausstellung entfernt werden m?sste?"
unterbricht Steve das Schweigen. Rob entgegnet: "Aber dann wissen wir nicht,
wohin sie gebracht wird. Wollen wir nicht lieber warten, bis sie wieder in den
Keller gestellt wird?"
Darauf fragt Steve: "Du willst also auf das Wochenende mit deiner Traumfrau
verzichten?" "Na ja, eigentlich nicht, aber..." Rob beendet den Satz nicht.
Steve wirft ihm vor: "Ich glaube, du bist feige." "Du verwechselst feige mit
?berlegt", entgegnet Rob beleidigt und schickt sich an aufzustehen, um die Halle
unter Protest zu verlassen. Steve versucht zu verhindern, dass sie sich im
Streit trennen, indem er motivierend erkl?rt: "Kein Spa? ohne Risiko. Komm, setz
dich wieder. Dann lassen wir uns halt was besseres einfallen! ?brigens reicht
die Wirkung der Pille wahrscheinlich sowieso nicht bis zum Schluss der Messe und
dann w?rden wir ein Problem mit sichtbarer Magie haben, wenn pl?tzlich eine
Puppe zum Leben erweckt w?rde."
"Wenn ich feige w?re, w?rde ich jetzt anbringen, dass wir ja fein raus sind",
bemerkt Rob spitzb?bisch, scheint aber genau dieses Argument auf Steve einwirken
lassen zu wollen, damit nicht Rob derjenige w?re, der zuerst aufgibt. "Wir
wissen nicht, wie stark unsere magische Verbindung zu Carinas Schicksal ist,
wenn es irgend eine Bestrafung absetzte, weil wir das Gesetz der Geheimhaltung
verletzen w?rden, gebe ich hiermit zu bedenken," antwortet Steve darauf
mindestens ebenso schlau und f?hrt sich erhebend fort: "So, du kannst hier
warten. Ich versuche jetzt was".
Rob pflichtet Steve scheinheilig bei, dass sie tats?chlich nicht unbedingt
zusammen gesehen werden sollten, wenn es schief geht, da er dann noch die
M?glichkeit h?tte, ihn raus zuhauen und bleibt tats?chlich sitzen. Steve holt
sich kopfsch?ttelnd an der Selbstbedienungstheke eine reichlich mit Sauce
garnierte Mahlzeit und versucht nach dem Zahlen m?glichst unauff?llig in der
Halle herumzuspazieren, w?hrend er ab und zu einen Bissen zu sich nimmt.
Als sich eine gr??ere Anzahl von Interessierten vor dem Messestand der
Stofffabrik ansammelt, weil ein Multimediaspektakel gestartet wird, mischt er
sich auch unter die Menge und stellt sich neben Carina auf. Wie er richtig
erwartet hat, versuchen Leute, durch die Stehenden hindurch zu dr?ngeln. So
macht Steve einen kleinen Schritt zur?ck, als er im Blickwinkel jemanden kommen
sieht, der hinter ihm durch will. Erwartungsgem?? sto?en sie zusammen, was Steve
die Gelegenheit gibt, Carina mit seinem Essen zu bewerfen.
Der vermeintlich fehlbare Dr?ngler beginnt nun, sich zu entschuldigen und zieht
die Aufmerksamkeit des Standpersonals auf sich, als er versucht, die Puppe
abzuwischen, nachdem er festgestellt hat, dass Steve nichts passiert ist.
Steve erkl?rt ihm, dass das doch passieren k?nne und zieht sich dann langsam
zur?ck, als eine ziemlich b?se blickende Vertreterin der Firma sich dem Dr?ngler
n?hert. Nat?rlich h?lt sich auch diese Dame zur?ck und erteilt letztlich dem
armen Besucher die Absolution. Sie bef?rchtet zu Recht eine imagesch?digende
Wirkung, wenn sie vor all den Leuten sagen w?rde, wonach ihr zumute ist.
So wird dann Carina wegger?umt. Da aber auf dem Ausstellungsstand kein Raum zur
Verf?gung steht, um eine Puppe zu lagern, werden Angestellte gerufen, die die
verschmutzte Sch?nheit im Lieferwagen verstauen sollen.
W?hrend Steve unauff?llig den beiden M?nnern folgt, die Carina seitlich unter
ihre linken Arme geklemmt haben (so dass sie ?ber den Hintern des Hintermannes
quer in die Halle l?chelt), gesellt sich Rob wieder dazu und ?u?ert ein paar
anerkennende Worte. Allerdings f?hre er den Erfolg der Aktion auf eine Menge
Gl?ck zur?ck. Steve denkt sich, dass Rob doch die Schnauze halten solle, sagt
aber nichts.
Nachdem sie gesehen haben, in welchen Lieferwagen Carina gepackt worden ist,
rufen sie Wessel an, um sich zu erkundigen, wie lange denn so eine Pille wirkt.
Der hat nat?rlich keine Ahnung. Darauf beschlie?en sie, in der N?he des Wagens
zu bleiben und abzuwarten. W?hrend sie herumsitzen, f?llt Rob ein, dass jemand
f?r saubere Kleider sorgen sollte, bis Carina wieder unter den Lebenden weilt.
"Na, dann mach dich mal verdient," schl?gt ihm Steve vor. Rob bemerkt, dass
seine Leistungen heute als noch nicht besonders ?berragend bewertet werden und
hei?t Steve zu warten, w?hrend er was organisiere. Als er losgeht, hat er
allerdings keinen Schimmer, wie er Frauenkleider beschaffen soll. Als erstes
ruft er Wessel an. Der will aber nichts davon wissen.
Als er so durch die Stadt schlendert, bleibt er ab und zu vor Dessous-L?den
stehen, getraut sich aber nat?rlich nicht hinein. "Schei?e. Eigentlich braucht
sie nur ein Paar Jeans", sagt er sich dann und stakst zielstrebig in ein
Kaufhaus. "Unterw?sche kann sie sich ja dann selber kaufen -- hoffentlich.." Rob
leckt sich die Lippen. Als er dann stotternd Jeans in der Gr??e einer anwesenden
Schaufensterpuppe verlangt, empfindet er nur schon diese Besorgung als
Riesenleistung und sp?rt Stolz beim Verlassen des Kaufhauses. Tats?chlich blickt
ihm die Verk?uferin mit hochgezogener Augenbraue nach.
Als er bei Steve eintrifft, sitzt Carina bereits daneben auf einer Randmauer.
Sie hat sich eine viel zu gro?e Jeansjacke, die sie im Auto gefunden hat,
angezogen. Darunter guckt ein wenig von einem blauen Rock hervor. Rob ?rgert
sich, dass es seine Besorgung anscheinend nicht braucht. Es zeigt sich aber,
dass seine Jeans dankbar entgegengenommen werden, da der vermeintliche Rock aus
einem Handtuchspender von einer Herrentoilette geschnitten worden ist.
Steve erz?hlt, dass Carina schon bald ihren Kopf in den F?hrerraum des Wagens
gestreckt, ihren ganzen K?rper zwischen den Sitzen durchgezw?ngt und dann die
F?hrert?r von innen ge?ffnet habe. Die Jacke, die neben dem Schmutz auch die
Freiz?gigkeit ihrer Bekleidung bedecken konnte, lie? sie gleich mitlaufen. Steve
besorgte dann noch den blauen Stoff um, den rot leuchtenden, auff?llig
verschmutzten Minirock zu bedecken. Die verschmierten Strumpfhosen lagen hinter
dem M?uerchen im Geb?sch.
Diskret streift Carina ihre Pumps von den F??en und zieht sich die Jeans ?ber
das Kleid. Die Jeansjacke beh?lt sie an, so dass ihre ?u?ere Kleidungsschicht
nun sauber ist. Wieder in den Pumps sagt sie: "Also los. Jetzt will ich was
erleben!" Sie wirft das blaue Tuch zu den Strumpfhosen ins Geb?sch und l?uft
los. Die beiden Freunde folgen ihr erstaunt.
In der Innenstadt steuert Carina schnurstracks in ein Warenhaus zur
Damenbekleidung, wo sie sich die ausgestellten St?cke anschaut und beil?ufig
fragt, wie viel Geld denn zur Verf?gung stehe.
"Ja hast Du denn kein Geld in Deiner Tasche?" fragt Rob bauernschlau. "In
welcher Tasche? Ich habe ja nichts eigenes an!" entr?stet sich Carina. Darauf
meint Rob: "Wenn wir zahlen sollen, sollten wir auch ein bisschen ?ber deine
Bekleidung bestimmen d?rfen." Darauf meint sie: "Findet ihr nicht, dass wir uns
beraten lassen sollten, um uns nicht l?cherlich zu machen?" In der Zwischenzeit
hat sich eine Verk?uferin gen?hert: "Kann ich helfen?" "?h, also eigentlich
schaue ich nur ein bisschen", antwortet Carina, "aber vielleicht k?nnen sie mir
trotzdem helfen..."
Danach geht eine Schau los, bei der sich Steve und Rob fragen, wo Carina das her
hat. Sie schafft es n?mlich beim Vorf?hren der Kleider, die ihr von der
Verk?uferin gebracht werden, dass sich ihre beiden Kumpels sehr bem?hen m?ssen,
ihre Zungen nicht bis zum Boden h?ngen zu lassen. Offensichtlich genie?t sie
ihre wiedergewonnene Beweglichkeit. W?hrend sich die Kleider h?ufen, und sich
die drei ?ber die Diskrepanz des zur Verf?gung stehenden Betrags und der qu?lend
vielf?ltig zu begehrenden Ware streiten, zieht die gesch?ftst?chtige Verk?uferin
immer gr??ere, abteilungs?bergreifende Kreise und kommt inzwischen mit einer
Auswahl von Dessous und Schuhen daher.
Rob meint einmal hinter vorgehaltener Hand, dass die Dame wohl keine gro?e
Menschenkenntnis besitzt, dass sie sich bei drei offensichtlich knapp gehaltenen
Jugendlichen so viel M?he gibt. Am Ende muss er allerdings zugeben, dass die
Rechnung der Verk?uferin aufgegangen ist. Denn Carina wird v?llig neu
ausgestattet und von ihr direkt an die Kosmetikverk?uferin weitergereicht,
w?hrend die Kreditkarte von Steve eine Belastung erf?hrt, die ihn mit Sorge an
den Rest des Monats wenn nicht des Jahres denken l?sst.
Als sie das Kaufhaus verlassen, sieht Carina fast noch puppenhafter aus wie
n?chtens als echte. Nur bewegt sie sich jetzt anmutig und selbstbewusst. Robs
Geld ist bei der Visagistin geblieben. Carinas Gesicht wirkt glatt und noch
ebenm??iger als ungeschminkt. Zarte Pastellt?ne auf den Augenlidern und
schw?rzestes Mascara auf den von Natur aus langen Wimpern machen die Augen noch
leuchtender. Ihre sinnlichen Lippen sind nun in leuchtendem Pink gehalten. Ihre
Br?ste wippen neckisch bei jedem Schritt.
Sie hat sich f?r ein luftiges wei?es Minikleid mit gro?en hellblauen Punkten
entschieden. Darunter tr?gt sie ein wei?es Spitzenbody und helle halterlose
Str?mpfe. Auch tr?gt sie jetzt wei?e High Heels. Die Verk?uferin konnte ihr dann
noch ein wei?es Handt?schchen andrehen. Wie Carina in helle Verz?ckung geraten
war, als die Dame ihr kleine, in Spitze gearbeitete Handschuhe gezeigt hatte,
wurden zwischen Rob und Steve mit fast unmerklichem Kopfsch?tteln vielsagende
Blicke ausgetauscht. Nat?rlich wurden die Handschuhe sofort angezogen. Nach den
perlfarbenen Ohrklips, der dazu passenden Halskette und einem wei?en Band im
langen blonden Haar wurde dann das Outfit als vollst?ndig befunden. Mit den
alten Kleidern und Schuhen in einer gro?en Tasche trotten die beiden Burschen
eingesch?chtert hinter ihrer alle Blicke auf sich ziehenden Prinzessin in die
abendliche Stadt.
VI
In einem Stra?encaf? machen sie halt. Wie sich Carina hinsetzt und ihre Beine
?bereinander schl?gt, bewirkt sie bereits wieder k?rperliche Spannungen im
Schrittbereich ihrer Kumpel. Beim Kaffeetrinken erz?hlt sie den beiden vom
Vorabend, wo sie in den zehn Sekunden, innerhalb derer sie in eine Puppe
verwandelt worden war, ein unglaubliches Feuerwerk an Empfindungen erlebt habe.
Sie hatte sich ja auf das Schlagzeug zu bewegt. Aber dann bemerkte sie
pl?tzlich, dass sie eine bestimmte Haltung einnehmen musste.
Sie wusste sofort, dass sie zur Puppe wurde, da sie alles sp?rte, was mit ihr
passierte. Wie das Skelett, das Fleisch und die Innereien auf die Au?enhaut
konzentriert und aufgedickt wurden. Ein sanftes krampfartiges Gef?hl im Bauch,
w?hrend dieser zum Hohlraum wurde. Sie f?hlte, wie die Schlitze f?r die
abnehmbaren Gelenke entstanden. Ein Sausen im Kopf, w?hrend der Inhalt samt den
Pillen im Mund zum d?nnwandigen Puppenkopf wurde. Ein Kitzeln, w?hrend F??e und
deren einzelne Zehen zu Puppenf??en verschmolzen. Ihre H?nde wurden leicht
angewinkelt und sie empfand, als ob eine unsichtbare Hand ihre zarten Finger,
w?hrend auch diese hohl wurden, in eine der Standardhaltungen von
Schaufensterpuppen zog und richtete.
Sie vermeinte schon eine Ewigkeit als Puppe dazustehen, als Steve und Rob
bemerkt hatten, dass etwas nicht stimmte. ?u?erlich l?chelnd und entspannt, aber
innerlich aufgew?hlt und voll Panik in stummem Schrei verharrend. Eine ganz
neuartige Erfahrung war es, einzelne Glieder zu verlieren, sie aber trotzdem
noch zu sp?ren. Als sie versuchsweise gekitzelt wurde, musste sie mit einem fast
t?dlichen stummen Kicherkrampf k?mpfen. Sp?ter habe sie noch geh?rt, wie Steve
gerufen habe, dass er was gefunden h?tte, m?sse aber dann eingeschlafen sein. In
der Unbeweglichkeit einer Puppe l?uft die Wahrnehmung eh anders ab und
einschlafen sei kinderleicht, obwohl jede Ber?hrung eine eigent?mlich erregende
Wirkung ausl?se. Sie sei dann auch tats?chlich nochmals aufgeschreckt, als sie
H?nde im Hohlraum ihres Bauches gesp?rt habe. Vor allem als die Reibung der
Finger ein Quietschen auf der Innenseite ihres Gummik?rpers verursacht habe, sei
eine Reihe sonderbarer Empfindungen in ihr ausgel?st worden.
Rob und Steve sind sehr bem?ht, sich w?hrend Carinas Erz?hlung auf ihr Gesicht
zu konzentrieren. Aber die Augen nahmen dauernd Rei?aus und wanderten auf der
ganzen Erscheinung Carinas herum. Carina schien dies nicht zu st?ren. Im
Gegenteil. Wenn sie sanft mit einer Hand ?ber ihr Bein strich oder lasziv ihre
Sitzposition ?nderte, scheint sie zu genie?en, dass die Augen ihrer Freunde zu
flattern beginnen und versuchen, ?berall hinzugucken, au?er an die betreffende
Stelle.
Sie f?hrt fort. Am n?chsten Morgen sei sie fr?h aufgewacht, h?tte sich aber noch
nicht bewegen k?nnen. Da stand sie nun im Lagerraum zwischen anderen
Schaufensterpuppen und versuchte in der Morgend?mmerung, die durch die
Fensterschlitze hereindrang, Details zu erkennen. Sie sei schon neugierig
gewesen, welche Kleidung Rob und Steve f?r sie wohl gefunden h?tten. Sie konnte
nat?rlich nicht an sich hinunterblicken. Starr aber in eleganter Haltung stand
sie im Keller und blickt erhobenen Hauptes geradeaus. Sie wusste nicht, dass sie
l?chelte. Strahlendwei?e Plastikz?hne waren zwischen ihren roten Plastiklippen
zu sehen. -- Sie h?tte sich mal kratzen m?ssen.-- Pl?tzlich h?rte sie
Motorenger?usche.
Dann h?rte sie eine Frauenstimme: "Beeilt Euch! Um zehn Uhr ?ffnet die Messe.
Wie kann man nur die halbe Dekoration vergessen". Eine Frau in elegantem Kost?m
und zwei ?berm?dete Kerle in Arbeiterkleidung bewegten sich in Carinas
Gesichtsfeld. Carina versucht starr zu blicken. "An diese Puppe mag ich mich gar
nicht erinnern, aber nehmt sie trotzdem mit! Ich wei? schon, wo wir die
hinstellen k?nnten". Die Frau deutete auf Carina, worauf diese gemeint habe, ihr
falle gleich das nicht vorhandene Herz vor Schreck in eines ihrer Plastikf??e.
Einer der Arbeiter packte sie und stellte sie zu anderen Puppen in ein Rollcase.
Es sei total eingefahren, als der Mann sie umarmt habe und an den Pobacken
hochhob. Jeder Teil ihrer Kleidung, der an irgend einem Punkt ihres K?rpers auf
der Plastikoberfl?che durch das Ber?hren ein bisschen verrutschte, elektrisierte
sie von den Zehenspitzen bis unter die Per?cke. Sie sp?rte diese sanften
Reibungen an der Brust, den Pobacken, am Bauch, an den Beinen und am Gesicht
gleichzeitig, was ein wahres Feuerwerk an Empfindungen ausl?ste.
Ihr irgendwie vorhandener Reflexinstinkt wollte ihre Arme dahin bewegen, die
Umarmung des Mannes abzuwehren, beziehungsweise sich an ihm festzuhalten, um
nicht zu st?rzen. Aber starr und ohne damit jemanden zu ber?hren hatte sie die
H?nde in der leicht einladenden Haltung behalten, die ihr von Steve und Rob am
Vorabend verpasst worden sei, und w?hrend sie innerlich geschrieen habe vor
Verzweiflung, l?chelte sie ?ber die Schulter des Arbeiters mit reglosen Augen
die Kellerecke an, w?hrend dieser sie empfindungslos an sich gedr?ckt in das
Case stellte.
Dann seien noch fahrbare Kleiderst?nder, an denen Kleider- und Stoffs?cke
hingen, hintenan gerollt worden. Der Frontdeckel wurde geschlossen und es war
dunkel. Bald habe sich das Case mit Carina im Lastwagen befunden und dieser sei
losgefahren. Pl?tzlich habe Carina bemerkt, dass sie sich wieder bewegen konnte.
Die Zeit als Puppe war um! Auch der Teller unter dem einen Schuh des Standbeins
hatte sich zur?ckgebildet, so dass sie sich bei einer Bodenwelle festhalten
musste und beinahe eine andere Puppe umgerissen h?tte. Sie habe dann die drei
verpackten Pillen aus dem Mund genommen und eine Tasche an ihrer Hose gesucht.
Aber da war keine Tasche. Da war nicht einmal eine Hose. Abgesehen von der
hauchd?nnen Strumpfhose, die sie unter dem Minirock ertastete.
Nach einem vorwurfsvollen Blick in die versch?mt grinsende Runde erz?hlt sie
weiter, dass sie dann in dem dunklen Case ihr jetzt langes Haar bemerkt habe.
Steve und Rob hatten richtig gedacht, dass wohl, wenn Carinas echten Haare beim
Herunterfallen zur Kunsthaarper?cke werden, bei der R?ckverwandlung aus einer
anderen Kunsthaarper?cke echtes Haar werde. Sie hatten recht. Da Carina immer
noch im Dunkeln stand, hatte sie keine Ahnung von der Farbe ihrer Haare oder
Kleider. Der Wagen sei dann zum Stehen gekommen.
"Was mach ich jetzt?" habe sie gedacht. Sie habe ja gewusst: Es darf keine von
normalen Menschen sichtbare Magie im Diesseits geben. "Sollte ich nicht einfach
raus rennen, wenn der Deckel aufgeht?" Au?erhalb habe Hektik geherrscht. Ich
dachte: "Darum die Pillen: ich muss den Tag opfern." Jemand habe an der
Verriegelung hantiert. Der Deckel sei aufgesprungen und das Material ausgeladen
worden. Die Puppen wurden in einer Ecke des Messestandes zu einer Szene
zusammengestellt.
Rob und Steve wissen den Rest. N?mlich, dass sich darunter auch eine blonde
Schaufensterpuppe befand, langhaarig, mit einer roten Schleife im Haar, die
besonders sexy angezogen war. Ein rotes Jackett mit zwei goldenen Kn?pfen, das
zur Farbe ihrer Lippen passte. Zwischen den Kragenh?lften konnte man ein tief
ausgeschnittenes Body aus schwarzer Spitze sehen, das von zwei wohlgeformten
Br?sten ausgef?llt wurde. Um den Hals das rote Band. Der Mini war ebenfalls rot,
w?hrend die langen Beine von zartem, dunkel transparentem Strumpf gekleidet
waren und in schwarzen Pumps standen. Wobei nur das eine Bein wirklich stand und
das andere leicht ans Standbein gezogen mit der Fu?spitze den Boden nur beinahe
ber?hrte. Verf?hrerisch blickte sie in die Messehalle und nur wenn sie sich
unbeobachtet f?hlte, wagte sie, die Augen zu bewegen (das einzige, was sie zu
bewegen in der Lage war).
Nachdem Carina geendet hat und der kleine Steve erfolglos noch einmal versucht
hat, den massigen Carlos irgendwo in der gegen?bersitzenden Erscheinung zu
entdecken, fragt er, erschlagen von der Auswahl an Freude spendenden
Zukunftsaussichten: "Was machen wir heute Abend?"
VII
W?hrend Rob versucht, den Hustenanfall hinauszuz?gern, der sich aufgrund eines
Sich-Verschluckens wegen unkontrollierter Speichelproduktion anbahnt, antwortet
Carina bestimmt: "Na, wir gehen in die Disco! Aber vorher m?chte ich, dass wir
ein Hotelzimmer buchen. Ich m?chte die heutige Nacht anders verbringen als die
letzte." Steve und Rob, nicht abgeneigt, beginnen sofort nach dem
unausweichlichen Hust-ja-beinahe-Kotzanfall Robs ?ber die Kreditlimite ihrer
Karten zu beraten. Nebenbei fragt Rob: "Aber die restlichen Pillen hast du
noch?" Carina tippt auf das Handt?schchen und antwortet: "Ja, aber brauchen
werde ich sie nicht."
Nat?rlich steuert Carina auf ein Hotel zu, das von weitem al