Andy
- 2 years ago
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Der lange Kuss von Biene hatte mich in einen euphorischen Zustand
versetzt. In die Realit?t wurde ich durch diese bl?de Haube gebracht,
die schlie?lich doch st?rte. Wir gingen Hand in Hand zu den anderen am
Marktplatz.
Nun bekam ich mehr Aufmerksamkeit als beim ersten Mal, und deutlich
mehr, als mir lieb war. Denn nun wussten alle das ich in dem Kleid
steckte. Es gab eine Menge Gekichere und ein paar dumme Spr?che, aber
nichts Schlimmes.
W?hrend ich ?berlegte, ob ich mich in diesen Sachen hinsetzten konnte,
dachte ich ?ber die merkw?rdige Situation nach. Hier war ich in
M?dchenkleidern, und niemand regte sich dar?ber auf, nachdem die Neuheit
verflogen war. Sollte ich vielleicht doch als M?dchen zur Schule gehen?
Einen Augenblick sp?ter sp?rte ich einen Zug an der Taille und die
Sch?rze fiel zu Boden. "Ihr Spinner", schimpfte Biene lauthals, "wisst
ihr ?berhaupt, was so eine Tracht kostet? Wollt ihr ein paar tausend
Euro bezahlen?"
Erneut wusste ich nicht, was ich machen sollte, und stand einfach nur
da. Waren diese Sachen wirklich so teuer, oder wollte Biene Adrian nur
einsch?chtern? Der stand zumindest nun ziemlich bel?mmert da.
"Heb es auf", herrschte Biene ihn an.
"Schon gut", sagte Adrian eingesch?chtert. "Ich wusste ja nicht, dass
die Sachen so teuer sind."
Er nahm die Sch?rze vom Boden, der an dieser Stelle halbwegs sauber war.
Auf Bienes finsteren Blick hin band er sie mir um und fummelte dazu
einige Zeit in meinen R?cken. Biene sah kurz auf das Resultat und nickte
gn?dig in Adrians Richtung.
Dann kam sie zu mir und fummelte an der Sch?rze in meinem R?cken. "So,
ein Knoten dar?ber, und das zieht so schnell keiner mehr auf." Dann
widmete sie sich meiner Haube und machte auch da einen Knoten unter
meinem Kinn. "Gut, die ist jetzt auch sicher."
Ich wusste nicht, ob ich ?ber die Knoten begeistert sein sollte.
Zumindest kam ich jetzt ohne einen Spiegel oder Hilfe nicht mehr aus den
Sachen heraus. Nicht dass das viel ausgemacht h?tte, denn die vielen
Unterr?cke waren auch irgendwie verknotet worden. Von dem Mieder ganz zu
schweigen, das auf mir unbekannte Art in meinem R?cken geschn?rt worden
war.
Wie sollte ich so eigentlich auf die Toilette gehen? Alleine konnte ich
die Sachen nicht ausziehen, und die R?cke hochzuheben schien mir auch
nicht praktikabel zu sein. Zudem die Befestigung der Str?mpfe ?ber der
Unterhose war und ich sie kaum loskn?pfen konnte, ohne zu sehen, was ich
machte.
Wie lange sollte ich die Tracht eigentlich anbehalten? Durfte ich sie
?berhaupt mitnehmen? Und wenn nein, wie sollte ich dann nach Hause
kommen?
Biene hatte sich auf einen kleinen Mauervorsprung gesetzt und rieb ihr
Bein. Anscheinend hatte sie es zu stark beansprucht und nun schmerzte
es.
Ich sah Svenja und ging zu ihr.
"Geiles Outfit", sagte sie, als ich sie erreicht hatte. Dann f?gte sie
leise hinzu, "Du kannst wohl nicht ohne einen Rock leben?"
Ich schaute sie b?se an - was sollte ich auch sonst machen? Dann fragte
ich sie, "Kannst du mir einen Gefallen tun? Ich kann in dem Kleid nicht
so gut laufen. Kannst du jemand vom Museum frage, wie ich nach Hause
kommen soll? Meine dreckigen Kleider sind weg."
"Warum willst du das Kleid ausziehen? Du siehst einfach s?? aus. Und
bist sogar unter die Haube gekommen", kicherte sie.
"Svenja, das war nicht freiwillig! Und es ist nicht gerade bequem. An
das enge Mieder habe ich mich ja halbwegs gew?hnt, aber die Unterw?sche
kratzt und alles ist so steif."
"Ok, ich frage, was sie als Ersatz haben. M?chtest du ein Kleid oder
lieber einen Rock?"
"Svenja!!!!"
Ehe ich handgreiflich werden konnte, verschwand sie schnell.
##
Seit ein paar Augenblicken stand ich alleine auf dem Marktplatz, da alle
nun zum Bus gingen. Wo blieb Svenja nur? Wenigstens regnete es nicht
mehr. Aber trotz des vielen Stoffes wurde mir langsam kalt. Und die
K?lte inspirierte meine Blase dazu, auch eine Meinung zu haben. In nicht
allzu ferner Zukunft musste ich pinkeln.
Beim Weggehen hatten ein paar meiner Kameraden Fotos mit ihren Handys
gemacht. Ich war gespannt, wie ich darauf aussah. Zumindest passte mein
Outfit zu den Fachwerkh?usern.
Endlich kam Svenja zur?ck. "Was ist?" fragte ich ungeduldig.
"Du kannst die Sachen mit nach Hause nehmen und morgen zur?ck bringen.
Allerdings sollst du einen gro?en Bogen um Misthaufen machen, sonst
kostet es 1.800,- Euro."
"1.800 Euro! Biene hatte Recht, dass diese Trachten teuer sind."
"Das ist eigentlich noch billig, gemessen daran, wie viel du anhast."
"Du kannst es dir gerne kaufen", meinte ich leicht anges?uert.
"Schon OK, Andrea. Wir sollten uns lieber beeilen, sonst f?hrt der Bus
ohne uns."
Obwohl es nicht sooo weit war, wollte ich in diesem Aufzug lieber nicht
nach Hause laufen. Und so trippelte ich los, was mir ein Schmunzeln von
Svenja einbrachte.
##
Ein Bus ist nicht daf?r gebaut, um dort ein Kleid wie meines anzuhaben.
Die Stufen bis zum Fahrer kam ich ja noch hoch, aber dann stand ich
ratlos vor dem schmalen Gang, der nach hinten f?hrte.
Der Busfahrer war dadurch nicht aus der Ruhe zu bringen. "Du kannst dich
hier vorne hinsetzen." Er deutete auf den Sitz ganz vorne, der momentan
zum Einsteigen zur?ckgeklappt war. "Klappe ihn einfach vor."
Ich tat es und nahm darauf Platz. Auch so war das gar nicht so einfach,
da der Sitz zwei Armlehnen hatte. Gerade so passte ich dazwischen. Dabei
hatte ich nur Angst, dass ich die kostbare Tracht besch?digte. Ich war
ja schon daran gew?hnt, dass mein gesamter Verdienst in M?dchenkleider
floss, aber hierf?r w?rde ich sehr lange arbeiten m?ssen.
Dann fiel mir etwas ein und ich sprach den Fahrer an, w?hrend ich das
Schild 'Nicht mit dem Fahrer sprechen' interessiert betrachtete. "?h,
kann ich vielleicht etwas fr?her aussteigen?"
"M?del, ich bin doch kein Taxi!"
"Aber - wenn ich so in der Schule auftauche..." Meine Stimme verlor
sich.
"Watt, M?del, warum ziehste dir denn so an?"
"Das war nicht freiwillig. Ich musste den anderen diese Hochzeitstracht
zeigen."
"Watt, och noch eene Braut?"
Ich konnte f?rmlich die sp?ttischen Gesichter meiner Kameraden hinter
mir sp?ren. Immerhin wusste der Busfahrer nicht, dass ich ein Junge war
- wenn Klaus & Co das Maul hielten.
"K?nnen Sie nicht einfach kurz vorher anhalten?"
"Ok, du bist ne dufte Biene, der kann ick nix abschlagen."
Ich hoffte er meine das mit 'dufte' nicht w?rtlich, den es erinnerte
mich an das Bl?tenwasser. Daran erinnert bemerkte ich meinen blumigen
Duft wieder. Noch ein Grund mehr nicht in die Schule zu gehen.
Der Fahrer hielt den Bus ein paar Stra?en vor der Schule an und lie?
mich aussteigen. Was gar nicht so einfach war, denn das Aufstehen aus
dem Sitz war noch deutlich schwieriger als das Hinsetzen.
Endlich hatte ich mich befreit und konnte aussteigen. Als Biene mir
folgen wollte, sage der Fahrer, "Nee, M?del, ich muss alle Sch?ler
ordnungsgem?? abliefern."
Auf einmal konnte er wieder halbwegs Hochdeutsch.
Einen Augenblick sp?ter war der Bus weg und ich stand allein auf der
Stra?e. Nun kam mir die Idee gar nicht mehr so gut vor, in meinem Kost?m
f?r alle Passanten sichtbar zu sein. Unauff?llig war es garantiert
nicht, daf?r sorgte schon die Haube.
Als ich mich in Bewegung setzte, um nach Hause zu laufen, fiel mir etwas
ein, und ich blieb gleich wieder stehen. Mein Schl?ssel, wie alles
andere aus meinen Taschen, lag noch bei dem F?rber im Museum. Ich konnte
nicht nach Hause, denn ich konnte nicht aufschlie?en.
Ich musste mich an einem Haus abst?tzen, denn mir war auf einmal nicht
mehr gut. Und ich musste immer dringender pinkeln.
Ich zog an der Schleife meiner Haube, um wenigstens sie loszuwerden.
Keine Chance. Auch ausgiebiges Betasten des Knotens brachte nichts.
Biene hatte es zu gut gemeint.
Was sollte ich nun machen? Eines war klar, in meiner Tracht konnte ich
hier nicht stehen bleiben. Zur Schule gehen? Nach Hause, und dann
warten, bis meine Mutter kommen w?rde? Zur?ck ins Museum, um an den
Inhalt meiner Hosentaschen zu bekommen?
##
Ich konnte es nicht verhindern, dass die Tr?nen ?ber meine Backen
liefen. In meinem konfusen Zustand freute ich mich dar?ber, dass diesmal
keine schwarzen Spuren zu sehen sein w?rden. Das stoppte aus
unerfindlichen Gr?nden den Tr?nenfluss.
Ich hatte immer dringender pinkeln gemusst. An der Kreuzung war eine
Gr?necke mit ein paar hohen B?schen. Ich hatte mich dahinter gedr?ckt,
immer in Sorge, dass der Tracht etwas passiert.
Durch die B?sche war ich halbwegs gut gedeckt gewesen. Ich hatte
versucht unter meine R?cke zu greifen, aber es war einfach zu viel
Material. Ich war nur mit den H?nden bis ?ber die Knie gekommen.
Dann hatte ich versucht den Knoten der Sch?rze aufzubekommen. Ich hatte
versucht sie auf meinen Bauch drehen, aber sie war zu fest gebunden, sie
r?hrte sich nicht. Und den Knoten in meinem R?cken aufzubekommen war
hoffnungslos.
Das war der Zeitpunkt gewesen, an dem erste Tr?nen kamen. Aus
Hoffnungslosigkeit, und aus Wut dar?ber, dass ich mir nicht helfen
konnte.
Pl?tzlich hatte ein kleines Kind vor mir gestanden. Ich hatte es durch
meine verquollenen Augen nicht fr?her gesehen. Ich hatte immer noch so
unscharf gesehen, dass ich nicht sagen konnte, ob es ein Junge oder
M?dchen war. Jedenfalls Kindergartenalter. Ich hatte mich nicht getraut,
meine Tr?nen mit dem Blusen?rmel zu trocknen.
Das Kind hatte mich ein paar Augenblicke angesehen, und dann "Hier"
gesagt, w?hrend es etwas in meine Hand dr?ckte. Ein Papiertaschentuch.
Ich hatte meine Augen getrocknet und sah nun besser.
"Danke."
"Warum bist du hier in dem Busch?"
"Weil ich ganz dringend pinkeln muss."
"Und, hast du?"
"Nein, es geht nicht."
"Warum?"
"Ich bekomme den Knoten nicht auf."
"Lass mich mal probieren."
Nat?rlich war es dem Kind auch nicht gelungen, die kleinen H?nden
konnten den dicken Knoten nicht ?ffnen.
"Es geht wirklich nicht."
"Ich wei?."
"Warum pinklest du nicht einfach so? Der Rock ist doch unten offen."
Perfekte Kinderlogik. "Weil dann meine Unterhose nass wird."
"Dann ziehe sie doch aus."
"Ich komme nicht dran."
"Ich helfe dir." Ehe ich etwas darauf erwidern konnte, hatte es sich auf
die Knie fallen lassen und krabbelte nun unter meine R?cke. Mir war ganz
anders geworden, als es unter dem Rock get?nt hatte, "Zappel nicht so."
Dabei sp?rte ich die kleinen H?nde an meinem Oberschenkel.
Ich war vor Entsetzen v?llig starr geworden. Das Kind konnte doch
nicht...!
"Da ist etwas ?ber deiner Unterhose."
"Das h?lt die Str?mpfe. Kannst du es loskn?pfen?"
"Wei? nicht. Ich probier's."
Ich f?hlte seine H?nde tasten. "Ja, es geht." Dann sp?rte ich, wie erst
ein und dann der andere Strumpf nach unten rutschte.
Aber damit war das Problem noch nicht gel?st gewesen. Ich kam an meine
Unterhose nicht heran. Aber da hatte ich gesp?rt, wie sie nach unten
gezogen wurde. Ich war erstarrt.
Nun war das Kind wieder unter meinem Rock hervor gekommen. "Es ist ganz
sch?n dunkel unter deinem Rock. Man sieht ?berhaupt nichts. Aber jetzt
kannst du pinkeln. Ich muss weg, Mami wartet."
Ich war uns?glich erleichtert dar?ber, dass nichts zu sehen gewesen war.
Jetzt war aber keine Zeit zum Nachdenken, ich musste pinkeln! Die
Unterhose lag um meine Kn?chel. Ich stieg heraus und hockte mich hin.
Dann konnte ich es auch schon nicht mehr halten und hoffte nur, dass
nichts nass wurde.
Unendlich erleichtert stand ich wieder auf. Schnell trat ich zu Seite,
sodass ja nichts dreckig wurde. Dann hob ich die Unterhose auf. Ich
hatte keine Chance sie anzuziehen. Das war der Ausl?ser f?r einen neuen
Schub Tr?nen.
##
Etwas sp?ter hatte ich mich beruhigt. Ich musste aus diesen Sachen
heraus! So konnte es nicht weitergehen.
Jetzt rollte ich erst einmal die Str?mpfe so ordentlich zusammen, das
sie um die Kn?chel in zwei Wulsten lagen. Das war schwierig genug. So
konnte ich gehen, ohne darauf zu treten.
Mittlerweile war mir klar, dass ich so nirgendwo hingehen konnte. Es gab
nur eine praktikable L?sung: Zur Schule. Ich h?tte nie aus dem Bus
aussteigen sollen. Ich machte mich auf den kurzen Weg, die Unterhose in
der Hand.
Der Schulhof war verwaist, was mir zuerst sehr lieb war. Nat?rlich waren
alle Sch?ler nach Hause gegangen, denn heute gab es keinen regul?ren
Unterricht. Was nun? Ich k?nnte nachsehen, ob jemand in der Verwaltung
war. Aber wer wei?, zu was f?r neuen Problemen das gef?hrt h?tte. Ich
wollte nicht unbedingt in einem Brautkleid dort auftauchen, auch wenn es
ein Uraltes war.
Vielleicht die Umkleide? Dort blieben ?fters Sachen liegen. Mit etwas
Gl?ck fand ich etwas Passendes.
Der Eingang zur Turnhalle war nicht verschlossen. Ich ging schnell in
die gewohnte Jungenumkleide. Niemand da. Wie auch kaum anders zu
erwarten.
Ich sah mich in den Spinden um. Tats?chlich fand ich eine Sporthose und
in einem Anderen ein Trikot. So weit, so gut. Jetzt musste ich nur noch
aus diesen Sachen heraus.
In der Toilette war ?ber dem Waschbecken ein Spiegel. Zum ersten Mal sah
ich mich, wenn auch nur den Oberk?rper.
Es war ein Wunder, dass mich ?berhaupt jemand erkannt hatte. Durch die
Haube war mein Kopf v?llig ver?ndert, und die superschmale Taille konnte
niemals zu einem Jungen geh?ren.
Nun, da ich den Knoten unter meinem Kinn sah, konnte ich ihn l?sen.
Trotzdem gar nicht so einfach, denn alles war spiegelverkehrt. Ich war
unendlich erleichtert, als endlich die Haube abkam.
Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich so geschwitzt hatte. Meine Haare
waren feucht. Im Spiegel sah ich nun reichlich merkw?rdig aus. Ohne die
Haube passte mein Kopf nicht zu dem Oberk?rper.
Ich hoffte, dass der Knoten an der Sch?rze ?hnlich war wie der an der
Haube. Dann hatte ich eine Chance, ihn aufzubekommen. Aber es ging
nicht, er sa? einfach zu fest. Vermutlich waren meine eigenen Versuche
daran schuld.
So kam ich nicht weiter. Ein Kugelschreiber, den jemand verloren hatte,
brachte mich auf die Idee, es damit zu versuchen.
Und das ging verbl?ffend gut. Ich steckte ihn in den Knoten und zog ein
wenig, und schon lockerte er sich. Kurz darauf war die Sch?rze ab. Ich
lie? einen Seufzer der Erleichterung los. Trotzdem dauerte es ganz sch?n
lange, bis ich erst aus dem Kleid und dann aus den f?nf Unterr?cken kam.
Ich hatte keine Uhr an, aber mittlerweile war wenigstens eine halbe
Stunde um. Nur um sich halb auszuziehen!
Bei dem Mieder gab ich auf. Ich fand nicht einmal den - oder die -
Knoten. Na ja, das konnte ich auch anbehalten. Mittlerweile st?rte es
mich kaum noch, ich hatte mich daran gew?hnt.
Ich zog meine Unterhose wieder an und f?hlte mich fast wieder normal,
ohne diese Unmengen Stoff. Ich nahm die gefundene Sporthose und zog sie
an. Oh oh, das ging gar nicht. Die Beine waren faste einen Viertelmeter
zu lang, und in den Bund h?tte ich mehrmals hineingepasst. Durch das
glatte Kunstfasermaterial konnte ich nicht einmal die Beine aufrollen,
es hielt einfach nicht. Und die Hose blieb sowieso nicht oben.
Das Trikot war das genaue Gegenteil: Es war so klein, das ich es
unm?glich anziehen konnte.
Nach der Freude aus der Tracht zu sein nun dieser Flop! Ich konnte doch
nicht in Leinenmieder und Wollunterhose auf die Stra?e gehen!
Ich ging noch einmal durch alle Spinde. Nichts. Es blieb nur noch eine
M?glichkeit: Die M?dchenumkleide. Vielleicht war dort etwas
Unauff?lliges zu finden. Ein Trainingsanzug w?re optimal.
Ich fand tats?chlich etwas. In einem Spind mit einem Zahlenschloss, das
aber nicht eingerastet war. Aber genau das, was ich am Wenigsten wollte.
Zur Weihnachtsfeier gab es einen Tanzauftritt der M?dchen. Genau so ein
Kost?m war in einem Spind. Das konnte ich doch nicht anziehen!
Ich schaute es mir noch einmal an. Es war auch schwarzem Lycra. Das war
schon mal positiv, denn das mochte ich sehr gerne. Schwarz war
eigentlich auch nicht schlecht, denn es war nicht so auff?llig. Aber
damit endeten die nicht auff?lligen Dinge. Der ?rmel war im Bereich der
Oberarme weiter: Ein Puff?rmel. Der Saum hatte eine leuchtend roten
glitzernden Paillettenabschluss, und ein paar Zentimeter h?her parallel
dazu silberne Pailletten. Der Rei?verschluss war im R?cken, und vorne
lief es spitz dreiecksf?rmig nach unten aus. Nicht gerade ein
unauff?lliger Schnitt. Und dann war da noch ein gro?er wei?er glitzender
Bl?tenzweig auf der Brust, der unwahrscheinlich stark zu dem Schwarz
kontrastierte. Ich konnte mich noch daran erinnern, wie toll das im
Scheinwerferlicht auf der B?hne ausgesehen hatte.
Damals hatte mich auch der Rock fasziniert. Er war nat?rlich genauso
schwarz und hatte unten am Saum dieselben roten und wei?en Pailletten.
Aber er war sehr kurz und sehr glockig. Beim Tanzen war er sch?n
hochgeflogen, das hatte mir sehr gut gefallen.
Aber damit konnte ich doch nicht nach drau?en gehen? Vor allem nicht in
M?dchensachen ?ber den Schulhof. Diesmal w?rde keine Haube mich
verdecken, und ich w?rde f?r jeden sichtbar M?dchensachen anhaben. Und
ausgesprochen sexy Sachen.
Ich fr?stelte leicht. Deshalb griff ich zu der ebenfalls dort liegenden
Tanzstrumpfhose, das letzte dor liegende Teil neben den Schuhen, die
aber schon auf den ersten Blick viel zu klein waren. Eine hautfarbene
Feinstrumpfhose, die stark gl?nzte. Aber das war besser als die
kratzigen Wollstr?mpfe. Nur hie? das erst einmal die Stiefelchen
ausziehen, die Str?mpfe aus- und die Strumpfhose anziehen, und dann die
Schuhe mit ihrer langen Schn?rung wieder. Als ich das gemacht hatte, war
mir erst einmal warm und ich war ziemlich geschafft.
Hmm, die schwarzen Stiefelchen w?rden ja gut zu dem Kost?m passen. Ob
ich es wenigstens ausprobieren sollte? Ich hatte letztendlich keine
andere Wahl, wenn ich die Tracht nicht wieder anziehen wollte. Und das
kam wirklich nicht in Frage. Ich war froh sie los zu sein. Auch wenn ich
es bedauerte, mich nur bis zum Oberk?rper im Spiegel gesehen zu haben.
Der Rock mit seinem breiten Gummibund war einfach, aber die Jacke hatte
den Rei?verschluss im R?cken. Da sie aber aus Lycra war und damit stark
dehnbar, ging es mit einigem Ziehen dann doch.
Im Spiegel konnte ich wieder nur den Oberk?rper sehen. Das elastische
Material zeigte zwei Dinge viel zu gut: Meine f?r das Kost?m eigentlich
zu kleine Taille, und meine durch das Mieder ziemlich gro? aussehenden
Br?ste, ganz ohne etwas auszustopfen. Hoffentlich rutschte ohne das
Mieder wieder alles an seine urspe?ngliche Stelle.
An mir herunter sehend sah ich nur den weit abstehenden Rock, der einen
Blick auf meine gl?nzenden Beine verhinderte. Bei jeder Bewegung schwang
er mit.
Konnte ich so nach drau?en gehen?
Aber was blieb mir ?brig. Ich musste meine Sachen wiederhaben, die im
Museum waren. Vor allem meine Schl?ssel und Portemonnaie.
Die Tracht wollte ich aber nicht mitschleppen. Ich hatte keine Tasche,
und so waren die vielen Teile einfach nicht zu transportieren. Vor allem
nicht im Bus. Schlie?lich war sie sehr wertvoll, und ich wollte wirklich
nicht nur noch f?r eine Tracht arbeiten, die ich nie wieder anziehen
w?rde.
Zumindest das stellte kein Problem dar. Ich hatte einen leeren Spind und
ein Schloss. Da es offen war, konnte ich die Zahlenkombination
verstellen. Somit war die Tracht sicher untergebracht. Allerdings
passten die Sachen kaum hinein. Ich musste ziemlich dr?cken. Hoffentlich
passierte dadurch nichts.
Ich sah mich noch einmal im Spiegel an. Der Kopf passte wieder nicht zu
dem darunter. Aber ich hatte kein Makeup. Ob ich etwas mit den Haaren
machen konnte? Mittlerweile waren sie trocken geworden. Ich machte sie
wieder nass und zupfte sie mit den H?nden in etwas, was halbwegs als
sportive M?dchenfrisur durchgehen konnte, passend zu dem Kost?m.
Dann ging ich zur T?r. In dem elastischen Kost?m konnte man sich so
unendlich leicht bewegen, vor allem im Unterschied zu vorher. Das
reichte schon, dass ich mich viel besser f?hlte, als es eigentlich
angebracht war.
Es war sooo herrlich leicht, der Rock schwang sooo sch?n...
Pl?tzlich fand ich mich auf der Stra?e. Geistesabwesend war ich dahin
gegangen, ohne mich um meine Umgebung zu k?mmern. Nun verlie? mich die
Courage, aber es gab kein zur?ck. Ganz und gar nicht mehr selbstsicher
ging ich zur Bushaltestelle.
Ich hatte kein Geld, und meine Monatskarte war im Portemonnaie. Das hie?
Schwarzfahren. Noch nie hatte ich das gemacht.
Total nerv?s sa? ich auf der Bank an der Haltestelle. Nicht nur mein
Outfit machte mir Sorgen, sondern auch das bevorstehende Schwarzfahren.
Ich hatte ja eine g?ltige Karte, aber nicht dabei.
Jeder konnte mich hier sitzen sehen. Und nicht wenige sahen mich. Bis
jetzt Gottseidank keine Schulkameraden. Ich h?tte wirklich nicht
gewusst, wie ich erkl?ren sollte, warum ich hier in einem Showtanzkost?m
sa?. Einem sehr femininen, sexy Kost?m. Kein M?dchen h?tte sich so
angezogen in einen Bus gesetzt.
Alle halbe Stunde fuhr der Bus. Ich musste nat?rlich 25 Minuten warten.
Viel zu viele Leute sahen mich dabei. Oh man, hoffentlich ging das gut
aus!
Von ein paar ?lteren Jugendlichen bekam ich sogar ein paar anerkennende
Pfiffe, aber das konnte mich nun wirklich nicht aufbauen. Wenigstens
kamen sie nicht zu mir, das h?tte mir gerade noch gefehlt.
Kaum hatte ich das gedacht, setzte sich jemand neben mich.
"Das ist aber ein tolles Kost?m."
Ich sah neben mich. Ein Junge, zwei oder drei Jahre ?lter als ich, und
wesentlich gr??er. Vor allem Letzteres brachte mich dazu zu antworten.
"Danke."
Er war nicht gerade wenig neugierig. "F?r was ist das?"
"Showtanzgruppe unserer Schule", sage ich wahrheitsgem??.
"Du hast gerade ge?bt?"
Um wenigstens nicht laut l?gen zu m?ssen, nickte ich nur.
"Du siehst klasse darin aus. Ich kenne nur wenige M?dchen, die so eine
tolle Figur haben." Dabei sah er auf meine schmale Taille.
Wieder einmal wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Jetzt hatte ich
schon so viel Zeit als M?dchen verbracht und war immer noch v?llig
unbeholfen. Allerdings hatte ich bis jetzt auch kaum Begegnungen mit
Jungen gehabt, von Ken einmal abgesehen.
Es st?rte ihn allerdings nicht, dass ich nicht antwortete. "Was machst
du heute Abend?" fragte er geradewegs.
"Ich habe leider keine Zeit."
"Vielleicht morgen?"
"Nein."
"Samstag?"
"N..."
"Bitte sag nicht nein", unterbrach er mich. "Ich lade dich ein. Auf was
hast du Lust?"
"Ich wei? nicht, meine Mutter wird das nicht erlauben?"
"Wie alt bist du denn?"
"F?nfzehn."
So schnell, wie er gekommen war, so schnell war er wieder weg. Ich war
mir nicht klar, welcher Meinung ich war. Ob ich erleichtert war oder
nicht. Oder Sauer.
Hmm, er sah schon gut aus.
Quatsch, was sollte das? Er war ein anderer Junge.
##
Beim Einsteigen sah mich der Fahrer pr?fend an und winkte mich dann
durch. Er hatte mich doch nicht etwa erkannt? Ich kannte ihn nat?rlich,
so viele Busfahrer gab es hier nicht.
Was w?re, wenn er mich erkannt h?tte? Ich war immer nur als Junge Bus
gefahren, und nun hatte ich einen Rock an. Nicht irgendeinen Rock,
sondern ein sexy Kost?m. So etwas ?bersah man nicht so leicht. Und
verga? man nicht schnell.
Mit sehr gemischten Gef?hlen stieg ich aus. Die Fahrt war Gottseidank
nur sehr kurz. Ich merkte, wie der Fahrer mir nachsah. Schnell ging ich
weiter. Wenigstens das war nun ausgesprochen leicht. Es machte mir
richtig Spa?. Wie es wohl w?re, so auf einer B?hne zu stehen? Ob ich
diese Weichnachten...?
Nein, das ging nicht. Alle in der Schule kannten mich nur als Jungen.
Nein, das stimmte nicht. Meine Klasse hatte mich in einer alten
Brauttracht gesehen. Hatte das etwas ge?ndert? Was w?rden sie sagen,
wenn sie mich so sehen w?rden?
Jetzt hatte ich erst einmal mit einem anderen Problem zu tun. Das Tor
war zu. Klar, das Museum war au?er f?r Gruppen in Winter geschlossen.
Was nun?
Ich sah jemanden Ware in das Restaurant tragen. Schnell ging ich zu ihm.
"Ich habe meine Sachen vorhin vergessen."
"Da kann ich dir nicht helfen. Ich liefere hier nur Bier an. Aber gehe
mal hinein, da ist irgendwo der Wirt."
Genau das machte ich. Ich fand ihn schnell. Im Gegensatz zu dem
Lieferanten starrte er mich an. "Ja, was gibt es?"
"Ich habe vorhin meine Sachen im Museum vergessen."
"Da ist jetzt niemand mehr."
"Aber...."
"M?dchen, ich kann dir nicht helfen."
"Aber meine Schl?ssel sind da, und ohne komme ich nicht nach Hause."
Meine Stimme war ?berraschend weinerlich.
"Warum passt du nicht besser auf?" fragte er missmutig.
"Jemand hat mich in den Misthaufen gesto?en!"
"Ach, du warst das?" Er sah auf einmal weniger abweisend aus. "Das ist
etwas anderes. Komm, wir suchen deine Sachen. Wo hast du sie verloren?"
"Beim F?rber."
"Gut, das ist nicht so weit."
Durch das Restaurant ging es in das Museum. Er ging schnell und ich
hatte kein Problem mitzuhalten. Wenige Minuten sp?ter waren wir an dem
Haus, vor dem alles angefangen hatte. Missmutig sah ich auf den
Misthaufen. Dabei erschauerte ich.
"Kalt?"
Erst jetzt wurde mir bewusst, dass das d?nne Kost?m nicht gerade warm
war. Bis jetzt war ich zu abgelenkt gewesen. Aber vorhin mit ein wenig
Sonne war es nicht so kalt. Ich nickte zustimmend.
Innen fand ich schnell meine Sachen. Nat?rlich ohne jeglich Kleider.
"Hast du keine Jacke? Du zitterst ja."
Das war nicht nur die K?lte. Das war vor allem Angst. Bei meinen
Freundinnen oder Frau Weber w?re mir mein Kost?m ziemlich egal gewesen.
Aber hier hatte ich Angst. Aus mir unbekannten Gr?nden war sie langsam
immer st?rker geworden, obwohl eigentlich die Schule am gef?hrlichsten
gewesen war, und danach die Haltestelle. Hier war ich eigentlich sicher.
Aber es n?tzte nichts, das ich mir das sagte. Meine Angst wurde immer
st?rker. Angst ist halt nicht logisch.
"So kannst du nicht nach Hause gehen. Du holst dir ja den Tod!"
Trotz meines W?rmebed?rfnisses dachte ich, 'Jetzt komm aber blo? nicht
mit einer Tracht, selbst gemacht oder nicht.' Sagen tat ich allerdings
nichts. Ich war total versch?chtert. Dabei fiel mir ?berhaupt nicht auf
das ich mich v?llig normal verhielt. F?r ein junges M?dchen.
Ich hatte gar nicht gemerkt, dass er weggegangen war. Nun kam er mit
etwas in der Hand zur?ck. "Etwas anderes habe ich nicht gefunden, das
dir passen k?nnte. Du bist ja so zart. Hier ist ein Poncho, der h?lt
sich warm."
Er gab mir einen klassischen Poncho im typischen bunten
s?damerikanischen Stil. Es gefiel mir sofort. Und es war WEICH. Sofort
zog ich den Poncho ?ber.
"Selbst gemacht?"
"Nein. Ich geh?re nicht zum Museum. Das ist ein Andenken an einen
S?damerika Urlaub. Reine Alpaka Wolle."
"Das ist toll! So weich!" Ich klang mindestens so schw?rmerisch, wie ich
mich f?hlte.
"Freut mich, dass es dir gef?llt. Es steht dir. Du siehst bessere darin
aus als meine Tochter."
Das klang sehr traurig. War sie etwa...? Ich fragte ihn, "Ist sie...?
Ich meine..."
"Nein, ihr ist nichts passiert. Wir haben uns nur zerstritten. Jetzt ist
sie mit so einem Tunichtgut auf und davon."
"Oh." Mehr fiel mir dazu nicht ein.
Wir gingen zur?ck und waren bald wieder im Restaurant. Dort zog ich den
Poncho wieder aus. "Vielen Dank, mir ist nun w?rmer."
"Nein, behalt ihn an. Du brauchst etwas f?r den Heimweg. Und eigentlich
kannst du ihn auch behalten. F?r mich ist es nur eine unangenehme
Erinnerung, und dir steht er einfach toll."
Ich konnte mich ja selbst nicht sehen. Erst sp?ter wusste ich, was er
meinte. Der nach unten spitz zulaufende Poncho betonte meinen weit
schwingenden Rock und lie? immer wieder meine extrem schmale Taille
hervorblitzen. Weil man sie so nicht richtig sah, wirkte sie noch
schmaler.
"Aber das kann ich nicht annehmen. Das war sicher sehr teuer..."
"Nonsense." Und damit schob er mich durch den Vordereingang heraus.
Gigi
- 23.06.2021
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