Altered Fates: Glueck und Glas, Teil 1
by T:M in 2005
Achtung: In dieser Geschichte gibt es Szenen mit expliziten sexuellen
Handlungen. Au?erdem wird geflucht, und das nicht selten!
***Prolog***
Eigentlich war alles wie immer: Ein typischer Samstag Vormittag. Das
"Venice", ein kleines Eiscafe, welches nach 22.00 Uhr auch eine ganz
passable Szenebar abgab lag am Rande der malerischen Altstadt, direkt
neben der Rossmann-Br?cke, dem Markenzeichen des Ortes, welche ?ber
einem kleinen Fluss verlief. Wie immer der kleine, runde Tisch in der
hintersten, dunkelsten Ecke, direkt neben der T?r zu den Personalr?umen.
Und wie immer waren sie zu dritt:
Der langhaarige Zottel, der lustlos in seinem Cappuccino herumr?hrte
hie? Walter, wurde aber auf Grund eben dieser haarigen Frisur von der
Allgemeinheit schon seit langem nur noch "Wuschi" gerufen. Doch damit
konnte er leben. Im Vergleich zu manchen unbeliebteren Mitsch?lern,
deren Spitznamen schon an hart Beleidigungen grenzten hatte er noch ein
halbwegs gutes Los gezogen. Nicht, das er zu einer dieser endcoolen
Cliquen geh?ren w?rde (oder gerne in einer w?re), aber er war damit
zufrieden f?r alle "der Wuschi" zu sein, der auf Partys immer f?r die
richtige Stimmung sorgte.
Nur schien es in letzter Zeit nicht mehr m?glich, ihn in gute Stimmung
zu bringen. Deprimiert trank er einen Schluck nach dem anderen, ohne
dabei ein Wort zu sagen.
Seinem Kumpel Wilhelm, der links von ihm sa? und sich nicht entscheiden
konnte, ob er jetzt mit der kleinen, roten H?kelnadel in seinen Rastaas
herumspielen sollte oder doch lieber damit anfangen, an seinem
mittlerweile fast g?nzlich geschmolzenen Eis zu l?ffeln schien es
?hnlich zu gehen.
Ihn nannten die meisten Sch?ler der kleinen Berufsschule meistens den
"Buschmann". Mit seinen langen Rastaas, seinem lieblings Hawaiihemd und
dem faible f?r indianischen Schmuck gab es eigentlich keinen besseren
Rufnamen. Und auch er konnte sicher sein, dass ihn mit dem Namen niemand
beleidigen wollte. Das h?tte sich bei seiner K?rpergr??e von knapp 2,05m
auch niemand, der nicht unbedingt mit dem Kopf voraus in einer
verdreckten Schulklosch?ssel stecken wollte, getraut.
Der dritte im Bunde, Frank, der coolness wegen auch oft "Franky" gerufen
hatte sich mit einer ?hnlich guten Stimmung aus dem "Gespr?ch" zur?ck
und in seinen ?rmel verzogen, in dem er nun eine Art Halbschlaf
verbrachte.
Seine Gedanken dabei konnte man nur erahnen. Nach Wuschis Einsch?tzungen
lagen sie irgendwo zwischen seiner neuen Flamme Rebecca, die er schon
seit einigen Tagen mit mehr oder weniger erfolg anbaggerte und dem Ska-
Konzert, auf dem er letzte Woche abgefeiert hat.
***Weiber***
"Wisst ihr, was mich am meisten Ankotzt?" entfuhr es Wuschi pl?tzlich.
Wilhelm drehte sich gelangweilt zu ihm, wohl wissend was als n?chstes
kommen w?rde: Wutentbrannte Hasstiraden ?ber seine Ex, Anja. "Diese
elende Schlampe Anja!"
"Was hat sie denn jetzt schon wieder angestellt?" fragte Wilhelm
tr?stend.
Frank zog es w?hrenddessen scheinbar vor, weiterhin in seinem ?rmel
liegend ?ber das Thema zu meditieren.
"Ich durfte mir heute nach der Englischklausur von Frank sagen lassen,
dass sie seit neustem in irgend so einem scheiss Gothic-Forum ?ber mich
l?stert. Ich k?nnte ihr echt 'nen Kabel um den Hals wickeln, sie an
unseren Opel h?ngen und 30 Kilometer hinterher schleifen! Jaja, ich weis
das klingt heftig, aber dann w?re die ganze Sache wenigstens endg?ltig
vorbei." Er lehnte sich zur?ck, holte tief Luft und atmete mit einem
tiefen, n?rgelnden Grollton aus, welcher die meisten, die Wuschi nicht
kannten spontan an Marge Simpson erinnerte. "Ich geb' mir ja gr??te M?he
sie zu vergessen. Aber wie soll ich das denn, wenn sie weiterhin
Scheisse hinter meinem R?cken baut!?"
Buschmann nickte ihm zu. Was genau zwischen ihm und Anja vorgefallen war
wusste eigentlich keiner so genau, wahrscheinlich nicht einmal die
beiden selbst.
Da er zusammen mit Walter und Frank ein richtiges "Trio Infernale"
bildete, bei dem jeder f?r den anderen die Hand ins Feuer legen w?rde,
hat er die Geschichte nat?rlich aus Wuschis Sicht geh?rt. Der war
n?mlich eine knappe Woche mit Mandy zusammen gewesen, bis diese ihn
schlie?lich mit den Worten "vielleicht entwickelt sich sp?ter noch was
draus" abservierte. Nat?rlich hat Wuschi sich das dann nicht zweimal
sagen lassen und ihre nach allen Regeln der Kunst den Hof gemacht, doch
sie distanzierte sich immer weiter von ihm. Als er dann ein paar ihrer
Freundinnen fragte warum, erz?hlten ihm einige, die es mit der
Schweigepflicht wohl nicht so genau nahmen, dass Anja schon seit
Ewigkeiten heimlich ?ber ihn l?stert. Sogar einen "Aufdringlichen,
r?udigen Hund" soll sie ihn schon genannt haben, womit auch klar w?re,
warum ihn in letzter Zeit viele Mitsch?ler immer so schr?g angrinsten.
Dabei regte ihn besonders auf, das sie ihm doch einfach h?tte sagen
k?nnen, dass sie kein Interesse hat. Damit w?re die Sache seiner Meinung
nach vom Tisch gewesen. Doch da hat er die Rechnung wohl ohne Anja
gemacht, die alles verbal so hindrehen konnte, das sie am Besten dabei
wegkam.
Buschmann kannte Wuschi schon lange. Er hat ihn bisher immer als relativ
aufdringlich M?dchen gegen?ber erlebt, dachte sich insgeheim also, das
es mit dem "aufdringlichen Hund" wohl nicht so weit her war. Das es
allerdings mehr als sch?ndlich war, seinen Kumpel Numero Uno deswegen so
in den Dreck zu ziehen sah er ein und unterst?tzte Wuschi wo er nur
konnte, haupts?chlich nat?rlich durch gutes Zureden.
Dieser hatte es sich mittlerweile zum Ziel gemacht, Franky endg?ltig aus
seiner Trance zu befreien. "Vielleicht wehre ich mich einfach mit einem
NUKLEARSCHLAG!" br?llte er in Frankys linkes Ohr, das zwischen den
kr?ftigen dunklen Haaren und dem Bob Marley T-Shirt hervorlugte.
"Wiewo...waaahaee?" stammelte er, w?hrend er mit weit aufgerissenen
Augen auf die Stuhllehne zur?ckschnellte und dabei heftig mit den Armen
wedelte. "Mein lieber Scholli! Bist du heute so neben der Kappe oder
hattest du Gestern wieder ein Date mit Mary-Jane?" fragte Buschmann ihn
mit einem breiten Grinsen, bevor er und Wuschi in lautstarkes Gel?chter
ausbrachen.
"Ach Leute..." antwortete Franky, immer noch leicht irritiert durch sein
pl?tzliches Erwachen. "Ich mach mir in letzter Zeit einfach zu viele
Gedanken ?ber Rebecca, das wisst ihr doch!"
Oh ja, das heikle Thema Rebecca. Frankys neuste Hoffnung, nachdem das
mit dem norwegischen Au-Pair M?dchen nichts wurde. "Gibt's denn
mittlerweile was neues?" fragte Wuschi interessiert.
"Eben nicht! Das ist ja mein Problem... Ich hab immer das Gef?hl wir
beide wollen, aber sie ist irgendwie immer so abweisend....Wu"
"Tja, sieht wohl so aus als h?tte ich mal wieder die einzige
funktionierende Beziehung in diesem Saftladen", unterbrach Buschmann ihn
triumphierend. Die anderen Beiden senkten das Haupt und drehten sich weg
von ihm. Nicht nur, weil sie sein ewiges Rumgeprahle nicht l?nger
ertragen konnte, sondern weil sie sich sorgen um ihren Freund machten.
Seit knapp 6 Monaten war er jetzt mit Nina zusammen. 6 Monate, in denen
sie zwar angeblich viel miteinander unternommen haben, in denen sie von
Franky und Wuschi aber nur 4 oder 5 mal zusammen beim ausgehen ertappt
wurden. Im allgemeinen war es so das Wilhelm irgendwie immer alleine
oder mit seinen Kumpels, also ihnen unterwegs war. Genau so wie seine
Freundin, die liebend gerne in diversen RnB Diskotheken das Bremer
Nachtleben unsicher machte, und dabei sicher mehr als einmal angeflirtet
wurde, oder mit anderen Typen tanzte. War das etwa eine funktionierende
Beziehung?
"Nun ja, was ich dich fragen wollte Wuschi," wandte Franky schnell ein,
um das Gespr?ch wieder in eine andere Richtung zu lenken. "Wie war das
denn bei dir mit Rebecca? Komm schon, raus damit. Ich bin echt
verzweifelt."
"Klar helf ich dir. Wof?r hast du mich denn, wenn schon nicht zu
Mathehausaufgaben abschreiben", sagte Wuschi, an dem w?hrend der Jahre
schon so mancher Mathematiklehrer verzweifelte. "Aber ich bin grade ein
bisschen zu deprimiert um anst?ndig zu reden. Ruf mich sp?ter doch mal
an. Ich muss sowieso bald gehen, ich will wissen ob mein P?ckchen schon
da ist." Franky willigte ein. Danach herrschte wieder Stille in der
kleinen M?nnerrunde.
"Wuschi, Buschmann... ich muss ehrlich sagen, dass mir unsere
abendlichen Diskussionstouren immer wieder gut tun", sagte er
schlie?lich.
"...ABENDLICH!?" erwiderten die beiden verwirrt. "Du solltest echt mit
dem Kiffen aufh?ren Franky", meinte Buschmann in einem m?tterlichen
Tonfall, nachdem er begriffen hatte das Franky es mit der Uhrzeit
tats?chlich ernst zu meinen schien. "Wir haben gerade mal Elf!"
"Und das h?ttet ihr mir nicht sagen k?nnen, bevor ich die doppelte
Whiskey-Cola bestellt hab?" fragte er zur?ck, w?hrend er die Arme ?ber
seinem Kopf, in dem gerade ein ganzes Zeitkontinuum zusammenbrechen
schien ausstreckte und herzhaft g?hnte, woraufhin die versammelte
Mannschaft noch einmal laut zusammen loslachen musste.
***Schatztruhe***
Wuschi st?rmte nach Hause, erf?llt von einer gewaltigen Vorfreude.
Letzte Woche hatte er sich im Internet ein Paket bei einem russischen
Tr?delh?ndler ersteigert, das dieser nur "treasure", zu gut Deutsch also
"Schatztruhe" nannte. Er versprach ein Paket voll mit diversem
Krimskrams aus seinem Gesch?ft in St. Petersburg, das er auf Grund der
hohen Miete bald schlie?en m?sse, zu beladen und dem Hoechstbietenden zu
schicken.
Wuschi, der aus Leidenschaft Obskures hortete und in dessen Zimmer man
kaum noch einen Fu? vor den Anderen setzen konnte, ohne ?ber
irgendwelchen Krempel zu stolpern war schon m?chtig gespannt auf diese
Erwerbung. Am Meisten daran begeisterte ihn der Preis: Nicht mal 20 Euro
verlangte Dimitri Koschkorov, so der Name des Verk?ufers daf?r.
Einen Moment lang dachte er dar?ber nach, wie viel bei den hohen
Portokosten wohl noch f?r Dimitri ?brig blieb. Doch eigentlich war es
ihm egal, denn ein gro?er teil seines Hirns hing schon jetzt an den
faszinierenden Bildern diverser "Sammlerst?cke", die er hoffentlich Bald
aus einer abgenutzten Pappschachtel fischen konnte. Zuhause angekommen
schlug er mit voller wucht die Wohnungstuer hinter sich zu. Sein Vater
stand gerade zuf?llig im Flur und b?rstete seinen alten Wintermantel
aus.
"Hallo Junior, hattest du einen sch?nen Ta-"
"Ist es da?*grins*"
"Ich hab dich auch lieb, mein Sohn"
"Ist es denn nun da?*grins*"
"*Seufz* Ja, dein komisches P?ckchen ist da. Ich hab's dir wie immer vor
die Zimmertuer ge-"
"Boah, endgeil! Ich bin dann weg! Man sieht sich vielleicht noch mal
bevor du gehst. Vielleicht aber auch erst zum Fr?hst?ck! Haha! Freude!"
Bevor sich sein Vater fragen konnte, ob er sich lieber f?r seinen Sohn
freuen oder ihm geh?rig die Leviten lesen sollte, h?rte er auch schon
das Scheppern der Zimmertuer, die ins Schloss fiel, gefolgt von dem
einrasten des T?rschlosses.
Innerhalb weniger Sekunden war das dicke Paketklebeband sauber von einem
Schweizer Taschenmesser durchtrennt worden, und Wuschi machte sich an
die Analyse der neuen Fundst?cke, die querfeldein in dem Karton
verstreut lagen. Sein erster Zufallsgriff umfasste ein noch
verschwei?tes P?cckchen Sammelkarten zur 80er Jahre TV Serie 21 Jump
Street. "Unfug" sagte er leise zu sich selbst und warf die Karten ?ber
seine Schulter, so dass sie direkt zwischen seinem kleinen Bonsai-
B?umchen und der B?ste von Julius Caesar landeten.
Da viel der n?chste Fund schon etwas interessanter aus: Ein kleiner,
japanisch anmutender Dolch in einer abgegriffenen Holzscheide. Doch eine
mit peinlichen Figuren bemalte Klinge und der Aufdruck "Made in
Poland" , der sich gut in einer Ecke der Scheide versteckt hatte
degradierten auch dieses ansonsten sch?ne Exemplar zu wertlosem Ramsch.
Aber egal, damit hatte er wenigstens schon etwas f?r den Flohmarkt
n?chste Woche.
Genauso entt?uschend ging es geradewegs weiter. Mittlerweile stapelten
sich auf Wuschis Zimmerboden Kiloweise M?nzen und Briefmarken aller
Herren L?nder, ein zerrissener Stofff?cher und eine Taschenuhr die sich
eigentlich traumhaft in seiner Hosentasche gemacht h?tte, wenn sie nicht
im verlauf der Reise in Tausende kleiner Zahnr?der und Schrauben
zerfallen w?re.
Unter dieser Schicht aus Schrott und Kleinteilen machte Walter immerhin
eine Entdeckung, die etwas mehr Versprach als der ganze andere
Firlefanz: Ein dicker, alter Foliant mit der unheilvollen, kaum
entzifferbaren Aufschrift "Necromonicon" wartete nur darauf von der
Lederkordel, die ihn verschlossen hielt befreit zu werden. Leise
murmelte er den Titel vor sich hin... er kam ihm irgendwie bekannt vor.
War das nicht ein verschollen geglaubtes Buch, das sich mit den alten
Kulturen unheimlicher Wesen und schwarzer Magie befasste? Ein leichter
Hauch von Entsetzen erf?llte seinen Blick. Vor allem, nachdem ihm
auffiel, das er das Schmuckst?ck, dessen Inhalt nur aus kryptischen
Schriftzeichen zu bestehen schien, nicht lesen, geschweige denn zur
Unterjochung der Welt oder zur Eroberung des Herzens einer holden Maid
verwenden konnte. Da fiel es ihm sowieso wieder ein. Das Necromonicon
war doch das Buch aus diesem komischen Science-Fiction Roman. Er regte
sich dar?ber auf, dass ihm der Name des Autors nicht sofort in den Kopf
schoss. Es lag ihm f?rmlich auf der Zunge...
"Ach egal, scheiss drauf verdammt!" sagte er auf seine liebste Art
(n?mlich fluchender weise) zu sich selbst. "Es gibt doch sowieso keine
Ma..."
***Das Medaillon***
"gie...". Die letzte Silbe blieb ihm beinahe im Halse stecken. Er traute
seinen Augen nicht: Unter dem schlechten Replik des Hexenbuches befand
sich die Kopie eines Gegenstandes, von dem er ebenfalls schon einmal
geh?rt hatte. Es war ein kleines Medaillon, in dessen Mitte sich das
Abbild einer gefl?gelten Gestalt befand, die eine Art Stab in die Luft
hielt. Die eigentliche Kette war um eine kleine, leicht durchsichtige
Plastikt?te gewickelt, in der sich allem Anschein nach verschiedene
Stoffreste befanden...
"Das Medaillon von Zulo! Ich fass es nicht!" Von diesem legend?ren Ding
hat er schon mal was im Internet gelesen, da war er sich ganz sicher.
Auf irgend so einer komischen Paranoia-Homepage. Jepp, das war es. Der
Artikel ?ber ein 13jaehriges M?dchen aus den USA, das behauptete bis zu
dem verh?ngnisvollen Tag, an dem es das Medaillon fand, ein 35jaehriger
Bankangestellter gewesen zu sein. Direkt zwischen dem Artikel ?ber
Hitlers Ufo-Flotte und Kurt Kobains geheimen Aufenthaltsort in
Guatemala. Auch auf anderen Seiten gab es Artikel dar?ber. Das Ding war
ein richtiger Urban Myth, und viel interessanter als die Sache mit den
Dollarnoten, an denen Kokainreste hingen.
Erst langsam fiel Wuschi auf, mit wie viel Liebe zum Detail diese
Nachbildung gemacht worden war. Im Vergleich zu dem billigen Buch
zumindest. Aber war ja auch irgendwo klar: Die Geschichte des Medaillons
wurde von jedem, der sie weiter erz?hlte so gestaltet, dass man denken
konnte "Wow, es w?re zu traumhaft, wenn mir das gleiche passieren
w?rde!" Vor allem aber "Es w?re m?glich, dass mir das gleiche passieren
k?nnte!"
Einen derartige Idee in die Realit?t umzusetzen war einfach nur genial.
Fast so, als w?rde man den b?sartigen Film aus "The Ring" tats?chlich
auf VHS bannen und wildfremden Leuten vor die Haustuer legen. Sogar an
die obligatorische Beilage, bestehend aus diversen, gro?teils weiblichen
Kleidungsst?cken hat man gedacht. Diese "Stoffreste", wie Walter zuerst
falsch vermutete entpuppten sich n?mlich schnell als T-Shirts, Socken,
R?cke und andere Modes?nden, die dieser T?te seiner Sch?tzung nach
irgendwann zwischen 1956 und 2005 einverleibt wurden.
Fasziniert legte Wuschi sich die Kette um den eigenen Hals und
betrachtete sich kurz in der Reflektion des Fensterglases, welches dank
der permanent auf halbmast gesenkten Rolll?den exzellent spiegelte. Mit
dem dicken Glitzerding um den Hals sah er fast ein bisschen aus wie
dieser NDW-Bl?delrapper. Bei dem Gedanken verzog er die Lippen kurz zu
einem kleinen Grinsen. Doch schnell waren seine Gedanken wieder bei
seinem neuen Fund. Besser gesagt bei dem kleinen schwarzen Stofffetzen,
der aus der T?te ragte...
"Ein schwarzer BH, nach dem Etikett zu schlie?en ein anst?ndiges B-
K?rbchen. Vom Gef?hl her aus Polyester. Keinerlei Spuren eines
Gewaltverbrechens. Das Ding geht erst mal raus an die Ballistiker." Er
wusste selbst nicht, warum er immer wieder derartig d?mliche Spr?che aus
seinen Lieblingsfilmen zitierte, aber es war eine lustige Angewohnheit.
Vor allem, weil ihm damit meistens auch ein Lacher bei den M?dels sicher
war. Zumindest bei denen, die diese Anspielungen verstanden, und nicht
zu doof daf?r waren.
Anja hat es immer fast weggeschmissen, als er diesen Erzengel aus
"Dogma" imitierte. Jetzt hat sie irgendeinen dummen Spruch dar?ber an
die Pinwand im zweiten Stock der Schule geschrieben, den er nur m?hselig
mit Permanentmarker ?berdecken konnte. Diese Hexe... Allein schon der
Gedanke sch?ttelte Walter innerlich vor Wut. Er ballte die F?uste und
zuckte kurz zusammen, um die Bilder ihrer fiesen Visage, die gerade
durch seinen Kopf spukten zu vertreiben, wobei er den B?stenhalter
fallen lies. Gerade beugte er sich, ?hnlich einem zerstreuten
Wissenschaftler, der seine heruntergefallenen Manuskripte zusammensuchte
nach vorne, um ihn wieder aufzuheben, da sp?rte er wie das Medaillon
seine linke Kniescheibe streifte. Richtig...DAS MEDAILLON!
Jetzt packte ihn die pure Neugier. War nat?rlich klar das nichts, aber
auch gar nichts passieren w?rde. Die legende des Medaillons war eine
verr?ckte, wenn auch sch?ne Legende
der motivierten Aldiverk?uferin. Trotzdem lag der Versuch nah, es
wenigstens einmal zu probieren.
Walter stand auf und schloss die Augen. Langsam bewegte er den
zusammengekn?llten BH in Richtung seines Brustkorbes. Der Moment an sich
war schon wahrhaft mystisch. ?ber der ganzen Wohnung lag ein Tuch von
Stille. Sein Vater d?rfte kurz nach seiner Ankunft bereits das Haus
verlassen haben. Er hatte immer die lange Wochenend-Schicht auf der
Wache. Ein Job, um den sich die Leute nicht pr?gelten, der aber doch
ganz gut bezahlt wurde und der kleinen Familie so ein anst?ndiges Zubrot
verdiente. Er sp?rte bereits, wie die angewinkelten Arme seinen
Brustkorb ber?hrten. Nichts und niemand konnte diesen Moment zerst?ren.
*Drrrrrrrrring*
Ausgenommen das Telefon.
Wie immer kam zu allererst das Grummeln. Daraufhin pfefferte er den BH
in den n?chstbeste Ecke, warf sich in seine typische telefonier-Haltung
auf das Bett und nahm den H?rer ab.
Walter: "24 Stunden Pizzaservice ihre Bestellung bitte"
Franky: "Tag auch, ich h?tte gerne das Wuschi spezial, mit einer extra
Portion gutem Ratschlag bitte."
W: "Hi Franky! Stimmt ja, du wolltest noch mal anrufen. Hatte ich ganz
vergessen. Sprich, mein Freund. Wie kann ich dir helfen?"
F: "Es geht um Rebecca"
W: "Ach Franky! Du wei?t doch das ich nicht so der Fachmann f?r
Frauengeschichten bin..."
F:" Ich dachte du h?ttest nach dem letzten Gartenfest beim Mueller etwas
n?her Bekanntschaft mit ihr gemacht?"
W: "Naja.... wir waren beide voll wie ne Haubitze um ehrlich zu sein.
Und einen Tag sp?ter hat sie mir ja klipp und klar gesagt, das da nix
laufen wird. Wie soll ich dir da also gro?artig helfen?
F: "Ich will ja auch nur eines wissen Kollege: Hast sie dazu gebracht
dich zu k?ssen?"
W: "Jein... ist schwierig zu sagen Franky. Gek?sst ja. Aber nicht so,
als h?tte sie gro?e Lust dazu gehabt. Es war eher so zaghaft. Auf die
Wange eben, oder auf den flachen Mund. Und ich glaub selbst soweit ist
sie nur gegangen, weil sie schon ordentlich einen ?ber den Durst gekippt
hatte. Wieso fragst du? Braucht unser Womanizer etwa Nachhilfe?
Hehehe..."
F: "Unglaublich witzig, ha-ha-ha!"
W: "Sorry, ich geb' zu der war doof. Aber wieso fragst du?"
F: "Nun ja, ich hab dir ja erz?hlt, dass wir uns in letzter Zeit
ziemlich nahe gekommen sind. Meine ich zumindest. Es ist einfach
verr?ckt! Wir unternehmen so viel zusammen. Also nur zu Zweit meine ich.
Und ich f?hl mich so gl?cklich dabei. Aber wenn es intimer wird ist sie
immer so abweisend, so unantastbar..."
W: "Eventuell einfach nur verklemmt?"
F: "Denk ich nicht. Da h?tte sie schon l?ngst was gesagt. Weist du, ich
hab einfach das Gef?hl es....es macht ihr keinen Spa? mit mir! Obwohl
sie die ganze Zeit mit mir was unternimmt. Wir sind so eng beieinander,
aber trotzdem getrennt! Ich wird einfach nicht schlau aus der Frau..."
W: "Ich glaub in DEM Fall bist du nicht der einzige. Die hat doch bisher
echt jeden abblitzen lassen. Die Frau ist wie diese alten Inkatempel:
Alle finden es h?bsch und interessant, aber eigentlich wird keiner
richtig schlau draus. Und ich glaube grade was das mit dem Korbkriegen
angeht wird sie wohl nicht anfangen bei dir eine Ausnahme zu machen.
Sorry Franky, aber so leid es mir tut, da gibt es kein-"
F: "Tut mir leid f?r die Unterbrechung, aber ist dein Telefon rein
zuf?llig mal wieder im Eimer? Du klingst grade irgendwie so schrill..."
W: "Schrill!? Was zum!?"
In diesem Moment viel es Walter auch auf. Seine Tonlage war eindeutig
h?her als sonst und kr?chzte nicht wie er es normalerweise tat. Aber das
kam eindeutig nicht vom Telefon. Dieses piepsige Stimmchen kam aus
seiner Kehle! Panisch sprang er vom Bett auf, und in diesem Moment
?berschlugen sich die Ereignisse: Schon im Aufstehen sp?rte er ein
merkw?rdiges Gewicht auf seiner Brust, und als das dunkelblaue T-Shirt
seine Brustwarzen streifte, waren diese auf einmal so sensibel,
schmerzten fasst ein wenig, als sie den Stoff ber?hrten. Dieses Gewicht
schien ihn auch auf eine merkw?rdige Art und Weise nach unten zu ziehen.
Auf jeden Fall waren die braunen Holzverkleidung der Decke eindeutig
weiter weg als ?blich. Und als er dann mit beiden Beinen gerade auf dem
Boden stand, rutschte seine Stonewashed Jeans, die mindestens drei
Nummern gr??er schien, von seinen haarlosen Beinen, wodurch er einen
hervorragenden Blick auf einen d?nnen Streifen Schambehaarung erhaschte,
welcher seine neue Vagina zierte.
Sprachlos stand er da, w?hrend er mit weit aufgerissenen Augen auf das
Unfassbare starrte. Ist denn wirklich das passier, was er vermutete?
Das, was er als L?genm?rchen abgetan hatte und nun doch am eigenen Leib
erlebte? Einen kleinen Moment sp?ter war er dann endlich in der Lage,
das gesehene Verbal zu verarbeiten:
"OH MEIN GOTT!"
"Darfst mich ruhig Franky nennen. Ist dein Telefon jetzt im Arsch oder
was?"
"Franky, ahm...komm einfach vorbei und schau es dir an. Du w?rdest es eh
nicht glauben." Anschlie?end brachte Walter nur noch Gewimmer und
Gestotter heraus, wie er es selbst bisher nur in den kitschigsten
Seifenopern von irgendwelchen untalentierten C-Schauspielerinnen erlebt
hatte. An dem regelm??igen Pfeifton konnte er erkennen, das Franky
mittlerweile aufgelegt hatte.
Schnell rannte er mit raschen, aber winzigen Schritten ins Badezimmer,
um sich im Spiegel betrachten zu k?nnen. Seine Vermutungen erf?llten
sich absolut. Statt eines 22 Jahre alten angehenden Malerlehrlings
blickte er in die bildh?bschen braunen Augen eines jungen M?dchens, das
eindeutig j?nger war als er. Vorsichtig tippte er auf 18 oder 19 Jahre.
Ihre Haare waren nicht l?nger als seine eigene M?hne, was erkl?rte warum
er nicht gesp?rt hat, wie sie bei seiner Verwandlung wuchsen. Das sich
die Farbe von einem leichten Blond in ein dunkles Braun ?nderte, konnte
er beim Telefonieren ja nicht sehen.
Daf?r betrachtete er die sch?nen, neuen Formen jetzt mehr als genau im
Spiegel. Er bewunderte ihre feinen Gesichtsz?ge: Die kleine Stupsnase,
die zarten Wangen... es st?rte nicht einmal das Fehlen seines ach so
geliebten Oberlippenbartes. Die einzige Ver?nderung, die ihn st?rte, war
die kleinen Statur der Person, zu der er wurde. Jetzt vor dem Spiegel
wurde ihm das zum ersten mal richtig bewusst. Sonst konnte er in dem
Badezimmerspiegel ?ber dem Waschbecken sogar seinen Bauchnabel noch
erkennen. Jetzt konnte seine volle Weiblichkeit gerade mal bis knapp
unter die Schultern einsehen. Knappe 1,56m vielleicht. Und wo er gerade
bei "volle Weiblichkeit" war...
Er begann zu l?cheln, und das fremde Wesen im Spiegel strahlte freudig
zur?ck. Sie hatte ein traumhaftes L?cheln. Er war sich sicher das ihm
dieses zauberhafte Gesicht in Erinnerung geblieben w?re, wenn er sie
jemals irgendwo getroffen h?tte. Doch genug der sch?nen Worte: Es war
eindeutig Zeit, einen Blick unter das T-Shirt zu werfen!
Hastig zog er sich den Stofffetzen, der aus seiner neuen Sicht geradezu
monstr?s wirkte, ?ber den Kopf. Zum Vorschein kamen zwei ziemlich
jungm?dchenhaft wirkende, aber perfekt geformte kleine Br?ste. Er konnte
den Gedanken, dass ihn dieser himmlische Anblick auf sagenhafte Weise
erregte, nicht leugnen. Und das, obwohl er genau wusste, dass er sich
selbst im Spiegel betrachtete! Da ?berkam ihn pl?tzlich wieder das
Gef?hl von vorhin. Es war wie ein angenehm warmer Zug der durch seine
komplette Brust fuhr, wie nach einem ordentlichen Schluck Weinbrand. An
seinem Spiegelbild konnte er beobachten, wie die kleinen Nippel ein
St?ckchen gr??er wurden, nur um sich allm?hlich aufzurichten.
Er wusste nicht ob ihn der Anblick nun entsetzen oder freuen sollte. Auf
der einen Seite war allein die Situation schockierend. Er, zu einem
blutjungen M?dchen mutiert, bewunderte gerade wie er sich selbst
erregte. Andererseits war da nat?rlich das wohlige Gef?hl, und die
sichere Gewissheit, das seine Sexualit?t durch die Umwandlung nicht im
Geringsten ins Gegenteilige gewandelt wurde, was ihn doch irgendwo sehr
beruhigte.
"Egal, wie cool er sich am Telefon gestellt hat..." sagte Walter zu sich
selbst, immer noch in einer sehr hohen, aber mittlerweile deutlich
selbstsichereren Stimme "... Franky wird mir kein Wort glauben!"
***Der Plan***
"Ich glaub dir kein Wort S??e!" sagte Franky zu der scharfen Braut, die
ihm ?berraschend die T?r ?ffnete.
Walter tat sein bestes, um nicht augenblicklich in hysterisches
Gel?chter auszubrechen. Die Situation war aber auch zu komisch: Walter
sah f?rmlich wie seinem besten Freund, der sich selbst zum absoluten
Weiberhelden diesseits von Budapest erkl?rt hatte das Blut in den Kopf
schoss. Aus seinem neuem Blickwinkel- Er ging seinem sonst immer
kleineren Kumpel nun gerade mal bis zur Nasenspitze- sah das sogar
richtig schmeichlerisch aus, war es doch eine Best?tigung f?r das gute
Aussehen seines aktuellen K?rpers.
Hinzu kam noch, dass Walter keine Unterw?sche, die klein genug f?r seine
neuen H?ften w?re, zu Hause hatte. Sein altes Iron Maiden T-Shirt musste
hinhalten, welches seine weibliche Bl?te zwar provisorisch bedeckte,
allerdings nur sehr knapp unter seinen neuen, gut trainierten Pobacken
endete, was sein ?briges dazu tat, dass auch Frankies kleiner Freund
unter dem Hosenladen der dunkelbraunen Kordhose bemerkbar machte, dass
er am liebsten pers?nlich begr??t worden w?re.
Und er hat ihn wirklich "S??e" genannt! Er hatte ja auch keinen Grund,
"ihr" diese verr?ckte Geschichte mit dem Medaillon, die sie ihm grade
erz?hlt hatte, zu glauben.
"Ich meine, ich find's ja sch?n, das Wuschi endlich jemanden zur, ?hem,
'aktiven Freizeitgestaltung' gefunden hat. Und nat?rlich auch, das ihr
lieber ein bisschen unter euch sein wollt. Aber mir deswegen so einen
Unfug aufzutischen ist schon sehr dreist!" f?egte Franky genervt hinzu,
und klatschte dabei wild gestikulierend die H?nde zusammen.
So lief der Hase also... Franky war wohl scheinbar jede noch so
verr?ckte Theorie lieber, als an einen derartigen - zugegeben, wirklich
unfassbaren Hokus Pokus zu glauben. Ihm das alles bei zu bringen wird
wohl schwieriger als erwartet...
"Dann machen wir es eben anders: Ich geb dir das Medaillon mit, und du
probierst es irgendwann einfach mal aus", antwortete Walter ihm mit
verf?hrerischer Stimme, und strich ihm dabei vorsichtig mit der linken
Hand ?ber die Wange. Geschockt zog er sie sofort zur?ck und klammerte
sie mit der Rechten ganz fest an seine Brust. Was zum Geier hat er da
gerade getan!? Hatte das Medaillon doch mehr Einfluss auf seine Psyche
genommen als erwartet? Oder gab es in seinem Unterbewusstsein eine
verschn?rkelte Hirnbahn, die so etwas schon immer mal tun wollte? Keine
der beiden M?glichkeiten gefiel ihm sonderlich.
Gott sei dank hat Franky von diesem inneren Konflikt nichts mitbekommen.
Er schien sich durch das Streicheln nur mal wieder in seiner Rolle als
Frauenheld best?tigt zu f?hlen und versuchte, etwas mehr auf den
Standpunkt seiner neuen Bekanntschaft einzugehen:
"Ok... denk jetzt nicht du h?ttest mich bekehrt, aber ich nehm' jetzt
einfach mal f?r den Hauch einer Millisekunde an du h?ttest Recht und
hinter diesem bezaubernden L?cheln steckt wirklich mein Wuschi, unser
Superfreak."
"F?r den Spruch brech' ich dir mindestens zwei Rippen!" knirschte ein
?u?erst genervter Walter leise genug, um es Franky nicht h?ren zu
lassen.
"Womit wir auch annehmen, das dieses abgrundtief h?ssliche Medaillon
tats?chlich eine Art Magie beherrscht die deinen K?rper in irgend eine
beliebige Form bringt, warum sollte ich dann jemand v?llig unbekanntes
werden wollen? Ich k?nnte ja auch ganz einfach warten bis unsere Emmi
mal wieder irgendwo einen Handschuh oder ?hnliches vergisst. Wenn du
wirklich Wuschi bist m?sste dir ja klar sein was das bedeutet, he he
he...."
Ooooooh ja, es war ihm auch bewusst was das bedeuten w?rde. Emmi war
vielleicht nicht das attraktivste M?dchen der Schule, noch war sie
besonders schlau oder sportlich. Aber sie hatte die verdammt noch mal
dicksten Dinger, die je aus dem Dekolletee einer Berufssch?lerin die
Welt begutachten durften. Allein schon der Gedanke daran brachte viele
seiner Mitsch?ler, ihn nat?rlich nicht ausgenommen, um den Verstand.
Jetzt, wo Franky diese Tatsachen erw?hnte, taten sich f?r Walter
pl?tzlich ganz neue Perspektiven auf: Mit diesem kleinen St?ck Metall
hatte er den Schl?ssel zum Leben und zum Alltag eines jeden menschlichen
Wesens auf diesem Planeten in der Hand. Er k?nnte zu einem seiner Lehrer
werden und so diese schadhafte 4 in seinem Zeugnis mit einer guten 2
ersetzen. Er k?nnte sich mit dem stahlharten K?rperbau eines
Berufssoldaten tausende von Frauen abschleppen! Verflixt, er k?nnte
sogar sein letztes gespartes zusammenkratzen, sich ?bers Internet die
Lieblingssportsocke eines X-Beliebigen Promis ersteigern und dann....
In seinem Kopf drehte sich alles. Die Welt wurde schlagartig zu einem
riesigen Warenhaus, und er hatte auf einmal den dicksten Geldbeutel.
Besser gesagt: Den einzigen Geldbeutel! Und was man sich damit alles
kaufen konnte: Freunde, Prestige, Liebe, Sex.... Rache. Bei diesem
letzten Punkt kam Walter ins Stocken. Dieser Geistesblitz, der ihm da
gerade durch den Kopf schoss, war aus seinem Standpunkt gesehen schlicht
und einfach genial. Wieso ist ihm das nicht schon viel fr?her
eingefallen! Er legte sich schon im Kopf einige Dinge zurecht, die er
noch zu erledigen hatte bis heute Abend. Wenn ihm dieser Coup gelingen
w?rde, w?re er wohl die n?chsten Monate, ach was, Jahre vollkommen
sorgenfrei. Und h?tte dabei auch noch einem ganz speziellen Menschen
gezeigt was passiert, wenn man sich mit ihm anlegt.
"Was ist los?" fragt Franky ihn und unterbrach damit seinen
Gedankengang. "Du bist auf einmal so still geworden."
Walter zog die Schultern hoch. Das schwarze T-Shirt hob sich kurz, so
das Franky f?er einen minimalen Augenblick sein Allerheiligstes sehen
konnte. Ganz egal woher es kam: Diese nuttigen Verhaltensweisen, die
dieser K?rper zu haben schien, gingen ihm langsam aber sicher geh?rig
auf den Sack... oder doch eher auf die Eierst?cke.
"Thihi, ich musste grade nur an etwas lustiges denken. Aber jetzt m?ssen
wir zwei h?bschen leider Schluss machen. Sobald ich Zeit hab werf' ich
dir das Medaillon in den Briefkasten, aber bis heute Abend brauch ich es
noch, in Ordnung? Ich hab noch viel zu erledigen f?llt mir ein, und dazu
brauch ich ein wenig Zeit. Aber nichts, was dich interessieren sollte.
'Frauenprobleme' k?nnte man sagen. Thihi!" Mit diesen Worten schlug er
einem ebenso verdutzten wie verwirrten Franky die T?r vor der Nase zu
und machte sich ans Werk. Er hatte noch viel vor sich, bis das 'Venice'
heute Abend um 22.00 wieder ?ffnete...
***Das Medaillon, die Zweite***
Fluchend ging Walter in seinem Zimmer auf und ab. In der einen Hand das
Medaillon, in der Anderen einen wei?es Stofftaschentuch. Das stetig
wechselnde Display der Funkuhr immer fest im Blick. Er k?nnte sich
wirklich selbst in den Arsch bei?en, denn er hatte doch tats?chlich die
12stuendige Zeitbeschr?nkung des Medaillons vergessen! Jetzt konnte er
nicht mehr wie geplant schon kurz nach 22.00 Uhr im Venice aufkreuzen,
sondern erst sp?ter, was ihm so gar nicht in den Kram passte. Je l?nger
er warten musste, desto weniger Leute w?rden dort sein. Desto weniger
k?nnte er in sein Vorhaben mit einbeziehen...
Er wurde von einem lautstarken Piepsen aus seinen Planungen gerissen:
Die Weckfunktion seiner Uhr hatte endlich zugeschlagen. Der blau
leuchtende Bildschirm zeigte 23:30 an. Heute Vormittag, grob gesch?tzt
kurz vor halb Elf hatte er seine erste Begegnung mit diesem mystischen
Gegenstand. Es hat ihm bewiesen, dass es ihn in eine neue, ihm v?llig
unbekannte form bringen konnte. Jetzt war es an der Zeit zu pr?fen, ob
es bei einer Verwandlung in die exakte Kopie von etwas Bekanntem genau
so gut war.
Walter schaltete den nervigen Wecker aus, schl?pfte hastig aus dem T-
Shirt und tippelte schnurstracks ins Badezimmer und stellte sich, genau
wie heute Vormittag vor den Spiegel. Nachdem er die zarte Gestalt, die
zu dem schwarzen BH geh?rte noch ein letztes mal bewundert hatte legte
er sich das Medaillon um den Hals, schloss die Augen und atmete nochmals
tief durch, bevor er das Taschentuch an sich dr?ckte.
Diesmal sp?rte er den elektrischen Impuls, von dem er gelesen hatte auch
ganz bewusst. Er zuckte f?rmlich ein kleines bisschen zusammen, als der
weiche Stoff das kalte Metall traf.
Danach ?ffnete er die Augen wieder. Genau so, wie er gerade das Gef?hl
des Schocks "nachgeholt" hatte, wollte er diesmal auch das eigentliche
Mysterium, die Verwandlung bewusst miterleben, direkt durch die genaue
Beobachtung seiner Selbst im Spiegel.
Eine derartig eindrucksvolle Ver?nderung wie die von Mann zu Frau konnte
er diesmal ja leider nicht erwarten. Trotzdem versetzte ihn schon die
Umwandlung seiner Haare, die sich langsam zur?ck zu ziehen schienen, und
dabei immer dunkler wurden in eine abstruse Mischung aus absoluter
Faszination mit einem gewissen hauch von Ekel, wie er ihn beim
betrachten einer grazilen, aber dennoch widerw?rtigen Spinne empfinden
w?rde. Dieses "Einsaugen" der Haare in die Kopfhaut erinnerte irgendwie
an das letzte Spaghettiessen, zusammen mit Franky und Wilhelm.
Als er bemerkte, das seine Haut deutlich heller wurde, und er
tats?chlich sogar noch ein paar Zentimeter zu wachsen begann schien war
f?r ihn auch der eigentliche H?hepunkt der Transformation gekommen: Die
Br?ste, welche an seinem "?bergangsk?rper" zwar eine sehr gute Figur
machten, f?r seinen Geschmack aber trotzdem ein bisschen zu klein waren,
begannen immer mehr Platz auf dem Brustkorb einzunehmen. Vorsichtig
legte er seine H?nde ?ber die tiefbraunen Warzenh?fe, wie es sonst nur
die Centerfold Sch?nheiten der einschl?gigen Illustrierten taten.
Deswegen gefiel ihm wohl auch der Anblick so gut!
Es war einfach ein unbeschreiblicher Augenblick. Seine Oberweite, die
immer noch weiter wuchs, quetschte sich f?rmlich durch den Widerstand
seiner nun sehr zarten, kleinen H?nde. Und derartig unbeschreiblich war
auch das ihm unvertraute Gef?hl, das sie ihm verschafften. Diese
einmalige Anspannung, welche die unter dem druck der H?nde stehenden,
mittlerweile aufrecht stehenden Nippel verursachten, und die sich in
einem wohligen Schauer ?ber den ganzen K?rper ausbreitete.
Ob es an den etwas breiteren, durch und durch weiblichen Oberschenkeln
lag, die er mittlerweile besa?, oder am K?rper eines M?dchens allgemein
lag, dar?ber wollte er, nein, konnte er in dem einmaligen,
gef?hlsintensiven Moment, in dem der Impuls seinen Intimbereich traf,
nicht nachdenken. Eine warme Feuchtigkeit, die ihn auf ?bersinnliche
Weise erregte, schien seine Genitalien zu umnebeln, w?hrend sein ganzer
K?rper innerlich unter einem Druck vibrierte, der aus tiefster Seele zu
kommen schien. Vielleicht war er ja ein wenig verklemmt und nicht
Rebecca. Doch h?tte er gewusst, was f?r unermessliche Freuden ein
weiblicher K?rper bieten konnte, h?tte er den Mittag als wilde,
unbekannte Frau nicht mit Aufr?umen verschwendet.
Dieser Zustand schien seinen ganzen K?rper unter Kontrolle zu nehmen,
sagte ihm, was er zu tun hatte, um mehr zu f?hlen. Walter schloss die
Augen. Einen Moment wie den jetzigen wollte er sich nicht durch den
sch?bigen Badezimmerspiegel versauen. Vor seinem inneren Auge formten
sich die Abbilder von Menschen. Halbnackten, muskul?sen M?nnern um genau
zu sein. Hastig sch?ttelte er den Kopf, wimmerte ein leises "nein" in
die Stille. Er wollte nicht wahrhaben, das diese Kerle ihn zu erregen
schienen. Doch mit dem Erscheinen traumhaft sch?ner Frauen verschwand
jede Art von Zweifel an seiner selbst so hastig, wie sie in Erscheinung
getreten war, was ihm erlaubte seine Selbsterfahrung fortzusetzen.
Langsam schob sich die rechte Hand unter seine Brust und begann, diese
behutsam zu reiben, w?hrend der Daumen die dazugeh?rige Brustwarze
massierte. Seine Linke fuhr derweil sanft an seinem kurvenreichen K?rper
herab und lie? seine Finger zart ?ber die weiche Haut streichen.
Dadurch erh?hte sich die innere Anspannung nur noch mehr. Sein kleiner
K?rper schien sich zusammenzuziehen. Irgendwie musste er sich davon
l?sen. So begann er, zuerst kaum h?rbar, mit den Minuten des Reibens und
Streichelns jedoch immer lauter, und in immer stimmgewaltiger zu
st?hnen, wobei ihn sogar dieses von ihm selbst verursachte Ger?usch zu
erregen schien.
Langsam sank er zusammen, viel auf seine eigenen Knie und legte sich
flach mit dem R?cken auf den flauschigen Badvorleger, die Beine, die
immer noch seine Hand zu halten schienen leicht zur Seite geneigt.
Am liebsten h?tte er Ewigkeiten so verbracht. Nur er ganz alleine, nur
der weiche Untergrund und dieser geschmeidige K?rper der sich anf?hlte
wie Seide und den er selbst auf eine derartige Art und Weise ber?hren
konnte. Seine gelegentlichen abends mit den Nachts laufenden "Sexy-
Clips" und einer Packung Taschent?cher war in Sandkorn in der W?ste der
Sinnlichkeit, die er gerade durchwanderte.
Vermutlich h?tte Walter dieses Spiel noch bis zum Klimax getrieben. Er
w?re allm?hlich schneller in seinen Bewegungen geworden, fester, h?tte
sich vielleicht sogar einen Finger in die Stelle eingef?hrt, von der bis
vor einem knappen halben Tag nie gedacht h?tte sie jemals besitzen,
geschweige denn genie?en zu k?nnen und w?re beim freiwerden dieser,
durch die Penetrierung freigewordenen, gewaltigen Energien zuerst in
einen lauten Aufschrei und dann wohl m?de und schwei?gebadet in seine
eigenen Arme versunken, doch das Schicksal schien es ihm nicht zu
g?nnen.
Denn urpl?tzlich durchfuhr ein stechender Schmerz seinen R?cken. Hastig
sprang er auf, das letzte bisschen schmeichelnde Erregung absch?ttelnd
und drehte sich mit den Fu?spitzen vom Spiegel weg, um die schmerzende
K?rperstelle genauer betrachten zu k?nnen. Er musste schon zweimal
hinsehen um zu glauben, das ?ber seinem deutlich gr??er gewordenen
Hintern nun ein wirres Muster aus schwarzen Tribal-Linien prangte.
"Ein Arschgeweih", murmelte er, als er sich langsam zum Spiegel drehte
um das Endergebnis seiner Verwandlung betrachten zu k?nnen. "War ja
eigentlich klar. Immer die alternative Gruftschlampe spielen, aber dann
doch jeden Dreck mitmachen m?ssen!" raunte eine ihm wohl vertraute
Stimme mitten in das Abbild seiner vermutlich gr??ten Feindin.
***Rache***
Alles lief wie am Schn?rchen. Eigentlich keine gro?e ?berraschung, denn
das Medaillon macht keine Fehler. Trotzdem war Walter zutiefst erfreut
als er feststellte, das der erste Teil seines Planes als erfolgreich
abgehakt werden konnte.
Seine k?hnsten Rachefantasien nahmen eine reelle, durch das magische
Amulett aber gleichzeitig unwirkliche Form an. Er wusste, dass das
Taschentuch, welches sie einst bei im verga? noch n?tzlich werden w?rde.
Urspr?nglich wollte er es zum Ausdruck seines inneren Hasses verbrennen,
doch dank Zulo konnte er es weitaus sinnvoller nutzen als erwartet.
Denn w?hrend die echte Anja - so wusste er von einer Freundin, die
sowohl ihm als auch ihr nahe stand - sich gerade mit ihrem neuen
Stricher irgendwo an einem 0815 Baderessort in Mallorca um den Verstand
soff (und das nat?rlich ohne Wissen der Schulleitung) stand er hier, nur
ein paar Kilometer von dem Haus ihrer Eltern entfernt mit einer
teuflisch guten Maskerade, die ihr bis aufs Haar glich. Besser gesagt:
Mit einer perfekten Maskerade. Nicht einmal Anjas Mutter, verdammt,
nicht mal ein DNA Test konnten die beiden jetzt noch unterscheiden.
Und mindestens genau so perfekt war auch der Rest seines abstrusen
Plans: Er, oder besser gesagt "Anja" w?rde heute Abend n?mlich ein wenig
das Venice unsicher machen. Nicht nur, das sich wahrscheinlich die halbe
Berufsschule dort treffen und das Wochenende genie?en w?rde. Hinzu kam
noch, das der Schuppen weitr?umig von Anjas l?stigen Freunden gemieden
wurde, welche ja sowieso "viel zu cool" f?r das Venice waren. Er w?rde
also keine nervigen Fragen dar?ber, warum er denn doch nicht in Malle
sei, beantworten m?ssen.
Dort w?rde "sie" sich dann eventuell ein wenig Mut antrinken, nur um
sich anschlie?end vor gesammelter Meute bis auf die Knochen zu
blamieren. Es war alles so gut durchdacht. Es war die perfekte Rache f?r
eine Person, die vor kurzem noch ihn blamiert hat.
Stellte sich nur noch die Frage, was er sich anziehen konnte. Seine
Mutter war schon seit knapp einer Woche auf irgendeiner Konferenz in
Brandenburg, er hatte also einen riesigen Kleiderschrank mit einer
gewaltigen Auswahl zur Verf?gung. Doch er bezweifelte stark das die
Klamotten seiner Mutter, die grob gesch?tzt einen halben Kopf gr??er war
als er, jetzt auch nur ann?hernd passen k?nnten.
Au?erdem musste er weiterhin taktisch denken: Anja w?rde niemals ein
edles Kost?m mit Nadelstreifen oder eine ?bergro?e Bluse tragen. Er
brauchte etwas, das ihrer Art entsprach, das ihr die Leute "zutrauen"
w?rden. Nach einigen ?berlegungen fiel sein Blick schlie?lich auf den
Plastiksack, der mit dem Medaillon angekommen war. Walter fand es zwar
mehr als schade, einige der Kleidungsst?cke "entpersonifizieren" zu
m?ssen. Er w?rde nie mehr die Ehre haben, die Besitzerin dieses
verf?hrerischen schwarzen Spitzenh?schens, oder der Netzstrumpfhose, die
sich wie angegossen an ihn schmiegte, kennen zu lernen oder wie sie zu
werden. Er w?rde auch nie mehr das Antlitz der Frau, die dieses
wundersch?ne Bandana besa?, im Spiegel bewundern k?nnen oder mit dem
bronzefarbenen Armband und dem dazu passenden K?rper durch die nahe
gelegene Einkaufspassage schlendern. Doch das war ihm in seiner Wut
egal. Mandys Gesellschaftsf?higkeit zu zerst?ren hatte Vorrang.
Zu guter letzt griff er sich ein sehr kurzes, schwarzes Kleid aus der
T?te. Er war eigentlich immer der Meinung gewesen, das gut gebaute
Frauen in solchen Dingern einfach nur scharf aussahen und das es eine
Schande ist, dass viel zu wenige sich derartig sexy kleiden. Von der
Gegenseite betrachtet war die Sache aber ein klein wenig anders. Nun, da
ER "gut gebaut" war und die richtige Figur f?r ein derartiges Minikleid
hatte, ?berkam ihn ein mulmiges Gef?hl, als er sich vorstellte, in einem
derartigen Hauch von nichts auf die Strasse gehen zu m?ssen. Er hatte
schon Dokumentationen ?ber Aborigines gesehen, die mehr Stoff am Leib
trugen, als er es in diesem Moment tat.
Zu allem ?berfluss schien das Kleid sogar eine Nummer zu klein f?r ihn
zu sein. Eng dr?ckte sich der Stoff gegen seine Haut, brachte seine
kurvenreiche Silhouette ?berzeichnet stark zur Geltung. Sogar seine
Brustwarzen dr?ckten sich ein klein wenig durch den Stoff ab. Seiner
Meinung nach sah er fast schon nuttig aus. "Fantastisch!" So w?rden sie
ihm alle abkaufen das er die kleine, geschmacklose Anja ist. Ein wenig
Betonung der Klischees konnte bei seinem Vorhaben ja nicht schaden. Auch
wenn sein eigenes Wohlbefinden dabei ein wenig auf der Strecke blieb.
Abgerundet wurde das Outfit durch einen schwarzen, mit Muscheln
besetzten G?rtel, den er im Schrank seiner Mutter fand sowie einem paar
schlichter Sandalen, die er aus dem Schuhschrank stibitzte und die sogar
halbwegs passten.
Aufgeregt lief Walter nach diesem modischen Amoklauf ein letztes mal mit
hastigen, kleinen Schritten den Flur hinunter und sch?ttelte sich dabei,
wie er es immer tat, wenn er nerv?s war. Jetzt gab es kein Zur?ck mehr.
Auf Make-Up musste er zwar verzichten, da seine Mutter keinen schwarzen
Lippenstift oder ?hnliches gruftie Schminkzeug besa?, doch auch ohne
"Kriegsbemalung" stand eine adrette und f?r ihre Verh?ltnisse sehr gut
aussehende Anja Bretschneider vor der dunkelgr?nen Wohnungstuer, bereit
f?r einen Abend, der "ihre" Lebensumst?nde zu Wuschis Freude deutlich
einschr?nken w?rde.
Jetzt musste er das Medaillon nur noch wie versprochen bei Franky in den
Briefkasten werfen und der Abend konnte beginnen. Und davor eventuell
noch einmal sp?ren wie es sich anf?hlte, wenn seine H?nde die neu
gewonnene Weiblichkeit liebkosten...
***Murphys Gesetz***
Es war schon lange her, das Walter zum letzten mal nach seinem
Personalausweis gefragt wurde. Doch in diesem Fall wunderte es ihn
eigentlich kaum. Anja hatte trotz ihrem stolzen Alter von 20 Jahren
immer noch ein sehr jugendliches, wenn nicht gar kindliches Gesicht, das
man leicht f?r drei oder vier Jahre j?nger sch?tzen konnte, wenn man
nicht wusste auf welche Schule sie ging. Nat?rlich hatte er Anjas Perso
nicht dabei, doch wusste er dank Frankys auftreten am Mittag bereits
genauestens, wie er sein neues Equipment bestens zum eigenen Vorteil,
beziehungsweise die Schw?chen des m?nnlichen Geschlechts zu deren
Nachteil ausnutzen konnte.
Ein gut platzierter 5? Schein in die Hosentasche des T?rstehers,
kombiniert mit einer verf?hrerischen Handbewegung hin?ber zum anderen
Hosenbein und einem absolut unwiderstehlichen kleinen Kussmund und schon
stand er in mitten seiner liebsten, zu dieser Uhrzeit leider bereits
nach Rauch und schlechten Parfums stinkenden Stammkneipe, dem Venice. Im
Vergleich zur Tagesausstattung hat sich kaum etwas ver?ndert. Lediglich
das Licht hat man deutlich gedimmt und mit ein paar bunten
Farbschablonen versehen, um eine diskohafte Atmosph?re zu erzeugen.
Au?erdem wurden einige Tische wegger?umt um eine improvisierte
Tanzfl?che zu schaffen, und die Musik wurde der breiten Masse der
Zielgruppe angepasst, was f?r seine Ohren leider eine zunehmende
Belastung mit schlechter Popmusik bedeutete.
Doch dar?ber konnte er sich noch ein anderes mal Aufregen, am besten
zusammen mit Buschmann und Franky. Jetzt musste er erst mal die Lage
abchecken. Und die sah nicht einmal so schlecht f?r ihn aus: An so
ziemlich jedem Tisch sa? zumindest eine Person, die er pers?nlich, oder
wenigstens vom Sehen her aus der Schule kannten, und bei denen er sich
ihretwegen seit neustem leider einiges an Respekt zur?ck zu verdienen
hatte. Und von Anjas Freunden war, wie er es vorausgesagt hatte weit und
breit nichts zu sehen. Es verlief alles einwandfrei....
"HI ANJAAAAAAAAAA!"...zu einwandfrei, wenn man Murphys Gesetz beachtete
und gewohnt war, das es einen fr?her oder sp?ter traf. Walter kannte die
Leier schon. Er konnte so gut voraus denken wie er wollte, irgendetwas
falsch berechnetes oder ein ungl?cklicher Zufall trafen ihn immer und
zwangen ihn so zum improvisieren.
In diesem Fall traf ihn ein 17jaehriges M?dchen mit der wahrscheinlich
nervigsten und lautesten Stimme, die er je vernommen hat, auch bekannt
als Leonore, kurz "Leo". Trotz des Altersunterschiedes haben sich Anja
und Leo immer ganz pr?chtig verstanden und zusammen am?siert. Die beiden
konnten stundenlang miteinander lachen.
Walter erinnerte sich daran, dass er sie schon damals, als er sie
zwangsweise immer wieder zusammen mit Anja traf, nicht leiden konnte.
Und sp?testens nachdem sie ihn mit einer heftigen Umarmung, zwei
Kuesschen und einem "OH-MEIN-GOOOOTT, haben wir uns lang nicht mehr
gesehen!" begr??t hatte, wusste er wieder warum. Ihre ?bertrieben
tussige Art, zusammen mit ihrer Stimme, die s?? wie ein Zahnarztbohrer
durch den Raum hallte und auch weit entfernt sitzende Leute dazu brachte
sich umzudrehen machte in Wahnsinnig. Am liebsten w?rde er sich seine
Daumen abschneiden und in die Ohren stecken, um dieses Gekreische nicht
mehr h?ren zu m?ssen, doch jetzt blieb ihm wohl nichts anderes ?brig als
in den sauren Apfel zu bei?en.
"Sag mal, wo hast du denn deine Brille?", fragte sie ihn pl?tzlich.
Fuck. Nach dieser unerhofften Begegnung holte ihn auch seine zweite
Fehlerquelle wieder ein. Er hatte tats?chlich eine Brille vergessen!
Anja trug immer ihre Brille, sie war blind wie ein Maulwurf, doch er
hatte keine! Das war definitiv nicht gut. Angestrengt dachte Walter
nach, spielte zur Ablenkung mit den Fingern in Anjas mittellangen,
dunklen Haaren. Jetzt musste er sich schnell etwas einfallen lassen.
"Sind das etwa Kontaktlinsen?"... oder einfach Leonores Vorgaben folgen.
Das war tats?chlich das erste Mal, das ihm ihre vorlaute Klappe n?tzlich
erschien.
W: "Aehm...ja, genau! Das sind meine neuen Monatslinsen. Tres Chick,
nicht war?"
L: "Naja, ich fand deine Brille besser. Wollte eigentlich nur kurz
Hall?chen sagen, muss gleich weiter zu meinem Freund. Was treibst du
denn so? Willst du dir heute Abend 'nen s??en Junggesellen angeln?"
W: "Nun... jaja, ganz genau wie du meinst, Leo!" Allein schon der
Gedanke das er jetzt mit einem Mann rummachen sollte trieb ihm ein
flaues Gef?hl in den Magen. Aber was Leo nicht wei?...
L: "Dann gib dir aber ein bisschen mehr M?he als beim letzten mal! Der
Typ war ja eine echte Blamage."
Ok, das war ein Tiefschlag dachte Walter, w?hrend der DJ eine neue
Schallplatte auflegte.
W: "Was f?r Drogen hast du eigentlich deinem neuen Macker spritzen
m?ssen, damit er dir nicht die Stimmb?nder rausrei?t? Oder war er schon
von Geburt an taub???"
L: "Tut mir leid ich versteh kein Wort, die Musik ist zu laut! Naja, ich
muss dann sowieso gehen, mein Freund wartet! Ich ruf dich an, ok?"
"Geh sterben", war das letzte, was Walter ihr hinterher rufen konnte,
bevor sie endg?ltig aus seinem Blickfeld verschwand, doch auch diesen
Spruch schien sie nicht mehr zu h?ren, denn sie quittierte ihn nur mit
einem breiten Grinsen und einem letzten Abschiedswinken.
In typischer Marge Simpson Manier atmete Walter einmal kr?ftig aus.
Seine Arme baumelten lustlos an seinen Seiten, w?hrend er den Kopf in
den Nacken warf. Nun war er mit den Nerven wirklich soweit runter, das
er doch erst noch etwas trinken wollte, bevor er Anja blo?stellen w?rde.
Nach einem kurzen Stossgebet, in dem er sich daf?r bedankte, dass ihn
Leonore nicht nach dem Mallorca-Urlaub gefragt hat, ging er
schnellstm?glich zum einzigen noch frei gebliebenen Barhocker und
wartete auf die Bedienung. Der pl?tzliche Stress brachte ihn Mental zwar
v?llig in Fahrt, doch anstelle von Adrenalin h?tte er gerade viel lieber
etwas eisgek?hltes mit einem ordentlichen Schuss.
***Twilight Zone***
Nach nicht einmal einem halben Glas Caipirinha h?rte Walter bereits die
Engel singen. Der Geschmack des Cocktails, der viel bitterer schmeckte
als sonst, brannte noch in seiner Kehle. Neben der unglaublichen
Erregbarkeit und der Gabe des Bezirzens war dies wohl der erste
wirkliche Nachteil am Frausein.
Und auch wenn es prinzipiell verschmerzbar ist, nicht viel Alkohol zu
vertragen, traf es ihn in diesem Augenblick. Denn als der Barkeeper,
irgend so ein milchgesichtiger Bubi ihm tatsachlich riet eine Pause
einzulegen da "er wei? was passiert wenn kleine M?dchen zu viel
trinken", f?hlte er sich zum ersten Mal seit langem richtig schwach.
Nicht, das er sich nicht ab und zu schwach f?hlen w?rde: Walter war in
der Tat recht unsportlich, und den meisten anderen Jungs k?rperlich
unterlegen. Doch sich von einem solchen Knilch erst sagen zu lassen, das
man(n) trinkt wie ein kleines M?dchen und sich dann von dem gleichen
Kerl, offensichtlich, weil er sich an "sie" ranmachen wollte eine Cola
spendieren zu lassen war schon ein Armutszeugnis.
Gl?cklicherweise war Walter schon zu betrunken um sich ?ber den Mini-
Kavalier auf zu regen. Gekonnt lies er die Cola ans andere Ende der
Theke rutschen und wandte sich um, damit er ein wenig Luft schnappen
konnte. Gleichzeitig hatte er die Chance nach bekannten Gesichtern
zwischen den G?sten zu suchen, um auf weitere Begegnungen mit nervigen
Freundinnen gefasst zu sein.
Doch wenigstens diesmal schien ihm Fortuna treu zu bleiben. Sonst war
keine von Anjas Bekanntschaften zu sehen. An vielen Tischen aber sa?en
Klassenkameraden von ihm. Wobei das "Kameraden" in dem Fall nicht
unbedingt "m?gen" bedeutet, sondern lediglich "zusammen den gleichen
langweiligen Unterricht ertragen. Am besten aus 2 verschiedenen Ecken
des Raumes".
Zwischen den einzelnen Tischen lief eine sehr verdutzt wirkende Rebecca
umher, auf die Franky ja momentan mehr als gut zu sprechen war. Wie gut
sie sich mit Anja verstand wusste er nicht. Aber es konnte ihm auch egal
sein, sie schien momentan sowieso nach etwas oder jemandem zu suchen und
schenkte ihr keine weitere Aufmerksamkeit.
Da fesselte ihn das Drama, das sich zwei Tische weiter rechts abspielte,
an dem Tisch, an dem er sich immer mit seinen Freunden traf wesentlich
mehr. Da sa? doch tats?chlich, oder besser gesagt r?kelte sich Nina,
Wilhelms Freundin, Arm in Arm und wild k?ssend, doch nicht etwa mit
ihrem Liebsten sondern mit Marcel, ihrem besten Freund.
Es war schwierig f?r Walter die Augen von diesem Szenario zu lassen.
Dieses kleine, hinterh?ltige Mistst?ck! Dar?ber nachgedacht das sie es
mit Wilhelm nicht so ernst meint hat er ja schon oft und lange und auch
mit Franky hat er das Thema bei einem guten Glas oft diskutiert, doch
es mit eigenen Augen zu sehen war mehr als schockierend! Am liebsten
w?rde er aufstehen und ihr eine anst?ndige Ohrfeige verpassen. Wie sie
so mit den Gef?hlen seines besten Freundes spielen konnte war ihm v?llig
unklar... er war einfach nur angewidert.
"Danke f?r die Cola, aber so etwas zieht bei mir einfach nicht!". Die
s??e Stimme riss ihn ganz aus seinen Gedanken, wof?r er insgeheim
dankbar war. Vor ihm stand Rebecca, in der einen Hand das Glas Cola das
er ?ber den Tresen geschoben hatte, die andere and ihrer H?fte,
vervollst?ndigt durch eine f?r ihre Verh?ltnisse sehr finster
dreinblickende Miene. Doch nicht nur die kam ihm seltsam vor...
irgendetwas war hier faul...
"Sorry Rebecca, die Cola hab ich nicht deinetwegen auf Reisen geschickt,
sondern weil.... ach, unwichtig! Aber sag mal: Hast du nicht vorhin noch
nach jemandem gesucht? Und vor allem: Hattest du nicht gerade noch
andere Sachen an!?"
Es klang zwar Merkw?rdig (wenn auch schon alles an diesem Tag
geschehene mehr als Merkw?rdig war), doch Walter hatte absolut Recht.
Die Rebecca, die er nur einen Augenblick vorher gesehen hatte trug
lediglich ihr lavendelfarbenes Top und eine sehr helle Jeans. Jetzt
schien ihre Jeans allerdings viel dunkler, und hatten einen anderen
Schnitt. Au?erdem trug sie pl?tzlich ihre braune Cordjacke. Und am
Kragen funkelte ein gr?nes, mit Strass verziertes Oberteil hindurch.
"Houston, wir haben ein Problem..."
"Jetzt versuch nicht abzulenken!" antwortete Rebecca mit leicht
verwirrtem Blick. "Ich wei? doch genau was du hier spielst: Du willst
dich bei mir einschleimen, weil du unseren Wuschi so schamlos ausgenutzt
hast! Doch von der Liste kannst du mich streichen. Ich helf' dir
garantiert nicht dabei dich schuldenfrei zu f?hlen!"
Nicht nur der mysteri?se Outfitwechsel verunsicherte Walter immer mehr.
Er hatte Rebecca schon auf einigen Partys getroffen, aber sie war
wirklich nie streits?chtig oder aggressiv in Erscheinung getreten. Sie
war eher der sch?chterne, zur?ckhaltende Typ "Mitl?ufer", der meistens
anderen das Reden und Streiten ?berlie?. Und warum meinte sie, das
"Anja" sie mit der Cola mild stimmen und einen auf Freundschaft machen
wollte. Oder besser gesagt: Warum verteidigte sie Walter? Er hatte sich
zwar ein paar mal mit Rebecca unterhalten und es war eine lustige
Bekanntschaft f?r ihn, aber derartig gut kannten sie sich wirklich
nicht. Trotzdem wurde sie zu einer wahren Furie um sein m?nnliches
Selbst zu verteidigen.
"Wieso hast du das eigentlich gemacht? Was hast du denn f?r Probleme mit
ihm!?" fragte Rebecca mit lautstarkem und strengem Ton. Das Gespr?ch
schien mittlerweile auch die umliegenden Tische zu interessieren.
Zumindest senkte sie der Ger?uschpegel, Musik nat?rlich ausgenommen
deutlich. Er stand mit seinem kleinen, schwarzen Kleidchen f?rmlich im
Rampenlicht, die blicke der Meute auf ihn und Rebecca. Das war....
einfach nur perfekt!
***Der gro?e Auftritt***
Auch wenn es wohl das Letzte war, das Rebecca tun wollte: Sie hatte
Walter, besser gesagt der falschen Anja einen gewaltigen Stoss in die
richtige Richtung gegeben. Es brauchte ein wenig an
Improvisationsarbeit, doch mit etwas Fingerspitzengef?hl und Rebecca als
ohnehin schon ?belgelaunter Gespr?chspartnerin konnte es durchaus
funktionieren.
"Ach wei?t du, Rebecca", sagte Walter gelassen mit angehobener Stimme,
w?hrend er verf?hrerisch auf und ab stolzierte. "Ich, Anja
Bretschneider, hab's einfach n?tig!"
Damit hatte seine Kontrahentin ganz offensichtlich am wenigsten
gerechnet. Genau so wenig wie alle Anwesenden, die das Spektakel
mittlerweile verfolgten, was man an den ?hnlich dreinschauenden,
fragenden Gesichtern erkannte.
Es funktionierte. Walter setzte weiter an, diesmal lauter: "Jemand mit
einem solch riiiiiiiiieeeeeeesigen Ego wie ich braucht einfach so
unterlegene B?rschchen wie euch, um sich best?tigt zu f?hlen. Ich meine,
wie k?nnte ich sonst so affektiert sein?"
Die ersten Buhrufe von zumeist m?nnlichen Zuh?rern hallten durch den
Raum, gepaart mit dem Gel?chter der Damen. Mittlerweile spielte nicht
einmal mehr Musik, sogar das Personal starrte lieber auf seine
vollkommen ausgeflippte Masche, anstatt Gl?ser zu polieren oder G?ste zu
bedienen.
Die Zeit f?r sein gro?es Finale war gekommen. ?berm?tig sprang Walter
erst auf den Barhocker hinter ihm und dann auf den Tresen, wobei das
kurze, auffliegende Kleidchen seinen direkten Nachbarn und dem Milchbubi
von vorhin eine sch?ne Aussicht auf seinen Po und das schwarze H?schen
geboten haben d?rfte. Zumindest schmissen sie ihn nicht sofort raus. So
eine Live Show ist ja auch mal was anderes als immer nur der gleiche,
schlechte DJ. Sogar Rebeccas Wut war verflogen und einem breiten Grinsen
gewichen.
"Komm schon, dir ist doch sicher schon l?ngst aufgefallen, dass ich hier
das gr??te Flittchen am Ort bin!" Dazu ein paar laszive Bewegungen. Mit
den H?nden griff er sich seitlich an seinen Brustkorb und gab seinem
Publikum so einen pr?chtigen Blick auf sein gut gebautes Dekolletee. Er
h?rte Pfeifen und Gr?len, was ihm nur noch mehr Antrieb gab. Er war in
voller fahrt, Gl?cksgef?hle durchschossen sein Gehirn. Es war der Sieg
seines Kopfes ?ber die Frau, die sein Leben ruinierte und deren K?rper
er gerade trug.
"Und weil ich so ein gro?es, dreckiges Luder bin spiele ich gerne Kirche
und lasse jeden in mein Heiligtum!" Mit diesen Worten lie? er seine
H?nde blitzschnell herab fahren und zog sich das Kleid soweit hoch, das
diesmal auch die letzten R?nge was zu kucken hatten.
Die Zuschauer, egal ob Junge oder M?dchen, Bekannte oder Fremde,
Personal oder G?ste waren au?er sich! So etwas absolut beklopptes haben
sie seit dem Abtritt von Stefan Raab bei Viva nicht gesehen. Schallendes
Gelaechter und sp?ttischer Applaus erf?llten die Luft.
Er hatte es tats?chlich geschafft. Die, die ihren Namen kannten gaben
ihn schnell an Nebensitzer und Tischnachbarn weiter, bis schlie?lich
alle im Chorus "Anja! Flittchen! Anja! Flittchen!" sangen, w?hrend sie
immer noch applaudierten und er Handk?sse in die Menge warf.
Jeder normalsterbliche w?re auf der Stelle am liebsten im Erdboden
versunken und erst in China, wo man unbekannt war, wieder aufgetaucht.
Doch Walter war einfach nur zufrieden. All diese Menschen w?rden Anja
nur noch als durchgedrehte Schlampe in Erinnerung haben. Als kleinen
Bimbo, der absolut keinen Scham und Selbstrespekt hatte und sogar mit
notgeilen 16jaehrigen schlafen w?rde. Am liebsten h?tte er vor Freude
der n?chst Besten einen dicken Kuss auf die Lippen gedr?ckt, doch f?r
heute hat er erst mal genug verbrochen.
Gerade wollte sich noch einmal vor seiner Audienz verbeugen, da ergriff
jemand mit einer au?erordentlichen Kraft sein Handgelenk und riss ihn
vom Tresen. Er versuchte noch sich loszul?sen oder zumindest umzudrehen
und zu kontrollieren, wer ihn denn da entf?hren wollte, doch Anjas
zierlicher Arm war zu schwach, um sich zu befreien. Unter heftigen
Buhrufen wurde er wild strampelnd aus der Bar gezogen....
***B?se ?berraschung***
Es ging alles sehr schnell. Hinter sich sah Walter das dreifarbige
Partylicht an der Decke des Venice, dann den T?rrahmen und letzten Endes
den Angestellten von der Security, der ihm zum Abschied idiotisch
hinterher grinste. Anschlie?end nur noch die Umrisse der von innen
erleuchteten Fensterscheiben und den fahl getr?bten Sternenhimmel der
lauen Nacht.
Hinter seinem Kopf h?rte er das best?ndige Klacken von festen Schritten
auf dem harten Pflasterstein, wohingegen das Getrippel seiner Sandalen,
mit denen er sich notd?rftig vor dem Hinfallen bewahrte, gerade zu
lachhaft leise und tapsig klang. Er hatte es immer noch nicht geschafft
sich umzudrehen, doch die kr?ftige Pranke, die sein Handgelenk so fest
umschloss, dass er schon sehen konnte wie sich sein Blut staute, lie?
einiges an R?ckschl?ssen zu. Die Hand war zwar gro?, geh?rte aber
eindeutig zu einer Frau, was die geringe Behaarung und die langen,
schwarz gef?rbten Fingern?gel verrieten. Und dann war da noch dieses
kleine Schwei?band mit dem Aufgedruckten Wort "Nightwish".
Walter kramte in seinen Erinnerungen. Er hatte dieses unglaublich
kitschige Ding doch schon einmal gesehen. Aber wo? Hastig sortierte er
Bilder von Leuten in seinem Kopf, assoziierte sie mit Kleidung und
Musikgeschm?ckern. Und da schoss es ihm wieder in den Sinn! Er wusste,
zu wem die Hand geh?rte, doch hoffte immer noch darauf das er sich
t?uschte. Denn w?rden sich seine Vermutungen best?tigen musste er sich
auf einiges Gefasst machen.
Das seltsame Paar hielt hinter einer H?userecke, vielleicht 50m vom
Venice entfernt. Die Fu?g?ngerzone war menschenleer, wie nicht anders zu
erwarten. Auf einmal zogen die H?nde Walter weit nach oben, bis er
wieder aufrecht auf den eigenen F??en stehen konnte, dann packte ihn die
andere, noch freie Hand seiner Entf?hrerin an der Schulter und drehte
ihn einmal um 180 Grad. "Was zum Teufel sollte das denn eben werden!"
fauchte ihm eine gewaltige Altstimme entgegen und best?tigte den von ihm
bereits erfassten, schlimmsten Anzunehmenden Ernstfall.
Vor ihm stand Samantha "Sami" Kirschner, die schon seit Jahren Anjas
beste Freundin war, in all ihrer F?lle. Und in diesem Fall sollte
"F?lle" nicht darauf anspielen, das sie ein paar Pfund zu viel auf den
Rippen h?tte, sondern auf ihre enorme Figur! Sami war mit ihren 1,86
Metern K?rpergr??e schon eine wahre H?nin, doch mit den schwarzen High-
Heels, die sie eigentlich immer Trug wenn sie ausging konnte sie fast
schon seinem Kumpel Wilhelm in die nussbraunen Augen starren.
Aber nicht genug damit, dass die meisten zu ihrem h?bschen Gesicht
aufblicken mussten. Mit der Passion f?r den klassischen Speewurf hatte
sie ihrer fr?heren Realschule nicht nur die eine oder andere
Goldmedaille verdient, sondern auch dem ein oder anderen Draufg?nger,
der bei einem Date zu weit ging ordentlich die Eier gequetscht. Walter
hatte sie bereits einmal in Aktion gesehen, als er noch mit Anja
zusammen war und sie in einer Diskothek in der n?chst gr??eren
Kreisstadt von einem dieser streits?chtigen Prolls angemacht wurden.
Damals war er wirklich froh dar?ber, das er auf der richtigen Seite
stand und nicht er es war der Samis rechten Haken in die Magengrube
abbekam. Damals hatte er schon ordentlich Respekt vor ihren F?higkeiten.
Doch jetzt sah es so aus als w?re sie gegen i