Andy
- 2 years ago
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Mit einem Schrei wachte ich auf, in Schwei? gebadet. Nur eine Minute
sp?ter war Mom bei mir im Zimmer. "Andrea, was ist passiert?"
Ich brauchte einen Moment, um wirklich wach zu werden. Mir war ganz
komisch zumute. Langsam beruhigte sich mein Herz, das eben noch wie wild
gepocht hatte.
"Mir- mir geht es wieder gut. Nur ein Albtraum."
"Das muss aber ein schlimmer Traum gewesen sein. Willst du ihn mir
erz?hlen?"
Ich nickte. "Ich war mit Biene zusammen und wir k?ssten uns. So intensiv
wie noch nie, ein ganz toller Zungenkuss. Ich machte die Augen zu. Der
Kuss wurde immer besser. Nach einer halben Ewigkeit war der Kuss zu Ende
und ich machte die Augen auf. Ich schaute direkt in Kais Gesicht."
"Oh - ich verstehe." Sie schien etwas sagen zu wollen, lie? es aber
bleiben. Statt dessen nahm sie mich nur in ihren Arm, bis ich mich
v?llig beruhigt hatte. "Meinst du, es geht wieder?"
Ich nickte.
"Wenn du noch einmal Probleme bekommst, dann kommst du zu mir, ja?"
Ich nickte erneut. Mom gab mir eine etwas festere Umarmung und ging.
##
Als ich wieder aufwachte, f?hlte ich mich frisch und ausgeruht. Hatte
ich wirklich einen Albtraum gehabt? Ich zog den Morgenmantel an, sah
aber dann mein Dirndl. Kurz entschlossen ging ich unter die Dusche - ich
klebte etwas - und zog mich an.
"Guten Morgen", gr??te ich Mom.
"Guten Morgen. Geht es dir wieder gut?"
Aha, den Albtraum gab es also tats?chlich. Dann wohl alles andere auch -
ich hatte einen Jungen gek?sst.
"Ja, es geht mir wieder gut. Es ist nur noch eine undeutliche
Erinnerung." Tr?ume verga? ich immer sehr schnell.
"Ich hatte es mir schon gedacht, sonst h?ttest du nicht das Dirndl
angezogen."
Ich grinste nur und bedient mich an dem Kaffee aus der Thermoskanne.
Mom sah mir nachdenklich zu. "Deine langen Fingern?gel scheinen dich ja
kaum zu behindern."
Ich sah sie an. Tats?chlich kamen sie erst jetzt in mein Bewusstsein, so
selbstverst?ndlich waren sie geworden. "Ich bemerke sie kaum noch." Als
ich sie nun genau betrachtete, stellte ich fest, dass an diversen
Stellen kleine Macken waren, obwohl die N?gel so hart waren. Eine Kerbe
stammte vom Zwiebelschneiden, daran konnte ich mich erinnern. Ohne die
Acryln?gel h?tte ich mich sicherlich verletzt.
"Sie sehen schon etwas mitgenommen aus. Du bist nicht vorsichtig genug",
stellte sie fest.
"Ja, ein wenig gelitten haben sie schon. Aber sie sehen immer noch sehr
gut aus. Ich mag sie. Kann man sie reparieren?"
Das entlockte Mom wieder einen Seufzer. "Hast du dich eigentlich
entschieden, was du nach den Ferien machen willst?"
"Als Andreas zur Schule gehen?"
"Aber mit neu gemachten Fingern?geln, die ja auch so einfach abgehen."
Uuups. Ich sah das Problem. Aber so schnell gab ich nicht auf. "Kann man
sie nicht anders reparieren?"
"Anders? Nicht so stabil? Dabei sind selbst diese nicht stabil genug.
Ich glaube, du brauchst welche aus Stahl."
Ich war mir nicht sicher, ob sie es nicht ernst meinte, bis ich das
Zwinkern in ihrem Auge sah. "Nein Mom, jetzt mal im Ernst."
"Du kannst farblosen Nagellack dar?ber machen, dann sieht man die Macken
nicht mehr so sehr."
"Gute Idee! Hast du welchen? Ich habe nur Farbigen."
"Was sollte mein Sohn auch sonst haben. Ja, ich habe welchen."
Merkw?rdigerweise kein Seufzer, den ich eigentlich erwartet hatte. Sie
stand auf und holte ihn.
Ich reinigte meine Fingern?gel und lackierte sie dann. Nahezu alle
kleinen Macken wurden unsichtbar, und es gl?nzte toll.
W?hrend ich mit den Fingern wedelte, sagte Mom, "Wie ich an dem Mangel
an Antwort sehe, hast du dir keine Gedanken gemacht. Nun, dann wird es
wirklich der Psychologe entscheiden m?ssen. Am Dritten, also ?bermorgen,
ist der n?chste Termin."
"Soll ich es ihm erz?hlen?"
"Erz?hlen? Was?"
"Von Kai."
Sie nickte. "Ich glaube, das ist sinnvoll."
Dann, als ich nichts darauf sage, f?gte sie hinzu, "Morgen muss ich
wieder arbeiten. Ich denke, wir sollten das Feiern."
"Prima! Wie?"
"Indem du Essen kochst."
"Au Mom!!!!"
##
Mein Protest war nur gespielt gewesen, denn tats?chlich machte es mir
viel Spa? mit Mom zu kochen. Und noch mehr, das ?beraus gelungene
Ergebnis zu genie?en.
Dann setzten wir uns m?de auf die Couch. Aber ich war nicht m?de genug,
um mich nicht noch schnell umzuziehen. Eine wei?e Strumpfhose hatte ich
schon an, ?ber die nun ein Gymnastikanzug kam. Nichts ist besser
geeignet um sich genussvoll auf der Couch zu r?keln!
Ansonsten taten wir nichts. Schlicht faulenzen. Mom wollte ihren letzten
freien Tag auskosten.
Aber irgendwie war der sonst so angenehme Anzug heute nicht richtig
gem?tlich. Falsch gewaschen? Oder ein der Weichsp?ler? Jedenfalls juckte
es mich auf der Brust.
Als Mom mein wiederholtes Kratzen bemerkte, musste ich den Anzug etwas
nach unten ziehen. Meine Brust war rund um die Brustwarzen leicht
ger?tet.
"Das kommt garantiert davon, weil du dauernd die Plastikbr?ste tr?gst.
Du cremst dich jetzt ein. Morgen l?sst du die Br?ste erst einmal weg.
Wenn du sie doch brauchst, lege jeweils ein Stofftaschentuch drunter."
Das schien mir sinnvoll zu sein. "Ok, Mom."
Weil Mom fr?h aufstehen musste, gingen wir bald darauf schlafen.
##
Ohne Albtr?ume erwachte ich erfrischt auf. Oh Mann, erst neun Uhr!
Mitten in der Nacht!
Ich stand aber trotzdem auf, da mir meine Blase keine andere Wahl lie?.
Hmm, die Brust war aber immer noch gereizt. Ich rieb durch das weiche
Nachthemd. Das war der Grund, warum ich es so mochte: Es war so herrlich
soft.
Was war das? Da gab es einen kleinen Knubbel. Ich zog das Nachthemd aus
und stellte mich vor den Spiegel. Zwei winzige Beulen waren unter meinen
Brustwarzen. Hatten mich die Prothesen vergiftet? Ich hatte erst
letztens eine Sendung im Fernsehen gesehen, wo von solchen Sachen bei
Spielzeug berichtet wurde.
Ich wusste die Stoffe nicht mehr, aber das Spielzeug war aus Plastik,
und meine k?nstlichen Br?ste sind es auch. Ich bekam es mit der Angst zu
tun. Ich hatte die Br?ste so soft getragen!
Voll Panik ging ich zum Telefon und rief Mom im B?ro an. Das mochte sie
?berhaupt nicht, und ich soll sollte es nur im Notfall tun. Aber das war
ja schlie?lich ein Notfall.
Es dauerte eine Minute, bis sie ans Telefon geholt wurde.
"Andreas? Was ist los?" Ihre Stimme war voll Sorge.
"Ich habe zwei kleine Beulen auf der Brust! Ich glaube, die Prothesen
haben mich vergiftet!" Meine Stimme war zittrig.
"Nun mal mit der Ruhe. Tut es weh?"
"Nein, es ist nur sehr empfindlich und ger?tet."
"Ist dir schlecht?"
"Nein."
"Wie gro? sind die Beulen?"
"So wie eine Haselnuss."
"Das scheint mir nichts Gef?hrliches zu sein."
"Aber Mom! Die Beulen waren gestern noch nicht da!"
"Aber es war schon ger?tet. Wahrscheinlich nur irgendeine allergische
Reaktion. Ich glaube wirklich nicht, dass es etwas Ernstes ist."
"Aber- ich habe Angst."
"Ok, dann gehe zum Arzt. Du bis alt genug, das alleine zu tun. Du rufst
Dr. Schneider an und fragst nach einem Termin. Dann f?hrst du mit dem
Bus dahin, oder gehe zu Fu?, so weit ist es ja nicht."
"Ok, Mom."
"Und rufe mich an, wenn es etwas Ernstes ist."
Aha, sie sorgte sich also doch. Ich auch.
Ich rief bei Dr. Schneider an. Eine Sprechstundenhilfe antwortete.
"Hallo, ich br?uchte einen Termin?"
"Ja, f?r wann? Ich h?tte noch etwas f?r ?bermorgen frei."
"?bermorgen? Nein, ich braucht heute einen Arzt."
"Ist es etwas Ernstes? Hast du Schmerzen?"
"Nein, keine Schmerzen. Aber ich habe Angst."
"OK, ich nehme dich vor der Mittagspause rein. Du erkl?rst dann Dr.
Schneider, warum er weniger Zeit zum Essen hat. Komme um zw?lf, und du
wirst warten m?ssen."
##
Da ich so viel Zeit hatte, ?berlegte ich erst einmal, was ich anziehen
sollte. Das war gar nicht so einfach. Ich war in der Kartei als Andreas,
ein Junge. Aber ich hatte weder eine Hose noch sah ich wie ein Junge
aus.
Es blieb mir nichts anderes ?brig, ich musste als Andrea gehen. Ein
Jeanskleid erschien mir das Sinnvollste zu sein. Mann, vor wenigen
Wochen hatte ich noch nicht l?nger dar?ber nachgedacht, was ich anziehen
soll.
Die weinrote Strumpfhose schien mir dazu passend. Nicht zu auffallend,
aber trotzdem gut aussehend.
Bei den Prothesen z?gerte ich. Es war bestimmt keine gute Idee, sie
wieder zu tragen. Aber meine Ballons hatte ich weggeworfen. Und alles
andere kam nicht in Frage, da hatte ich schon genug probiert. Also doch
die Idee von Mom: Jeweils ein Taschentuch darunter.
Aber das funktionierte nicht. Es verrutschte dauernd. Da fiel mir der
andere Gymnastikanzug ein, der ohne Arme. Ich zog ihn an. Er war fast zu
eng, aber das war eher gut. Nun einen BH dar?ber und die Br?ste hinein -
perfekt.
Nun noch Makeup. Oder nicht? Nein, als M?dchen brauchte ich ein wenig,
sonst sah ich nicht feminin genug aus.
Aber ich wollte auch nicht zu viel nehmen, was w?rde der Arzt denken!
Tats?chlich brauchte ich eine Menge Makeup, nur damit man es kaum sah.
Bestimmt eine Stunde stand ich vor dem Spiegel. Dann wurde mir pl?tzlich
bewusst, dass ich mich jetzt beeilen musste.
Den Bus konnte ich nun vergessen, der war weg. Also beeilte ich mich zu
der Praxis zu kommen. Ziemlich au?er Atem kam ich an.
An der Anmeldung sah mich die Sprechstundenhilfe auffordernd an.
"Ich bin-" ?h, was sagte ich nun? "Ich bin Andy. Ich hatte vorhin
angerufen."
"Ah ja. Gib mir deine Versicherungskarte, und zehn Euro bitte." Ich
w?hlte die Karte aus meiner Handtasche und kramte zehn Euro in M?nzen
zusammen.
"Andreas?" las sie erstaunt.
Ich nickte nur. Die Leute im Wartezimmer brauchten das nicht zu h?ren.
"Oh, du hast dich aber ver?ndert."
Ich war sehr erleichtert, dass sie es so professionell nahm. Sie h?tte
mich auch ganz sch?n blamieren k?nnen. Voller Dankbarkeit sah ich sie
an.
"Gut, ---?"
"Andrea."
"Gut, Andrea, dann nimm Platz. Es wird bestimmt eine halbe Stunde
dauern." Dann unterhielt sie sich leise mit ihrer Kollegin und beide
warfen mir bedeutungsvolle Blicke zu.
##
Fast eine Stunde sp?ter, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen, wurde ich
zu dem Arzt gef?hrt. Anscheinend hatten die Frauen ihm nichts gesagt,
denn er schaute auf seine Unterlagen und fragte dann verwirrt,
"Andreas?"
Ich nickte. "Es ist eine lange Geschichte."
"Die w?rde ich wirklich gerne h?ren, aber zuerst erz?hle mir, was dich
zu mir f?hrt."
"Als ich heute Morgen aufwachte, hatte ich zwei kleine Beulen auf der
Brust."
"Nun, anscheinend sind sie mittlerweile ziemlich gewachsen."
Zuerst wollte ich b?se sein, aber als ich das Funkeln in seinen Augen
sah, musste ich lachen.
"Gut, nachdem du jetzt etwas weniger verkrampft bist, mache bitte den
Oberk?rper frei."
"K?nnen sie mir mit dem Rei?verschluss helfen?" Ich schaffte es zwar
auch alleine, musste mich aber ziemlich verrenken.
Er zog den Rei?verschluss auf und ich stieb aus dem Jeanskleid. Dann
nahm ich die Prothesen heraus und gab sie ihm. "K?nnen die vielleicht
giftig sein? Ich habe so etwas von Plastikspielzeug geh?rt."
"Keine voreiligen Schl?sse. Lass' mich erst einmal deine Brust sehen."
Ich zog den BH aus und den Gymnastikanzug nach unten.
Er sah sich meine Brust genau an, nahm auch eine helle Lampe dazu. Dann
tastete er die Beulen ab. "Tut das weh?"
"Nicht richtig weh. Eher sehr empfindlich."
Nun dr?ckte er mit dem Finger genau auf den Nippel. Erstaunlicherweise
gab die Haut problemlos nach und er konnte ein kleines Loch dr?cken.
"Aha."
"Was ist?" fragte ich voller Angst.
"Keine Angst. Es ist ?berhaupt nichts Schlimmes. Das, in das ich meinen
Finger dr?cke, ist eine Brustdr?se. Genauer gesagt, was um meinen Finger
herum ist. Sie ist gr??er als normal."
"Brustdr?se? Was ist das?"
"Darin wird bei Frauen die Milch produziert."
"Milch? Aber ich bin doch ein Junge."
"Zuerst war ich mir da nicht so sicher", sagte er grinsend. "Aber Jungen
und M?dchen haben genau die gleichen Anlagen, wie man an den Brustwarzen
sieht. Nur die Hormone entscheiden, ob einer Frau eine Brust w?chst oder
einem Mann nicht."
"Und was bedeutet das nun?"
"F?r solche Schwellungen gibt es bei einem Jungen in deinem Alter drei
m?gliche Ursachen: Eine simple Entz?ndung, wie etwa durch eine
Verletzung oder eine Allergie. Das scheidet gleich aus, denn deine
Schwellungen sind viel zu genau unter den Brustwarzen.
Dann gibt es Lipomastie. Das ist Fett, welches sich unter der Haut
ansammelt. Vor allem ?bergewichtige Jungen k?nnen das bekommen. Aber das
ist es nicht, sonst w?rde ich nicht das hier sp?ren." Damit dr?ckte er
mir wieder ins Zentrum meiner Brustwarze.
"Probiere es selber." Tats?chlich, ich konnte mit dem Finger ein kleines
Loch in der Mitte sp?ren, und darum herum h?rteres Gewebe.
"Das zeigt ganz deutlich, dass du Gyn?komastie hast."
"G?nne... Was?"
"Gyn?komastie. Das ist ein Fachwort f?r das, was sich dort auf deiner
Brust tut. Du brauchst keine Angst zu haben, es ist v?llig normal, sehr
viele Jungen haben das."
"Ich habe das noch niemals gesehen."
"Nun, die meisten Jungs ziehen sich kein Kleid an, sondern verstecken
ihre Schwellungen unter einem Pullover."
"Und das soll normal sein?"
"Sicher. Ziemlich genau die H?lfte aller Jungs bekommen es. Es h?ngt mit
der Pubert?t zusammen. Du wei?t, dass dann viele Hormone produziert
werden?"
Ich nickte. "Ja."
"Zu dieser Zeit wird aus einem M?dchen eine Frau und aus einem Jungen
ein Mann. Dazu gibt es weibliche und m?nnliche Geschlechtshormone."
Ich nickte wieder. Das kannte ich aus dem Biologieunterricht.
"Aber M?nner haben nicht nur m?nnliche Hormone, sondern auch Weibliche.
Nur viel weniger als bei einem M?dchen. Wenn nun in der Pubert?t die
Hormone verst?rkt produziert werden, dann geschieht das nicht immer
gleichm??ig, da verschiedene Organe daf?r zust?ndig sind."
Wieder ein Nicken.
"Bei manchen Jungs werden also zuerst verst?rkt weibliche Hormone
produziert. Wie gesagt, das ist etwa die H?lfte. Darauf reagiert dein
K?rper, auch deine Brustdr?sen. Das ist das, was du f?hlen kannst, die
wachsenden Brustdr?sen."
"Wachsen mir jetzt etwa Br?ste?"
"Ja, ein wenig. Wie viel, das kann niemand sagen. Bei den meisten Jungs
dauert es nur ein paar Tage oder Wochen. Wenn dann die m?nnlichen
Hormone verst?rkt produziert werden, bilden sich die Schwellungen
schnell zur?ck."
"Und wie lange dauert das? Und wie gro? werden sie?"
"Das kann dir niemand sagen. Es gibt nur Statistiken. Allersp?testens
nach zwei Jahren sind sie bei fast allen wieder weg."
"Zwei Jahre?"
"Das ist ein Extrem. In den allermeisten F?llen dauert es nur ein paar
Wochen. Und es wird nicht so sehr viel gr??er."
Ich wusste nicht, ob ich erleichtert sein sollte. Einesteils w?nschte
ich mir ein paar richtige Br?ste wie Biene, aber andererseits konnte ich
dann kaum noch als Junge in die Schule gehen.
"Und was kann man da machen?"
"Gar nichts. Das Zusammenspiel der Hormone ist sehr, sehr kompliziert.
Da sollte man nicht eingreifen, vor allem nicht in der Pubert?t. Das
kann negative Folgen f?r das ganze Leben haben."
"Es ist also reiner Zufall, was auf meiner Brust passiert?"
Er nickte.
"Und keine Idee, wie gro? sie werden?"
"Keinesfalls so gro? wie deine Prothesen. Um eine Sch?tzung abzugeben,
kaum gr??er als eine Walnuss. F?r zwei bis drei Wochen. Aber wie gesagt,
das kann auch anders kommen. Keine Garantie."
"Muss ich irgendetwas machen?"
"Nein. Deine Br?ste werden sehr empfindlich sein, sie k?nnen sogar
schmerzen. Aber das bedeutet nichts. Ich empfehle sehr weiche
Unterw?sche. Die meisten Jungs haben da ein Problem, aber du wohl kaum,
wie ich sehe. Tats?chlich d?rften deine Prothesen gut geeignet sein,
dass du es so komfortabel wie m?glich hast. Vor einer Vergiftung
brauchst du wirklich keine Angst zu haben.
Gut, dann ziehe dich wieder an. Aber lasse den Gymnastikanzug besser
unten, das d?rfte bequemer sein. Hier, ich mache dir etwas beruhigende
Creme darauf. Mit den Prothesen dar?ber verschmiert nichts."
Ich cremte meine Schwellungen ein und zog dann den BH an. Die Prothesen
f?hlten sich tats?chlich angenehm an, vor allem, weil sie abgek?hlt
waren.
"Gut, du bist der Letzte vor der Mittagspause. Jetzt w?rde ich gerne die
Geschichte h?ren, wie aus Andreas Andrea wurde. Ich lade dich zum
Mittagessen ein. Kommst du mit?"
Es gab keinen Grund abzulehnen. Bald sa?en wir in einem Restaurant nicht
weit weg und ich erz?hlte meine Geschichte bei einer Pizza.
##
"Ich sehe, du hast deine lebensgef?hrliche Erkrankung ?berlebt",
begr??te mich Mom, als sie von der Arbeit kam. "Hmm, das riecht aber
lecker."
Ich hatte, um keinen ?rger wegen des Anrufes bei ihr im B?ro zu
bekommen, zu einer kleinen Bestechung gegriffen. Ich hatte in der Schule
gelernt, dass Ger?che sofort ins Gehirn gehen. Gegen diesen Duft w?rde
sie hoffentlich nichts machen k?nnen.
Und zumindest bis nach dem Essen ging meine Rechnung auf. Dan fragte
sie, "So, was hast du denn nun? Brustkrebs?"
Ich schaute zu Boden, als ob dort die L?sung zu finden w?re. Dann
rappelte ich mich auf. Vielleicht half ja das Fremdwort, das Dr.
Schneider mir zehn Mal sagen musste, bis ich es behielt. "Ich habe
Gyn?komastie."
"Gut, dann ist es ja nichts Schlimmes."
"Du wei?t, was das ist?"
"Sicher."
Ich schaute sie baff erstaunt an.
"Als du angerufen hattest, habe ich in der Mittagspause im Internet
nachgeschaut."
"Du- du mogelst!!!"
Sie grinste mich nur an. Dann sagte sie, "Dann wirst du ja erleben, wie
es ist, wenn einem M?dchen Br?ste wachsen."
"Aber sie werden nicht gro? werden, sagt der Arzt. Jedenfalls ist es
nicht wahrscheinlich."
"Und du m?chtest, dass sie gro? werden?"
Ich sagte nichts, sp?rte nur, wie mein Gesicht hei? wurde.
"Hatte ich mir gedacht. Wenn du es steuern k?nntest, w?rdest du dann
wollen, dass dir gro?e Br?ste wachsen?"
Ich nickte kaum wahrnehmbar.
"Aber dir ist klar, dass tats?chlich das genaue Gegenteil passieren
wird? Deine Pubert?t kommt wieder in Schwung. Bald werden die m?nnlichen
Hormone einsetzten, und du wirst ein Mann werden."
Ich starrte sie erschreckt an. K?nnte wirklich schon bald alles vorbei
sein? Schon in zwei oder drei Wochen? Kein Babysitting mehr? Kein Dirndl
und kein Jeansrock?
Die Emotionen ?berw?ltigten mich und ich fing hemmungslos zu weinen an.
##
Eine halbe Stunde kuscheln bei Mom auf der Couch und ich hatte mich
wieder halbwegs beruhigt.
Mom fragte mich, "Du hast immer gesagt, du willst wieder als Junge nach
den Ferien zur Schule gehen willst. Nun scheinst du das nicht mehr zu
wollen?"
Ich wusste nicht, wie ich die Frage beantworten sollte. Nach einigen
Minuten Nachdenken sagte ich, "Ich m?chte eigentlich, dass alles so
bleibt, wie es ist. Ich m?chte als Andreas zur Schule gehen, und als
Andrea babysitten. Und vor allem m?chte ich als Andrea mit Svenja und
Biene zusammen sein. Es ist toll, mit ihnen als M?dchen zusammen zu
sein."
"Aber Biene ist doch deine Freundin?"
"Ja. Aber sie mag es, wenn ich Andrea bin. Ich glaube, sie mag mich dann
lieber als als Andreas."
"Habt ihr schon mehr gemacht als K?ssen?"
Ich sch?ttelte den Kopf. "Nur ein wenig streicheln."
"W?rdest du gerne mehr machen?"
Wieder ?berlegte ich eine Minute. "Ehrlich gesagt, ich wei? es nicht.
Einesteils w?rde ich gerne mehr machen, aber ich wei? nicht, wie Biene
reagiert."
"Eine verbl?ffend erwachsene Antwort f?r einen Teenager. Glaubst du,
dass Biene bei dir bleiben w?rde, wenn du jetzt immer als M?dchen leben
w?rdest?"
Ich schaute sie verbl?fft an. Diese Frage hatte ich mir noch nie
gestellt. "Mit Svenja w?rde es sicher kein Problem geben. Bei Biene-
ehrlich gesagt, ich wei? es nicht."
Nach einigem Z?gern f?gte ich hinzu, "Wei?t du Mom, ich glaube, es gibt
mindestens einen Grund, warum ich weiter Andrea sein m?chte. Als Andreas
h?tten wir niemals so zusammen geredet."
"Rede morgen mit dem Psychologen dar?ber. Mal sehen, was er zu sagen
hat."
##
Ich musste mit dem Bus zu dem Psychologen fahren, und das bedeutete fr?h
aufstehen. In den Ferien!
Wenigstens musste ich nicht lange warten. "Hallo Andrea", begr??te er
mich. Mit einem schnellen Blick ging er ?ber mein ?u?eres: Gekleidet wie
eine Studentin sah ich sicherlich mehr wie eine junge Frau aus als ein
Teenager. Und mein Makeup unterst?tzte das.
"Wie m?chtest du anfangen? Willst du von dem Test wissen, oder mir erst
einmal erz?hlen, was sich seit unserem letzten Besuch ereignet hat?"
Merkw?rdig, so ein Psychologe. Das h?tte ich auch fragen k?nnen. Ob ich
die Schule abbrechen sollte und gleich Psychologe werden?
"Ich w?rde gerne von dem Test erfahren."
"Was erwartest du, was herausgekommen sein k?nnte?"
"Ich wei? es nicht, deshalb frage ich ja."
"Nun, du sitzt als junge Lady vor mir. Das hat doch etwas zu bedeuten?"
"Ich mag einfach die Kleider, f?hle mich wohl darin. Und ich brauche sie
f?r meinen Job."
"Also Berufskleidung? Warum tr?gst du sie dann in der Freizeit?"
Und so ging das in einem Fort weiter. Auch nach einer Viertelstunde
wusste ich nichts von dem Test. Langsam wurde ich ungeduldig. "Jetzt
sagen Sie mir doch endlich, was bei dem Test herausgekommen ist."
"Ein recht ungew?hnliches Ergebnis. Ich hatte anfangs die Sorge, dass du
eine gespaltene Pers?nlichkeit haben k?nntest."
"Ich, geisteskrank?"
"Nein, so meinte ich das nicht. Du bist sicherlich geistig gesund, sonst
h?ttest du nicht in den meisten Punkten ziemlich ausgewogen
abgeschnitten. Wie ein typischer Teenager. Aber es gibt Auff?lligkeiten
bei der Geschlechtsidentit?t, die ich so noch nicht gesehen habe. Einen
Moment verh?ltst du dich wie ein typischer Junge, dann wieder wie ein
M?dchen."
"Das h?tte ich ihnen gleich sagen k?nnen."
"Ich glaube nicht. Es gab doch einen sehr aussagekr?ftigen Punkt. Aber
dazu sp?ter. Jetzt erz?hle mir erst einmal, was Besonderes in letzter
Zeit passiert ist."
In den n?chsten zwanzig Minuten erz?hlte ich alles ?ber den Kuss und
meine Gyn?komastie.
Dann war die Zeit um. "Jetzt sagen sie mir doch endlich, wie der Test
ausging."
"Das habe ich doch schon gesagt. Du handelst mal als Junge, dann als
M?dchen. Der einzige Unterschied ist, dass du zu 65% wie ein M?dchen
handelst, in einigen Tests sogar mehr."
"Hei?t das, dass ich in Wahrheit ein M?dchen bin?"
"Nein, hei?t es nicht. Es hei?t, dass dein Geist, genau wie dein K?rper,
noch nicht zu seiner Identit?t gefunden hat. Momentan bist du mehr
M?dchen als Junge, aber das kann sich jederzeit ?ndern. Genau wie deine
Gyn?komastie. Momentan hast du mehr weibliche Hormone, aber in wenigen
Wochen kann dein Bartwuchs beginnen und deine Stimme tiefer werden."
"Aber ich will keinen Bart!" Noch vor kurzem war das ganz anders, wusste
ich. Jetzt standen die erw?nschten ?nderungen, die ich mir so lange
gew?nscht hatte, bevor, aber ich wollte sie nicht mehr.
"Das geht zu schnell. Ich brauche mehr Zeit! Ich habe das mit dem
Jungen- und M?dchensein noch nicht aussortiert."
"Und genau das ist meine Meinung. Wenn die Pubert?t jetzt einen Schub
macht, dann k?nnte das zu sehr unerw?nschten Folgen f?hren. Ich denke,
wir sollten die Pubert?t verz?gern."
"Und wie geht das?"
"Mit Hormonen."
"Aber mein Arzt sagte, dass man bei einem Teenager nicht eingreifen
soll?"
"Und da hat er sehr recht. Aber hier soll nur der Start deiner Pubert?t
verhindert werden, indem ein Teil deiner nat?rlichen Hormone blockiert
wird. Es bleibt auf dem Stand wie jetzt, kann aber jederzeit wieder
gestartet werden."
"Also wachsen auch meine Br?ste nicht mehr?"
"Ich f?rchte, das ist das Problem. Solange deine weiblichen Hormone auf
diesem Stand sind, werden sie weiter wachsen. Solange, bis wir die
Blockierung aufhalten oder dein Hormonspiegel sich ?ndert, was jederzeit
sein kann. Aber keine Sorge, das geht sehr langsam. Du hast nicht den
Hormonspiegel wie ein M?dchen in der Pubert?t. Selbst in Monaten werden
sie noch so klein sein, dass du sie problemlos unter einem Pullover
verstecken kannst.
Hier ist die ?berweisung an einen sehr guten Endokrinologen. Der wird
erst einmal einen Hormonspiegel erstellen und dann ein Medikament
verschreiben, dass deine Pubert?t stoppt.
Du wirst nicht so schnell einen Termin bekommen, und der Test wird auch
etwas dauern. Wenn irgendetwas passiert, zum Beispiel ein Kratzen im
Hals, oder das deine Br?ste pl?tzlich kleiner werden, dann rufst du mich
sofort an. Klar?"
Er streckte mir die Hand hin und ich machte mich v?llig verwirrt auf den
Weg zur Bushaltestelle. Den ersten Bus verpasste ich, so sehr war ich
mir meinen Gedanken besch?ftigt.
Kaylin
- 14.12.2020
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