Andy
- 2 years ago
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Am n?chsten Morgen wachte ich verwirrt auf. Irgendwie hatte ich von mir
getr?umt, ohne mich genau erinnern zu k?nnen. Es blieb nur ein
unbestimmtes Gef?hl, das mich aber nicht los lie?.
In der K?che erwartete mich eine ?berraschung. Nein, nicht die Begr??ung
von Mom. Sie gab mir einen Brief, den sie im Briefkasten gefunden hatte.
Brief konnte man eigentlich nicht sagen, denn darin war nur ein
merkw?rdiger Zettel. Es war eine schlechte Fotokopie, auf der an einer
Stelle mein Name per Hand eingef?gt war.
Liebe (Andrea),
wir sind auf dich bei dem Wettbewerb aufmerksam geworden. Bitte rufe uns
an, um einen Termin zu vereinbaren.
Agentur Becker.
Der Rest war die Adresse und eine kleine stilisierte Wegbeschreibung.
"Was bedeutet das?" fragte ich Mom.
"Es kann alles M?gliche sein. Seri?s oder auch nicht."
Ich schaute sie b?se an. "Das war nicht sehr hilfreich."
Sie nuckelte an einem Finger. "So sehr ich auch sauge, es kommt nicht
mehr. Woher soll ich auch wissen? Auf dem Zettel steht nichts."
"Und was mache ich? Wegwerfen?"
"Ich sehe dir an, dass du vor Neugierde gleich platzt. Also rufe an,
lasse dich aber auf nichts ein."
##
Nach dem Fr?hst?ck rief ich an. Eine Sekret?rin verband mich mit Herrn
Becker. Der erkl?rte mir, dass mein Gesicht auf den Aufnahmen von dem
Karaoke Wettbewerb interessant auss?he.
"Interessant?" fragte ich zur?ck, mit einem etwas entt?uschenden Tonfall.
Er merkte, dass ich es nicht verstanden hatte und erkl?rte, "Ja. Viele
glaube, dass ein Gesicht sch?n aussehen muss, um ein gutes Foto zu
ergeben. Tats?chlich ist es ganz anders. Viele Menschen sehen beim
pers?nlichen Kontakt gut aus, aber auf einem Foto superlangweilig. Und es
ist oft genau anders herum genauso."
"Sie wollen also mich als Fotomodell, weil ich nicht gut aussehe?" Ich
war nun doch etwas verwirrt.
"Nein, nein. Ein gewisses gutes Aussehen ist sicher immer n?tig. Bei dir
ist mir ins Auge gefallen, wie gut dein Makeup aussieht. Sehr wenige
M?dchen in deinem Alter sehen mit Makeup gut aus."
Nun war ich endg?ltig v?llig verwirrt. "M?dchen sehen mit Makeup schlecht
aus?"
"Nein, so meinte ich das nicht. Aber viele M?dchen machen ihr Makeup zu
stark, und das passt nicht zu einem jugendlichen Gesicht. Und dann gibt
es M?dchen, wo auch ein deutliches Makeup gut aussieht. Machst du dein
Makeup selber?"
"Ja."
"Sehr gut. Wie gesagt, dein Gesicht sieht interessant aus, sodass ich
gerne ein paar Probeaufnahmen machen w?rde. H?ttest du Interesse?"
Ich ?berlegte kurz. "Eigentlich schon. Ich muss meine Mom fragen. Gibt es
Geld daf?r?"
Er lachte. "Die wichtigste Frage f?r einen Teenager. Nein, f?r die
Probeaufnahmen gibt es kein Geld. Im Gegenteil, normalerweise muss daf?r
bezahlt werden. Das Studio, der Fotograf und die Materialien kosten Geld.
In deinem Fall sehe ich gen?gend Perspektive, sodass ich diese Kosten
?bernehme. Sollte dich dann jemand buchen, dann bekommst du auch Geld.
Aber denke dabei nicht an die Gagen von Supermodels."
"Gut, ich rede mit meiner Mom und rufe noch einmal an."
Ich ging zu Mom und erz?hlte ihr das Gespr?ch.
"Sie wollen dich wegen deinem Gesicht?" fragte sie ungl?ubig. "Wer will
einen Jungen mit Makeup als Model?"
"Ich glaube nicht, dass er gemerkt hat, dass ich kein M?dchen bin."
"Hmm. Selbst ein Profi glaubt, dass du ein M?dchen bist?"
Ich war mir nicht sicher, ob sie das gut fand oder nicht.
Dann fragte sie, "Hat er gesagt, dass du gut aussiehst?"
"Nein. Er hat gesagt, man m?sse nicht gut aussehen. Jedenfalls habe ich
es so verstanden. Und ich w?rde interessant aussehen."
"So, so, interessant. Willst du die Probeaufnahmen machen?"
"Warum nicht? Es kostet nichts."
"Nun, er wird die Bilder nicht aus reiner Freundlichkeit machen. Du wirst
einen Vertrag abschlie?en m?ssen, dass du f?r Aufnahmen vermittelt werden
kannst. Genauer gesagt werde ich diesen Vertrag unterschreiben m?ssen, da
du zu jung daf?r bist. Wieso macht es dir auf einmal nichts mehr aus,
fotografiert zu werden? Bei dem Zeitungsartikel warst du geschockt."
"Aber du hast doch gesagt, dass man mich darauf nicht erkennt?"
Sie war einen Blick auf den eingerahmten Artikel. "Ja, vermutlich wird
dich niemand erkennen. Die Qualit?t dieser Zeitungsfotos ist nicht so
gut. Aber im Studio werden professionelle Bilder gemacht. Und ich wei?
nicht, ob du dann so stark geschminkt sein wirst."
"Er hat gesagt, dass mein Makeup gut aussieht. Also wird er mich kaum
ohne fotografieren wollen."
"Gut, ich ?berlasse es dir. Aber ich komme mit. Mache einen Termin aus,
aber denke dran, dass ich bald wieder arbeiten gehen muss."
##
Und ich dachte immer, in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr w?re
alles geschlossen. Nun hatte ich heute einen stressigen Tag vor mir.
Zuerst zu einem Psychologen, dann die Probeaufnahmen, und nachmittags
Babysitten.
Das mit dem Psychologen mochte ich ?berhaupt nicht. Ich versuchte es Mom
auszureden, ohne jeden Erfolg. Obwohl sie immer wieder sagte, es w?rde
nicht bedeuten, ich w?re verr?ckt. Ich fand, wenn man zu einem Arzt geht,
dann ist man krank. Und ein Psychologe ist ein Arzt, also war ich krank.
Mir gefiel schon diese ?berlegung ?berhaupt nicht.
Aus irgendeinem Grund war mir ?berhaupt nicht danach zumute, heute einen
Rock anzuziehen. Aber als ich in meiner M?dchen-Unterw?sche an mir
heruntersah, fielen mir meine Haare ins Gesicht, und ich sah auf meine
Fingern?gel. Keine Chance, damit wie ein Junge auszusehen. Ich seufzte,
zog die gepolsterte Hose an, und nahm die weinrote Strumpfhose heraus.
Dazu den karierten Faltenrock mit dem Lackg?rtel, eine wei?e Bluse und
ein dunkelbrauner d?nner Pulli mit V-Ausschnitt.
Das M?dchen im Spiegel gefiel mir sehr gut. Doch besser als eine Hose.
Mit dem Makeup hatte ich ein Problem: F?r den Psychologen wollte ich so
wenig wie m?glich, aber f?r die Bilder dasselbe wie in der Zeitung.
Schlie?lich entschloss ich mich dazu, alles wie immer zu machen, und nur
ein wenig weniger Lidschatten zu nehmen. Den konnte ich sp?ter
verbessern. Ich stellte sicher, dass alles in meiner Handtasche war, und
ging zu Mom.
##
Das B?ro hatte nichts von einer Arztpraxis. Auch keine Couch, wie immer
in den Filmen. Es sah eher wie ein sehr gem?tliches B?ro aus.
Zuerst ging Mom alleine zu ihm. Es ist ein sehr merkw?rdiges Gef?hl, wenn
man wei?, dass dort ?ber einen gesprochen wird. Was Mom wohl erz?hlte?
Aber ich hatte keine Zeit weiter dar?ber nachzudenken, denn eine
Sekret?rin brachte mir einen Fragebogen und einen Stift.
Schon nach wenigen Fragen war mir ?berhaupt nicht klar, was der Sinn
dieser Fragen war. Ich war doch hier, weil ich wie ein M?dchen aussah?
Davon stand da nichts. Nur, welche Farben ich mochte, wer meine besten
Freunde w?ren, was ich gerne in meiner Freizeit machte. Es ging viel
darum, was ich mochte, und was nicht.
Ich war gerade fertig, da kam Mom heraus und ich wurde von dem
Psychologen begr??t. Mir entging nicht der Blick, mit dem er mich
musterte. Er war nicht anst??ig, nur sehr genau, wie es sonst unter
Fremden nicht ?blich ist. Sein Blick verweilte auch nicht auf meinen
k?nstlichen Br?sten, wie ich das schon auf der Stra?e bei Passanten
bemerkt hatte.
Er reichte mir die Hand, und ich sah, wie er genau meine Fingern?gel
betrachtete. Dann setzten wir uns.
Nach ein paar einleitenden Worten sagte er, "So, deine Mutter hat mir
schon erz?hlt, wie es dazu gekommen ist, dass du als M?dchen babysitten
gehst. Macht es dir Spa??"
"Meistens ja. Das Windeln wechseln bei Lena ist nicht so toll, und auch,
wenn sie nicht ruhig sein will."
"St?rt es dich nicht, dass du dort einen Rock anhast?"
"Sie meinen, ob er unpraktisch ist?"
Er schaute ein wenig erstaunt. Es war schwierig, etwas an ihm zu deuten,
da fast alles von einer Maske der Professionalit?t ?berdeckt wurde. Aber
ich glaubte, dass er mit einer anderen Antwort gerechnet hatte. Er nickte
nur.
"Die kurzen R?cke sind OK. Die Langen sind zuerst einfach ungewohnt, mit
dem vielen Material um die Beine. Nach einiger Zeit, wenn man sich daran
gew?hnt hat, sind so auch OK, obwohl man sich leichter einen Fleck holt.
Au?er, wenn es sehr kalt ist, mag ich die kurzen R?cke lieber." Ich h?rte
auf zu sprechen, obwohl mir nicht klar war, ob ich die Frage beantwortet
hatte.
Wir sprachen nur kurze Zeit, dann meinte er, "Gut, das ist es f?r heute
gewesen. Ich m?chte mir erst einmal deinen Fragebogen ansehen."
Ich fragte ihn nach dem Sinn des Fragebogens.
"Die Fragen werden von Jungen und M?dchen unterschiedlich beantwortet, es
zeigt daher, ob jemand ein Junge oder ein M?dchen ist. Ein Beispiel.
Neugeborene Babys bevorzugen Rosa, wenn sie M?dchen sind, und Blau als
Junge. Zu diesem Zeitpunkt sind sie noch nicht durch ihre Umwelt gepr?gt,
und doch m?gen sie bestimmte Farben lieber. Das bleibt auch sp?ter so. Da
Kinder aber dann durch die Umwelt, durch Eltern und Freunde, ver?ndert
werden, ist die Antwort nicht mehr so eindeutig. Es wird auch M?dchen
geben, die Blau als Lieblingsfarbe haben. Deshalb gibt es sehr viele
Fragen. Alle zusammen geben ein ziemlich gutes Bild."
"Ich verstehe. Aber kann man die Fragen nicht absichtlich falsch
beantworten?"
"Das f?llt schnell auf. Manche Fragen sind Kontrollfragen. Man muss sich
schon sehr gut auskennen, um hier etwas Falsches konsistent Aussagen zu
k?nnen. Jemand in deinem Alter wei? das nicht."
"Konsistent?"
"In sich schl?ssig und widerspruchsfrei."
"Aha."
Er verabschiedete sich, und ich bekam einen neuen Termin im Januar,
diesmal ohne Mom.
##
Nachdem ich mit Mom in der Agentur angekommen war, verschwand ich sofort
auf der Toilette. Der Flur war schon voll mit Fotos gewesen, und in dem
Zimmer, in dem wir auf Herrn Becker warten sollten, waren noch viel mehr.
Alles M?dchen, und alle sahen extrem gut aus.
In der Toilette bastelte ich an dem Aussehen meiner Augen. Wie sollte ich
jemals so gut sein wie auf den unz?hligen Fotos? Was sollte ich hier
?berhaupt? Am liebsten w?re ich gegangen. Ohne Mom h?tte ich das wohl
auch gemacht. Zum ersten Mal hatte ich gro?e Zweifel an meinem Aussehen.
Nach einiger Zeit kam Mom zu mir. "Was machst du so lange hier drin? Ist
dir nicht gut?"
"Doch. Abgesehen von einem komischen Gef?hl im Bauch. Ich sehe nur nicht
gut genug aus."
Sie sah mich an. "F?r mich sieht das gut aus. Genug Malerarbeiten, Herr
Becker wartet schon." Sie dr?ngte mich hinaus.
Herr Becker entpuppte sich als sehr gem?tlicher Mensch. Eine richtige
Erholung nach dem Psychologen. Er war klein und hatte einen ausgepr?gten
Bierbauch. Sein Haar war schon ziemlich licht. Er war nicht gerade eine
Sch?nheit, machte das aber mit einer freundlichen Pers?nlichkeit wett.
Innerhalb von zwei Minuten verlor ich meine ?ngste und Aufgeregtheit.
Sp?ter wurde mir klar, das er ein Profi war. Laufend von aufgeregten
M?dchen umgeben hatte er gelernt, wie er damit umgehen musste. Und das
hie? erst einmal die M?dchen zu beruhigen.
Ich trank einen hei?en Kakao, der extrem gut schmeckte. Und dazu gab es
kleine Schokoladen-T?felchen. Schokolade soll ja Gl?cksgef?hle wecken. In
diesem Moment war ich nicht abgeneigt, es zu glauben. Der Kakao war so
gut, dass ich das Gespr?ch zwischen ihm und Mom kaum mitbekam.
Ich wachte aus meiner Schokoladen Trance erst auf, als er mich ansprach.
"Mit deiner Mom ist alles geregelt, nun lass uns ins Studio gehen. Der
Fotograf m?sste jeden Moment kommen."
Mom verabschiedete sich. Ich w?rde mit dem Bus zu Frau Weber fahren
m?ssen. Kein Problem, versicherte ich ihr.
##
Der Fotograf sah aus wie ein Hippie. Schlank, fast schon d?rr, war er das
genaue Gegenteil von Herrn Becker. Vor allem in Bezug auf die Haare: Er
hatte einen langen Pferdeschwanz.
Hmm. Seine Haare waren l?nger als meine. Ob ich nicht doch so zur Schule
gehen konnte? Eines war jedenfalls sicher: Egal, ob ich weiter
M?dchenkleider anziehen w?rde, lange Haare wollte ich auf jeden Fall
haben. Mindestens so lang wie seine.
"Ich wollte es nicht glauben", sagte er statt einer Begr??ung, "aber wir
brauchen tats?chlich keine Stylistin. Wer hat dein Makeup gemacht?"
"Ich." Ich war ein wenig erstaunt, dass mir das nicht zugetraut wurde.
War doch nur ein wenig Malen auf kleiner Leinwand?
"M?del, du bist klasse. So geht alles viel schneller. Ich mache jetzt
erst ein paar Fotos mit der kleinen Digi. Das geht schneller als mit der
Anderen. Dann sehen wir uns sie an."
Ich verstand immer noch nicht, warum ein Foto anders aussehen sollte als
das Original.
Eine halbe Stunde sp?ter wusste ich es. Beleuchtung und K?nnen des
Fotografen hatte mich zu einer Sch?nheit mutieren lassen. Ich erkannte
mich kaum wieder, war aber mit dem Resultat mehr als zufrieden. Mit der
?berzeugung, nicht so viel schlechter auszusehen als die M?dchen auf den
Bildern, wurde ich lockerer.
Der Fotograf ermutigte mich zu einigen Makeup Experimenten. Ich hatte
mich noch nie in so kurzer Zeit so oft geschminkt. Aber ich war auch im
Wunderland: Die Kosmetik-Vorr?te waren wirklich unersch?pflich und es gab
mehr, als ich mir je vorstellen konnte. Ich hoffte nur, die Stylistin
w?rde keinen Infarkt bekommen, wenn sie wieder in ihr Reich kam.
Es machte mir unglaublichen Spa?. Schnell verlor ich das Gef?hl daf?r,
vor einer Kamera zu stehen. Ich musste mich nie umziehen, der Fotograf
war nur an meinem Kopf interessiert. Und das umso mehr, je mehr Bilder er
machte.
Nach drei Stunden machte Herr Becker dem ein Ende. Mir kam es vor wie
zehn Minuten. Am liebsten w?re ich nicht weggegangen und gleich in dem
Studio ?bernachtet.
"Ich sehe, Franz ist mehr als zufrieden mit dir. Normalerweise dauert ein
Testshoot eine Viertelstunde, und nun hat er nach drei Stunden nicht
genug. Ich glaube, ich hatte mit meiner Einsch?tzung recht. Du bist ein
Naturtalent."
"Ja", stimmte Franz zu, "sie ist f?r die Kamera geboren."
Mit einer CD voll mit meinen Bildern verlie? ich das Studio, fast wie in
einem Rausch.
##
Im Bus wurde ich mit der Normalit?t, der Wirklichkeit konfrontiert.
N?mlich das ein kurzer Rock auch Nachteile hat. Ich stand schlie?lich auf
und setzte mich ganz nach hinten, um den Blicken zu entgehen. Erst dann
wurde mir klar, dass mein Makeup toll f?r die Bilder war, aber nicht f?r
eine Busfahrt. Besonders wenn ein sexy kurzer Rock dazu kam.
Hmm, ob ich das dem Psychologen erz?hlen sollte? Und was w?rde der daraus
machen?
##
Die Begr??ung von Mark brachte mich wieder aus meiner Achterbahnfahrt der
Gef?hle heraus. Es ist kaum zu glauben, wie ein kleines Kind einem dazu
bringen kann, wieder normal zu ticken. Und Lena hatte nat?rlich ihren
Anteil daran. Sie merkte gleich, das etwas anders war als sonst.
Erst als Lena frisch gewickelt vor meinem Bauch in ihrem Tuch hing, und
Mark sich die Geschichte von meinem Fotoshooting mehrmals angeh?rt hatte,
war alles wie immer.
Fast. Mark quengelte, bis er die leichtfertig von mir herum liegen
gelassene CD im Computer lag und er die Bilder sah. Dann war er sehr
still. Ich glaube, ich hatte meinen ersten Fan. Vermutlich wird es auch
der Einzige bleiben, dachte ich grinsend.
Die Normalit?t endete dann, als Frau Weber zur?ckkam. Sie war nur "kurz"
einkaufen gewesen. Was, das bekam ich schnell mit, als sie triumphierend
sagte, "Jetzt habe ich endlich alles."
Als ich zwei verschiedenfarbige lange Str?mpfe sah, schwante mir ?bles.
Ich hatte gehofft, dass ohne meine Mom es nicht dazu kommen w?rde. Kein
Gl?ck!
Nicht viel sp?ter hatte ich ein kurzes Kleid an, mit einer Sch?rze
dar?ber, die fast auch wie ein Kleid aussah. Und zwei lange Str?mpfe an
Strapsen, einer rot und einer gr?n. Kleine Stiefelchen dazu, und sie
machte sich an meine Haare. Bald waren Z?pfe geflochten, mit einem Draht
darin, sodass sie abstanden wie bei der bekannten Pippi Langstrumpf.
Und ich sah sehr authentisch aus, musste ich vor dem Spiegel zugeben.
Mark kannte Pippi nat?rlich auch, uns selbst Lena schien begeistert. Nun,
das konnte auch mit dem Fl?schchen zusammenh?ngen, das ich ihr gerade
gab. Auch als Pippi muss man weiter Babysitten.
Frau Weber war jedenfalls total begeistert. Ich fand es eigentlich gar
nicht so schlimm. Die Figur Pippi hatte so etwas Rebellisches, das mir
sehr gut gefiel. Und die Klamotten waren ausgesprochen bequem. Nur die
steifen Z?pfe waren nervig.
Obwohl Frau Weber nicht arbeitete, sollte ich kochen. Es w?re immer so
lecker, meinte sie.
Meine Karriere als K?chin war kurz aber steil. Und mir machte es Spa?.
Das Kleinscheiden der Zwiebeln und anderem Gem?se hatte so etwas von
einem beruhigenden Ritual. Und trotz der starken D?fte, die meine Augen
zum Tr?nen brachten, schliefen Mark und Lena wie anscheinend immer bim
Kochen auf mir. Lena in ihrem Tuch vor meinem Bauch, und Marks Kopf war
wieder einmal auf meinem Oberschenkel.
Sind Zwiebeld?mpfe schwerer als Luft? Gute Frage. Nach der Reaktion der
beiden Kinder, die davon v?llig unbeeindruckt waren, und meinen tr?nenden
Augen, scheinen sie eher aufzusteigen. Oder zieht Makeup Zwiebeld?mpfe
an?
Jedenfalls war das Zeugs aus dem Studio nicht wasserfest. Ich merkte es
erst, als ein dunkler Tropfen auf das Schneidbrett kam.
Ich legte Marks Kopf auf ein K?chentuch als Ersatz f?r mein Bein und ging
ins Bad. Lena protestierte glucksend vor meinem Bauch ob der pl?tzlichen
?nderung.
Uuups! Schon einmal einen Goth Waschb?ren gesehen? Mit zwei abstehenden
Z?pfen?
Cheryl
- 06.01.2022
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