Die St?ckelschuhe
Episode 3 - Ein Leben auf hohen Abs?tzen
© 2009 / 2017 Lydia Lighthouse
Mein Herz machte einen Sprung, als die altmodische T?rglocke ihren
schweren Klang verlauten lie?, der dumpf durch die m?chtige Eingangst?r
drang. F?r mich war es der Moment, mit welchem ich mein bisheriges Leben
beendete. Zum Umkehren war es l?ngst zu sp?t. Zu sehr hatten die
Erlebnisse der letzten Tage und Monate meine Sicht auf die Dinge
beeinflusst und ver?ndert. Sie hatten jenen Teil meiner Seele, den ich zu
diesem Zeitpunkt nur heimlich f?r mich allein auslebte, unvermittelt in
den Mittelpunkt meiner Welt gestellt, aus dem er nicht mehr verschwinden
wollte. Oft hatte ich mich gefragt, ob ich die St?ckelschuhe angezogen
h?tte, wenn ich w?sste, was dann passieren w?rde. Lange war ich mir nicht
sicher, ob sie ein Fluch oder ein Segen gewesen waren. Doch wie ich hier
stand, den Finger behutsam vom Schalter der T?rglocke nehmend, waren mir
solche Fragen egal. Auch wie es m?glich war, die Gestalt und das
Geschlecht eines Menschen von Grund auf zu ver?ndern. War es Zauberei?
War es ein geheimes Medikament? Wie konnte es nur sein, dass mich diese
Schuhe in nur wenigen Augenblicken in eine echte Frau verwandelten?
Das alles war nun aber unwichtig. F?r mich stand nur eines fest: Ich
wollte f?r immer diese Frau sein. Und ich wollte ganz und gar dem Mann
geh?ren, der mich erschaffen hatte. Ob ich dies aus eigenem Willen heraus
tat oder aber unter seiner Kontrolle stand, war mir gleichg?ltig. So oder
so konnte ich mein Leben als Mann nicht weiterf?hren. Es wirkte einfach
nicht mehr echt. In den Tagen nach meiner letzten Verwandlung war alles
aus dem Ruder gelaufen. Selbst die einfachsten T?tigkeiten des Alltages
erschienen mir wie eine unl?sbare Aufgabe. Meine Gedanken wurden
beherrscht von den Eindr?cken und Gef?hlen, die ich als Frau erfahren
durfte. So be?ngstigend es anfangs auch war, so wohl f?hlte ich mich
letztlich in meiner Haut. Es war so wunderbar, herausgeputzt zu werden.
Wie ich in dem verf?hrerischen Kleid unter all den Herren stand und immer
wieder ihre bewundernden Blicke zugeworfen bekam, wurde ich von einer Art
Stolz erf?llt, den ich bisher noch nie erlebt hatte. Eine solche
Best?tigung hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht erfahren. So und
nicht anders wollte ich sein. Zwar hatte es bis zu dieser Erkenntnis ein
wenig gedauert, aber umso fester war mein Entschluss, das Dasein als
typischer Student, der mittellos in einer kleinen Bude hauste, hinter mir
zu lassen. Welche Probleme sich daraus auch ergeben mochten, mein Herr
w?rde schon eine L?sung finden. In seine Verantwortung wollte ich mich
voll und ganz begeben. F?r immer.
Inzwischen war der Nachklang der Glocke verhallt. Ich wagte kaum zu atmen
und konnte es nicht erwarten, ihm endlich wieder gegen?berzustehen.
Welches Aussehen w?rde er mir heute wohl geben? Schon der Gedanke, dass
er mich nach Belieben gestalten konnte, sprach eine devote Seite in mir
an, deren St?rke ich bislang weit untersch?tz hatte. Doch nun, da ich sie
kannte, wollte ich mich als Frau einem Mann unterordnen. Nat?rlich war
das nicht das Verlangen einer normalen Frau, dessen war ich mir bewusst.
Aber war hier geschah, war eh weit davon entfernt, normal zu sein.
Nerv?s strich ich mir ?ber den Kopf. Wie sehr vermisste ich eine lange
Haarpracht. Auf der anderen Seite der T?r war noch nichts zu h?ren.
Sollte ich noch einmal l?uten? Nein, lieber nicht. Vielleicht h?tte mein
Herr das als aufdringlich empfunden. Also wartete ich. Um meine Geduld
war es in diesem Moment allerdings nicht sonderlich gut bestellt.
Aufgeregt suchte ich nach einer M?glichkeit, um in den Flur zu sp?hen,
doch eine ?ffnung war in dieser massiven T?r nicht zu finden. Auch
abseits des gro?z?gig ausgebauten Eingangsbereiches, waren keine Fenster
auf die Schnelle zu erreichen. Dazu h?tte ich schon die Treppen
hinuntersteigen m?ssen. Was machte es au?erdem f?r einen Eindruck, wenn
mein Herr mich beim Hineinsp?hen in sein Haus erwischt h?tte?!
Leider tat sich noch immer nichts. Konzentriert lauschte ich nach
Schuhen, die sich der T?r n?herten oder nach dem ?ffnen einer T?r im
inneren des Hauses. Doch es blieb still. Es jetzt fasste ich mir ein
Herz, und dr?ckte erneut auf die Schelle. Wieder drang die Glocke aus der
Ferne an mein Ohr. Die Sekunden verstrichen, ohne dass sich die T?re
?ffnete. Nach und nach wich meine anf?ngliche Euphorie einer tiefen
Entt?uschung. Fast verzweifelt l?utete ich ein drittes Mal, und erneut
blieb der erhoffte Erfolg aus. Offensichtlich war niemand zu Hause.
Hektisch nach Luft ringend ging ich einige Schritte zur?ck und schaute zu
den oberen Stockwerken hinauf. Das gro?e alte Haus wirkte erhaben, aber
leider auch unbewohnt. Die sorgf?ltig restaurierten Fensterl?den waren
geschlossen und die Einfahrt stand leer. Hilfesuchend schaute ich nach
links und rechts. Vielleicht war noch irgendwo ein G?rtner, der wusste,
wo mein Herr zu finden war. Oder Joseph, der Stylist, der mich zuletzt so
wunderbar hergerichtet hatte, mochte in einem Nebenhaus leben und war
eventuell dort anzutreffen. Doch all diese Hoffnungen wurden von jedem
weiteren verschlossenen Fenster, das ich fand, zunichte gemacht.
Eine Weile stand ich noch vor dem Eingang und konnte es nicht glauben.
Ich wollte hier mein Leben neu beginnen. Es in die H?nde eines anderen
Menschen legen. Und nun sollte es schon ein Ende haben, bevor es
?berhaupt richtig angefangen hatte?! War ich denn so wenig wert in seinen
Augen, dass er mich einfach ignorieren konnte?
Aber was hatte ich denn auch erwartet. Ich war ja nur eines von vielen
M?dchen, die mein Herr besa?. Dergleichen erw?hnte er zumindest einmal
beil?ufig, obwohl ich noch nie eine andere Frau bei ihm zu Gesicht
bekommen hatte. Vielleicht erhoffte ich eine h?here Stellung, als mir
zustand. Mit Tr?nen in den Augen wandte ich mich schlie?lich von dem
Anwesen ab und machte mich auf den Heimweg.
Zu Hause angekommen fiel ich entmutigt auf mein Bett. Ich wollte einfach
nicht, dass alles so weiterging wie bisher. Morgens aufstehen und ein
Leben leben, das mir nicht mehr wie mein eigenes erschien. Weiterhin
durchschnittliche Arbeit abliefern, um sp?ter in einem noch
durchschnittlicheren Job zu landen, der mir einen Alltag ohne
Leidenschaft und Hingabe bescherte. Mit einem letzten Funken Hoffnung
schl?pfte ich in die St?ckelschuhe, die sorgsam verpackt in meinem
Kleiderschrank lagen und die ich seit meiner aller ersten Verwandlung nie
wieder anzuziehen gewagt hatte. Doch auch dieser Funken verlosch, als ich
mich im Spiegel nur einem jungen Mann mit hohen Damenschuhen.
Die n?chsten Tage waren, wie erwartet, eine Qual. Obwohl es mir gelang,
mich nicht zu Hause in Selbstmitleid zu verkriechen, konnte ich mir nicht
erfolgreich einreden, dass das Leben einfach weitergehen musste. Daf?r
fehlte mir die n?tige Naivit?t. Teilnahmslos sa? ich in der Uni und lie?
die Vorlesungen an mir vorbeigehen. Zu allem ?bel lief mir irgendwann
Professor M?ller ?ber den Weg - jenem Mann, dem mich mein Herr vor
ungef?hr einer Woche auf einer Gala vorstellte und der mich im Verlauf
des Abends verf?hrt und genommen hatte. Schlagartig kam die Sehnsucht
nach einem Leben als Frau zur?ck, als er an mir vorbeiging. Ich konnte
nicht anders, als ihm einfach hinterher zu schauen. Die Erkenntnis, dass
er mich nicht wahrnahm, war einfach nur schrecklich.
Erst nach ungef?hr einem Monat stellte sich so etwas wie Routine ein. Die
Resignation wurde zur Normalit?t und verblasste allm?hlich. Mittlerweile
war ich sogar mit ein paar alten Freunden wieder um die H?user gezogen
und hatte tats?chlich Spa? dabei. Auch sonst lief im Grunde genommen
alles mehr oder weniger glatt. Meine Noten an der Uni pendelten sich
wieder im vorderen Mittelfeld ein und ich begann zum Sommer hin, nach
einem Ferienjob zu suchen, der mir das n?chste Semester finanzieren
sollte. Das Leben ging also doch weiter.
Meine Vorliebe, mich hin und wieder als Frau zu kleiden, hatte ich
hingegen ganz aufgegeben. Ich kam mir irgendwie l?cherlich dabei vor. Wie
ein schrill geschminkter Kerl im Fummel, der nicht mehr alle Tassen im
Schrank hatte. Die Gef?hle kamen nicht ann?hernd an die tiefe
Zufriedenheit heran, wirklich eine Frau zu sein. Und so gab ich meine
Kleider ohne Wehmut in die Altkleidersammlung, ehe sie in meinem Schrank
zum Fra? der Motten verkamen. Lediglich das eine Paar St?ckelschuhe
behielt ich in Erinnerung an ein Erlebnis, das ich nie wieder vergessen
wollte. Damals ahnte ich noch nicht, dass jene Erinnerungen keine bleiben
w?rden.
Es war nun knapp ein viertel Jahr her, seit ich auf der Gala einem Mann
zum Geschenk gemacht wurde. Mir erschien dieser Moment nur noch wie ein
Traum, der zwar nach wie vor st?ndig pr?sent war, aber eben doch nur ein
Traum. Das n?chste Semester hatte schon wieder begonnen und der Job als
Aushilfskellner in einem Biergarten hatte dank der Trinkgelder
tats?chlich so viel eingebracht, um das n?chste halbe Jahr ohne
nennenswerte Geldsorgen zu ?berstehen.
Ich kam gerade von einem Seminar heim und warf beil?ufig einen Blick in
meinen Briefkasten, der vorn im Treppenhaus hing, wobei mein zuvor
achtlos ?bergeworfener Rucksack ?ber die Schulter rutschte. Ohne
gro?artig auf die Post zu achten, klemmte ich sie mir daher unter den Arm
und verschloss in einer artistischen Glanzleistung den Briefkasten,
w?hrend der Rucksack in meiner Armbeuge baumelte. In meiner kleinen
Wohnung angekommen warf ich beides auf den K?chentisch und setzte mich
mit einer kalten Dose Ravioli vor den Fernseher. H?tte ich gewusst, was
da auf meinem K?chentisch lag, w?re ich vermutlich nicht so ruhig
dagesessen.
Erst am Nachmittag fiel mein Blick erneut auf die Post. Diese bestand wie
?blich ?berwiegend aus Postwurfsendungen und vermeintlich gewonnene
Preisausschreiben. Nur ein gro?er Umschlag aus braunem Karton fiel mit
seiner Schlichtheit aus dem Rahmen. Verwundert wandte ich ihn auf der
Suche nach dem Absender herum, konnte aber keinen Hinweis auf eine
Adresse erkennen. Nicht einmal meine Eigene stand auf dem Umschlag und
auch eine Briefmarke fehlte. Doch im Inneren befand sich sp?rbar ein
Gegenstand. Nicht gro? oder breit, sondern klein und l?nglich. Pr?fend
f?hlte ich nach den Ma?en, bevor ich den Umschlag mit einer kindlichen
Neugier ?ffnete. Zum Vorschein kam ein kleines Glasr?hrchen, gef?llt mit
einer violetten Fl?ssigkeit, die sehr an eine Parfumprobe erinnerte. Um
was es sich allerdings genau handelte, stand auch dort nirgends
verzeichnet. Die Idee, dass dies etwas mit den St?ckelschuhen zu tun
haben konnte, kam mir in diesem Moment noch nicht und so runzelte ich
einfach nur die Stirn und warf einen weiteren Blick in den Umschlag.
Dort befand sich ein einfach gefaltetes Blatt Papier. Vorsichtig legte
ich das R?hrchen beiseite und ?ffnete den Brief. Den Kopf zierte ein
golden eingestanzter Schriftzug mit den geschwungenen Worten "Haus
Blaustein". Eine Adresse war auf den ersten Blick aber nicht zu sehen.
Der Rest des Schreibens war Hand geschrieben mit blauer Tinte und machte
alles in allem einen sehr edlen Eindruck.
"Meine liebe Sabine!" begann er und in diesem Moment wurden meine Augen
sogleich gr??er und mein Herz ?berschlug sich in meiner Brust. Mit diesem
Namen hatte mich mein Herr damals auf der Gala spontan vorgestellt. Ich
sah, wie der Brief in meinen H?nden zu flattern begann, und musste mich
setzen. Einige Augenblicke lang wagte ich es nicht, weiter zu lesen und
starrte den Brief ungl?ubig an. Doch die Freude, die meine Sinne
urpl?tzlich durchstr?mte, war geradezu berauschend und ich musste ?ber
beide Wangen grinsen wie ein kleines M?dchen. Er hatte mich doch nicht
vergessen... schon damals nicht.
"Ich hoffe, Du erinnerst Dich noch gut an jenen Tag, als Du vor meiner
T?re gestanden und gel?utet hast. Auch wenn ich es nicht pers?nlich sehen
konnte, so hat es mich doch sehr erfreut, als mir von Deinem Besuch
berichtet wurde. Das zeigt, dass Du zu mehr bereit bist, als nur
gelegentlich meine Gespielin zu sein. Und aus diesem Grund m?chte ich Dir
dieses Mal die Wahl lassen, denn sie wird f?r immer sein. Bedenke also
gut, meine kleine Sabine, wozu Du Dich entscheiden wirst. Ein Zur?ck wird
es nicht geben.
Diesem Brief liegt eine kleine Phiole bei, deren Trank Dich f?r Dein
weiteres Leben vorbereiten wird. Solltest Du ihn zu Dir nehmen, musst Du
Dir gewiss sein, dass Du Dich fortan in meine Dienste stellst. Ich werde
Deinen Willen nicht beeinflussen oder gar manipulieren, aber obgleich er
frei ist, so wirst Du ihn ebenso freiwillig dem meinen unterordnen, auf
dass Du mit jeder Faser deines K?rpers und jedem Gedanken mir geh?rst.
Dann wirst Du ein leidenschaftliches Leben ohne Sorgen und N?te f?hren."
Die bestimmte, aber dennoch fast h?fliche Ausdrucksweise, lie?en meine
Zweifel f?rmlich dahin schmelzen. Hatte mich der Herr bei unserer ersten
Begegnung, geradezu grob behandelt, schien er mit jedem weiteren
Zusammentreffen umg?nglicher zu werden. Im Vergleicht dazu wirkte dieses
Schreiben beinahe liebevoll. Vermutlich war es genau diese Art, die mich
keine Sekunde ?berlegen lie?, ob ich es wagen sollte. Offenbar machte er
sich wirklich Gedanken und Sorgen um mich. Und nur allzu gern wollte ich
es ihm danken. Ich wollte ihm eine Frau sein, die er sich w?nscht.
"Solltest Du Dich zu einem solchen Leben entscheiden, dann trinke das
Elixier in einem Zug. Andernfalls wird es seine Wirkung mit
Sonnenuntergang verlieren und Du h?rst nie wieder etwas von mir. Trinkst
Du es aber, so wirst Du Dich sogleich auf den Weg machen zu jenem Ort,
der Dir dann erscheint. Mache Dir keine Gedanken um Deine Kleidung, Deine
Wohnung oder Deinen Besitz. Das alles wird keine Bedeutung mehr f?r Dich
haben.
Auf ein baldiges Wiedersehen,
Dein Herr."
Gleich darauf las ich den letzten Abschnitt ein zweites Mal. Bis zum
Sonnenuntergang waren es noch einige Stunden. Zeit genug, um diese
Entscheidung sorgf?ltig zu ?berdenken. Doch ich wollte nicht mehr
nachdenken. Ich wollte Sabine sein. Seine Sabine. Mit allem, was dieses
Leben mit sich brachte. Egal was.
Mit zitternden Fingern griff ich nach der Phiole und zog den kleinen
Korken heraus. Erschrocken seufzte ich auch, als er mit unerwartet wenig
Widerstand nachgab und durch die ruckartige Bewegung beinahe etwas
versch?ttet worden. Doch es ging noch so gerade gut. Tief durchatmend
suchte ich nach einem Moment der Ruhe und setzte das R?hrchen an meine
Lippen. Dann schloss ich meine Augen und kippte alles - wie befohlen - in
einem Zug herunter.
Zun?chst stand ich einfach da und wartete. Der Geschmack war erstaunlich
mild gewesen. Fast wie ein stark verd?nnter Kr?uterlik?r. Auf jeden Fall
aber hatte ich etwas... nun ja... Spektakul?reres erwartet. Auch sp?rte ich
kein Kribbeln oder gar Krampfen in meinen Gliedma?en. Hoffnungsvoll
schaute ich auf meine H?nde. Sie ver?nderten sich nicht. Ich tastete nach
meinen Br?sten. Auch sie wuchsen nicht. Das Elixier blieb einfach seine
Wirkung schuldig. Verwundert las ich noch einmal den Brief. Dort stand
das Selbe wie vorher... mit einem kleinen Unterschied: Unter der goldenen
Schrift des Briefkopfes war pl?tzlich eine Adresse zu lesen. Wie konnte
ich sie vorher nur ?bersehen haben? Oder hatte ich das gar nicht?!
Der angegebene Ort lag ungef?hr 150 km weit entfernt. Es war eine
mittelgro?e Stadt, von der ich bislang kaum etwas wusste, geschweige denn
von einem "Haus Blaustein". Auch die Stra?e war mir folglich unbekannt.
Doch wie es im Brief gehei?en hatte, schnappte ich meine Jacke und machte
mich ohne gro?e Vorbereitungen auf den Weg. Ein schneller Blick auf die
Uhr verriet, es war gerade f?nfzehn Uhr durch. Mit ein wenig Gl?ck w?rde
ich schon am Abend bei meinem Herrn sein. Ohne Auto konnte ich die
Strecke nur mit der Bahn bew?ltigen, was mein Studententicket jedoch sehr
vereinfachte. Es reichte genau bis zu dieser Stadt und selbst die Busse
konnte ich dort kostenlos benutzen. W?hrend ich schnellen Schrittes zum
Bahnhof lief, schaute ich unterwegs immer mal wieder in ein Schaufenster.
Mein Spiegelbild schien sich noch immer nicht zu ver?ndern. Nach wie vor
sah ich einen jungen Mann, der mit seiner zerzausten Frisur lediglich
etwas gehetzt wirkte.
Das Schickschal schien mir wohlgesonnen. Laut Fahrplan fuhr schon in den
n?chsten zehn Minuten ein passender Zug. Es war zwar einer dieser
langsamen Bummelz?ge, aber wenigstens brauchte man nicht umzusteigen.
Leider stand der Zug am Bahnsteig noch nicht bereit. Man sollte doch
meinen, dass die Bahn in ihrer 100j?hrigen Geschichte irgend wann einmal
gelernt hatte, einen funktionierenden Fahrplan zu erstellen, aber mit
jedem weiteren Jahr schien es blo? noch schlimmer zu werden. F?r
gew?hnlich konnte ich dar?ber gelassen hinweg sehen, aber in diesem
Moment hatte ich das Gef?hl, die Chance meines Lebens zu verpassen.
Ein paar Meter weiter stand eine Frau, die offensichtlich ?hnliche Sorgen
hatte. Lauthals schimpfte sie vor sich hin, als hoffte sie, von einem der
Schaffner erh?rt zu werden, der aber nirgendwo zu sehen war. An ihrer
Hand hielt sie einen kleinen Jungen, der sichtlich gelangweilt zu mir
r?ber schaute. Ich rollte zu seiner Belustigung demonstrativ mit den
Augen und brachte ihn damit zum grinsen. Just in diesem Moment k?ndigte
die Durchsage das Eintreffen des Zuges an. P?nktlich auf die Minute
verlie?en wir den Bahnhof.
Da der Zug jetzt zu Beginn des Feierabendverkehrs schon recht gef?llt
war, blieben nur wenige Pl?tze zur Auswahl. Wie der Zufall es wollte, sa?
ich schlie?lich genau gegen?ber dem kleinen Jungen. Auf die Frage, ob der
Platz noch frei sei, nickte seine Mutter nur stumm und vergrub sich in
einem Buch, dessen Einband nicht gerade ein Meisterwerk der hohen
Literatur versprach. Aber wenigstens ihr wurde die lange Fahrt nicht
langweilig. Mir hingegen kam jede Minute wie eine Ewigkeit vor und jeder
Stopp wie eine reine Folter. Und der Zug hielt wirklich in jedem noch so
winzigen Ort. Ungeduldig schaute ich aus dem Fenster und konnte es kaum
erwarten, endlich wieder die Frau an der Seite meines Herrn zu sein.
Seufzend fuhr ich mit beiden H?nden ?ber meinen Kopf. Erst der verdutzte
Blick des Jungen zeigte mir, dass etwas geschehen sein musste. Hatte er
mich zu Beginn der Fahrt noch freudig bis desinteressiert angeschaut,
stand in seiner Mimik nun eine eindeutige Skepsis zu geschrieben. Als
erste Reaktion antwortete ich ihm mit einem fragenden Blick, doch als ich
meine H?nde sah, bekam auch ich gro?e Augen. Sie waren deutlich d?nner
und zarter geworden und meine N?gel schienen ein kleines St?ck in die
L?nge gewachsen zu sein. Zudem lag ein gl?nzender Schimmer auf ihnen, als
w?ren sie poliert. Auch vom urspr?nglichen Haarwuchs auf den Armen war
nicht mehr allzu viel zu sehen. Hastig wandte ich meinen Kopf dem Fenster
zu und versuchte mein Spiegelbild zu erhaschen. Viel war dort eigentlich
nicht zu sehen, aber ich glaubte, jetzt l?ngere Haare zu haben. Pr?fend
fuhr ich erneut mit den H?nden ?ber meinen Kopf. War das alles nur
Einbildung?
Die Reaktion des Jungen verriet, das es das Gott sei Dank nicht war.
Etwas geschah mit mir. Wenn auch sehr viel langsamer, als bei den letzten
Verwandlungen. Als wir durch einen Tunnel fuhren, erkannte ich im Licht
des Abteils mein Spiegelbild deutlicher. Ich war noch immer ich. Aber
irgendwie nicht mehr so ganz. Jemand, der mich nicht kannte, h?tte
vermutlich seine Probleme gehabt zu sagen, ob ihm nun ein junger Mann
oder eine Frau gegen?berstand. Instinktiv faste ich an meine Br?ste. Sie
waren weiterhin flach, aber die Brustmuskulatur hatte merklich
abgenommen. In diesem Moment war ich weder Mann noch Frau. Ich war etwas
dazwischen. Ein androgynes Wesen, das erst noch geformt werden musste.
Diese Erkenntnis lie? mich erschauern und ich sp?rte eine unglaubliche
Erregung in mir auflodern. Aus mir wurde wirklich wieder eine Frau.
Dem Jungen kam meine Erscheinung offensichtlich h?chst merkw?rdig vor. Er
gab keinen Mucks mehr von sich und presste sich in den Sitz - so weit weg
von mir, wie m?glich. Ich tat so, als m?sste ich gleich aussteigen und
verlie? das Abteil in Richtung Ausgang. Tats?chlich war es bis zum
Zielort nicht mehr allzu weit. Beim Aufstehen bemerkte ich, dass meine
Kleidung weiter geworden war. Beinahe w?re Hose heruntergerutscht und ich
konnte den G?rtel bis zum letzten Loch enger schnallen. Als der Zug
endlich hielt, musste mir zun?chst ein einsteigender Mann den Weg
freigeben. Auch er war sich offensichtlich nicht sicher, ob er sich
wirklich einer Frau gegen?bersah. Er ging aber kein Risiko ein und machte
mir galant Platz. Eine Geste, die mich sogleich err?ten lie?.
Mein n?chster Weg f?hrte mich schnurstracks zum Busfahrplan. Haus
Blaustein lag nicht allzu weit vom Bahnhof entfernt in einem alten
Stadtviertel. Der Stadtplan verriet, dass es sich um eines der gr??eren
Anwesen inmitten anderer Villen handelte. Offensichtlich hatte mein Herr
ein Faible f?r stattliche Herrenh?user und konnte sie sich auch leisten.
Allem Anschein nach w?re ich zumindest gut versorgt in meinem zuk?nftigen
Leben. Nur meine Stellung gab mir noch ein wenig zu denken. Aber das
Denken sollte ich ja eh meinem Herrn ?berlassen.
Der Fahrplan der Busse war leider ziemlich kompliziert gezeichnet und da
mir das Geld f?r ein Taxi fehlte, entschloss ich mich, die zwei Kilometer
einfach zu Fu? zu gehen. Ein Vorhaben, das mit viel zu gro?en Schuhen gar
nicht so einfach war. Immer wieder rutschte meine Ferse aus den
ausgetretenen Sneakers und ich musste sie erst einmal ganz eng schn?ren,
ehe ich z?gig voranschreiten konnte. Als ich nach einer viertel Stunde in
jene Stra?e einbog, die auf dem Brief stand, konnte ich meine Aufregung
nicht l?nger verbergen. Ich zitterte am ganzen K?rper und sp?rte ein
Hochgef?hl, als h?tte man mir ein Aufputschmittel verabreicht. Hatte mein
Herr nicht geschrieben, dass er meinen Willen nicht manipulieren w?rde?
Mein Lustempfinden blieb davon wohl ausgenommen.
Haus Blaustein erkannte ich schon, noch ehe ich die Hausnummer gelesen
hatte. Es war eine gro?e Villa aus blau schimmerndem Mauerwerk. Passend
dazu s?umten gr?nblaue Zypressen das Grundst?ck und lediglich durch das
gro?e Tor am Eingang konnte man einen Blick auf das Geb?ude erhaschen.
Zur Sicherheit schaute ich doch noch einmal auf den Brief und verglich
die Hausnummer. Sie stimmte. Entschlossen dr?ckte ich auf den
Klingelknopf, der im gemauerten Pfeiler des Tores eingelassen war.
Zu meinem Gl?ck ert?nte gleich darauf eine Stimme. Es war leider nicht
die meines Herrn, sondern offenbar die einer Frau. Doch endlich bekam ich
eine Reaktion. "Ja, bitte?"
"Ich bin Sabine!" entgegnete ich mit einer Selbstverst?ndlichkeit, die
mich selbst ?berraschte.
Auch dieses Mal lie? die Antwort nicht lange warten. "Sie werden bereits
erwartet."
Mit diesen Worten begann sich das Tor automatisch zu ?ffnen und ich
schl?pfte hindurch, sobald der Spalt breit genug f?r mich war.
Je n?her ich dem Haus kam, desto gr??er und stattlicher wirkte es. Der
Weg von der Stra?e bis zum eigentlichen Eingang war weiter, als es
zun?chst den Anschein hatte. Neugierig lie? ich meine Blicke durch die
Umgebung schweifen. Auf der anderen Seite des Grundst?ckes kniete ein
G?rtner im Rosenbeet und lie? sich bei seiner Arbeit von dem
Neuank?mmling dabei nicht im Geringsten st?ren. Der Weg war mit glatt
geschliffenen Steinplatten gepflastert, die einen ?beraus kostspieligen
Eindruck vermittelten. Das gesamte Anwesen war akkurat gepflegt. Auf dem
kurz geschnittenen Rasen war kein Laub zu finden und die Str?ucher waren
sorgf?ltig gestutzt worden. Selbst der mit verspielten Ornamenten
gezierte Eisenzaun wirkte nagelneu. In dieses Gesamtbildbild f?gte sich
das saubere Geb?ude nur allzu harmonisch ein. Doch trotz, oder gerade
wegen dieser Perfektion, wirkte alles ein wenig k?hl.
Noch ehe ich die Eingangst?r erreichte, wurde sie bereits ge?ffnet. Eine
?ltere Dame, sch?tzungsweise Ende F?nfzig, in strenger Kleidung stand in
der T?r und schaute mich absch?tzig an. Sie trug eine hochgekn?pfte wei?e
Bluse und einen engen aber langen grauen Rock. Ein breiter G?rtel formte
eine schmale Taille und ihre steife Haltung machte den Eindruck, als
trage sie ein Korsett... was vermutlich auch zutraf. Vor allem anderen
waren mir aber ihre hohen Oxfordpumps aufgefallen. Es waren die gleichen
Schuhe, die ich damals so ahnungslos auf dem Flohmarkt von meinem
sp?teren Herrn erstanden hatte.
"Der Herr wird sich freuen, dass sie eingetroffen sind", meinte die Dame
in einem trockenen Ton und spr?hte dabei nicht gerade vor Charme.
Ich begegnete ihr mit vorsichtiger H?flichkeit und nickte zur Begr??ung.
"Das freut mich ebenso."
Das war nat?rlich stark untertrieben. Innerlich konnte ich mein Gl?ck
kaum fassen. Ohne eine weitere Floskel zu verlieren, bat mich die Dame
herein. Die gro?e Eingangshalle empfing mich mit ihrer k?hlen Luft und
edel gl?nzendem Marmor. Das Dekor hingegen war eher spartanisch gehalten.
Nur eine gro?e Vase mit wei? lackierten ?sten stand in deiner Nische und
ein gro?er Kronleuchter hing von der dar?ber hinaus eher n?chtern
gehaltenen Decke.
"Nehmen sie bitte Platz" sagte die Dame trocken und wies auf den letzten
nennenswerten Gegenstand in dem gro?en Saal. Dabei handelte es sich um
einen altert?mlichen Stuhl in ebenfalls wei?em Lack mit ausladenden Arm-
und einer hohen R?ckenlehne. Als ich mich hinein setze, kam ich mir klein
und verloren vor und in dem gro?en Raum. Und als die Dame mich wortlos
verlie?, verst?rkte sich dieser Eindruck nur noch.
Es ist schwer zu sagen, wie lange ich dort sa?. Offensichtlich wollte
mein Herr mich warten lassen. Jedoch ich wartete gern auf ihn und
lauschte den Ger?uschen, die der gro?e Raum von drau?en einfing. Als sich
in diese Andacht dann die Laute von kr?ftigen M?nnerschritten mischten,
hielt ich aufgeregt den Atem an. Lauter und lauter wurden sie, bis
schlie?lich eine Gestalt in meinem Augenwinkel den Raum betrat. Es war
mein Herr. Seine m?nnliche Erscheinung lie? mich innerlich aufst?hnen vor
Verlangen. Gro?gewachsen und mit einem Alter irgendwo zwischen 40 und 50
Jahren wirkte er in seinem adretten Anzug wie ein wahrer Mann von Welt.
Seine Gesichtsz?ge, waren markant, aber dennoch nicht grob. Seine
Attraktivit?t war mir bislang noch nie so aufgefallen. Ich f?hle mich mit
allen Sinnen zu ihm hingezogen und schaute mit gl?nzenden Augen zu ihm
auf.
"Ah, meine kleine Sabine", sagte er mit einer gelassenen Ruhe und schritt
auf mich zu. Noch ehe ich aufstehen konnte, nahm er meine Hand, zog mich
auf die Beine und f?hrte mich in die Mitte des Raumes. Ich konnte nicht
anders, als es einfach geschehen zu lassen und wagte mich nicht zu
bewegen. Langsam ging er um mich herum und musterte mich eindringlich.
"Oh ja, wirklich eine sch?ne Ausgangsgestalt", kommentierte er meine
Erscheinung und st?tze sein Kinn nachdenklich auf den Handballen. "Was
werde ich nur aus Dir machen?"
Er verhielt sich, als h?tte es die vergangenen Monate nicht gegeben. Als
h?tte er mich erst gestern nach Hause geschickt, sagte er kein Wort der
Begr??ung oder der Erkl?rung. Und ich akzeptierte dies. Ich wusste, dass
ich ihn nicht hinterfragen durfte - was er in dieser Zeit gemacht oder
warum er mich links liegen gelassen hatte. Es war einfach so, wie es sein
sollte. Und als ich seine H?nde sp?rte, die von hinten ?ber meinen K?rper
fuhren, langsam und tastend, verschwanden all diese Fragen aus meinem
Kopf.
Ein Kribbeln fuhr durch meine Glieder und ich konnte die Ver?nderung
deutlich wahrnehmen. Es war kein Ziehen oder gar ein Schmerz - es war
einfach die sp?rbare Feststellung, dass sich meine Taille verschlankte
und mein Becken ausformte. Zugleich ver?nderte sich mein Blickwinkel ein
wenig, was darauf hindeutete, dass meine K?rpergr??e abnahm. Mein Herr
war nun mehr als einen Kopf gr??er als ich und stellte sich vor mich.
"Schau mich an!" befahl er ruhig und schob meinen Kopf mit einer sanften
Ber?hrung am Kinn in seine Richtung. Sein Blick nahm mich sogleich
gefangen und zeigte mir mit dieser Geste unmissverst?ndlich, dass ich
mich nun in seinem Besitz befand.
"Blond oder br?nett?" frage er an sich selbst gewandt. "Oder vielleicht
mittelblond?!"
Mit diesem Entschluss fuhren seine H?nde durch mein Haar und es wurde
dabei l?nger und l?nger. Es f?hlte sich an, als w?rden die Str?hnen aus
meinem Kopf gezogen, war aber ein ?beraus angenehmes Gef?hl. So angenehm,
dass meine Knie weich wurden vor Erregung und meine Sinne einen Moment
lang zu tanzen begannen.
"Es scheint dir zu gefallen, meine S??e", bemerkte mein Herr. "Von nun an
wird jede Ber?hrung eines Mannes deine Lust entfachen. Denn du bist nicht
wie andere Frauen. Du bist meine Frau. Eine Gespielin der Lust und
Leidenschaft."
Seine Worte h?rte ich wie in weiter Ferne und dennoch entf?hrten sie mich
in wilde Phantasien, die wie Blitzlichter immer wieder in meinen Geist
aufflackerten. Bilder von hingebungsvollen K?ssen und im Akt
verschmolzene K?rper von Mann und Frau. Die Erregung lie? mich lustvoll
aufst?hnen und nur der Arm meines Herrn, der sich um meine Taille legte,
hielt mich auf den grazilen Beinen. Seine andere Hand presste sich dabei
fest gegen meinen Schritt und rieb mein Glied einfach weg. Ich war
wortw?rtlich wie Wachs in seinen H?nden, das er formen konnte, wie es ihm
gefiel. Und ich gab mich dem willenlos hin.
Mit einem schnellen Ruck drehte er mich herum und fasste an meine Brust,
die augenblicklich anschwoll. Weiter und weiter begann sich mein Busen
hervor zu w?lben. Mein Herr wollte offenbar eine ?ppige Frau sein Eigen
nennen. Einen Wimpernschlag lang ?berkam mich ein Gef?hl der Angst, als
das ungewohnte Gewicht meine Haltung ver?nderte, aber es fand ein Ende,
ehe es ein unnat?rliches Ma? erreichte. Ein langer, intensiver Kuss
beendete schlie?lich meine Verwandlung und meine Sinne gerieten endg?ltig
ins Taumeln. Ohnm?chtig sank ich in die Arme meines Herrn.
Wie lange ich geschlafen hatte, konnte ich beim besten Willen nicht
absch?tzen. Blinzelnd schlug ich meine Augen auf und schaute an eine
wei?e, mit Stuck umrandete Zimmerdecke. Die W?nde waren mit Tapeten in
einem dezenten zartrosa bis violettem Rosenmuster verziert, die dem Raum
eine feminine, aber nicht kitschige Note gaben. In Mitten dieses gro?en
Raumes stand das Bett, in welchem ich aufwachte. Schlaftrunken versuchte
ich mich zu orientieren und erinnerte mich an das Haus Blaustein. Es
musste wohl eines seiner Zimmer sein. Jedenfalls passte es in das Bild
eines eleganten Herrenhauses, wie im ?brigen die restliche Einrichtung.
An der Wand stand eine Kommode und vor dem mit gro?en Vorh?ngen
geschm?ckten Fenster ein kleiner Tisch mit zwei St?hlen. ?ber allem
thronte in einer Ecke eine meterhohe Vase mit leuchtend roten Rosen.
Ich war mir nicht sicher, ob ich noch tr?umte oder schon wachte. Mein
K?rper verschwand beinahe auf der gro?en Matratze und zeichnet sich unter
der d?nnen Seidendecke formvollendet ab. Es war der schlanke K?rper einer
jungen Frau, deren verf?hrerische Rundungen jeden Mann in ihren Bann zu
schlagen vermochten. Sogar die Brustwarzen hoben sich unter der zarten
Bettdecke hervor und zeugten von einer unterschwelligen Erregung, die
diesem K?rper innewohnte. Meinem K?rper. Sogleich sp?rte ich die wohlige
Lust, die ich als Geschenk meines Herrn bekommen hatte. Unwillk?rlich
glitt meine Hand zwischen die Schenkel und entlockte mir ein leises
genussvolles Seufzen. Oh ja, ich war eine Frau.
Schnell sch?ttelte ich diese l?sternen Empfindungen aus meinem Kopf, ehe
mich der Tagtraum zu sehr der Wirklichkeit entriss. Meinen zarten K?rper
in die Seidendecke wickelnd, lie? ich meine Beine aus dem Bett gleiten
und richtete mich auf. Es war erstaunlich, wie mich diese schlanken Beine
tragen konnten, aber ich war ja selbst nur noch grazil wie eine Feder.
Das lange goldbraune Haar reichte fast bis an meinen Po und fiel leicht
wellig den R?cken hinunter. In dem gro?en Spiegel rechts neben mir
erschien ein feenhaftes Wesen, wie es nur einem M?rchen entsprungen sein
konnte. Unschuldig im Antlitz, aber s?ndig in Gestalt und Form. Ich
sp?rte eine unendliche Dankbarkeit meinem Herrn gegen?ber, dass er eine
solche Traumfrau aus mir geformt hatte.
W?hrend ich mich im Spiegel betrachtete, fiel mir auf, dass ich bereits
Makeup trug. Meine Lippen gl?nzten in einem verf?hrerischen Weinrot und
meine Augen trugen einen dunklen Lidschatten. Alles in allem war es
jedoch nicht ?berm??ig auffallend. Es unterstrich einfach meine betonte
Weiblichkeit, dr?ngte sich aber nicht in den Vordergrund. Auch meine
Fingern?gel waren dunkelrot lackiert und hatten so eben noch eine
alltagstaugliche L?nge. Was immer mein Herr mit mir vorhatte, er wollte
offenbar keine ?berzeichnete M?nnerphantasie aus mir machen.
Bei diesen Gedanken ?ffnete sich die T?r zu meiner Linken und die ?ltere
Dame trat herein.
"Oh sch?n, sie sind schon wach", begr??te sie mich und sparte auch jetzt
mit Nettigkeiten. "Der Herr w?nscht, dass sie sich herrichten f?r den
Tag."
Ohne auf meine Zustimmung zu warten ging sie an mir vorbei und ?ffnete
eine zweite T?r. Dahinter verbarg sich aber kein weiteres Zimmer - wobei
es schon ein richtiger Raum war - sondern ein begehbarer Kleiderschrank.
Vor Staunen fiel mein Kinn nach unten und an diesem Moment konnte ich
nachvollziehen, wie wunderbar ein solcher "Schrank" f?r jede Frau sein
muss. Ich f?hlte mich einfach wie im Modehimmel. Dutzende von Kleidern,
Kost?men und Outfits hingen an der einen, ebenso viele Schuhe standen in
Regal an der anderen Wand. Hinzu kamen Reihen von Schubladen und
Schmuckk?stchen. Wenn das wirklich alles mir geh?ren sollte, so legte ich
mein Leben nur allzu gern in die H?nde meines Herrn.
Ich selbst wusste gar nicht, wo ich zu st?bern anfangen sollte. W?hrend
mich die Dame zur Morgentoilette ins Bad schickte, zog sie zielsicher
eine Schublade auf und holte einen schwarzen BH mit Spitzenbesatz und
einen passenden String hervor. Aus der n?chsten Lade fischte sie ebenso
geschwind einen passend schwarzen Strumpfg?rtel und ein paar hauchzarte,
aber hautfarbende Str?mpfe. All dieses gab sie mir bei meiner R?ckkehr
ins Zimmer mit der knappen Aufforderung: "Das ziehen Sie bitte an."
Ich belie? es bei einem stummen Nicken und tat wie mir befohlen. Meine
Routine im Anziehen von BHs hatte ich noch nicht verloren und es
bereitete mir keine Probleme, meine ?ppige Oberweite in den samtigen
K?rbchen zu verpacken. Slip, Strapse und Str?mpfe waren nicht der Rede
wert. Sie alle passten wie angegossen und schmiegten sich sanft um meinen
K?rper.
Ehe ich mich versah, wurde mir auch schon ein braunes Top vorgehalten,
dessen seidiger Schimmer eine wunderbare Eleganz verstr?mte und sich
ebenso angenehm tragen lie?. Zwar verdeckte es nicht ganz mein Dekollet?,
aber unanst?ndig wirkte es dennoch nicht. Das beige Kost?m, welches mir
die Dame reichte, rundete das Bild einer attraktiven Gesch?ftsfrau
perfekt ab. Der Rock war knielang und somit v?llig alltagstauglich.
Zusammen mit dem taillierten Blazer, betonte er deutlich meine Figur,
stellte sie aber nicht blo?. Letztendlich gab ich eine wunderbar
attraktive Frau ab, die aber nicht den Anschein erweckte, leicht zu haben
zu sein. Im Gegenteil, es haftete mir eine gewisse Unnahbarkeit an, vor
die zumindest ganz schlichte Gem?ter wahrscheinlich eher kapitulierten.
Vollendet wurde dieser Eindruck durch ein paar brauner Pumps mit
Fesselriemchen und einem 11 cm Stilettoabsatz. Und wieder staunte ich
?ber die Passgenauigkeit der Schuhe. Als w?ren sie wirklich nur f?r mich
gemacht. Oder ich f?r sie?
Noch w?hrend ich mein Outfit betrachtete, hing mir die Dame gro?e Kreolen
an die Ohren. Die entsprechenden L?cher hatte ich offenbar auch schon.
Dagegen war der Halsschmuck vergleichsweise schlicht - eine einfache
Kette mit einem kleinen goldenen Kreuz.
Insgesamt hatte es keine zehn Minuten gedauert, bis ich fertig angezogen
war. Mittlerweile war die Schl?frigkeit vollst?ndig von mir abgefallen
und ich konnte wieder einen klaren Gedanken fassen.
"Ich wei? noch gar nicht, wie sie hei?en", fragte ich die Dame
offenherzig.
Sie hingegen schaute mich nur von oben herab an und meinte trocken: "Ich
bin Madame Evelyn."
"Und sind sie so etwas wie die Hausdame?" hakte ich nach. Der Begriff
Zofe war mir dabei ebenfalls in den Sinn gekommen, aber das h?tte
vielleicht eine Beleidigung sein k?nnen.
"Nun, unter anderem ja", antwortete sie tonlos und ahnte wohl, worauf
meine Frage abzielte. "Aber vor allem hat mich der Herr angewiesen, sie
so herzurichten, wie er es m?chte."
Mit anderen Worten, ich hatte ihr zu gehorchen, auch wenn sie eher wie
meine Kammerzofe auftrat.
"Daf?r danke ich ihnen", sagte ich und meinte es wirklich ernst. Und zum
ersten Mal konnte ich ihrem Gesicht den leisen Anflug eines L?chelns
erkennen, das aber sogleich wieder verschwand. Doch es gen?gte, um eine
gewisse Sympathie ihr gegen?ber aufkeimen zu lassen.
"Dann w?ren sie soweit", beendete Madame Evelyn die Ankleideprozedur mit
dem Hochstecken meiner Haare. Anschlie?end wies sie mir den Weg nach
drau?en auf den Flur. Sie selbst folgte mir und unser beider Abs?tze
hallten in der Weite des Raumes laut wieder. Kurz bevor wir die Treppe
der Eingangshalle erreichten, hielt Madame Evelyn mich mit einem ruhigen
"Bitte hier herein" zur?ck und ?ffnete mir eine T?r zu einem Nebenraum.
"Danke", sagte ich freundlich und trat hinein. Der Raum war ebenso gro?
wie mein Zimmer, aber weit weniger feminin eingerichtet. Zusammen mit
einem n?chternen schwarzen Schreibtisch mit milchiger Glasplatte und
einer Reihe Aktenschr?nke und Wandregalen, ergab es ein klassisches
Gesch?ftszimmer ohne gro?e Spielereien. Direkt hinter diesem Schreibtisch
sa? mein Herr, der mich mit einer Geste zu sich herwinkte, dabei aber
nicht von seinem Computer aufschaute.
"Bleib da stehen, Sabine", befahl er kurz und knapp, als ich den Stuhl
auf der anderen Seite seines Schreibtisches erreichte. Und ich gehorchte.
Egal, was er auch machte, ich wusste, dass ich selbstverst?ndlich zu
warten hatte. Er tippte noch etwas in seine Tastatur, schloss dann das
Dokument auf seinem Bildschirm und stand auf. Seine Blicke hefteten sich
an meinen K?rper, w?hrend er langsam um den Schreibtisch herum auf mich
zuging.
"Du bist mir wirklich gut gelungen", lobte er sich, was mich aber ebenso
stolz machte. "Jetzt m?ssen wir dich nur noch in deiner Rolle als Frau
unterrichten."
"Ich m?chte ihnen in jeder Hinsicht eine Frau sein, wie sie sie sich
w?nschen, mein Herr", versprach ich ihm.
"Das wei? ich doch, meine Kleine", meinte er mit einem am?sierten
Schmunzeln auf den Lippen. "Aber wei?t du auch, was ich von meinen Frauen
wir Dir verlange?"
Bei dieser Frage sp?rte ich, wie mir die Verlegenheit rot ins Gesicht
schoss, denn ich musste mir eingestehen, dass ich es nicht wusste. Mein
Schweigen gen?gte meinem Herrn offenbar schon als Antwort.
"Nun, Du bist ja keine Frau wie jede andere", begann er. "Deine
Vorstellungen sind von Klischees gepr?gt, die es im wahren Leben so nicht
gibt. Frauen sind keine lustgesteuerten Wesen, die es sich zur
Lebensaufgabe gemacht haben, einem Mann zu gefallen. Sie ordnen sich
nicht bedingungslos einem anderen Willen unter, um seine Zuneigung zu
bekommen."
Was wollte er mir damit nur sagen? Wollte er gar nicht, dass ich mich ihm
unterordne und gehorche?
"Zumindest nicht in erster Linie", sagte er leise an mein Ohr gebeugt und
mir fiel ein Stein vom Herzen. "Aber wie ich schon einmal erw?hnte: Du
bist nicht wie andere Frauen. Du, meine kleine Sabine, wirst eine Frau
sein, wie M?nner sie sich in ihren geheimsten Tr?umen w?nschen. Weiblich,
gef?gig und gelenkt von leidenschaftlicher Hingabe. Es war deine
Entscheidung, eine solche Frau zu sein. Und es war die letzte
Entscheidung, die du f?r dich getroffen hast. Von nun an wirst du nur
noch tun, was ich dir auftrage oder erlaube. Hast du das verstanden?"
"Ja, mein Herr", best?tigte ich brav und nickte leicht dabei.
"Sehr gut, Sabine."
Jedes noch so kleine Lob war wie Balsam auf meiner Seele und begl?ckte
mich. Mit einem zufriedenen L?cheln ging er wieder auf seine Seite des
Schreibtisches und zog eine Schublade heraus, aus der er eine kleine
Schachtel hervorholte.
"Aber wie ich dir auch sagte, werde ich deinen Willen nicht manipulieren.
Wenn du mir folgst, tust du dies freiwillig", fuhr er fort und kam zur?ck
zu mir. "Doch es k?nnte sein, dass deine Angst vor dem Unbekannten dich
daran hindert, dich derart zu verhalten, wie es von dir verlangt wird."
Er ?ffnete die kleine Schachtel und entnahm ihr behutsam einen kleinen
Gegenstand in Form eines abgerundeten Ohrst?psels. "Die Unterschiede
zwischen Phantasie und Wirklichkeit sind manchmal gr??er, als wir
gemeinhin annehmen."
Mit einer sanften Bewegung seiner Hand strich er mein Haar zu Seite und
f?hrte den St?psel in mein Ohr ein. Er verschwand fast v?llig in meinem
Geh?rgang und war offenbar ein kleiner Lautsprecher. "Deine erste Aufgabe
wird sein, mir zu zeigen, dass du auch im Alltag jene Frau bist, die du
vorgibst zu sein."
Vor Aufregung schlug mein Herz schlug bis zum Halse und ich wusste nicht,
ob es Furcht oder Freude war, die mich so nerv?s machte. Was nur wollte
mein Herr, das ich ihm beweisen sollte? Ich war hier. Ich hatte das
Elixier getrunken und wollte f?r immer seine willige Geliebte sein. Warum
nur zweifelte er an mir?
Liebevoll streichelte mein Herr mir die Wange, nachdem der den Stecker in
meinem Ohr fixiert hatte. Dieses Gef?hl war so unendlich z?rtlich, dass
ich mir kaum vorstellen konnte, meinen Herrn zu entt?uschen.
"Keine Sorge, meine kleine Sabine" beschwichtigte er dann auch mein
Gem?t. "Dein gesteigertes Lustempfinden wird es dir leicht machen, deine
Aufgabe zu meiner Zufriedenheit zu bew?ltigen. Du wirst nichts weiter tun
m?ssen, als einen Spaziergang durch die Stadt zu unternehmen. Geh
Schaufensterbummeln und einen Kaffee trinken. Tue einfach Dinge, die eine
Frau eben so macht, wenn sie einen freien Tag und keine Verpflichtungen
hat."
Es sollte also lediglich mein erster Tag in der ?ffentlichkeit werden.
Und ich musste zugeben, es war tats?chlich leichter gesagt als getan,
denn meine attraktive Erscheinung musste die Blicke nur so auf sich
ziehen. Und offenbar sollte ich ganz alleine gehen und mich der Welt
pr?sentieren. Es war ein Gedanke, der mir wirklich ein wenig Unbehagen
bereitete.
"Doch etwas wirst du anders machen, als andere Frauen", verst?rkte er
meine Unsicherheit nur noch mehr. "Du wirst niemals abweisend oder gar
widerspenstig gegen?ber einem Mann sein. Wenn er dich anl?chelt, wirst du
zur?ckl?cheln, wenn er mit dir flirtet, wirst du es genie?en. Mehr noch,
du wirst ihm mit deinem Verhalten zeigen, wie sehr du dich von ihm
angezogen f?hlst."
"Aber, mein Herr...", stotterte ich und konnte den Zweifel an meinen
F?higkeiten nicht mehr unterdr?cken.
"Keine Sorge, meine kleine Sabine", unterbrach er mich ruhig und steckte
eine silberne Brosche an das Revier meines Blazers. "Ich werde immer bei
dir sein und dir sagen, was du zu tun hast." Dabei tippte er schelmisch
an mein Ohr und die Brosche. "Ich werde auch sehen k?nnen, ob du tust,
was ich von dir m?chte."
Dass ich nicht ganz auf mich allein gestellt war, konnte mich nur wenig
beruhigen. Erst jetzt wurde mir so richtig bewusst, worauf ich mich
eingelassen hatte. Ich sollte die Frau nicht nur im privaten Rahmen sein,
sondern eben wirklich auch als eine solche im Alltag auftreten.
Schlie?lich w?rde sich mein Herr nicht vierundzwanzig Stunden am Tag um
mich k?mmern k?nnen und hatte auch nicht die Absicht, mich in mein Zimmer
einzusperren. Ich sollte ein mehr oder weniger normales Leben f?hren,
wenn auch zu seinen Bedingungen. Eine Vorstellung, die mir eigentlich
sehr entgegen kam. Aber leichter wurde dieser Schritt nach Drau?en in die
Welt dadurch nicht.
"Du kannst dich immer sicher bei mir f?hlen, Sabine", sagte mein Herr,
als konnte er meine Gedanken lesen. "Und nun wartet ein Leben auf hohen
Abs?tzen auf dich. Geh und am?siere dich!" Mit dieser Bemerkung schob er
mich bestimmt hinaus und wartet meine Antwort gar nicht erst ab. Sogleich
fiel hinter mir die T?r ins Schloss und ich h?rte, wie mein Herr zu
seinem Schreibtisch zur?ck ging. Da stand ich also. Mehr oder weniger
bereit, um in die gro?e weite Welt hinaus zu gehen und die ersten
Alltagserfahrungen einer Frau zu sammeln.
"Worauf wartest du noch", ert?nte pl?tzlich die Stimme meines Herrn in
meinem Ohr und lie? mich vor Schreck zusammenfahren. "In meinem Flur
wirst du keinen anderen Menschen begegnen. Unten an der Garderobe findest
du eine Handtasche mit allem, was eine Frau wie du ben?tigt."
Eilig setze ich mich in Bewegung und w?re beinahe ?ber die hohen Abs?tze
gestolpert. Obwohl es kein unbekanntes Schuhwerk war, brauchte ich ein
paar Schritte, um mich wieder daran zu gew?hnen. Auch die ersten
Treppenstufen ging ich eher vorsichtig als selbstsicher hinunter. Unten
angekommen ersp?hte ich sogleich die Tasche. Passend zu meinen Schuhen
war sie aus braunem Leder gefertigt und lie? sich bequem ?ber die
Schulter h?ngen. Ein schneller Blick verriet schon einiges ?ber den
Inhalt. Neben den ?blichen Schminkutensilien, wie Puder, Pinsel und
Lippenstift, konnte ich auch noch ein Handy und eine Geldb?rse erkennen.
Wenn ich an die Handtaschen meiner Freundinnen dachte, machte diese hier
einen ziemlich aufger?umten Eindruck. Noch ehe ich nach der Geldb?rse
greifen konnte, meldete sich wieder mein Herr zu Wort.
"Gehe erst einmal zu Fu? in Richtung Innenstadt und gew?hne dich dabei an
die hohen Abs?tze. Die wirst du von nun an immer tragen, wenn du bei mir
oder in der ?ffentlichkeit bist."
"Ja, mein Herr", antwortete ich ohne zu wissen, ob er mich auch h?ren
konnte. Noch einmal holte ich tief Luft und fasste mir ans Herz. Fest
entschlossen, der Welt zu zeigen, wer und was ich war, ?ffnete ich die
schwere Eingangst?r und trat ins Licht.
Ich f?hlte mich wie neugeboren. Alles erschien mir mit einem Male heller
und freundlicher als sonst. Und das lag nicht nur am herrlichen
Altweibersommer, der mit seiner warmen Witterung f?rmlich zum Flanieren
einlud. Ein letztes Mal zog ich meine Handtasche ?ber die Schulter
zurecht und ging los. Eine lose Str?hne, die nicht vom Haarknoten
geb?ndigt werden konnte, fiel m?dchenhaft verspielt ?ber meine Stirn, und
ich f?hlte mich einfach wohl. Da wirkten die hochgezogenen Augenbrauen
des Brieftr?gers, der auf der anderen Stra?enseite gerade seiner Arbeit
nachging und in diesem Moment einen Briefkasten verpasste, einfach wie
ein wunderbares Kompliment.
"Gehe nicht so schnell, meine Kleine. Genie?e den sonnigen Tag und
schreite anmutig die Stra?e entlang. Die Leute sollen doch gen?gend Zeit
bekommen, sich an deinem H?ftschwung zu erg?tzen."
Mir war schleierhaft, wie mein Herr meinen H?ftschwung sehen konnte, aber
nat?rlich tat ich wie mir gehei?en. Meine Schritte wurden k?rzer und
ruhiger und ich ging mit Stolz erhobenen Hauptes den B?rgersteig
hinunter.
Immer wieder bildete ich mir ein zu sehen, wie sich die K?pfe der Fahrer
in den vorbeirasenden Autos in meine Richtung drehten. Auch wenn dem
nicht wirklich so war, ich genoss einfach die Vorstellung, die Blicke
fremder M?nner anzuziehen. Soweit hatte mein Herr schon die richtigen
Kn?pfe bei mir gedr?ckt. Als aufreizend gestyltes Girly h?tte ich mich
sicherlich nicht so wohl gef?hlt bei meinem Auftritt. Es war der kleine
aber feine Unterschied, ob man von gierigen Gaffern ausgezogen oder von
ehrlich gemeinten Blicken bewundert wurde.
"Gleich nach links geht es in die Fu?g?ngerzone", h?rte ich in meinem Ohr
und ich wandte meine Schritte sogleich in die besagte Richtung. So fr?h
am Vormittag war noch nicht allzu viel los. Die meisten Leute mussten
wohl arbeiten oder hatten besseres zu tun, als ziellos durch die Gassen
zu bummeln. Wobei das in meinem Falle ja auch nicht stimmte. Mein Ziel
war es, mich als Frau in der ?ffentlichkeit bewegen zu k?nnen. Und das
gelang mir von Minute zu Minute besser. Selbst die hohen Abs?tze lie?en
meine F??e so gut wie gar nicht schmerzen und trugen sich unerwartet
bequem. Meine anf?ngliche Tollpatschigkeit war l?ngst einem sicheren,
aber vor allem eleganten Gang gewichen. Kurzum, nichts verriet, dass ich
bis gestern noch ein Mann gewesen war. Doch das war offensichtlich nicht
unbedingt das, worauf es mein Herr abgesehen hatte.
"Einige Meter vor dir siehst du das Schaufenster eines Gesch?ftes f?r
teure Dessous. Bleib davor stehen und schau dir die Kleidungst?cke
aufmerksam an."
Es war nicht schwer, das Schaufenster zu finden. Die ausgestellten BHs,
Korsagen und Bustiers waren allesamt traumhaft. Allzu gern malte ich mir
in Gedanken aus, wie mir das eine oder andere St?ck wohl stehen w?rde.
Ein Korsett im viktorianischen Stil hatte es mir dabei besonders angetan.
Es war jedes Mal ein tolles Gef?hl gewesen, wie meine Taille eng
geschn?rt wurde.
Als ich nach einer Weile meine Blicke weiter zur Seite wandern lie?,
bemerkte ich wenige Schritte von mir entfernt einen Mann, dem es
offensichtlich schwerfiel, seine Blicke bei sich zu behalten. Er war
vielleicht Anfang Drei?ig und machte in seinem billigen Anzug einen eher
unscheinbaren Eindruck. Demzufolge war er vermutlich ein Sachbearbeiter
in der Buchhaltung und machte gerade Fr?hst?ckspause. Wie er mich dabei
verstohlen betrachtete, konnte ich mir denken, welche Bilder durch seinen
Kopf gingen. Vermutlich unterschieden sie sich nicht gro?artig von
meinen, nur das er ebenfalls darin vorkam. Da wurde mir schlagartig klar,
was hier geschah. Dieser Mann stellte sich vor, wie er Sex mit mir hatte.
In seinem Kopf hatte mich schon bis auf die Dessous ausgezogen und konnte
es kaum erwarten, mich hemmungslos zu nehmen. Fast versch?mt drehte er
sich weg, als ich seinen Blick erwiderte. Und in diesem Augenblick wusste
ich nicht, ob ich das nun als bel?stigend oder schmeichelhaft empfinden
sollte. Es war eine neue Erfahrung, mit der ich nicht so ganz umzugehen
wusste. Ich sp?rte nur mein Herz schneller schlagen und eine ungewohnte
Hitze in mir aufkommen. Wenn dies eine Art der Erregung war, dann war
dies sicherlich der Punkt, an dem ich mich von anderen Frauen
unterschied.
"Wirf ihm ein L?cheln zu, Sabine!"
Ich war hin und her gerissen zwischen dem wachsenden Verlangen in mir und
dem Unbehagen dieser Situation gegen?ber. Mein L?cheln musste wohl alles
andere als verlockend gewirkt haben, jedenfalls lief der Mann mit
hochrotem Kopf davon. F?r mich war es dennoch eher eine Erleichterung.
Meinem Lustempfinden, das mehr und mehr die Kontrolle ?ber mich ?bernahm,
wurde somit die Nahrung genommen. Was nur gut war, denn im Nachhinein
betrachtet war der Kerl n?mlich kein allzu attraktiver Vertreter seines
Geschlechtes.
"Siehst du, Sabine, Deine selbstbewusste Weiblichkeit und Sch?nheit ist
dein bester Schutz. Dessen f?hlen sich viele M?nner nicht gewachsen."
Dennoch war mir nicht wohl bei dem Gedanken, dass schon das schwache
Glimmen der Lust so ein leichtes Spielt mit meiner Vernunft hatte. Es
h?tte nicht lange gedauert, und ich warf mich einem fremden Mann an den
Hals. Nun, gut - da musste ich wohl einfach mehr auf mich Acht geben und
Beherrschung lernen.
"Nun setze dich in das n?chste Caf? und bestelle dir einen Cappuccino.
Die Geldb?rse hast du als wahre Frau sicherlich schon gefunden."
?ber diese Spitze musste selbst ich schmunzeln. Es sogar irgendwie sch?n,
Ziel der m?nnlichen Sp?ttereien zu sein. War es doch eines von vielen
kleinen Details, die mir zeigten, zu welcher Bev?lkerungsgruppe ich mich
nun z?hlten durfte.
Auch im Caf? blieben mir die Blicke der G?ste nicht verborgen und ich
dachte dar?ber nach, ob ich als Mann eigentlich auch so unverhohlen in
den Ausschnitt der Frauen geschaut hatte. Da ich diese Blicke inzwischen
aber mehr und mehr genoss, machte ich mir deswegen gar kein schlechtes
Gewissen.
"Setz dich ans Fenster."
Ein entsprechender Platz war schnell gefunden, da das Caf? nicht einmal
zur H?lfte gef?llt war. Noch ein wenig zaghaft strich ich meinen Rock
glatt und setzte mich. Die Tasche glitt dabei ?ber meine Schulter und
fiel auf den Boden. Es war eigentlich kein sehr lautes Ger?usch, aber es
reichte aus, um auf sich aufmerksam zu machen.
"Drehe dich ein wenig seitw?rts zum Tisch und schlage deine Beine
?bereinander. Du m?chtest Deine Vorz?ge doch hier nicht vor den
m?nnlichen G?sten unter der Tischdecke verbergen."
Nein, mein Herr, sprach ich in Gedanken und machte es genau so, wie er es
von mir verlangte.
Es dauert nicht lange und eine junge Kellnerin kam, um meine Bestellung
aufzunehmen.
Obwohl sie sehr h?bsch war, nahm ich sie irgendwie nicht mehr als
attraktiv wahr, sondern bestellte lediglich den Cappuccino und lie? meine
Blicke gleich wieder durch den Raum schweifen. Ich ertappte mich dabei,
wie ich die anwesenden M?nner einem nach dem anderen beobachte und
abzusch?tzen begann. Wirkte er attraktiv oder eher weniger? War er
wohlhabend oder schien das Geld knapp zu sein? Und am wichtigsten: War er
Single oder leiert?
All diese Fragen schossen mir mit einer Selbstverst?ndlichkeit durch den
Kopf, dass ich mich ?ber mich selbst wunderte. Waren das nun meine
eigenen Gedanken, oder spielte mir mein Verlangen da einen Streich.
Letztlich blieben meine Blicke an einem ?lteren Mann h?ngen, der mit
seinem eleganten Anzug dem allgemein gepflegten ?u?eren vermutlich j?nger
aussah, als er tats?chlich war. Aber er hatte einen Charme, dem ich mich
irgendwie nicht entziehen konnte. Ohne es bewusst zu tun, legte ich
meinen Kopf ein wenig schr?g und schaute vertr?umt zu ihm her?ber. Als er
dies bemerkte und sich unsere Blicke schlie?lich trafen, sp?rte ich einen
gewissen Triumpf. Er schaute nicht verlegen weg oder ergriff gar die
Flucht. Er hielt meinen Avancen stand und nahm die Z?gel gleich an sich.
Nachdem die Kellnerin den Cappuccino brachte und ich an der Tasse nippte,
prostete er mir mit einem leichten Nicken zu und nahm seinerseits einen
Schluck.
"Reibe ein wenig deine Beine aneinander und zeige ihm, dass du zu mehr
bereit bist, als nur Blicke auszutauschen."
In dieser aufgeheizten Stimmung kam ich dieser Aufforderung nur allzu
gerne nach. Verf?hrerisch lie? ich ein Bein seicht an dem anderen
vorbeigleiten und w?nschte mir, dass der Herr dort am anderen Ende des
Raumes das leise Knistern meiner Str?mpfe geh?rt h?tte. Doch das war gar
nicht n?tig, um ihm eine eindeutige Reaktion zu entlocken. Ohne es zu
merken, rutschte mein Rock ein wenig empor und gab so die Ans?tze meiner
Strapsstr?mpfe preis. Ein Anblick, der offenbar genau seine Vorlieben
traf. Jedenfalls zog er h?chst ?berrascht seine Augenbrauen hoch und
nickte anerkennend.
"Das machst du sehr gut, meine kleine Sabine", folgte auch das Lob meines
Herrn und brachte mein Verlangen zum Kochen. "Er m?chte dich, wie dich
jeder Mann haben m?chte. Genie?e dieses Gef?hl, begehrt zu werden, aber
lass dich nicht allzu sehr gehen. Spiele dezent mit deinen Reizen, ohne
dass du dich gleich allen pr?sentierst."
Auch die Mimik meines Gegen?bers verriet, dass er innerlich durchaus
aufgew?hlt war, jedoch konnte er dies perfekt ?berspielen, so dass es
nicht anz?glich wirkte und den anderen G?sten verborgen blieb. Es war ein
leidenschaftlicher Flirt ohne Worte, doch wir verstanden uns einander nur
allzu gut. Mein Puls beschleunigte sich und ich versp?rte den Wunsch,
mich diesem Mann mit jeder Faser meines K?rpers hinzugeben. Ich wollte
seine N?he sp?ren und seine Lust, die mich erf?llen sollte. Es war, als
h?tte mein Verstand letztlich doch kapituliert und den weiblichen Trieben
die F?hrung meiner Sinne ?berlassen. Da war es schwer, mich im Zaum zu
halten. Ich w?nschte mir, dass der Mann aufstand, zu mir her?ber ging und
mich einfach mitnahm. Doch ehe es soweit kommen konnte, setzte mein Herr
dem Schauspiel ein Ende.
"Siehst du, wie sehr du mit deinen weiblichen Reizen die M?nner locken
kannst? Sei dir dessen stets bewusst, aber auch, dass du nur das tust,
was ich dir erlaube oder von dir verlange. Und diesen Herrn hast du nun
genug unterhalten. Es wird Zeit, weiter zu gehen."
Ein wenig entt?uscht aber nicht unzufrieden, verabschiedete ich mich von
dem charmanten Mann mit einem freundlichen Nicken und bezahlte meinen
Cappuccino. Wie mein Herr mir noch sagte, gab ich der Kellnerin ein recht
hohes Trinkgeld, warf meine Tasche ?ber die Schulter und stolzierte
elegant heraus. Bei den ersten Schritten musste ich ?berrascht
feststellen, dass ich offenbar ein wenig feucht geworden war im Schritt -
zumindest konnte ich keine andere Erkl?rung f?r dieses Gef?hl finden. Es
bewirkte aber, dass mein H?ftschwung noch lasziver wurde als er es auf
den hohen Abs?tzen eh schon war.
"Geh nun ein wenig schneller und zeige den Leuten, wie leicht sich eine
Frau auf hohen Abs?tzen bewegen kann."
Da mein Herr mit nicht gesagt hatte, in welche Richtung ich gehen sollte,
lief ich einfach los die Einkaufsstra?e hinunter. Zun?chst glaubte ich,
die hohen Abs?tze w?rden keine Schwierigkeiten bereiten, aber nun musste
ich doch zugeben, dass sich meine Waden allm?hlich bemerkbar machten.
Immer wieder schrammten meine Abs?tze ?ber den Boden, was einige Herren
dazu verf?hrte, ihren Kopf in meiner Richtung zu drehen.
"Beachte wie du l?ufst, Sabine. Hebe deine Beine ein wenig mehr.
Kreischende Abs?tze sind ein Zeichen von Unge?btheit. Und meine Frauen
sollen auf hohen Hacken ein souver?nes Bild vermitteln."
Auf jeden meiner folgenden Schritte achtend, gelang es mir tats?chlich,
das Schleifen der Abs?tze auf ein Minimum zu reduzieren. Nur noch selten
war ein leises Schrammen zu h?ren, aber es war erstaunlich, wie sehr ich
mich trotz meiner Erfahrung mit hohen Schuhen bei dieser
Schrittgeschwindigkeit konzentrieren musste. Dabei wurde ich von meinem
Busen abgelenkt, der bei jedem Schritt auf und ab h?pfte, dass es mir
schon beinahe peinlich war. Mein Herr wusste wohl, was er tat, indem er
mir ein C-K?rbchen schenkte.
"Und noch ein wenig schneller - du stehst unter Zeitdruck", h?rte ich
?ber meinen Ohrknopf und fragte mich, was mein Herr nun mit mir vorhatte.
Erneut erh?hte ich den Takt der klopfenden Abs?tze auf den
Pflastersteinen, bis ich kurz vorm Rennen war. Ich konnte im Augenwinkel
die Gesichter der Passanten erkennen, die dich gegenseitig fragten, warum
die Frau dort es wohl so eilig hatte. Ich schaute einfach geradeaus und
achtete weiter darauf, trotz der Eile eine gewisse Anmut in meinen
Bewegungen zu erhalten. Mittlerweile meldeten sich nicht nur meine F??e
zu Wort, auch meine Ausdauer lie? zu w?nschen ?brig. Jedenfalls konnte
ich mich nicht daran erinnern, jemals so schnell aus der Puste geraten zu
sein.
"Gehe rechts in die U-Bahn-Station", erl?ste mich mein Herr. W?hrend ich
die Stufen hinunter tippelte, folgten weitere Anweisungen. "Nimm die Line
A in Richtung Gewerbegebiet. Einen Fahrausweis findest du in deiner
Geldb?rse."
Zum Gl?ck war die U-Bahn besser ausgeschildert als der Bus und ich fand
die entsprechende Station auf Anhieb. Inzwischen war es gegen Mittag und
hier unten waren deutlich mehr Menschen unterwegs, als oben in der
Fu?g?ngerzone. Viele kamen wohl gerade aus der Mittagspause und wollten
sich in der Stadt eine Kleinigkeit zu Essen besorgen. Oder andere waren
schon wieder auf dem Weg zu ihrer Arbeitsstelle. Auch M?tter mit Kindern,
die gerade aus der Schule kamen, waren ?berall zu beobachten. In dieser
Menschenmenge wurde es schwer, nicht hin und wieder mal eine andere
Person leicht zu tuschieren. Dass der andere in solchen F?llen meiner
Entschuldigung aber zuvor kam, war wieder einmal ?beraus schmeichelhaft.
Bevor die Bahn eintraf, kramte ich in meiner Handtasche nach den Ausweis.
Nat?rlich vertraute ich meinem Herrn, dass er wirklich dort war, aber es
war etwas anderes, das mich brennend interessierte. Denn da stand er -
mein Name: Sabine Marien.
Unwillk?rlich zog sich ein freudiges Strahlen ?ber mein ganzes Gesicht.
Damit war es also offiziell. Ich war Sabine Marien. Ob mein Herr ebenso
diesen Nachnamen trug, konnte ich leider nicht sagen. Ich wusste ja nicht
einmal seinen Vornamen. Aber ich w?nschte es mir so sehr.
In der Gl?ckseligkeit meiner Gedanken ert?nte die Stimme meines Herrn.
"Wenn die Bahn eintrifft, wirst du hineingehen, dich aber nicht setzen.
Ein Platz sollte um diese Zeit eh nicht frei sein. Und sollte man dir
einen Sitz anbieten, lehnst du freundlich ab. Wenn m?glich, stellst du
dich in den Eingangsbereich gegen?ber der T?r. Und Sabine..." Es folgte
eine kleine aber bedeutungsschwere Pause. "...egal was unterwegs passiert,
du wirst es geschehen lassen. Mehr noch: Du wirst dir nichts anmerken
lassen und es ohne eine Regung ertragen. Und vergesse nicht, was du bist.
Du bist meine Frau, und als solche der Hingabe und Wollust verpflichtet."
In meinem Kopf ?berwarfen sich die Gedanken. Zum ersten Mal an diesem Tag
hatte ich wirklich Angst davor, was mich erwartete. Meine Vernunft hatte
nun die Oberhand und entwarf eine Reihe von Szenerien, die selbst mein
Lustempfinden nicht hervorlocken konnten. Es fehlte nicht viel, und ich
h?tte in einer vorschnellen Reaktion auf dem Absatz kehrt gemacht und
w?re gegangen. Aber der just in diesem Moment einfahrende Zug lie? die
Leute nach vorn an den Bahnsteig str?men und vereitelte so meine Flucht.
Mit pochendem Herzen stand ich inmitten der Menschentraube und musste
ansehen, wie die Einstiegst?r direkt vor mir hielt und sich gleich darauf
?ffnete. Ehe ich mich versah, schwamm ich im Sog der Masse in den Zug und
steuerte geradewegs auf den letzten freien Raum zu, der eigentlich f?r
M?tter mit ihren Kinderwagen gedacht war. Aber in dieses Gedr?ngel hinein
wagte sich wohl kaum jemand mit einem S?ugling im Schlepptau. Der Zug war
mehr als nur ?berf?llt. Nachdem sich auch der letzte Passagier in den
Waggon hinein gequetscht hatte, brauchte die T?r drei Anl?ufe und eine
Durchsage des Schaffners, dass man doch bitte die Lichtschranke
freir?umte, ehe sie sich schlie?en konnte. Ich selbst stand ebenso eng
gedr?ngt zwischen einer Reihe von M?nnern, die bis auf die inzwischen
?blichen schnellen Blicken kaum Notiz von mir nahmen. Trotz meiner hohen
Abs?tze ging ich in der Menge eh beinahe verloren. Es war so voll, dass
man eigentlich keine Bef?rchtungen zu haben brauchte, beim Anfahren des
Zuges zu irgendeiner Seite zu kippen, aber ich ergriff da doch lieber zur
Sicherheit eine der Halteschlaufen, die von einer Deckenstange
herunterhingen.
Ein leichter Ruck fuhr durch den Waggon, als sich der Zug in Bewegung
setzte und schnell Fahrt aufnahm. Bislang hatte ich unter so viele
Menschen noch nie eine Art Unbehagen oder gar Platzangst bekommen, aber
nach der Ank?ndigung meines Herrn wusste ich einfach nicht, was mich hier
erwartete. Angestrengt lauschte ich nach weiteren Anweisungen oder
Erkl?rungen, aber seit Betreten des Zuges war die Stimme in meinem Ohr
verstummt.
Zum zweiten Mal hielt der Zug. Jedes Mal waren mehr Leute zugestiegen und
fanden wider Erwarten tats?chlich noch eine Nische, in welche sie sich
hineinzw?ngen konnten. Bislang war aber noch nichts Besonderes passiert.
Zwar beschlich mich einmal den Eindruck, als w?rde sich ein Mann
absichtlich eng an meinem K?rper vorbeischmiegen, doch eine
weiterf?hrende Situation entwickelte sich nicht daraus. Erneut lie? mein
sensibles Lustempfinden nicht lange auf sich warten und machte es mir
schlicht unm?glich, diesem Mann b?se zu sein.
Nach der vierten Station war es hier im Inneren dann so eng, dass die
Leute auf dem Bahnsteig vor der T?r stehen blieben und lieber auf den
n?chsten Zug warteten. Ob die zahlreichen K?rperkontakte aus Absicht oder
aus Versehen heraus geschahen, konnte ich beim besten Willen l?ngst nicht
mehr sagen. Doch dann vernahm ich eine Ber?hrung, die sich deutlich von
den bisherigen unterschied. Irgendjemand stand hinter mir und machte sich
gerade daran, langsam meinen Rock empor zu schieben. Eine Hand hatte er
dabei um meine Taille gelegt, mit der er mich langsam, aber
unmissverst?ndlich an sich zog.
Jede andere Frau h?tte sich in einer solchen Situation vermutlich
reflexartig umgedreht und dem unversch?mten Perversling eine Ohrfeige
gegeben. Ich jedoch war vom Befehl meines Herrn, der sich augenblicklich
in meine Erinnerung rief, wie gefesselt. Immer h?her wanderte mein Rock -
Zentimeter um Zentimeter, und schon f?hlte ich eine raue Hand sich
zwischen meine Schenkel oberhalb der Str?mpfe legen. Der hei?e Schauer,
der daraufhin durch meinen K?rper schoss, lie? meine Lust hell auflodern.
Unbewusst k