Andy
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Frau Weber war erstaunt, meine Mom zu sehen, aber Mark um so mehr
begeistert ?ber mein Outfit. Er strich mir ?ber die zart gl?nzenden
Beine, w?hrend Mom sich mit Frau Weber in der K?che unterhielt.
Als wir dann in der K?che ankamen, kr?hte er fr?hlich, "Ich will auch so
einen Rock mit Falten. Und so glitzernde Beine."
Ich verdrehte nur die Augen. Dann erinnerte ich Mark daran, dass seine
Lieblingssendung lief. W?hrend er fasziniert dem sprechenden Schwamm
zusah, erz?hlte ich den zwei Frauen, was sich ereignet hatte.
"Das ist doch kein Problem. Er will nur so sein wie sein gro?es Vorbild.
Das bekommen wir schnell geregelt. Kannst du nicht einfach in Jeans
kommen?" fragte Frau Weber.
Oh Mann, warum kam nur eine Katastrophe nach der N?chsten? Wie sollte ich
mich jetzt herausreden?
Gl?cklicherweise kam mir Mom zu Hilfe. "Genau das m?chte ich eigentlich
nicht."
Frau Weber sah sie neugierig an, deshalb fuhr sie fort, "Wir hatten einen
Disput ?ber die Art und Weise, wie sich M?dchen anziehen, und ganz
besonders, wie sie sich anzieht. Deshalb gibt es f?r die n?chste Zeit nur
R?cke und Kleider f?r sie."
Klasse Ausrede, fand ich.
"Oh. Ich verstehe." Sie sah mich fast mitleidig an. "Es war vermutlich
sowieso keine gute Idee, denn bunte M?dchenhosen sind auch nicht wirklich
besser. Vielleicht sollte ich einen Jungen als Babysitter nehmen?"
Immer, wenn man denkt, es kann nicht schlimmer kommen... Ich musste mich
setzen, mir wurde schwindlig. Zu sehr hatte ich Angst davor, hier als
Junge erkannt zu werden, und nun wollte sie einen? Ich dachte, sie w?rde
nur M?dchen akzeptieren?
Ich konnte mir kaum vorstellen, dass es Frau Weber akzeptieren w?rde,
wenn sich nun herausstellte, dass ich kein M?dchen war. Das durfte
keinesfalls geschehen! Je mehr ich dar?ber nachdachte, desto mehr geriet
ich in Panik.
Das bewahrte mich erst einmal vor einer Vertiefung des Themas, denn beide
waren best?rzt, wie bleich ich auf einmal war. Mir war tats?chlich
richtig ?bel, ich musste mich sehr konzentrieren, um nicht das
Mittagessen noch einmal zu sehen.
Immerhin sagte Mom nichts, und sie machte auch keine bl?den Anspielungen.
Das baute mich auf, sodass es mir wenig sp?ter wieder besser ging.
##
Etwas sp?ter kam Mom jedoch wieder auf das Thema zur?ck. "Ich glaube
nicht, dass es hilft, wenn Andrea durch einen Jungen ersetzt wird."
Ich h?tte sie k?ssen k?nnen. Mom ist die Beste!
"Mark wird so diese Vorliebe so kaum verlieren", fuhr sie fort. Frau
Weber nickte zustimmend. "Er sieht Jungs jeden Tag, und es ?ndert nichts
daran, dass er M?dchenkleider mag. Wenn ein Junge hierher k?me, w?rde er
nur ein anderes M?dchen als Vorbild nehmen, zum Beispiel auf dem
Spielplatz."
"Und was k?nnen wir machen?" fragte Frau Weber.
"Das sollten wir diskutieren, aber erst, nachdem wir das Abendessen
besprochen haben. Ich habe Lust auf etwas richtig Leckeres. Dann kann
Andrea loslegen."
Grrrrr. Ich wollte bei dem Gespr?ch dabei sein. Kann man irgendwo eine
andere Mom kaufen? Oder umtauschen?
##
Aber entgegen meiner ersten Reaktion bereitete mir das Essen kochen
wieder Spa?, besonders weil Mark mithalf. Seine Begeisterung f?rbte
schnell auf mich ab. Nun sah Frau Weber zum ersten Mal, wie er mit dem
gro?en Messer hantierte, und ihre Augen weiteten sich. Ich winkte ihr
beruhigend zu, und sie sagte tats?chlich nichts. Aber sie schaute immer
wieder zu ihm hin. Wie immer ?berlebte er es ohne Verletzungen. Ich war
sowieso der Meinung, dass kleine Messer viel gef?hrlicher sind.
Nat?rlich bekam ich von dem Gespr?ch nichts mit. Dabei konnte ich mir gut
vorstellen, dass es auch f?r mich Auswirkungen haben w?rde. Fragt sich
nur, welche. Ob Mom dann wollte, dass ich mich nicht mehr als M?dchen
anziehen w?rde? Konnte ich mir eigentlich nicht vorstellen. Zudem dann
erst einmal eine neue Garderobe f?llig w?re.
Aber was wollte ich eigentlich? Ich schob den Topf in den Ofen und sah
dann an mir herunter. Unter einem weichen Pulli schaute der Rock aus sehr
grob gestrickter Wolle hervor, wegen dem ich mit Mom vorhin schon eine
Diskussion gehabt hatte. Sie fand ihn zu kurz. Aber ich fand toll, wie
meine Beine in ihrer schimmernden schwarzen Strumpfhose daraus hervor
sahen. Und ich hatte mir nicht nehmen lassen, meine Pumps dazu zu tragen.
Wenn ich schon mit Mom im Auto fahren konnte, musste ich das ausnutzen.
Wir a?en dann alle zu viel und die Frauen mussten sich erst einmal davon
erholen. Das Gespr?ch drehte sich aber nur noch ?ber Allt?gliches, und
als wir endlich nach Hause kamen, war es so sp?t, dass ich immer noch
nichts erfuhr.
##
W?hrend Mom die Kaffeemaschine bediente, holte ich die Packung mit den
Tabletten und dr?ckte eine der kleinen Pillen aus der Folie. Nachdenklich
betrachtete ich die winzige Pille. Konnte so etwas Winziges wirklich so
viel bewirken? Ich merkte keinerlei Auswirkungen bis jetzt. An meinen
Br?sten hatte sich nicht viel getan. H?chstens, dass sie etwas weniger
empfindlich waren, und nicht mehr ganz so hart. Aber nicht sehr viel.
Vielleicht war es auch einfach das h?ufige Eincremen.
Als Mom auf dem Weg zur Arbeit war, fiel mir viel zu sp?t ein, dass ich
heute als Erstes Sport hatte. Und davon war ich befreit. Mist, ich h?tte
ausschlafen k?nnen. Mom fuhr nur auf Verdacht in die Firma, da sie nicht
wusste, ob sich die Probleme gekl?rt hatten.
Was tun? Ich beschloss, mich in unserem kleinen Modegesch?ft umzusehen.
Ich brauchte neue Sachen. Entgegen meines Vorsatzes, mir ein paar Kleider
f?r die Schule zu kaufen, landete ich direkt in der Damenabteilung. Grund
war ein Pulli, der dort ausgestellt war. Fast dachte ich, dass mein Blick
irgendwie verschwommen w?re, so komisch sah es aus. Als ob er keine
festen Konturen h?tte.
Ich strich vorsichtig mit der Hand dar?ber. Die weiche Kontur kam durch
unz?hlige feine H?rchen, die wie ein Flaum abstanden. Es war weich, so
unglaublich weich, wie ich es noch nie erlebt hatte. Die Haare au?en
waren wie eine feine Aura, die ?ber Zentimeter nach au?en ragte. Man
konnte nicht ausmachen, wo genau sie aufh?rten. Es war eher wie ein
virtueller Schein, als dass es etwas Reales w?re.
Ich war verliebt. Das war das ultimative Kleidungsst?ck, wie extra f?r
mich erfunden. Ich konnte mich von dem Anblick nicht losrei?en.
Eine Stimme neben mir erschreckte mich. Ich hatte mich so auf den
Pullover konzentriert, dass ich die Verk?uferin nicht bemerkt hatte.
"Reines Kaschmir", sagte sie. "Das ist etwas ganz Besonderes."
Ich konnte nur nicken. Diesen Pullover musste ich haben!
"Leider nicht ganz billig", fuhr sie fort. "189 Euro."
Mir wich jegliche Farbe aus dem Gesicht. Da hatte ich den ultimativen
Traumpulli gefunden, und dann war er unbezahlbar teuer.
"So viel?" fragte ich ungl?ubig, mit einem entsetzten Unterton, ohne sie
anzusehen. Ich strich noch einmal dar?ber, wie zum Abschied. Ein sehr
schwerer Abschied.
"Ja, Kaschmir ist leider sehr teuer."
Nun wandte ich mich von dem Pulli ab und sah sie an.
"Sag mal, kenne ich dich?" fragte sie.
Ich sah sie genauer an. Nein, die Frau hatte ich noch nie gesehen. "Ich
glaube nicht", erwiderte ich.
"Doch, und jetzt glaube ich auch, ich wei? woher. Einen Moment." Sie ging
in ihr B?ro und kehrte mit einer Art Katalog zur?ck. Sie schlug ihn auf
und ich sah, dass darin viele Fotos von M?dchen waren. Nun sah ich auch
die Signatur auf jeder Seite: "Agentur Becker."
Sie bl?tterte ein wenig und dann hielt sie ein Bild von mir in der Hand.
"Genau, ich wusste es doch", best?tigte sie sich selbst. "Ich hatte dich
schon in die engere Auswahl genommen."
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Sie wollte mich tats?chlich als
Model?
"Ich mache einen kleinen Katalog", erkl?rte sie. "Wir importieren diese
Pullis exklusiv aus S?damerika. Daf?r brauche ich nat?rlich ein Modell,
denn der Katalog soll das Niveau der Ware widerspiegeln."
Sie sah, dass mein Blick wieder sehns?chtig auf dem Pulli ruhte, als sie
ihn erw?hnte. "Du m?chtest ihn sehr gerne?"
Ich nickte heftig. Fast sch?mte ich mich dann, meine Emotionen so
deutlich zu zeigen.
"Gut, ich mache dir einen Vorschlag. Die offiziellen Preise sind nicht
gerade niedrig f?r eine kleine Firma wie meine. Du modelst f?r ein paar
Fotos, und als Lohn bekommst du den Pulli. Damit haben wir beide einen
Vorteil. Einverstanden?"
"Ich- ich w?rde wirklich gerne..." den Pullover haben, wollte ich sagen.
"Prima, dann machen wir das gleich. Hast du eine Stunde Zeit?"
V?llig ?berfahren nickte ich.
##
Gerade rechtzeitig schaffte ich es zu meiner ersten Unterrichtsstunde,
meinen neuen wertvollen Besitz in einer T?te. Svenja musste nat?rlich
gleich nachsehen, ohne mich um Erlaubnis zu fragen.
"Das ist ja der totale Wahnsinn!" sagte sie, als sie den Pulli
herausgezogen hatte. "So etwas unglaublich Weiches habe ich noch nie
gef?hlt!"
"Kaschmir", erkl?rte ich cool.
"Wow! So einen h?tte ich auch gerne." Sie las das Preisschild, das immer
noch daran befestigt war. "189 Euro! Der ist doch nicht f?r dich?"
Ich sah mich vorsichtig um. Andere M?dchen sahen neugierig zu uns. "Nein,
nat?rlich nicht, der ist f?r Mom. Habe ich nur abgeholt", log ich.
Sie beugte sich zu mir und fl?sterte mir ins Ohr, "Nie und nimmer passt
der deiner Mom. Aber er scheint genau deine Gr??e zu sein."
Ich nickte, da mir keine Ausrede einfiel. "Ich erkl?re es dir sp?ter",
sagte ich leise zur?ck.
"OK, aber zur Strafe will ich ihn auch einmal anziehen."
##
Da Mom arbeiten war, ging ich nach der Schule mit zu Svenja. Ich wollte
nat?rlich auch den Pulli anziehen, da ich dazu noch keine Gelegenheit
hatte. Die ganze Zeit lag er neben mir in der T?te, und ich konnte es
kaum erwarten.
Nun hatte ich aber wieder Pech, denn Svenja zog ihn einfach an. "Hmmm..."
schw?rmte sie.
"Hey, das ist mein Pulli!"
"So? Den kannst du dir doch gar nicht leisten. Hast du ihn geklaut?"
"Svenja! Das w?rde ich niemals machen!"
"Reg dich ab. Habe ich auch nie geglaubt. Aber nun erz?hle: Wie bist du
zu diesem edlen Teil gekommen?"
"Ich habe gemodelt."
"Gemodelt? Was meinst du damit?"
"Ach ja, das habe ich ja noch gar nicht erz?hlt. Das war in den Ferien,
als du nicht da warst. Da habe ich einen Flyer von eine Model Agentur im
Briefkasten gefunden, nachdem ich den Karaoke Wettbewerb gewonnen hatte."
Svenjas Augen wurden immer gr??er. "Wettbewerb gewonnen? Agentur? Was
machst du alles, wenn man einmal ein paar Tage nicht auf dich aufpasst?"
meinte sie grinsend. "Ich bin gespannt, erz?hle!"
"Svenja, das ist eine l?ngere Geschichte. Ich habe nicht so viel Zeit,
ich muss gleich babysitten."
"Papperlapapp. Du kannst etwas von mir anziehen und dich fertig machen,
dann brauchst du zu Hause nur noch schnell die Per?cke ?berzuziehen."
Damit ?ffnete sie schon ihren Kleiderschrank und begann Sachen nach mir
zu werfen.
Ich sah, dass ich keine andere Chance hatte, wollte ich mit meinem neuen
Pulli hier wegkommen. Und so ging ich ins Bad und zog mir den Slip an.
Nur in dem leuchtend roten Slip ging ich zu ihr zur?ck und griff nach dem
BH.
"Deine Br?ste sind ein wenig gr??er geworden, nicht wahr?"
Ich nickte. "Sie tun auch nicht mehr ganz so weh."
Sie tastete sie sehr vorsichtig ab. "Auch ein wenig weicher, denke ich.
Sieht so aus, als w?ren sie etwas breiter geworden."
"Glaube ich auch. Sie sind nicht mehr ganz so spitz." Damit zog ich den
genauso roten BH an. "Hast du etwas, um ihn auszustopfen?" Dann f?gte ich
hinzu, "Etwas Weiches!"
"Ich habe zu Weihnachten ein paar Kuschelsocken geschenkt bekommen",
sagte sie, w?hrend sie wieder zu ihrem Schrank ging. "In Rosa!" f?gte sie
hinzu, als ob es das Schlimmste der Welt w?re. Dann warf sie sie mir zu.
"Oh, die sind aber wirklich weich", sagte ich fasziniert. "Richtig
flauschig." F?r einen winzig kleinen Moment war der Pulli vergessen. Ich
rollte sie auf und tat sie in den BH. Sehr angenehm. Aber zu leicht. Nun,
das w?rde bis nachher gehen.
W?hrend ich meine Erlebnisse auf dem Wettbewerb erz?hlte, zog ich langsam
St?ck f?r St?ck Svenjas Sachen an. Eine rote Feinstrumpfhose. So etwas
hatte ich noch nicht gesehen, nur Schwarze und Hautfarbene. Ich fand,
dass meine Beine darin toll aussahen, in dem leicht durchsichtigen Rot.
"Warum ziehst du das nicht selber an?" fragte ich Svenja, meine Erz?hlung
unterbrechend.
"Ich bin ein Hosen M?dchen", erkl?rte sie. "Das wei?t du doch."
"Und ich ein Strumpfhosen Junge", kicherte ich. "Oder ist das ein Rock
Junge?"
Sie sah mich seltsam an. "Wei?t du, selbst nur in dem Slip habe ich dich
nicht als Jungen gesehen."
Darauf wusste ich nichts zu sagen. Um nicht eine merkw?rdige Stille
aufkommen zu lassen, oder gar das Thema zu vertiefen, erz?hlte ich
weiter.
Dabei zog ich ein graues Kleid aus Sweatshirt Stoff ?ber den Kopf. Oben
war es wie ein ganz gew?hnliches Sweatshirt, dann kam eine breite
elastische Taille, und dann endete es in einem glockigen Rock. Vorher
hatte es nicht gerade toll ausgesehen, aber angezogen war es super. Die
elastische Taille zauberte mir eine Figur, die eigentlich nicht da war.
Ich wollte schon Svenja fragen, warum sie so etwas Tolles nicht selber
anzog, da sah ich ihren Gesichtsausdruck. Ich stockte aber in meiner
Erz?hlung, worauf sie sagte, "Das Kleid steht dir super. Du kannst es
behalten, die Strumpfhose auch. Daf?r behalte ich deinen Pulli bis
morgen."
"Au Mann! Ich will meinen Pulli selber anziehen!"
"Zum Babysitten? Du hast sie nicht alle! Und nun erz?hle weiter."
Schlie?lich war ich mit Erz?hlen fertig und hatte Pumps von Svenjas Moms
an. Nicht ganz mein Geschmack, denn mit ihrem nicht sehr hohen spitzen
Absatz sahen sie reichlich altbacken aus. Aber der Rest stimmte,
inklusive einer wundersch?nen wei?en Steppjacke, die gerade bis zur
Taille reichte. Eine M?tze verdeckte die kurzen Haare.
Es war schon ziemlich sp?t und so musste ich mich sputen. Zu Hause zog
ich nur schnell die Per?cke an, selbst f?r meine Brustprothesen fehlte
mir die Zeit. Der BH sa? eng genug, sodass er nicht so sehr nach oben
rutschte. Svenja hatte eine etwas kleinere Gr??e als ich. Und in dem
weiten Oberteil des Kleides fiel das sowieso nicht auf.
Auf dem Weg zu Frau Weber fiel mir erst jetzt auf, dass ich ganz
selbstverst?ndlich, ohne dar?ber nachzudenken, die Kleider einer Freundin
angezogen hatte. Die sie mir genauso selbstverst?ndlich gegeben hatte.
Vor nicht allzu langer Zeit w?re mir das v?llig undenkbar erschienen;
auch, mit welcher Selbstverst?ndlichkeit ich in einem Rock ?ber die
Stra?e ging. Nicht einmal das Ger?usch der Schuhe st?rte mich, eher im
Gegenteil.
Frau Weber begr??te mich, "Oh, wieder ein neuer Look? Gef?llt mir, muss
ich sagen."
"Mir auch!" rief eine junge Stimme, obwohl er mich kaum sehen konnte.
Frau Weber verdrehte die Augen. Dabei ruhte ihr Blick kurz auf meinen
Schuhen. Ich sah, dass sie ihr nicht gefielen, obwohl sie es sich kaum
ansehen lie?. Nun, mir gefielen sie auch nicht. Sie passten einfach nicht
zu den restlichen Sachen. Nicht dass sie zu irgendetwas von mir gepasst
h?tten. Auf dem R?ckweg w?rde ich sie bei Svenja gegen meine neuen
Sneaker austauschen, denn ich brauchte sie morgen f?r die Schule.
Mein Aufenthalt verlief bis zu Frau Webers R?ckkehr ereignislos. Au?er
das Mark mit der Menge meiner Hausaufgaben nicht einverstanden war und
mich dauernd st?rte. Wodurch es nat?rlich noch l?nger dauerte. Das wollte
er aber keineswegs einsehen.
Als Frau Weber zur?ckkam, dr?ckte sie mir eine Schachtel in die Hand.
"Ich habe gesehen, dass deine Schuhe nicht richtig dazu passen. Probiere
diese hier einmal an."
Neugierig ?ffnete ich die Schachtel. Darin waren ein Paar Turnschuhe,
allerdings nur auf den ersten Blick. Denn sie hatten hohe d?nne Abs?tze
wie Pumps.
Erwartungsvoll zog sich sie an. Passten perfekt. Sie musste sie f?r mich
gekauft haben, und irgendwoher meine Gr??e wissen.
Es passte perfekt zu dem sportlich legeren Kleid. Einfach super. Was ich
auch sofort mehrmals sagte. Sie schien sehr angetan davon zu sein. "Das
freut mich wirklich, dass sie dir so gut gefallen."
"Aber - Sie haben sie nur f?r mich gekauft!" sagte ich vorwurfsvoll.
"Sicher. Ich wollte dir eine Freude machen."
Ein erneutes 'Aber' lag mir auf der Zunge. Statt dessen ging ich zu ihr
und umarmte sie, was sie sich bereitwillig gefallen lie?.
Dann ging ich zu Svenja. In den Schuhen lie? es sich merkw?rdig laufen,
denn an den d?nnen Abs?tzen war eine Gummisohle. Dadurch waren sie nicht
nur leise, sondern auch etwas instabil. Aber das wurde durch den festen
Sitz kompensiert, und die rutschfeste vordere Sohle.
Svenja begr??te mich an der T?r. "Ich habe Stress mit meinen Eltern",
sagte sie bedauernd. "Ich kann dich nicht hereinlassen. Hier sind deine
Kleider und Schuhe." Sie dr?ckte mir eine T?te in die Hand.
Ich gab ihr die Schachtel, im der nun die Pumps ihrer Mom waren. "Oh,
neue Schuhe?"
Ich nickte.
"Musst du mir morgen erz?hlen. Sehen wirklich toll aus, so etwas habe ich
noch nie gesehen."
"Was ist mit meinem Pulli?" fragte ich. Sie hatte ihn immer noch an.
Sie grinste nur und machte die T?r vor meiner Nase zu.
##
Mom sah mich erstaunt an, als ich nach Hause kam.
"Kann es sein, dass ich diese Sachen in deinem Kleiderschrank noch nicht
gesehen habe? Hast du eingekauft?"
"Nein, Mom. Ich wei? auch nicht, aber heute habe ich von jedem neue
Sachen bekommen."
Als ich die Jacke auszog, sah ich Moms missbilligenden Blick auf meine
Schuhe. Ich wusste sofort, dass ihr die Abs?tze zu hoch waren. Seufzend
setzte ich mich an den K?chentisch.
"OK, erz?hle", forderte sie mich auf.
Es schien heute der Tag der Erz?hlungen und neuen Kleider zu sein. Und
ich hatte meinen neuen Pulli, mit dem alles anfing, noch nicht ein Mal
angehabt. Ich seufzte wieder und begann zu erz?hlen.
##
Freitagmorgen brachte mir die kleine Pille in Erinnerung, dass ich heute
wieder zu dem Psychologen musste. Das war ziemlich umst?ndlich, sollte
ich mich erst nach der Schule umziehen.
"Mom, meinst du, ich kann als Junge zu dem Psychologen gehen?"
"Wieso?"
"Ich m?sste sonst zum Umziehen extra hierher kommen, und das ist genau
die entgegengesetzte Richtung."
"Hmm, eigentlich w?re es besser, wenn du als M?dchen dahin gehst, denn
sie kenne dich dort nur so."
"Aber das ist zeitlich kaum zu schaffen!"
"Kannst du dich nicht in der Schule umziehen?"
"Mom! Keiner darf mich dort als M?dchen sehen!"
Wie nicht ander zu erwarten seufzte sie. Aber sie sagte nichts. Nach
einigem ?berlegen sagte sie, "Vielleicht ist es gar nicht schlecht, wenn
er dich als Junge sieht. So kann er sich ein besseres Bild machen."
Mir gefiel die Idee nicht, dort als Junge gesehen zu werden. Aber ich
fand keine bessere L?sung. Au?er irgendwo umzuziehen, und dazu m?sste ich
den ganzen Tag die Kleider schleppen. Und auf einer ?ffentlichen Toilette
sich umzuziehen gefiel mir auch nicht wirklich.
##
Wie immer war der Psychologe v?llig professionell. Auch an der Anmeldung
hatte niemand zweimal hingesehen, dass statt Andrea Andreas aufgetaucht
war.
"Warst du beim Endokrinologen?" war seine erste Frage.
"Ja. Ich nehme nun jeden Morgen eine Pille."
"Irgendwelche Nebenwirkungen?"
Ich sch?ttelte den Kopf. "Ich habe weder eine Wirkung noch eine
Nebenwirkung bemerkt."
"Gut. Was machen deine Br?ste?"
"Sind nicht mehr ganz so spitz und tun etwas weniger weh. Aber in den
paar Tagen hat sich nicht viel getan."
"Angenommen, du k?nntest eine andere Pille nehmen, mit der sie schneller
wachsen. Oder eine, mit der sie wieder verschwinden. Welche w?rdest du
nehmen?"
Damit begann ein intensives Gespr?ch, das mich schwei?gebadet hinterlie?.
Wieder war ich danach in einem so verwirrten Zustand, dass ich erneut den
Bus verpasste.
##
Samstagmorgen. Endlich ging es aufw?rts. Nicht nur, dass ich endlich
ausschlafen konnte, ich konnte auch nach so langer Zeit meinen neuen
Pulli anziehen.
Ich zog nichts darunter an, um die herrliche Weichheit auch richtig
genie?en zu k?nnen. Trotz des fluffigen Erscheinungsbildes konnte man
meine Br?ste sehen. Wieso fielen so kleine Dinger nur so auf?
Auf der Suche nach einem passenden Rock stellte ich fest, dass ich
tats?chlich einige Sachen noch nicht angehabt hatte. Vor allem aus dem
Kleiderpaket, das Svenja mir gekauft hatte. So fand ich einen weiteren
Jeansrock, der zu zwei Dritteln aus Falten bestand. Und modisch kurz war.
Das w?rde wieder ?rger mit Mom geben, war mir klar, aber ich wollte mich
nicht wie eine Oma anziehen. Und der Rock sah richtig klasse aus.
Das brachte mir die ganzen Klein-M?dchen Kleider in Erinnerung.
Mittlerweile war der Schrank fast ?bervoll. Schnell entschlossen r?umte
ich die Kleider heraus. Genug kleines M?dchen gespielt, ich war nun ein
gro?es M?dchen.
Es kam mir ?berhaupt nicht in den Sinn, mich als kleinen oder gro?en
Jungen zu sehen. Wie sollte ich auch, bei dem, was in dem Schrank war.
Der Karton, in dem mein Ballkleid gewesen war, war leer, da das Kleid nun
im Schrank hing. Warum auch immer, denn ich wusste nicht, wann -und ob-
ich es wieder tragen w?rde. Ich holte ihn und legte die Kleider hinein.
Dabei dachte ich daran, wie mich Kai gek?sst hatte. Das Kleid brachte die
Erinnerungen zur?ck. Merkw?rdigerweise erschien es mir nun als nicht mehr
SO schlimm. Ich konnte mir meine damalige Panik nicht mehr richtig
erkl?ren.
Irgendwie war es auch nicht anders als mit Biene. Ein Kuss zwischen Junge
und M?dchen. Oder? War ich nun in dem Fall ein M?dchen oder nicht?
Ich ging in die K?che und schenkte mir einen Kaffee aus der Thermoskanne
ein. Nicht nur da hatte sich etwas ge?ndert, wurde mir klar. Vor kurzem
noch konnte ich Kaffee nicht ausstehen, nun trank ich ihn mit Genuss.
Wenn auch mit Milch und viel Zucker.
Mom war nicht zu sehen, und so hing ich weiter meinen Gedanken nach.
Hatte meine ge?nderte Einstellung mit dem Gespr?ch mit dem Psychologen zu
tun? Er hatte mir auf jeden Fall viel zu denken gegeben, mit all seinen
Fragen. Das war sicherlich ein deutliches Ergebnis: Ich nahm nichts mehr
einfach so hin, sondern stellte alles in Frage.
Ich stellte mir auch nicht mehr die Frage nach dem Endergebnis, ob ich
nun ein Junge oder ein M?dchen war. Lieber ein Problem nach dem N?chsten
kl?ren. Und nun stellte ich mir die Frage, nachdem der urspr?ngliche
Schreck ?berwunden war, w?rde ich mich noch einmal k?ssen lassen?
Nach einigem Gr?beln gab ich es auf. Ich w?rde es einfach auf mich
zukommen lassen.
"Fertig mit Fr?hst?ck?" kam die Stimme von Mom aus dem Flur.
"Ja."
"Gut." Sie kam zu mir. "Wir m?ssen einkaufen. Du brauchst endlich neue
Unterw?sche, so geht das nicht weiter."
Mir war klar, dass sie nicht die Unterw?sche meinte, die ich nun anhatte.
Ich hatte genug sexy Spitzenslips.
"Zieh dich um, als M?dchen k?nne wir keine Jungen Unterw?sche kaufen:"
"Au Mom, ich habe gerade den tollen Pullover angezogen, Darauf habe ich
so lange gewartet."
"Dann wirst du noch etwas l?nger warten k?nnen. Morgen hast du den ganzen
Tag Zeit daf?r."
Ohne Begeisterung zog ich mich um und entfernte das gerade aufgetragene
Makeup. Und dann die unwillkommene Hose. Wie Svenja nur so etwas m?gen
konnte?
"Warum kaufst du mir nicht einfach etwas?" fragte ich, als ich zu Mom
zur?ckkehrte.
"Weil du dich dann beschwerst, dass es nicht weich genug ist. Es war
schon schlimm genug, bevor dir die Br?ste wuchsen."
"Mom, du hast doch gesagt, dass du nicht so viel Geld hast? Was ist mit
dem neuen Auto?"
Sie l?chelte entspannt. "Es hat sich einiges getan in der Firma. Meinen
Vorgesetzten gibt es nicht mehr, er war mit in die dunklen Gesch?fte
verwickelt. Ich habe nun seinen Posten. Und das bedeutet nicht nur mehr
Geld, sondern einen sch?nen Firmenwagen."
"Das ist ja super!" Impulsiv sprang ich auf und umarmte sie.
##
Unterw?sche f?r Jungen zu kaufen macht einfach keinen Spa?. Es gibt
nichts Reizvolles oder Sch?nes. Keine Spitze oder R?schen, keine
Schleifchen, keine ausgefallenen Formen oder Farben. Alles mehr oder
weniger dasselbe. Und alles nicht weich.
Mich hatte die Geduld schon lange verlassen, und nun fand es Mom langsam
auch nicht mehr toll. Ich wollte schon vorschlagen, doch in die M?dchen
Abteilung zu gehen, da kamen wir in die Sport Abteilung. Mir fiel die
ausgestellte Sportunterw?sche auf.
Im Gegensatz zu allem, was ich heute gesehen hatte, war das nicht aus
Baumwolle. Schon der erste Griff begeisterte mich - das f?hlte sich weich
an!
Die Schilder informierten mich dar?ber, dass es sich um eine spezielle
Kunstfaser handelte, mit besonderen Eigenschaften wie besonders gutem
Schwei?transport. Das mir aber ziemlich egal. Ich probierte ein T-Shirt
an und fand es klasse. Nichts kratzte, alles war herrlich weich.
Mom war unendlich erleichtert, dass wir endlich etwas gefunden hatten.
Wegen des sehr hohen Preises kaufte sie aber nur drei Garnituren.
Ich konnte es kaum glauben, dass ich nun froh dar?ber war, Jungen
Unterw?sche zu haben. Ehe ich zu sehr ins Gr?beln dar?ber geriet, fiel
mir zu meiner Erleichterung ein, dass es ja nur f?r die Schule war.
Fay
- 28.05.2022
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