Die geschilderte Geschichte der Minoer mit dem riesigen
Vulkanausbruch auf Santorini vor langer Zeit ist keine
Fantasy, sondern Real. Ebenso wie die Beschreibung der
Insel. Lediglich bei dem Kristall mit den magischen
Kr?ften beginnt die Phantasie.
Auch hier vielen Dank an Christel f?r ihre Hilfe.
F?r Romy war es nun genauso wie bei mir: Alle glaubten sie w?re schon
immer ein M?dchen gewesen. Nur das in ihrem Fall die Beziehung zu den
Eltern nicht besser geworden war.
Wir fuhren gemeinsam mit dem Bus zur Schule. Romy war stolz eine knackig
enge Jeans zu tragen. Dazu einen sehr bunten Sweater. Es sah gut aus, es
passte zu ihr. Nun konnte sie sich ihrem Hang zu etwas auff?lligeren
Klamotten hingeben, ohne unangenehm aufzufallen. Und sie genoss es
sichtlich.
Sie fragte mich, "was ist denn los mit dir? Du machst vielleicht ein
Gesicht."
"Heute nach der Schule ist Tanz AG."
"Oha."
"Nun ist es doppelt unangenehm." Ich mochte nicht nur das Gehopse nicht,
sondern auch sehr unangenehme Erinnerungen wurden wach.
"Ich verstehe."
Wir schwiegen eine Zeit lang.
"Warum wechselst du nicht die AG?"
"Kann man das jetzt noch?"
"Ich glaube ja."
"Ich werde mich erkundigen."
* - *
Vor der Schule erwartete uns Moni. Fr?hlich begr?sste sie uns. Dann sah
sie mein Gesicht. "Was ist los?"
"Sie hat heute Tanz AG", sagte Romy.
"Warum h?rst du da nicht auf? Ich habe Gl?ck gehabt, meine Arch?ologie AG
ist toll."
"Wie bist du denn darauf gekommen? Das h?rt sich so trocken an."
"Ganz im Gegenteil. Es ist spannend. Ich hatte in den Ferien ein Buch
gelesen, das hat mich auf den Geschmack gebracht."
"Und was macht ihr gerade?"
"Wir besch?ftigen uns mit der minoischen Kultur."
"Das war doch in Kreta vor langer Zeit?"
"Richtig. Der Lehrer war selbst auf mehreren Ausgrabungen gewesen. Er
wei? Sachen, die du nirgends lesen kannst."
"Klingt interessant."
Mein Blick schweifte zuf?llig zu ein paar Jungen im Hintergrund. Ken war
dabei. Er schaute mich b?se an. So als ob ich ihn vergewaltigt h?tte und
nicht umgekehrt. Mir lief ein Schauer ?ber den R?cken.
* - *
Ein Lehrer war krank, und so hatte ich unvermutet eine Stunde frei. Ich
ging zur Verwaltung.
Eine Sekret?rin schaute mich auffordernd an, ohne sich die M?he zu geben,
etwas zu sagen.
"Ich m?chte die Tanz AG verlassen."
"Das geht nicht mitten im Schuljahr."
"Wieso? Das ist freiwillig."
"Wenn jeder die AG wechseln wollte, g?be das ein Chaos."
"Aber es will nicht jeder. Au?erdem scheint es kein Problem zu sein, wenn
der Lehrer das Thema wechselt."
"Wieso wechseln?" Sie schaute auf einen Plan. "Ihr macht irische
Folklore?"
"Nicht mehr. Jetzt ist es auf einmal Cheerleading. Ich hasse das."
"Das h?ttest du dir fr?her ?berlegen sollen."
Grrrrr!!! "Wie sollte ich das? Es wurde erst letzte Woche ge?ndert."
"Trotzdem kannst du nicht wechseln."
"Der Lehrer kann machen was er will, aber ich kann nicht einmal gehen?"
"Das Thema ist sicher nicht einfach gewechselt worden. Vielleicht war die
Beschreibung etwas weitgreifend."
"So weit kann man es gar nicht sehen das Cheerleading zu irischer
Folklore geh?rt!" Meine Stimme war deutlich lauter geworden.
Rektor Wagner kam aus seinem Zimmer. Die T?re war nicht geschlossen
gewesen.
"Was ist denn hier los?"
Sie wollte antworten, aber ich war schneller. "Ich soll meine AG nicht
wechseln k?nnen, obwohl einfach das Thema gewechselt wurde."
"Stimmt das?" fragte er die Frau.
"Ich habe keine Informationen dar?ber."
"Es ist aber so", kam es aus mir heraus wie bei einem trotzigen M?dchen.
Fehlte nur noch ich w?rde mit dem Fu? aufstampfen. Ich riss mich zusammen
und erz?hlte noch einmal in ruhigem Ton, wo das Problem war.
"Wenn das stimmt, dann ist das eine gerechtfertigte Beschwerde."
"Ich will mich nicht Beschweren, nur dir AG wechseln."
"Die meisten AGs haben keine Pl?tze frei. Wo willst du hin?"
Darauf war ich nicht vorbereitet. Mir fiel nur ein was Moni gesagt hatte.
"Arch?ologie."
Er sah nach. "Da ist genug Platz. Gut, ehe das ein gro?es Problem wird,
kannst du dahin wechseln. Frau Berg, machen sie das bitte." Er ging
wieder in sein Zimmer.
Ich schaute sie triumphierend an, sie w?tend zur?ck. Aber sie sagte
nichts. Etwas sp?ter bekam ich einen Ausdruck mit der Best?tigung des
Wechsels.
* - *
In der Pause traf ich Andy. "Hi", sagte er. "Da ist ja die Liebste aller
meiner Freundinnen."
Ich schaute ihn b?se an. Dann musste ich lachen. "Ich wusste nicht, dass
du einen Harem hast."
"Ach, verglichen mit indischen F?rsten ist das nichts. Wenn es ein
halbwegs renommierter war, dann hatte er so tausendf?nfhundert."
"?ber tausend? Wie schaffte das der arme Kerl?"
"Nicht wahr? Heutige Ehem?nner schaffen nicht einmal eine."
Ich gab ihm einen freundschaftlichen Stoss in die Rippen. "Also nimm dich
in acht vor mir."
Er tat als w?re er schwer verletzt und ging in die Knie. "Ja, Herrin.
Schlage mich nur, dein Sklave hat es nicht anders verdient."
Andere Sch?ler blieben stehen.
"Jetzt ist es aber gut", sagte ich, w?hrend ich ihn hochzog. "?bertreib
es nicht."
Ich dachte schon er wollte weitermachen, aber dann besann er sich. "Wann
heute Nachmittag?"
"Ich habe nur noch eine Stunde."
"Keine Tanz AG?"
"Nein. Dank dem Rektor, denn die Sekret?rin wollte mich nicht heraus
lassen."
"Und nun keine AG mehr?"
"Doch, Arch?ologie."
Er schaute mich verbl?fft an. "Aber doch nicht etwa wegen mir?"
"Wieso? Bist du auch...?"
"Ja, sicher. Wusstest du das nicht?"
"Nein. Moni hatte gesagt es w?re gut."
"Da hat sie Recht. Der Lehrer ist klasse."
"Wir k?nnen nachher weiter reden, es ist keine Zeit mehr. Heute um zwei?"
"OK. Bis nachher."
* - *
Die n?chsten Tage verliefen ereignislos. Morgens Schule, dann mit Andy
Stoff aufholen. Keine Katastrophen, selbst Romy kam gut zurrecht. Hatte
ich anfangs noch Bedenken das Richtige gemacht zu haben, waren sie nun
zerstreut: Romy war deutlich besser akzeptiert als fr?her und viel mehr
mit sich zufrieden.
Heute ging ich zum ersten Mal in die Arch?ologie AG. Der Lehrer, Herr
Stein - wie passend - war mir sofort sympathisch.
"Heute haben wir einen weiteren Arch?ologie Fan, Claudia."
Die anderen stellten sich vor. Ich kannte nur Moni und Andy.
"Ich habe euch heute etwas mitgebracht. Wir ihr wisst gibt es viele
R?tsel um das Ende der minoischen Kultur. Sie wird mit dem gr??ten
Vulkanausbruch in Verbindung gebracht, den Menschen je erlebt haben.
Etwas ganz anderes als zum Beispiel Mount St. Helens, von dem ihr
sicherlich geh?rt habt."
Alle nickten. Andy meinte, "noch gr??er? Da ist doch der halbe Berg in
die Luft geflogen, ich habe gelesen es waren 3 Kubikkilometer Gestein."
"Ja, das war eine gigantische Explosion, jedoch nichts gegen den Ausbruch
von Thera, oder wie man heute sagt Santorini. Die Insel war einmal 15 mal
16 Kilometer gro?. Davon ist nur eine schmale Sichel ?brig geblieben, der
ehemalige Kraterrand."
Er lie? seine Worte wirken. Eine so gro?e Insel praktisch v?llig in die
Luft gejagt, das war gigantisch.
"Kreta ist nur rund 100km davon entfernt. Stellt euch nun den Tsunami
vor, den diese Explosion hervor gerufen hat. Manche Wissenschaftler gehen
von 200 Meter gro?en Wellen aus. Die Zivilisationen des Mittelmeeres
wurden ausgel?scht, vor allem die Minoische. Und nach der Flut kam die
Asche, die alles bedeckte. Die Ablagerungen sind rund um die Welt
nachzuweisen. Es gab ein Jahr ohne Sommer, ?berall."
Ich wusste nun, warum die anderen von dieser AG so begeistert waren. Das
war kein trockener Geschichtsunterricht, das konnte man sich plastisch
vorstellen.
"Aber damit beginnen die Unsicherheiten. Urspr?nglich ging man davon aus,
die Explosion h?tte sich etwa 1500 vor Christi ereignet. Neuere
Datierungen gehen aber von 1628 v. Chr. aus. Das w?rde bedeuten das man
viele geschichtliche Ereignisse umdatieren m?sste. Aber andererseits
wurde auf Kreta Keramik gefunden, die es auf Santorini nicht gab. Das
k?nnte bedeuten, dass die Minoer noch eine oder zwei Generationen
?berlebt haben."
Er ging zu seiner Tasche und holte etwas in Stoff Eingewickeltes heraus.
"Und nun wird es spannend. In dieser Zeit, in einem
Weltuntergangszenario, wurde das hier hergestellt."
Er wickelte es aus dem Stoff aus und zeigte es uns. Es war ein
geschliffener Kristall. Von einer merkw?rdig dunklen unbestimmbaren
Farbe, die mir sehr bekannt vorkam. Das sah wie der Kristall an der Kette
von der Alten aus. Nur war dieser hier nicht klar, sondern an einer Ecke
tr?b.
Ich sah ihn mir ganz genau an. Ja, das war verbl?ffend ?hnlich. Die
Tr?bung kam von einer Besch?digung.
"Diesen Kristall habe ich auf Kreta ausgegraben. Er lag ?ber der
Ascheschicht, ist also nach dem Ausbruch dorthin gekommen. Aber eine
Altersbestimmung zeigt, dass er auch nicht viel j?nger ist. Ziemlich
sicher ist er w?hrend des Vulkanausbruchs entstanden."
Der Kristall ging von Hand zu Hand. Ich meinte, etwas entdeckt zu haben.
"Sind das Runen oder Schriftzeichen darauf?"
"Gut erkannt, Claudia. Ja, das ist Linearschrift A, die zu diesem
Zeitpunkt von den Minoern benutzt wurde. Ungl?cklicherweise ist sie nur
teilweise entziffert, im Gegensatz zu dem Nachfolger Linearschrift B, die
bereits seit einiger Zeit entziffert ist."
Er gab uns eine Lupe.
"Die Schrift ist unglaublich klein. Wie hat man vor dreieinhalbtausend
Jahren so etwas gemacht?" fragte Andy.
"Das ist eines der vielen R?tsel. Nach heutigen Kenntnissen war das mit
damaliger Technik unm?glich. Aber es kommt noch mehr dazu. Was von den
Zeichen zu entziffern ist, sagt das dieses, oder diese Kristalle f?r das
?berleben nach der Katastrophe sorgten. Wie das sein kann ist v?llig
unklar."
"Was ist das f?r ein Material? Ich habe so etwas noch nie gesehen", sagte
ein Junge.
"Und das ist das n?chste R?tsel. Ich habe es einem Freund an der
Universit?t zum Analysieren gegeben. Sie haben so etwas noch nie gesehen,
es ist einzigartig."
Ich war v?llig fasziniert von dem r?tselhaften Kristall. Ich musste ihn
unbedingt mit dem von Romy vergleichen.
"Und nun vergegenw?rtigt euch, in welcher Zeit das entstanden ist. Das
?stliche Mittelmeer von der T?rkei bis ins Hinterland ?gyptens lag
wochenlang in d?mmrigem Licht. Die Durchschnittstemperaturen waren
gesunken und sicherlich schwere St?rme aufgezogen. Giftige Gasschwaden
k?nnten sich ausgebreitet und Schwefels?uretr?pfchen abgeregnet sein.
Dadurch war der Boden f?r Jahre unfruchtbar gewesen und Seuchen d?rften
ausgebrochen sein. Das Vieh war verendet und Fischschw?rme in entfernte
Gew?sser gezogen.
Keine Zeit um Kunstwerke anzufertigen. Trotzdem stammt es aus dieser Zeit
und von diesem Ort."
Wir hatten ?berhaupt nicht bemerkt, dass wir die Zeit schon lange
?berschritten hatten, es war zu spannend.
Auf dem Heimweg fragte mich Andy, "irgendwie kam mir der Kristall bekannt
vor. Wo habe ich so etwas nur schon gesehen?"
Moni war aufmerksamer bei Schmuck. "Um Claudias Hals. Sie hatte die ganze
Zeit so einen Anh?nger gehabt."
"Richtig. Hast du ihn nicht mehr?"
"Ich habe ihn Romy gegeben. Aber ich werde ihn n?chste Woche mitbringen,
dann k?nnen wir ihn vergleichen, ob er wirklich ?hnlich ist."
* - *
Am liebsten h?tte ich Andy abgesagt und w?re zu Romy gegangen. So musste
das bis zum n?chsten Morgen warten.
Ich hatte eine Lupe mitgebracht. In der Pause wollte ich es nicht
untersuchen, aber ich verabredete mich mit Romy f?r nach der Schule.
"Das ist wirklich unglaublich. Dieser Kristall hat auch Schriftzeichen
darauf. Sie sehen aus wie Linearschrift A."
"Was ist das? Habe ich noch nie geh?rt", antwortete Romy.
"Ich bin doch zu der Arch?ologie AG gewechselt. Absolut super! Der Lehrer
zeigte uns einen ganz ?hnlichen Kristall. Der ist dreieinhalbtausend
Jahre alt, und stammt von Kreta."
"Meinst du dieser hier ist auch so alt?"
"Keine Ahnung. Aber wir wissen, dass er etwas Besonderes ist, er ist
magisch."
"Oder war magisch? Ich hatte die Alte so verstanden, dass er nur f?r
einen Zweck gut w?re."
"Und den hat er erf?llt. Was machen wir nun, willst du ihn zeigen?"
"Ich wei? nicht. Ich werde lieber abwarten. Das k?nnte zu viel
Aufmerksamkeit erregen. Vielleicht ist er immer noch magisch. ?berlege
mal, was daraus werden k?nnte!"
"Was soll schon passieren?"
"Kennst du nicht diese amerikanischen Filme, wo Leute in solchen F?llen
in irgendeinem Labor verschwinden? Sicher, das sind nur Filme, aber wie
viel k?nnte davon real sein?"
"Du hast Recht. Wenn jemand heraus bekommt, was der Kristall kann, dann
gibt es reichlich Probleme f?r uns."
"Sofern er noch irgendetwas kann. Er hat sich bei deiner Verwandlung
ver?ndert. So wie ein Akku, der entladen wird."
"Ob man ihn wieder laden kann?"
"Das wei? nur die Alte. Und die fragen wir besser nicht."
* - *
Eine Woche war verstrichen. Alles ging seinen gewohnten Gang. Andy hatte
gut aufgeschlossen. Es war abzusehen, dass er nicht mehr jeden Tag zu mir
kommen m?sste.
Fast bedauerte ich es. Ich mochte ihn. Sehr. Aber er war ein Junge, und
ich im Kopf auch - immer noch. Egal wie feminin ich nach au?en wirkte.
Ganz so krass war es nicht. Ich hatte mich als M?dchen gut eingelebt, sah
mich auch feminin. In den meisten Dingen. Bei Beziehungen aber nicht. In
punkto Sexualit?t war ich nicht weiter gekommen, und ich wollte es auch
nicht. Ich war froh das momentan nichts Ungew?hnliches passierte.
Vielleicht w?rde ich in den Herbstferien etwas Zeit daf?r finden, mit
weniger Ablenkung durch die Schule.
Endlich war wieder Arch?ologie AG. Ich hatte mich dagegen entschieden
unseren Kristall zu zeigen. Aber trotzdem wurde es wieder h?chst
interessant.
Herr Stein las einen kurzen Abschnitt vor: "'Moderne Methoden der
Altersbestimmung bei arch?ologischen Ausgrabungen, wie zum Beispiel die
C14-Methode (Radiokarbonbestimmung), geben heute genaueren Aufschluss.
Demzufolge wurde die sp?tminoische Kultur Kretas ca. 50 Jahre nach der
Eruption von Santorin weitgehend ausgel?scht, denn ab dieser Zeit l?sst
sich der Warenaustausch mit ?gypten nicht mehr nachweisen.'
Was bedeutet das nun f?r diesen Kristall? Die Menschen haben ums
?berleben gek?mpft. So etwas wie diese Kristalle w?ren nur als Tauschgut
zu gebrauchen gewesen, und genau das ist nicht passiert."
"K?nnte es religi?se Bedeutung haben?" fragte Moni.
"Nach allem was wir ?ber die Minoer wissen kann man das ausschlie?en."
"Das macht doch alles keinen Sinn", meinte Karl. "Nichts passt zusammen.
Ist das wirklich authentisch?"
"Ja, daf?r kann ich mich verb?rgen. Die Erdschichten waren seit tausenden
Jahren nicht ver?ndert worden. Dieser Kristall lag definitiv seit 3500
Jahren dort."
"Und wie soll das R?tsel aufgekl?rt werden?"
"Das ist die Aufgabe der Arch?ologie. Zum einen werde ich im n?chsten
Sommer weitere Ausgrabungen machen. Aber es gibt auch andere Methoden. Es
kann Entdeckungen geben, von denen die Wissenschaft nichts wei?, weil sie
z.B. von einem Amateur gemacht wurden. Auf einer Homepage kann jemand von
seinem Urlaub berichten, und dort steht eine Sensation, ohne das es
jemand wei?.
Ihr k?nnt mithelfen. So wie Amateure vor den Wissenschaftlern Kometen
entdeckt haben, k?nnt ihr im Internet Informationen finden. Ihr wisst, um
was es geht. Versucht etwas zu entdecken. N?chstes Mal sehen wir, was ihr
gefunden habt. Ich bin sehr gespannt."
* - *
Noch zwei Wochen, und dann eine Woche Ferien. Ich freute mich darauf.
Als ich mit Romy nach der Schule auf den Bus wartete, fiel mir der
Kristall ein. "Tr?gst du noch die Kette mit dem Kristall?"
Sie nestelte an ihrem Sweatshirt. "Ja, sicher. Ich lege die Kette nur zum
Duschen ab."
Ich sah beil?ufig auf den Kristall, dann genauer. "Er ist dunkler
geworden."
"Sicher? Ich habe nichts bemerkt."
"Du siehst ihn jeden Tag, deshalb f?llt es dir nicht auf."
"Dabei f?llt mir ein, das wollte ich dich schon lange fragen: Das ist
doch deine Kette, du hast sie von der Alten bekommen."
"Um sie dir zu geben."
"Aber sie hat ihren Zeck erf?llt. Du kannst sie zur?ckhaben."
Sie griff in ihren Nacken.
"Behalte sie ruhig. Es ist ein wertvolles Andenken."
"Nein, sie geh?rt dir."
Als sie mir die Kette in die Hand dr?cken wollte, zog ich die Hand weg.
Der Kristall fiel zu Boden. Es h?rte sich an, als ob etwas gerissen w?re.
"Schei?e!" riefen wir gleichzeitig. Ich sah das sich die Farbe ge?ndert
hatte. Es war nicht tr?b wie bei dem Kristall von Herrn Stein, aber nun
?hnelte es dem Blau eines Saphirs.
Ich war ?berzeugt daran Schuld zu sein, und wollte den Schaden
untersuchen. Romy aber auch. Schmerzhaft trafen sich unsere K?pfe, als
wir uns danach b?ckten. Gleichzeitig ber?hrten wir den Kristall.
In meinen Augen tobte ein blaues Gewitter. Nur einen Moment, aber sehr
intensiv. Ich richtete mich auf und rieb meinen schmerzenden Kopf.
Als ich wieder meine Umgebung wahrnahm, waren die Schmerzen sofort
nebens?chlich. Mehrere Dinge st?rmten auf mein Gehirn gleichzeitig ein.
Ich hatte M?he zu stehen, und das lag nicht an dem angeschlagenem Kopf.
Sondern an Pumps mit einem sehr hohen Absatz, die auf einmal an meinen
F?ssen waren.
Fassungslos sah ich dahin, wo eben noch Romy war. Dort war nun ein
M?dchen mit unglaublich langen platinblonden Haaren. Und einer ?beraus
reichlichen Oberweite, die mit einem tiefen Ausschnitt betont wurde. So
ein Dekollet? war nicht mehr dezent zu nennen.
W?hrend ich immer mehr Details sah, wurde mir klar, dass ich das kannte.
Ich hatte beim letzten Treffen mit der Alten kurz so ausgesehen. Das
Tattoo am Arm, die skandal?sen Kleider, es passte genau. Nun sah ich auch
noch Dinge, die ich damals an mir nicht sehen konnte. Ein Tattoo im
R?cken, direkt ?ber dem Po: ein Arschgeweih. Und ein ?bertriebenes Make-
up, was aber zum Aussehen passte.
Nun wurde ich auf ?nderungen an mir aufmerksam. Alles, was ich von mir
sah, war mit dem M?dchen gegen?ber identisch. An mir herunter sehend
wirkte die Oberweite noch gigantischer.
"Wa... was ist passiert?" fragte Romy. Ihre Stimme klang wie bei einem
Porno Telefondienst.
"So sah ich schon einmal aus. Kurz bevor sie mich in Claus verwandelte."
"Die Alte?"
"Ja, sie wollte mich damit bestrafen. Meinte aber dann, als Claus w?re
ich schlimmer bestraft."
"Und wieso sehen wir jetzt beide so aus?"
"Es ist irgendetwas passiert als der Kristall auf den Boden gefallen ist.
Es muss noch mehr Magie darin gewesen sein, als wir dachten."
"Du meinst...."
"Ja. Der Kristall kann mehr als nur die einmalige Verwandlung von dir.
Wir wissen nur nicht, wie es funktioniert."
"Und als er auf den Boden gefallen ist..."
"... wurde die Programmierung, oder was immer es auch ist, ge?ndert.
Anscheinend zu dem, was als Letztes magisch passiert ist."
"Nicht ganz, dann m?sstest du wieder Claus sein."
"Nein, das war keine Verwandlung, sondern das Aufheben einer
Verwandlung."
"Wie auch immer. Was machen wir nun?"
"Erst einmal nach Hause. Wir m?ssen aus der ?ffentlichkeit heraus. Schau
nur, wie uns alle anstarren."
"Kein Wunder in den Klamotten."
Wir hatten eine eng sitzende Hose aus Lycra an. Der Stoff zeichnete jede
Kontur nach. Auch die mangelnde Unterw?sche, man konnte die Umrisse der
Scheide sich abzeichnen sehen.
Der Bauch war v?llig frei, eben so wie die obere H?lfte der Br?ste. Daf?r
waren die ?rmel lang. Die Sandalen hatten zw?lf Zentimeter hohe Abs?tze,
und das ohne Plateau.
So gekleidet sollte man nicht in der ?ffentlichkeit sein. Eigentlich
sollte man nirgends so sein.
Aber es war nicht nur die Kleidung. Das Gesicht sah aus wie der
ultimative feuchte Traum jedes Mannes. Und dann noch dieser riesige
Busen!
W?re der Busfahrer nicht so damit besch?ftig gewesen uns anzustarren,
w?ren wir vielleicht nicht mitgenommen worden.
Wir waren fr?h genug, dass niemand bei mir zuhause war. Auf der Fahrt
hatten wir nicht viel gesprochen, nur unseren Gedanken nachgehangen.
Nun untersuchten wir als erstes den Kristall. Ich holte die Lupe. Es gab
keine Besch?digungen. Aber die Farbe war nun ein durchsichtiges Blau.
"Was machen wir nun? Wir m?ssen dringend wieder normal werden!"
"Unbedingt. Ich h?tte fr?her gerne ein Poster davon in meinem Zimmer
h?ngen gehabt. Aber vermutlich h?tte es meine Mutter zerrissen."
"Glaube ich sofort. Wir sind die Obsz?nit?t pur."
"Wir sollten versuchen den Kristall anzulegen."
"Und wenn es noch schlimmer wird?"
"Noch schlimmer? Wie soll das gehen?"
"Hast du auch wieder Recht." Ehe ich etwas unternehmen konnte, legte sie
sich die Kette um. Es geschah - nichts.
Nun probierte ich es, auch ohne jeden Erfolg.
Wir schauten uns Rat suchend an. Langsam wurde uns die Tragweite bewusst.
"Was machen wir nur? So k?nnen wir nicht zur Schule gehen."
"Und das ist nicht einmal das einzige Problem. So aussehend kann man
eigentlich nur eines machen."
"Genau das wollte die Alte damit zeigen. Nur dass sie es auf einen Moment
beschr?nkt hatte."
"Und wie l?sen wir das Problem?"
"Keine Ahnung. Es gibt nur eine Person, die dar?ber Bescheid wei?."
"Die Alte."
"Ja. Aber sie hat uns gewarnt nie wieder zu kommen."
"Aber dies ist ein Notfall."
"Ich hoffe sie sieht es auch so."
"Soll das hei?en wir gehen zu ihr?"
"Was k?nnen wir sonst machen?"
* - *
Romy wollte sofort los, aber ich fand es n?tig uns erst umzuziehen. Nur
das stie? auf Schwierigkeiten.
"Ich kann es nicht glauben, dass nicht ein einziges Teil normal oder
dezent ist. Nur extreme Sachen."
"Und schau dir die Schuhe an, ausschlie?lich mit hohen Abs?tzen. Da ist
nichts f?r einen Waldweg dabei."
"Ich hoffe es sind nur die Klamotten."
"Wie meinst du das?"
"Nun, schau uns nur an. Jede Menge Stereotypen. ?ppige Figur, lange
blonde Haare, hohe Abs?tze..."
"Und was willst du damit sagen?"
"Dass das bei weitem noch nicht alles sein muss. Es gibt noch ein paar
Eigenschaften, die wir hoffentlich nicht haben."
Sie schaute ratlos.
"Ich hoffe das war jetzt nicht der Beweis. Schon mal daran gedacht, wie
man ?fters ?ber Blondinen denkt?"
"Zu wenig graue Zellen?"
"Ja."
"Ich glaube das haben wir nicht zu bef?rchten. Das hier sollte
abschrecken, eine Strafe sein. Mit zu wenig Intelligenz k?nnte man die
Auswirkungen gar nicht begreifen."
Ich war erleichtert. "Klingt logisch. Der Rest ist ja auch wirklich
genug. Mich st?rt am meisten die Stimme. Niemand wird einen mit so einer
Stimme ernst nehmen. Selbst ohne unser Aussehen wird man gleich in eine
Schublade gesteckt."
Romy hatte weiter im Schrank gesucht. "Da ist es wohl egal, dass ich
nichts vern?nftiges finde. Ich glaube ich bleibe bei diesem Rock. Da
sieht man wenigstens meine Scheide nicht." Sie zog sich die Hose aus.
Tats?chlich trug sie nichts darunter.
Ich suchte nach Unterw?sche. Auch da war nichts Normales dabei.
Ausschlie?lich String Tangas. Ich zog die Hose aus und einen an. Ich
mochte das Gef?hl in meinem Po immer noch nicht.
"Was soll man mit diesen Kleidern machen, wenn es kalt wird? Da ist
nichts, was nicht eine Menge Dekollet? zeigt."
"Doch." Ich zeigte auf einen flauschigen Pulli. In Rosa, mit Fell
abgesetzt.
"Das sieht ja f?rchterlich aus. Ich glaube da friere ich lieber."
"Der ist zus?tzlich so eng, dass er die Br?ste eher noch betont, obwohl
er sie bedeckt."
Ich holte einen Overall aus dem Schrank. Er war aus hellblauem Kunstleder
mit kurzen Beinen. Ich zog ihn an.
Er sa? knalleng. Die Beine waren so kurz das der untere Teil der Pobacken
unbedeckt blieb.
Aber Romys Rock war nicht viel besser. Er reichte nicht viel tiefer.
"Ich glaube ich habe noch ein Problem entdeckt."
"Und was?"
"Versuche mal mit dem ganzen Fu? aufzutreten."
Es ging nicht.
"Die Achillessehne ist verk?rzt. Das passiert bei Frauen, die immer nur
hohe Abs?tze tragen. Aber bei uns ist es extrem, wir k?nnen nur in sehr
hohen Abs?tzen laufen."
* - *
Wir hatten Schuhe mit etwas breiteren Abs?tzen gefunden, die nicht sofort
auf unbefestigten Wegen einsanken. Trotz der hohen Abs?tze konnten wir
uns problemlos darin bewegen. Das Unsicherheitsgef?hl war nur in den
ersten Minuten vorhanden gewesen.
Nat?rlich zogen wir mit unserem Aussehen alle Aufmerksamkeit auf uns. Ich
war froh als wir endlich im Wald waren. Bald n?herten wir uns dem Haus.
Schon aus der Entfernung konnte man sehen, dass es weiter eingest?rzt
war. Von nahem war nur ein gro?er Schutthaufen zu sehen.
Wir suchten lange, wollten nicht aufgeben. Aber es war hoffnungslos. Bald
waren wir fix und fertig, denn in den Schuhen konnte man sich in dem
Schutt nur mit gro?er Anstrengung bewegen. Schlie?lich meinte ich, "es
hat keinen Sinn. Lass uns gehen."
"Aber was sollen wir dann machen? So k?nnen wir nicht leben!"
"Wir gehen es St?ck f?r St?ck an. Zuerst eine Dusche, das Make-up und
Parfum muss weg."
"Hatte ich noch gar nicht bemerkt." Sie schn?ffelte an sich. "Riecht gar
nicht schlecht, ist nur zu viel."
"Und danach einkaufen. Wir brauchen vern?nftige Kleider."
"Und dann zum Friseur. Diese Haare sind einfach zu lang. Au?erdem sehen
wir dann hoffentlich nicht mehr so extrem wie hirnlose Bimbos aus."
"Ich f?rchte selbst in einem M?llsack sehen wir unglaublich sexy aus."
"Ich hatte mir nie vorstellen k?nnen dass das ein Fluch sein kann."
"Ich finde vor allem diese Br?ste sind ein Fluch. Und der BH ist daf?r
nicht geeignet."
"Kommt drauf an, wie man es sieht. Er l?sst sie noch gr??er aussehen und
ist ?beraus sexy."
"Als ob ich das brauchen w?rde."
* - *
Die Dusche brachte mehr unangenehme Neuigkeiten. Mein K?rper war noch
sensibler geworden. Das war vor allem ein Problem, weil Romy mit zu mir
in die Dusche gekommen war. Zuerst ber?hrten wir uns nur unabsichtlich,
aber das ?nderte sich schnell. Erst nach mehreren Orgasmen hatten wir
genug.
Die Tattoos an Arm, auf dem Po (ein Schmetterling) und ?ber dem Po waren
nicht die einzigen. Das Make-up war auch t?towiert, jedenfalls teilweise.
Augenbrauen und Lidstrich waren dauerhaft schwarz, und um den Mund zog
sich eine rote Linie. Ohne Lippenstift sah das unsch?n aus.
Ich w?hlte noch einmal durch die Unterw?sche, aber wie zu erwarten gab es
nichts Vern?nftiges. Ich zog ein passendes Set aus String Tanga und
B?stenhebe an. Der Body war zu umst?ndlich zum Einkaufen, deshalb w?hlte
ich einen Rock. Es war ein ultrakurzer Jeans Mini, mit angedeuteten
Falten unten. Das Top, das noch am meisten verdeckte, war aus einem
elastischen Material. Hauteng betonte es die Br?ste. Ein tiefes Dekollet?
war fast weniger aufreizend.
Ich suchte im Make-up nach einem dezenten Lippenstift. Nat?rlich ohne
Erfolg. Seufzend trug ich ein leuchtendes Rot auf. Das sah immer noch
besser aus als nur die roten Linien.
Ich betrachtete mich im Spiegel. "So kann ich nicht auf die Strasse
gehen, erst recht nicht ins Kaufhaus."
"Aber wir brauchen andere Kleider."
"Ich fand es schon schlimm genug auf dem kurzen Weg vom Wald hierher. Ich
m?chte so nicht in einen Bus."
"Ich auch nicht, aber was bleibt uns ?brig?"
Ich schlug mir auf die Stirn. "Ganz einfach. Schon mal an die Kleider
meiner Mutter gedacht?"
"Ich glaube die blonden Haare haben doch Auswirkungen."
Wir gingen ins Schlafzimmer meiner Eltern. "Ob uns die Sachen passen?"
meinte Romy zweifelnd.
"Die BHs sicher nicht. Aber ein lockeres Sweatshirt m?sste gehen."
Ich zog mein Top aus und w?hlte einen d?nnen Pulli. "Sieht gro? genug
aus."
Ich zog ihn an. Schon nach wenigen Sekunden kratzte es wie bei einem
schlechten Wollpulli. Es wurde schnell schlimmer. Ich zog den Pulli
schnell wieder aus. Auf der Haut hatten sich rote Flecken gebildet.
Romy hatte es noch nicht gesehen, denn sie suchte nach Kleidern f?r sich.
"Passt doch nicht?"
"Nein, es kratzte und tat dann weh. Wie eine allergische Reaktion. Ich
bin ganz rot."
Nun sah sie mich an. "Oh, das sieht nicht gut aus."
"Ich hoffe ich vertrage nur dieses Material nicht..."
"Was meinst du? Oh, das k?nnte bei allen Sachen so sein?"
"Hoffentlich nicht. Probiere du etwas aus."
Sie nahm ein T-Shirt und legte es sich ?ber den Arm. Schnell nahm sie es
wieder weg. Der Arm war ger?tet.
"Das hat uns noch gefehlt. Wir k?nnen nur unsere Sachen anziehen."
"Die Alte hat ihren Zauber wirklich gr?ndlich gemacht. Sieht so aus als
h?tten wir keine Wahl als so herumzulaufen."
"Eine Katastrophe! Was k?nnen wir nur machen?"
* - *
Es dauerte eine Zeit, bis ich die l?hmende Hoffnungslosigkeit absch?tteln
konnte. "Wir m?ssen etwas machen!" sagte ich entschlossen.
"Und was?"
"Wir brauchen auf jeden Fall Hilfe. Ob wir immer noch unsere Freunde
haben?"
"Die k?nnen uns auch nicht helfen."
"Aber vielleicht haben sie Ideen - halt, da kommt mir ein Gedanke.
Eigentlich das Naheliegendste: Wir m?ssen mit Herrn Stein sprechen."
"Gute Idee! Aber was sagen wir ihm?"
"Wir m?ssen erst einmal feststellen, ob er uns noch kennt, ob wir in
seiner AG sind."
Ich sah auf meinen Schreibtisch... "So ein Mist, ich bin Cheerleader!
Sieh nur dieses Bild!" Es zeigte mich in der typischen knappen Uniform.
"Also keine Arch?ologie AG. Was nun?"
"Wir rufen ihn an."
Es war nicht einfach seine Nummer heraus zu bekommen. Wir wussten weder
Vornamen noch Wohnort. Romy hatte die Idee im Internet zu suchen. Er
hatte eine kleine aber sehr sch?ne Seite ?ber die Minoer. Nun war es
nicht mehr schwer die Nummer zu bekommen.
"Stein", sagte die Stimme im H?rer.
"Guten Tag, ich bin Claudia Weber. Kennen Sie mich?"
"Eine Sch?lerin nehme ich an? Der Name sagt mir nichts."
"Ja, wir gehen auf die Humboldtschule. Wir m?ssen sie dringend sprechen."
"Dann komme morgen in der Schule zu mir."
"Nein, das geht nicht. Wir m?ssen sie privat sprechen."
"Privat? Tut mir Leid, das geht nicht."
"Es ist sehr wichtig. Sie haben doch auf Kreta eine Ausgrabung gemacht?"
"Ja, sicher. Was hast du damit zu tun?"
"Es geht um den Kristall den sie dort gefunden haben."
"Der Kristall? Woher wei?t du davon? Ich habe es niemanden hier erz?hlt."
"Nicht am Telefon. Wir m?ssen sie sehen."
Er ?berlegte einen Moment. "Gut. Wo?"
"Am besten bei Ihnen."
"Bei mir?" Das gefiel ihm nicht.
"Es sollte besser niemand zuh?ren." Und uns niemand sehen. Ich wollte so
nicht in ein Caf?.
Er z?gerte. Aber dann siegte die Neugier. "Gut. Wie schnell kannst du bei
mir sein?"
Ich kannte die Strasse, wo er wohnte. Es war nicht so weit. "In zehn
Minuten. Ich bringe eine Freundin mit."
* - *
Wir waren trotz der Schuhe schnell. Noch vor kurzem hatte ich in den viel
niedrigeren Pumps kaum laufen k?nnen, nun waren wir problemlos und sicher
unterwegs. Und das erstaunlichste: Die Schuhe f?hlten sich bequem an.
Nach nicht einmal zehn Minuten klingelte ich. Herr Stein ?ffnete. Er
erkannte uns nicht.
"Wir hatten eben angerufen. Ich bin Claudia Weber."
Er sah uns pr?fend an. Unser Aufzug schien ihm nicht zu gefallen,
trotzdem g?nnte er unseren Br?sten einen genaueren Blick. Aber er machte
es dezent und sah mir dann wieder ins Gesicht.
"Kommt herein." Er f?hrte uns in sein Wohnzimmer, und wir nahmen Platz.
"Also, dann erz?hl mal. Was wisst ihr ?ber den Kristall?"
"Er sieht aus wie dieser hier", ich holte die Kette aus meiner
Handtasche, "aber ist am Rand besch?digt und leicht tr?b."
"Woher wisst ihr...?" Er wollte den Kristall in die Hand nehmen.
"Besser nicht ber?hren. Zuerst m?ssen Sie unsere Geschichte h?ren."
"Der Kristall sieht meinem wirklich sehr ?hnlich. Er scheint sogar
beschriftet zu sein, man kann es aber kaum sehen."
"Es ist Linearschrift A. Man kann es mit einer Lupe gut erkennen."
"Ihr wisst etwas ?ber Linearschrift? Das wird ja immer interessanter."
"Unsere Geschichte ist h?chst ungew?hnlich. Es begann alles vor ein paar
Wochen, als ich Florian bei dem alten verfallenen Haus im Wald traf. Zu
diesem Zeitpunkt war ich noch ein Junge und hie? Claus..."
* - *
"Das ist ja eine unglaubliche Geschichte", sagte er, als ich fertig war.
"Glauben Sie uns?"
"Zu Anfang nicht. Aber es gibt einiges, was mich ?berzeugt. Euer Wissen
?ber den Kristall, und die Arch?ologie AG. Ich wollte das schon immer
machen, aber es gab nicht genug interessierte Sch?ler. Ihr k?nnt alle
diese Dinge eigentlich nicht wissen. Und dann ist da der intakte
Kristall. Was ich ?ber diese Kristalle wei?, kann mit Magie oder Zauberei
zu tun gehabt haben. Nat?rlich geht man bei solchen Dingen zuerst davon
aus, dass es die damaligen Menschen es sich nicht besser erkl?ren
konnten."
Er machte eine Pause und sah uns dabei genau an.
"Aber entscheidend ist euer Aussehen. Es gibt keine Frau, die so
aussieht, es ist eine idealisierte Form. Solche Br?ste gibt es h?chstens
als Resultat eines hervorragenden Chirurgen, und die Taille ist zu
schmal. Entscheidend ist aber, was man nicht sieht: Es gibt keine kleinen
Hautunreinheiten, die jeder hat. Es ist alles zu perfekt, so etwas gibt
es in der Natur nicht. Das ist mit allem anderen Beweis genug. Ich glaube
euch also."
Ich lie? einen erleichternden Seufzer los. Ich hatte wirklich Angst davor
gehabt, dass er uns f?r nicht zurechnungsf?hig h?lt.
"Nun stellt sich mir die Frage, warum ihr zu mir gekommen seid? Ich bin
kein Zauberer, wei? absolut nichts ?ber diese Dinge."
"Sie sind unsere einzige Hoffnung. Das Haus ist eingest?rzt, und damit
ist auch die alte Frau verschwunden. Nur Sie wissen etwas ?ber die
Kristalle."
"Aber das ist wenig genug. Ich hole meinen, dann k?nnen wir sie
vergleichen."
Er legte beide nebeneinander und betrachtete sie sorgf?ltig mit einer
Lupe.
"Es ist kein Unterschied zu erkennen, au?er das eurer nicht besch?digt
ist."
Er nahm ihn an der Kette hoch und hielt ihn gegen das Licht. "Scheint
v?llig klar zu sein. Der Sturz hat ihn nicht besch?digt. Es ist mir
v?llig unklar, wie er seine Farbe ?ndern konnte."
Nach einiger Zeit sagte er, "so kommen wir nicht weiter. Das Betrachten
hilft nicht, die Inschrift ist nicht zu entziffern."
Ich sah ihn entt?uscht an. "Gab es denn bei der Ausgrabung keine weiteren
Hinweise?"
"Ich habe nur diesen Kristall gefunden, erst gegen Ende der Ausgrabung.
Es k?nnte ein Kultplatz sein, ich wei? es nicht. Erst im n?chsten Sommer
geht es weiter."
"Also keine Chance f?r uns wieder in einen normalen K?rper zu kommen?"
"Ich muss dar?ber nachdenken, und versuchen im Internet Informationen zu
finden."
"Ja, dar?ber hatten Sie in der AG gesprochen."
"Da f?llt mir etwas auf. M?dchen wie ihr sind nicht zu ?bersehen. Ich
habe euch noch nie in der Schule gesehen."
"Das ist nicht gut. Entweder sind wir nicht auf dieser Schule, oder die
Magie hat diesmal nicht die Umgebung angepasst. Dann w?rde uns niemand
kennen, nicht einmal unsere Eltern."
Romy sagte, "die Umgebung hat sich ge?ndert. Erinnere dich an das Foto
als Cheerleader."
Ich war erleichtert. "Dann habe ich wenigstens einen Platz zum Schlafen."
"Aber dann sind wir nicht in der Schule."
Herr Stein warf ein, "ich nehme an mit diesen K?rpern braucht man keine
Ausbildung. Es k?nnte auch Bestandteil der 'Strafe' sein: keine Zukunft."
"Und das stimmt nur zu gut. Die m?glichen Berufe sind sehr eingeschr?nkt.
Nichts davon gef?llt mir."
"Ich kann mir vorstellen wie schlimm das f?r euch sein muss. Ich w?sste
nicht was ich tun w?rde, wenn ich pl?tzlich ein M?dchen w?re."
"Ein M?dchen zu sein ist nicht schlimm. Ganz im Gegenteil, ich bin gerne
Claudia. Aber ich m?chte normal sein, nicht so eine Sexbombe. Und ich
kann nicht einmal etwas Dezenteres anziehen."
"Da k?nnte es vielleicht eine L?sung geben. Ich gehe von der Annahme aus
das die Magie nur einmal gewirkt hat, und nicht permanent weiter wirkt.
Dann ist die Reaktion nichts anderes als eine starke Allergie."
"Aber das macht doch keinen Unterschied."
"Doch. Eure Kleidung muss also hypoallergisch sein. Ihr habt einen Pulli
und ein T-Shirt probiert?"
"Ja."
"Wohl aus Wolle oder Baumwolle, jedenfalls Naturtextilien. Diese Fasern
sind rau, das f?hrt bei Wolle zum bekannten Kratzen. Kunstfasern sind
dagegen v?llig glatt. Probiert einmal eine Feinstrumpfhose."
"Gute Idee."
"Ich denke damit sind wir f?r heute fertig. Kommt bitte morgen um
dieselbe Zeit wieder."
Wir verabschiedeten uns.
Auf der Strasse sagte ich zu Romy, "einesteils bin ich froh, dass wir
nicht mehr auf der Schule sind, ich h?tte so nicht dahin gehen wollen."
"Ich hoffe nur, dass es statt dessen nicht etwas Schlimmeres ist."
Mit einem unguten Gef?hl im Bauch ging ich weiter.
Schnell waren wir wieder bei mir zuhause. Ich untersuchte sofort meinen
Schreibtisch. Es gab nicht sonderlich viele Unterlagen.
"Ein Hauptschulabschluss, nicht besonders gut. Etliche Bewerbungen f?r
Lehrstellen, ohne Erfolg. Es sieht so aus als w?rde ich gar nichts
machen. Au?er dem Cheerleading. Wo ich doch das Herumgeh?pfe hasse. Und
nun werde ich dabei auch noch von allen angestarrt."
"Aber du bist nicht alleine." Sie zeigte auf das Bild. Zwei langm?hnige
Blondinen mit ?ppiger Oberweite waren zu sehen.
"Ich frage mich wie man mit diesen Br?sten Sport machen kann? Die sind
doch schon so bei allem st?rend."
"Keine Ahnung. Ich habe auch keinen Sport BH gesehen."
"Das interessiert mich. Wo ist diese Uniform?"
Sie war schnell gefunden, samt den Pompoms.
"Und darin soll man Cheers turnen? Wie soll das gehen?"
"Zieh es doch an und probiere es aus."
Da ich nichts besseres zu tun hatte, zog ich Rock und Top aus. Dann nahm
ich den Rock der Uniform in die Hand. Nun sah ich, dass das eigentlich
gar kein Rock war. Es war ein Slip, an dem vorne und hinten ein Volant
befestigt war, der dann wie ein Rock wirkte. Ich zog ihn an.
"Erstaunlich bequem." Ich griff zu dem Top.
"Ich denke du musst den BH ausziehen."
Ich machte es achselzuckend und zog dann das Top ?ber den Kopf. Es
schloss sich fest um meine Br?ste.
"Das ist toll gemacht, das Top funktioniert wie ein Sport BH." Ich wippte
auf und ab. "Ja, alles wird gut gehalten. Das ist bis jetzt das Beste,
was ich in diesem K?rper anhatte."
"Mir f?llt nur etwas auf. Zu einer Cheerleader-Uniform geh?ren doch
Turnschuhe? Ich habe nichts mit flachen Abs?tzen gesehen."
Ein Blick auf das Bild l?ste das R?tsel. Ich holte die entsprechenden
Schuhe aus dem Schrank und hielt sie kopfsch?ttelnd in der Hand.
"Turnschuhe mit hohen Abs?tzen. So etwas habe ich noch nie gesehen."
Ich zog sie an. "Aber sehr bequem." Ich sprang in die Luft. "So kann man
tats?chlich Spr?nge machen. Ich kann es nicht fassen, wie leicht das mir
mit den hohen Abs?tzen f?llt."
"Das ist auch nicht normal. Keine Frau k?nnte das so gut, auch nicht mit
viel ?bung."
Ich beschloss, die Uniform anzubehalten. Dann holte ich eine Strumpfhose
meiner Mutter. Ich legte sie probehalber auf den Oberschenkel. Ich sp?rte
nichts. Und es gab keine R?tung.
"Gib her, ich probiere sie an." Es war faszinierend wie geschickt Romy
mit den langen Fingern?geln die Strumpfhose anzog.
"Nun hast du ja wie gew?nscht lange N?gel."
Sie sah auf ihre Hand. "Unglaublich, ich habe es nicht bemerkt. Es f?hlt
sich so normal, so selbstverst?ndlich an."
"Und, sp?rst du etwas von der Strumpfhose?"
"Nein. Tr?gt sich angenehm."
"Wenigstens etwas Positives. Dann k?nnen wir uns doch andere Kleider
kaufen."
"Ich hoff nur, dass wir etwas Vern?nftiges aus Kunstfasern finden. So wie
ich das in Erinnerung habe, ist das entweder billiger Schrott, oder zu
sexy."
"Aber es ist auch sehr wichtig zu wissen das die Magie nur einmal wirkte.
Ich hatte Bedenken, dass weitere unangenehme Sachen passieren k?nnten."
"Was machen wir jetzt?"
"Da wir nicht zur Schule gehen und nicht Arbeiten haben wir viel Zeit.
Ich schlage vor, wir suchen im Internet. Da wir nicht unbedingt nach
drau?en m?ssen, hat das mit den Klamotten Zeit."
"Was ist mit dem Cheerleading? Gibt es da nicht Training oder so etwas?"
"Vermutlich. Ich suche danach. Hier ist es. Wir haben Gl?ck, die Saison
ist schon vorbei. Das Training beginnt erst im n?chsten Jahr wieder."
"Es w?re ganz sch?n peinlich, wenn wir ohne etwas davon zu wissen zum
Training gehen h?tten m?ssen."
"Vielleicht auch nicht. Als Claudia wusste ich mehr in schulischen Dingen
als vorher. Und wie sicher wir in den Schuhen laufen, und mit den langen
N?geln hantieren. Vielleicht k?nnen wir noch mehr."
Ich griff zu den Pompoms. Ohne an etwas bestimmtes zu denken machte ich
ein paar Bewegungen. Ich merkte, dass es wie automatisch ging.
"Tats?chlich. Claudia, das sah richtig klasse aus."
Ich seufzte. "Es ist aber f?r nichts gut."
Wir setzten uns an den Computer und begannen mit unserer Suche.
* - *
Am n?chsten morgen klingelte es an der T?r. Ich hatte es genossen den
Wecker nicht einschalten zu m?ssen und lange geschlafen. Ich zog den
Morgenmantel ?ber mein ?beraus knappes Nachthemd. Viel verh?llte er
nicht.
Es war Romy. Sie hatte die Uniform an. "Du hast Recht gehabt, die ist
wirklich bequemer als die anderen Sachen."
"Ich bin noch gar nicht richtig wach."
"Nicht gut geschlafen?"
"Nein. Entweder habe ich auf den Haaren gelegen oder die Br?ste haben
gest?rt. Und dann..."
"Dann gab es da ein Jucken, das unbedingt gestillt werden musste? Ging
mir auch so."
"Ich konnte mir nicht helfen. Ich habe einen Satz Batterien verbraucht."
"Es gibt Schlimmeres als ein paar Orgasmen."
"Es macht mir aber Angst."
"Du meinst, was passiert, wenn ein Mann ins Spiel kommt?"
"Ja. Als Claudia, ich meine in diesem K?rper, konnte ich mir nicht so
recht vorstellen, mit einem Mann zusammen zu sein."
"Und das ist jetzt anders."
"Richtig."
"Eigentlich ganz normal. Diese K?rper sind f?r einen Zweck gemacht: Sex."
"Aber ich will nicht mit einem Mann..."
"Nun, da wei? ich eine L?sung." Sie zog mich sanft zu meinem Bett und zog
mir den Morgenmantel aus. Dann umarmte sie mich und gab mir einen langen
Kuss. Es war der erste richtige Kuss als M?dchen.
Zwei Stunden sp?ter duschten wir zusammen. Dann gingen wir in die K?che,
f?r ein versp?tetes Fr?hst?ck.
Unsere Suche im Internet hatte bis jetzt nicht viel gebracht. Aber ich
konnte mir auch nicht vorstellen, mit dem Schl?sselwort Magie oder
Zauberei etwas zu finden. Nun untersuchten wir alles, was wir zu den
Minoern finden konnten.
Die AG hatte mich mit einem Arch?ologie Virus infiziert. Das Lesen der
unz?hligen Informationen machte mir viel Spa?.
Dann wurde es Zeit zu Herrn Stein zu gehen.
* - *
"Zwei Cheerleader? Warum habt ihr denn das an?"
"Es sind die bequemsten Sachen. Alle BHs sind nur darauf ausgelegt sexy
zu sein, keiner ist bequem. Und die anderen R?cke sind auch nicht viel
l?nger."
"Verstehe. Ist sonst noch etwas passiert?"
"Nicht viel. Meine Eltern sind nicht gl?cklich, dass ich zu Hause nichts
mache. Aber sonst ist soweit alles OK."
Ich erz?hlte, was wir mit Moms Strumpfhose herausgefunden hatten.
"Gut. Dann sind die unmittelbaren Probleme ja gel?st. Ich habe ein paar
Kollegen angeschrieben. Mal sehen, ob das etwas bringt."
Dann tauschten wir, aus was wir jeweils heraus bekommen hatten. Viel war
es nicht.
Nach etwa einer Stunde gingen wir wieder.
* - *
Romy blieb ?ber Nacht bei mir. Ich hoffe wir waren nicht zu laut. Am
Morgen machten wir uns fr?h auf den Weg, um einzukaufen. Wir hofften, so
fr?h m?glichst wenig mit anderen Leuten zusammenzutreffen.
Ich empfand es sehr unangenehm ?berall im Zentrum der Aufmerksamkeit zu
sein. Und es war keine gute Aufmerksamkeit. M?nner sahen uns l?stern an,
und Frauen herablassend. Als w?rde Schlampe auf der Stirn stehen. In
gewissen Sinn tat es das ja auch.
Ich gab es schnell auf eine Hose zu finden die passt. Die meisten kamen
sowieso nicht in Frage, da aus Baumwolle. Viele hatten nur Beimengungen
an Synthetik.
Ich hatte gerade eine Kunstlederhose anprobiert. Es war wieder dasselbe
Problem: Wenn sie in der H?fte passte, dann war die Taille viel zu weit.
Durch den zu weiten Bund konnte man direkt auf meinen String Tanga sehen.
Ich hatte eine viel zu gute Figur.
Also suchte ich nach einem Rock. Auch das war nicht einfach. In
knielangen R?cken sah ich einfach schrecklich aus, es stand mir nicht.
Schlie?lich hatte ich ein paar normale Minir?cke, die deutlich l?nger
waren als meine anderen. Sie gingen bis zur Mitte der Oberschenkel.
Dann kamen ein paar locker sitzende Oberteile dazu. Wir sahen nun immer
noch sehr sexy aus, aber nicht mehr so extrem. Ich f?hlte mich deutlich
besser.
* - *
Am n?chsten Tag rief Herr Stein an. "K?nnt ihr zu mir kommen? Ich habe
Neuigkeiten."
Zehn Minuten sp?ter waren wir da.
"Gratuliere, ihr seht wirklich deutlich besser aus."
"Danke. Ich f?hle mich auch viel wohler."
"Kann ich mir vorstellen. Habt ihr etwas an dem Make-up gemacht?"
"Es ist eine hellere Farbe ?ber der T?towierung. Dadurch sieht es nicht
mehr so extrem aus."
"Gut. Kommen wir zu den Neuigkeiten. Ein Kollege konnte mir weiterhelfen.
Es gibt einen konkreten Hinweis, woher diese Kristalle stammen."
"Und wie hilft uns das?"
"Nicht so voreilig. Wenn wir den Ort kennen, k?nnen wir dort vielleicht
mehr erfahren. Es k?nnten vielleicht weitere Kristalle zu finden sein.
Wie auch immer, dort m?ssen wir suchen."
"Und wo ist das?"
"Dort, wo sie vermutlich entstanden sind. Bei dem Vulkanausbruch. Die
Insel Santorini, Griechenland."
"Nicht gerade um die Ecke."
"Ich wei?. Das ist nat?rlich ein Problem, wie sollen wir dahin kommen?
Ich verdiene als Lehrer nicht so viel, und davon muss ich einiges f?r die
Ausgrabung n?chstes Jahr zur?cklegen."
Geld? Das sollte kein Problem sein. Ich sah Romy an.
"Ich glaube da kann ich helfen. Geld habe ich mehr als genug. Aber
vermutlich werden so eine Reise sogar meine Eltern bezahlen. Sie werden
froh sein, dass ich mich f?r etwas Vern?nftiges interessiere und ihnen
nicht auf den Keks gehe."
Ich fragte Herrn Stein, "W?rden Sie den mitkommen?"
"Unbedingt. Erstens um euch zu helfen, aber auch um wichtige Erkenntnisse
zu bekommen."
"Gut. Wir m?ssen unsere Eltern fragen, wir sind noch minderj?hrig. Wenn
sie ja sagen, wann k?nnen wir?"
"Bei mir kommen nur die Herbstferien in Frage. In einer Woche."
"Hoffentlich sind noch Fl?ge zu bekommen."
"Jetzt ist keine Saison mehr. Santorini ist nicht wie die Kanarischen
Inseln, es ist dort im Herbst und Winter nicht sehr sch?n. Viel
schlechtes Wetter. Also kaum Touristen."
Nun mussten wir uns nur noch eine Geschichte f?r unsere Eltern ausdenken.
* - *
Am n?chsten Abend war Herr Stein bei uns zum Essen eingeladen. Dad war
von meinem pl?tzlichen Interesse an Arch?ologie ?berrascht. Aber das
Studium vieler Webseiten und einiger B?cher hatte uns ein recht gutes
Wissen gegeben. Ich konnte ihn ?berzeugen, dass ich mich schon lange
daf?r interessierte.
Und nat?rlich best?tigte Herr Stein das. Da f?r meine Eltern keine Kosten
entstanden, und Herr Stein ein seri?ser Mensch war, sogar Lehrer, gaben
sie ihr Einverst?ndnis.
Romy hatte wie erwartet mit ihren Eltern keinerlei Probleme gehabt, und
sie bezahlten auch die Reise.
Am n?chsten Tag hatten wir die Tickets.
* - *
Die Woche ging viel zu langsam vorbei. Romy und ich besch?ftigten uns
weiter mit den Minoern, und nat?rlich auch mit Santorini.
Endlich war es Freitag. Wir hatten keine sehr gl?ckliche Flugverbindung
bekommen. Am sp?ten Abend der Flug nach Athen, um Mitternacht w?rden wir
da sein. Um f?nf Uhr der Weiterflug nach Santorini.
F?nf Stunden in der Nacht auf einem riesigen Flughafen war nicht sehr
angenehm. Es gab keine bequemen St?hle.
Am fr?hen Morgen standen wir vor dem Terminal des Flughafens in
Santorini. Ich war total ?bern?chtigt. Es regnete, und der zugesagte Bus
des Hotels war nat?rlich nicht da. Erst nach einigen Telefonaten machte
sich jemand auf dem Weg. Das fing ja gut an. Ich war sauer.
Unter der Dusche besserte sich meine Laune. Um zehn Uhr trafen wir uns an
der Rezeption.
"Und was machen wir heute?" fragte ich Michael. Er hatte gesagt, dass es
in dieser Situation idiotisch w?re ihn Herrn Stein zu nennen.
"Wir machen uns mit der Insel vertraut. Als erstes machen wir einen
Spaziergang durch den Ort, dann essen wir gem?tlich. Danach untersuchen
wir, wo wir hin m?ssen und wie wir dorthin kommen."
"H?rt sich sehr gut an. Nach so viel Sitzen freue ich mich auf die
Bewegung."
"Ich kann es immer noch nicht begreifen wie man sich freuen kann in
solchen Schuhen zu laufen."
Ich hatte einen langen Rock an, der bis zu den Waden reichte. Er sah
deutlich besser aus als die knielangen, die ich einmal ausprobierte
hatte. Dazu Stiefel, nat?rlich mit einem sehr hohen Absatz.
"Och, die sind recht bequem. Willst du es mal ausprobieren?"
Er schaute mich b?se an, dann grinste er. "Ich glaube nicht, dass ich
darin so gut aussehe wie du."
Wir gingen aus dem Hotel. Es lag im Hauptort Thera, direkt auf dem
Kraterrand. Wir gingen durch die schmalen Gassen. Viele Gesch?fte waren
f?r Touristen, sie waren nun geschlossen. Im Sommer musste das sehr sch?n
sein. Aber auch so waren die Gassen malerisch.
Dann kamen wir an den Kraterrand. Tief unter uns lag das Meer. Ein
St?ckchen weiter auf See war eine kleine Insel.
"Das ist der eigentliche Vulkan. Die Insel entstand lange nach dem ersten
Ausbruch. Fr?her war das die Mitte von Santorini. Wir sind hier auf dem
Kraterrand des alten Vulkans. Es ist nur noch ein sichelf?rmiges St?ck
vorhanden. Wenn ihr euch die Rundung weiterdenkt, dann k?nnt ihr sehen,
wie gewaltig der Vulkan war."
Der Kraterrand fiel fast senkrecht ins Meer ab. Oben waren die wei?
gestrichenen H?user, darunter die steile Wand aus dunklem Vulkangestein.
Es sah fast so aus als w?rde oben Schnee liegen.
Wir gingen weiter durch die Gassen entlang des Kraterrandes. Die H?user
sahen mit ihren vielen Rundungen fast organisch aus. Ich fand es
unbeschreiblich sch?n.
Nach zwei Stunden suchten wir uns ein Restaurant. Das Essen schmeckte
himmlisch, und duftete nach den Aromen des S?dens. Thymian und Rosmarin
roch ich heraus. Ich f?hlte mich wie im Urlaub.
Nach dem Essen sa?en wir noch etwas bei einem Kaffee.
"Wir haben hier drei Ziele."
"Wieso drei? Ich dachte du w?sstest einen konkreten Ort."
"Nein. Ich habe nur eine Beschreibung wie der Ort aussieht, nicht wo er
ist. Wir m?ssen suchen."
"Und wo?"
"Es gibt hier eine Ausgrabung einer alten minoischen Stadt, der Ort hei?t
Akrotiri. Es gibt dort Spuren, die f?nftausend Jahre zur?ck reichen, bis
in die Steinzeit. Das scheint mir der beste Punkt f?r den Anfang zu sein.
Dann gibt es eine alte Siedlung hoch oben in den Bergen. Sie ist nicht
mehr bewohnt und hei?t Alt-Thera. Die meisten H?user sind dort aber
deutlich j?nger, haupts?chlich r?misch."
"Die R?mer waren auch hier?"
"Santorini war immer begehrt. Viele Herren waren hier. Man sieht heute
?fters sowohl t?rkische wie griechische Namen. F?r einen Fremden ist das
Namensgewirr nicht immer leicht zu durchschauen."
"Und was ist das dritte Ziel?"
"Die kleine Insel dort, der neue Vulkan. Dort sind wir dem mutma?lichen
Entstehungsort der Kristalle am n?chsten."
Wir machten uns auf, um zu erfahren, wie wir jeweils dorthin kommen
konnten. Nach Akrotiri gab es einen ?ffentlichen Bus. Nach Alt-Thera
konnte man nur laufen. Den Taxidienst auf der gesperrten Strasse gab es
nur im Sommer. Das hie? lange bergauf gehen, da der n?chste erreichbare
Ort am Meer lag. Zu dem neuen Vulkan ging es per Boot.
Den Rest des Tages sahen wir uns weiter die Insel an. Mit einer langen
Pause in einem Caf?. Obwohl Romy und ich recht konservativ gekleidet
waren, fielen wir auf. Niemand au?er uns war blond, und wir hatten gleich
eine richtig lange M?hne. Aber wir wurden nicht bel?stigt.
Der Tag ging in einem traumhaften Restaurant zu Ende. Es lag etwas
abseits, deswegen waren die Besitzer wohl so freundlich. Ich f?hlte mich
sehr wohl. Der Blick war unglaublich, oben am Kraterrand war ein
Lichtermeer.
Und das Essen! Ob ich in diesem K?rper dick werden w?rde? Es war mir
v?llig egal, ich gab mich dem Schlemmen hin.
* - *
Ich hatte zum ersten Mal in diesem K?rper gut geschlafen. Ein gutes
Zeichen? Vielleicht lag es daran, dass ich die Kette mit dem Kristall
trug. Es schien mir der sicherste Ort daf?r zu sein.
Nach dem Fr?hst?ck gingen wir den kurzen Weg zum Busbahnhof. Kurz darauf
sa?en wir in einem uralten klapprigen Bus. Es war ein alter deutscher
Linienbus, alle deutschen Hinweisschilder waren noch vorhanden.
Der Fahrer schien von Verkehrsregeln nichts zu halten. Mit hohem Tempo
fuhr er durch die schmalen Strassen.
* - *
Die Ausgrabung entt?uschte mich. Ich wei? nicht, was ich erwartet hatte,
aber jedenfalls nicht nur ein paar H?usermauern unter einem sehr
provisorisch aussehenden Wellblechdach. Die Beleuchtung war schlecht,
aber es gab auch nicht viel zu sehen. Hausw?nde aus Natursteinen, und
ansonsten viel Dreck. Und daf?r der hohe Eintrittspreis.
Nach einer Viertelstunde war der Rundgang beendet. Wir sahen uns an. Was
sollten wir hier finden? Alle Fundst?cke waren in Museen, und die Meisten
nicht einmal auf Santorini.
Da machte mich Romy auf etwas aufmerksam. Der Kristall leuchtete ganz
schwach. Ich ging ein paar Schritte zur?ck, um es an einer dunkleren
Stelle besser sehen zu k?nnen. Das Leuchten wurde etwas st?rker.
Ich ging eine kurze Strecke hin und her. Tats?chlich, das Leuchten
ver?nderte sich. Ich begann Hoffnung zu sch?pfen, dass wir doch etwas
finden w?rden. Auch Michael war nun Feuer und Flamme.
Wir versuchten in Richtung des st?rksten Leuchtens zu gehen. Das war
ziemlich schwierig, da es sich nur marginal ver?nderte. Nun war ich f?r
die schlechte Beleuchtung dankbar.
Der Kristall f?hrte uns hinter eine Absperrung. Aber der einzige W?chter
war nicht zu sehen. Bei den wenigen Besuchern machte er sich keinen
Stress.
Nun gab es keinen richtigen Weg mehr, und die Stiefel machten Probleme.
Ich h?tte keine so spitzen Abs?tze w?hlen sollen.
Schlie?lich fanden wir den Ort des st?rksten Leuchtens. Aber es war,
au?er Dreck nichts zu sehen.
Michael hatte das geschultere Auge. Er entdeckte die Steinplatte. Sie war
recht gro? und wog sicherlich hunderte Kilo, war aber unter Dreck
verborgen. An einer Stelle leuchtete es leicht. Michael zog sein T-Shirt
aus und wischte damit die Platte ab. Nun konnte man Einritzungen
erkennen. An der Stelle, wo das Leuchten herkam, war ein Kristall
eingelassen. Kleiner als meiner, und anders geformt. Aber deutlich
dasselbe Material.
Wir sahen uns die Ritzen genau an, die eine Zeichnung bildete. Wir
besprachen was wir glaubten zu erkennen. Um den Kristall waren drei
Personen angeordnet, deutlich als Frauen zu erkennen. Sie schienen ihre
H?nde nach dem Kristall zu strecken. Das Ganze schien auf einem Berg zu
sein.
"Das ist wohl der Hinweis auf einen Ort, wo drei Frauen etwas mit einem
Kristall machen. Auf einem Berg, und der kann ?berall sein. Aber ich
denke das ist ein Hinweis auf Alt-Thera."
"Wir sollten morgen unbedingt dorthin gehen. Wir haben eine Spur!"
Wir schauten uns die Platte noch einmal genau an. "Das k?nnte ein Hinweis
auf den Ort sein", sagte Michael. Er hatte eine Karte der Insel, die er
nun hervorzog.
"Das k?nnte mit diesen Berggipfeln ?bereinstimmen. Dann w?re der Ort
genau hier. Das ist mitten in Alt-Thera."
Wir verlie?en die Ausgrabung. W?hrend wir auf den Bus warteten, sprachen
wir ?ber den Fund.
"Warum sind es drei Frauen?"
"Es kann viele Gr?nde daf?r geben. Priesterinnen sind nichts
ungew?hnliches."
"Vielleicht hat es auch mit der Magie zu tun. Es gibt viele Mythen, die
Frauen mehr ansprechen als M?nner. Und die Alte, von der der Kristall
stammt, ist auch weiblich."
"Ich verstehe nicht warum sie uns etwas so Wertvolles gegeben hat."
"Vielleicht war es nur geliehen, und sie holt es sich wieder?"
"Glaube ich nicht. Dann h?tten wir sie schon nicht mehr, denn sie hatte
ihre Aufgabe erf?llt."
* - *
Endlich kam der Bus. Mit ?ber einer halben Stunde Versp?tung. Und das, wo
es kaum Verkehr und sicher keine Staus gab.
"Warum gehen wir nicht sofort nach Alt-Thera?"
"Es ist zu sp?t daf?r. Schlie?lich m?ssen wir auf einen Berg laufen. Und
heute ist auch das Wetter zu schlecht."
Als wir wieder am Busbahnhof ankamen, goss es wie aus K?beln. Wir
fl?chteten in ein Caf?. Es hatte auch Computer mit Internetzugang.
Michael setzte sich f?r eine Stunde hinter einen Bildschirm. Ich las in
dem Buch, das ich mir in der Ausgrabungsstelle gekauft hatte.
Wenn es mir gelang wieder zu der alten Claudia zu werden, dann w?re ein
Arch?ologiestudium eine ernsthafte Wahl. Und wenn nicht, dann auch. Es
musste doch auch ohne ein Diplom einen Job in diesem Gebiet geben.
* - *
Am n?chsten Morgen pr?fte ich ernsthaft, ob der Rock noch passte, nach
der erneuten Schlemmerei am Abend. Aber ich fand keine Ver?nderung.
Beim Fr?hst?ck sagte Michael, "Ihr solltet etwas anderes anziehen. Der
lange Rock ist kaum geeignet."
Ich grinste. "Alles schon bedacht. Unter dem Rock und dem Shirt tragen
wir unser Cheerleader Outfit. Das ist f?r sportliche Bet?tigungen bestens
geeignet. Und es ist auch das einzige was wir f?r so etwas haben."
"Raffiniert. Aber wohin mit den Sachen, wenn ihr sie auszieht?"
"Ich habe mir an der Rezeption einen kleinen Rucksack geliehen. Da ist
auch noch genug Platz f?r Getr?nke und einen Imbiss. In Alt-Thera ist ja
nichts."
"Respekt. Ich wollte meine Helfer bei der Ausgrabung w?rden so
mitdenken."
* - *
Diesmal war der Bus etwas moderner. Aber immer noch bestimmt f?nfzehn
Jahre alt. In Kamari stiegen wir aus. Ich schaute auf den Berg. "Ganz
sch?n hoch."
"Nicht so schlimm wie in den Alpen. 369 Meter m?ssen wir nach oben."
"Hoffentlich ist der Weg gut genug f?r Schuhe mit Abs?tzen."
"Wir werden es merken."
Der Weg wurde schnell zu einem schmalen Pfad. Bald konnten wir weit ?ber
den flachen Ostteil der Insel schauen. Am Flughafen startete gerade ein
Jet.
Bereits nach einer kurzen Strecke zog ich den langen Rock und das Shirt
aus. Wir waren alleine. Es w?re mir auch egal gewesen wenn jemand zwei
Cheerleader den Berg hinaufgehen sehen w?rde.
Ich hatte keine Lust bei der Hitze einen Rucksack zu tragen. Niemand war
da. Ich legte den Rucksack nahe dem Weg ab. So f?hlte ich mich deutlich
besser. Eine Wasserflasche nahm ich in die Hand, einen Imbiss w?rde es
halt erst auf dem R?ckweg geben.
Das Wetter war bestens, keine Wolke war zu sehen. Es gab keinen Schatten,
nur ein wenig Buschwerk, aber keine B?ume. Nach einer halben Stunde lagen
mehrere Hunde im Weg. Ich z?gerte.
"Nur keine Angst", sagte Michael. "Die Hunde hier sind zwar halbwild,
aber durchwegs sehr freundlich."
Er stieg ?ber sie hinweg. Nur die Augen und die Ohren bewegten sich,
sonst h?tte man sie f?r tot halten k?nnen.
Wir stiegen wortlos weiter den Pfad hinauf. Als ich um eine Ecke bog, war
auf einmal eine kleine Kapelle vor mir, von einigen gro?en B?umen
beschattet. Der Ort war in der kargen Umgebung unwirklich sch?n. Wir
setzten uns in den Schatten und machten eine Pause.
Hinter der Kapelle war eine kleine H?hle. Dort war die Ursache f?r den
Baumwuchs, es gab eine kleine Quelle. Es war k?hl in der H?hle, und
dunkel. Wir verlie?en den sch?nen Ort und gingen weiter bergauf.
Endlich waren wir oben. Vor uns stand ein Imbisswagen, nat?rlich
geschlossen. Nur wenig h?her lag die Kuppe auf der Alt-Thera lag.
"So, ab jetzt wird es illegal. Man kann es nur im Sommer besichtigen. Wir
m?ssen ?ber den Zaun klettern."
Wir halfen uns gegenseitig und ?berwanden den Zaun. Michael zog die Karte
heraus. In der prallen Sonne konnten wir ein eventuelles Leuchten des
Kristalls nicht erkennen.
Wir fanden die Stelle ziemlich schnell. Inmitten uralter Hausruinen war
eine gro?e Felsplatte. Man konnte eingeritzte Linien erahnen, aber kaum
etwas richtig erkennen.
Es k?nnte ein uralter Kultplatz sein. Sicherlich viel ?lter als die
r?mische S?ule, auf die wir uns setzten. Die R?mer hatten den alten Platz
wohl ?bernommen.
"Und nun?" sagte ich entt?uscht. Ich hatte mehr als nackten Fels
erwartet.
"Wir sind richtig. Schau nur auf deinen Kristall."
Trotz der Sonne sah man ihn leuchten. Ich nahm ihn in die Hand und suchte
die Stelle des hellsten Leuchtens. Es war mitten auf der Platte. Ich lie?
den Kristall dort liegen.
"Es sieht aus wie auf der Zeichnung in Akrotiri. Nun m?ssen nur noch drei
Menschen ihn ber?hren."
Ich streckte meine Hand nach dem Kristall aus. Als Romy es genauso
machte, leuchtete er noch heller. Nun streckte auch Michael seine Hand
aus. Sofort wurde der Kristall wesentlich dunkler.
"Warum wird er dunkler? Es sollen doch drei Personen sein."
"Vielleicht mag es nur Cheerleader?" scherzte ich.
"Da k?nntest du sogar Recht haben. Keine Cheerleader, aber drei Frauen."
"Wir brauchen also noch eine Frau?"
"Ich wei? nicht, ob es irgendeine Frau sein kann. Ihr seid von dem
Kristall ver?ndert worden, habt eine Beziehung dazu."
"Dann sind wir in einer Sackgasse?"
"Wir haben noch nicht genau nachgesehen. Last uns alles genau
untersuchen."
Zwei Stunden sp?ter waren wir kein bisschen kl?ger. Schlie?lich machten
wir uns an den Abstieg.
Ich war total frustriert. So nahe, und wir kamen nicht weiter. Wenigstens
fanden wir meinen Rucksack problemlos wieder.
Wir hatten ausnahmsweise Gl?ck, ein Bus kam zwei Minuten nach unserer
Ankunft. Aber das hellte unsere gedr?ckte Stimmung nicht auf.
Im Hotel sagte ich, "ich brauche dringend eine Dusche."
"Aber nicht allein", grinste Romy.
Wir wollten uns gerade ausziehen, da klopfte es an der Zimmert?r. Ich
lie? Michael herein.
"Ich glaube ich wei? die L?sung. Kann ich bitte den Kristall haben?"
Ich machte die Kette um meinen Hals auf und gab ihn Michael. "Sei
vorsichtig!"
"Genau das werde ich nicht sein." Damit legte er sich die Kette mit einer
schnellen Bewegung um den Hals.
"Nein, nicht!!" rief ich.
Aber es war zu sp?t. In einem Moment stand Michael noch vor mir, im
n?chsten meine Zwillingsschwester. Es gab kein Ger?usch, keine Bewegung,
nichts. Es gab keinerlei Hinweis darauf das noch kurz vorher an ihrer
Stelle ein Mann gewesen war.
Sie ?ffnete langsam die Augen und sah an sich herunter. "Es hat
funktioniert. Habt ihr noch etwas zum Anziehen f?r mich ?brig?"
Sie trug dieselben Sachen, die auch wir nach der Transformation getragen
hatten: die Lycrahose ohne Unterw?sche. Sie zeigte deutlich, dass sie nun
kein Mann mehr war.
"Michael, was hast du nur gemacht?"
"Es ist die einzige L?sung. Drei Frauen. Und zwar drei identische Frauen,
wie auf der Zeichnung. Ich hatte es zuerst nicht bemerkt, aber das ist
die L?sung."
"Und wenn du dich irrst? Selbst wenn nun irgendetwas da oben passiert,
hei?t das noch lange nicht, das wir zur?ck verwandelt werden. Es kann
sein, dass du f?r immer ein M?dchen bist."
"Es ist das Risiko wert. Anders ist das R?tsel nicht zu l?sen."
"Bevor ihr jetzt weiter diskutiert, ich brauche eine Dusche. Ich glaube
es ist genug Platz f?r drei."
Die Dusche war vom Badezimmer nur durch einen Vorhang abgetrennt. Es gab
keine Duschwanne, nur einen Abfluss. Genug Platz f?r drei.
* - *
"Ich h?tte nie geglaubt, dass es so ist."
"Ja, es hat ein paar Vorteile ein M?dchen zu sein. Bei deiner ersten
Periode wirst du es aber genau umgekehrt sehen."
Sie nickte. "Ich sehe mal nach, was in meinem Gep?ck ist."
Zehn Minuten sp?ter kam sie wieder. In einem zu kurzen Rock und in einer
halb durchsichtigen Bluse. "Ich hoffe ich werde so nicht aus dem Hotel
geworfen."
Ich musste grinsen. "Die Outfits sind wirklich etwas gew?hnungsbed?rftig.
Aber hier ist man verr?ckte Touristen gew?hnt, das ist anders als
zuhause. M?dchen sind an den Str?nden oben ohne, und du hast ja immerhin
etwas an."
"Lass uns ein wenig Spa? haben. Ich ziehe auch so etwas an, und dann
machen wir die Griechen verr?ckt", sagte Romy.
"?brigens, ich bin jetzt Evi. Steht jedenfalls so in meinem Ausweis. Ich
bin wieder siebzehn. Ich dachte ich w?re recht fit gewesen, aber drei?ig
Jahre weniger f?hlen sich unglaublich gut an."
"Aber daf?r bist du jetzt niemand. Selbst wenn du eine Entdeckung machst,
wird jemand anderes die Lorbeeren daf?r ernten."
"Lass uns heute ?ber etwas anderes reden. Ich will meinen ersten Abend
als M?dchen genie?en."
"Du wolltest nicht am Ende schon immer ein M?dchen sein? Du nimmst das
alles so selbstverst?ndlich hin."
"Nein, ich wollte nie ein M?dchen sein. Au?er der Neugier, die wohl jeder
hat, wie die andere H?lfte lebt."
Wenig sp?ter machten sich drei skandal?s gekleidete Drillinge auf den
Weg.
* - *
W?hrend der Saison w?re mir das wesentlich bedenklicher erschienen, aber